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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1882
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- Deutsch
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204, 4. September. Nichtamtlicher Theil. 3703 Erhaltung; jedoch unter der Bedingung, daß die Verleger sich endlich ermannen und sagen: Bis hierher und nicht weiter! Die übrigen Thesen, die ich auch noch kurz berühren will, legen ja den Verlegern klar vor Augen, welche Ziele die Schleuderei verfolgt; wer da nicht sicht, was vorgcht, der ist blind. In der II. These findet Hr. Strauß den jetzt üblichen Rabatt für zu hoch; rationell betriebene Sortimente hätten mit der Hülste genug. Zu dieser These gehört eine recht eingehende oder gar keine Antwort. Ich bin vorläufig für Letzteres. Die folgenden Thesen, welche von Veränderungen im Verkehr und Rechnungswesen handeln, lasse ich theilweisc unberührt. Die Einrichtung mag kommen wie sie will, das Sortiment muß den größten Theil der Spesen tragen. Wegen der Art und Weise, wie die Verleger die ihnen zukommenden Gegenwerthe für ihre Sen dungen regulirt haben wollen, streite ich nicht; das ist ihre Sache; mögen sie beliebig baar oder in Rechnung liefern. Nur bin ich der Meinung, daß es genügt, wenn die Abrechnung jährlich einmal geschieht und die Rechnung pünktlich ausgeglichen wird. Die hohen Rabatte für Concurrcnzartikel sind schädlich, das bestreite ich nicht. Es wäre daher sehr heilsam, wenn kein Lexikon, kein Wörterbuch, kein Brehm's Thierleben, kein Atlas, überhaupt kein gangbares Buch mit mehr als 25 U Rabatt geliefert würde. Denn diese Ar tikel sind das Futter für die Schleudcrer, so lange anderseits die Preise gehalten werden. Die Preise solcher Werke können ent sprechend ermäßigt werden; dagegen ist eine Kürzung des Rabatts aus I2iü gp und die Kürzung des Rabatts bei Commisfionsartikeln um etwa 10 A> eine Forderung, die aus Unkenntniß der Verhältnisse beruht oder andere Ziele verfolgt, als der Gesammtheit zu dienen. Diese Forderung steht in enger Beziehung zu den anderen. Die Verleger sollen nur mit Sortimentern in Verbindung bleiben, deren Absatz die Führung eines laufenden Contos lohnt; die anderen sollen von einem nahe gelegenen größeren Sortiments geschäfte mit 5H> Ausschlag beziehen. Ach, wie gemächlich! Kommt es nicht bei allen großen und soliden Sortimentsgeschästen vor, daß der Absatz wechselt? Hat Hr. Strauß nicht auch manchmal an größere Verleger verhältnißmäßig kleinere Saldi zu zahlen? Neu entstehende Geschäfte wären nach dieser Theorie aus ihre größeren Nachbarn angewiesen; Novitäten sollen nur in berechtigten Aus nahmefällen, selbstverständlich an die großen Schleuder» gegeben werden. „Der Zwang des Ladenpreises ist ein Unding", sagt Hr. Strauß, und jeder Sortimenter soll soviel nehmen, als er haben muß oder vom Publicum glaubt erlangen zu können. Der Sortimenter soll sich allmählich daran gewöhnen, seinen Absatz durch Kataloge und Prospecte im weitesten Umkreise seines Bezirkes zu sorciren. Hr. Emil Strauß hat seinen Bezirk in dieser Art schon längst bis in den Reg.-Bez. Wiesbaden und weiter ausgedehnt und die dasigen Buchhändler durch hohe Rabattofferten bedrängt. Wenn z. B. Bonner Schleudcrer durch Erbschaft oder sonstwie in den Besitz der Mittel gelangten, um ohne entsprechenden Verdienst die Schleu derei sorciren zu können und den Absatz der anderen rheinischen Handlungen so zu verringern, daß nur die Bonner noch die Größen bilden, die auf die berechtigten Ausnahmen des Novitätenbezugs Anspruch haben, dann wäre ihre Zeit gekommen, die bedrängten Kollegen in Schutz zu nehmen und ihnen zuznrusen: Kommt her Ihr Mühseligen und Beladenen, wir liefern Euch mit 5 gp Aufschlag und lehren die Verleger, was zu ihrem Heile und Nutzen dient. Der Plan ist sehr gescheidt. Nachdem einige große Schleuder» ihren Wirkungskreis über das ganze