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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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Nichtamtlicher Teil. 6545 ^ 198, 27. August 1903. der »die ganze Bevölkerung durchdringenden, überall indivi dualisierend vorgehenden Kleinarbeit« (S- 8). Der Verfasser hebt das aleatorische Moment in der Buchproduktion hervor, das allerdings auch anderen Pro duktionszweigen eigen sei. Um dieses Moment auszufchalten, habe man die Produktion einem Unternehmer überlassen, dem Verleger, der alle Kapitalaufwendungen mache und die Mil produzenten, Drucker, Papierhändler, Buchbinder abfinde. Ob hierdurch die Stellung des Verlegers im Produktions prozeß des Buches genügend erklärt ist, will mir zweifelhaft erscheinen, ebenso ob man es ein Abwälzen eines Teils der Produktionskosten auf die Konsumenten nennen kann, wenn die Bücher, wie es früher geschah, roh ausgegeben wurden und die Fertigstellung zum Gebrauch dem Käufer überlassen blieb. Meines Erachtens läßt sich die Stellung des Ver legers viel ungezwungener aus dem geschichtlichen Werdegang, aus der Teilung von Betrieben, die bei Erfindung der Buchdruckerkunst von einem einzelnen ausgeübt wurden, erklären. »Bei allen Waren aber ... ist der Absatz in hohem Maße abhängig vom Verkaufspreise.« (S. 12). Dies ist eine Wahrheit, die zweifellos ist, ihre Übersetzung in die Praxis ist aber gerade das große Problem, das jeder Verleger zu lösen trachtet. Der Erfolg erst zeigt, ob er es gelöst hat, oder nicht. Der Buchhandel und seine Organisation. »Der Buchhandel ist ein ansehnlicher Zweig der Com- mercien. Zur Aufnahme des Buchhandels hat man keine andere Maßregeln zu ergreifen nöthig, als diejenigen, welche man überhaupt zur Beförderung der Commercien zu nehmen hat. Diese kommen darauf an, daß der Handel mit Landeswaaren getrieben werde, daß die Waaren gut und tüchtig ser>n und daß sie wohlfeilen Preises gegeben werden. Denn dieses muß die Käufer reizen. . . .« Mit diesen Worten aus dem VII. Band der Krünitzschen Encyklo- pädie (1776) leitet der Verfasser dieses Kapitel ein. »Recht hausbackene Weisheit!« ruft der Verfasser aus, und ich füge hinzu: »Goldene Worte!« »Recht hausbackene Weisheit«, die der Verfasser aber aus dem Staube des 18. Jahrhunderts herausholen muß, nachdem in den letzten Jahren auf Ver sammlungen und im »Börsenblatt für den Deutschen Buch handel« so oft versichert worden sei, der Buchhandel sei kein Handel, sondern etwas weit Besseres, Edleres. Mir scheint, daß der Verfasser ungenau zitiert. Mir ist wenigstens ein Ausspruch in dieser Fassung nicht bekannt. Daß der Handel mit Büchern kein Handel sei, dürfte wohl niemand behauptet haben, daß der Handel mit der Ware Buch durch die Natur dieser Ware gehoben werde, wohl eher. Ich wenigstens habe stets Gelegenheit genommen, die Buchhändler darauf hinzu weisen, daß der Buchhandel eben ein Handel sei und sie auf gefordert, die nötigen Schlußfolgerungen aus dieser Tatsache zu ziehen. Recht hat der Verfasser, wenn er behauptet, daß der Buchhandel seine Daseinsberechtigung nur erweisen könne, »wenn er seinen Dienst der gesamten Volkswirt schaft besser und billiger leistet, als es ohne ihn geschehen könnte«. Wir wollen sehen, zu welchen Ergeb nissen der Verfasser hinsichtlich dieses Punktes kommt. Die Grundlage seiner Organisation bilde ein über viele Prvduktionsorte verstreuter Verlag, dem zum Vertriebe das Kommissionsgeschäft und das Sortiment zur Seite stehen. Das Sortiment, der buchhändlerische Kleinhandel, vereinigt in fester Betriebsstätte die Verlagsartikel der einzelnen Ver leger nach Bedarf seiner Kundschaft. Die örtliche Zer splitterung des Verlags in Deutschland ist der geschichtlichen Entwicklung Deutschlands gefolgt und hat freilich ihre Vor teile und Nachteile. Ebenso wie die vielen größeren und Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70- Jahrgang. kleineren Brennpunkte der Bildung, die Deutschland in seinen verschiedenen Universitäten und Hauptstädten besitzt, der Ge sittung vorwiegend günstig gewesen sind, dürste auch die Dezentralisierung des Verlags für die Gelehrtenwelt, wie für den einfachen Bücherleser schon deshalb günstig gewirkt haben, weil sie die Aussaugung der verschiedenen Betriebe durch kapitalistische Großunternehmungen verhindert hat. Bei der eminent persönlichen Natur des Verlagsgeschäfts ist dies sicher ein Vorteil. Bei der Organisation des Buch handels, wie sie einmal ist, kommt es auch nicht in Betracht, ob die Zersplitterung des Verlags etwas größer oder kleiner ist. Sortimentsbuchhandlungen rechnet Bücher nach Schulz' Adreßbuch für 1903 6000, hält aber nach den eignen sonstigen Angaben des Adreßbuchs diese Ziffer für zu niedrig. Ich habe diese Angaben nicht nachgeprüft, da für die Zwecke dieser Betrachtung ihre absolute Richtig keit nicht erfordert wird. Es ist allgemein anerkannt, daß, wie Bücher sagt, »das ganze Deutsche Reich in kurzen Abständen mit Buchhandlungen förmlich durchsetzt ist, so daß jeder Bücherliebhaber seinen Bedarf in nächster Nähe befriedigen kann, umgekehrt aber auch der Absatz- und Kundenkreis für jeden einzelnen Buchhandelsbetrieb außer ordentlich eng gezogen ist«. Bücher betont die schwierige Aufgabe, die der Vertrieb der jährlich erscheinenden über 25 000