Deutsche Reich ausgedehnt, grasen sie die ganze fette Weide ab, und was die armen Arbeits bienen noch auf den Stoppeln sammeln, fällt ihnen nachträglich mindestens theilweisc auch noch in den Schoß. Die vielleicht wohlgemeinten, aber unverständigen Vorschläge des Hrn. Strauß sind geeignet, den Bestrebungen für Erhaltung eines anständigen und solide» Buchhandels entgegen zu wirke»; sie sind geeignet, vom Ziele abznlenkcn und zu verwirren. Er geht sehr radical vor mit der Umgehung Leipzigs. Wenn die Verleger direct an die großen Schleuder» liefern und die kleineren Sortimenter von diesen beziehen, braucht man die Thesen nicht an die Börse zu schlagen, dann ist die Börse überflüssig. Die Saldi können dann auch direct bezahlt oder, wie Hr. Strauß will, pr. Tratte zu be liebigen Zielen erhoben werden. Hr. Strauß erwartet selbstver ständlich nach These III. und VI., daß die Verleger nur an die Großen franco liefern; ich habe den Glauben, daß sich nicht viele Verleger zu einer solchen Reform verstehen, und vertraue immer noch der wachsenden besseren Einsicht, hoffend, daß die Meisten es als der Sache dienlich erachten, die Organisation aufrecht zu erhalten, und es als Ehrensache ansehen, ihre Ladenpreise zu schützen. Ich bleibe dabei, es ist für den Buchhandel nicht ersprießlich, mit dem Trödler, der in allen Fällen soviel für seine Waare nimmt, als er vom Publicum bekommen kann, auf gleicher Linie zu stehen. Die Schleuderei außerhalb Leipzigs, die hier jedoch ihren Halt hat, schädigt ja jetzt mehr als die paar Leipziger, die über die Grenze gehen; dennoch liegt der Schwerpunkt der Calamität in Leipzig. Die Befürchtung, daß doch alle Maßregeln umgangen würden, theile ich nicht. Wenn z. B. eine gewichtige Berlagssirma erklärte, daß sie da, wo sie ihren Verlag nicht geliefert haben will, bei eintretenden Mißbräuchen von Zetteln nicht nur mit der Firma, welche sich eines Mißbrauchs schuldig machte, jeden Verkehr ab brechen werde, sondern auch mit deren Commissionär, falls derselbe auf Vorhalt die Commission nicht anfgibt, und nötigenfalls mit seinen sämmtlichen Committenten, so lange sie durch denselben ver treten sind, so gäbe dies einen wohlthuenden Schrecken unter der anrüchigen Gesellschaft. Hr. Strauß hat durch seine Thesen Stoff für die Verbands- Versammlungen gegeben und derselbe wird wohl auch in Cöln am 3. Septbr. zur Verhandlung kommen; denn in diesem Kreise ist die Schleuderet vorzugsweise im Schwange. Hoffentlich ermuthigen die Vorschläge des Hrn. Strauß zu neu» Rührigkeit in dem Kampfe gegen die Schleuderei. Wiesbaden, den 26. August 1882. Chr. Limbarth. Zur Misere im heutigen deutschen Buchhandel. Was ist nicht schon alles über diesen Gegenstand geschrieben und geleitartikelt worden! Ausfällig aber hierbei bleibt, daß dies bisher vorwiegend im Interesse des Sortiments zu geschehen pflegte; wäre es nicht an der Zeit, auch einmal die Kehrseite der Medaille hervorzukehren? Ist nicht auch der Verleger zu klagen berechtigt? Erstes Grundübel: Ilebersüllung an Sortiments- sirmen, mit dem leidigen Gefolge ungenügend geschulter Hilfs kräfte, jenen bedenkliche» Lehrlingspressen entstammend, deren aus falscher Sparsamkeit beruhende Existenz schon so oft Gegenstand öffentlicher Rüge war. Während dem Verleger ernsterer Richtung früher ein Verkehr mit 600 Firmen genügte, sieht er sich jetzt einer Anzahl von 3000 gegenüber gestellt — wie schwer ist es nicht, unter dieser Menge die Spreu vom Weizen zu scheiden? Hat nicht jede, auch die kleinste Winkelfirma warme Empfehlung gefunden? Zweites Grundübel: Uebcrproduction im Verlage selbst. Da für jene 3000 Firmen nur schwer ein ausreichendes Sortimentsarbeitsseld zu finden ist, liegt es da nicht ziemlich nahe, daß unter jener Menge auch eine ganze Reihe sich den,, wenn auch nur scheinbar, bequemen Gebiete des Verlags zuwendct? 520*
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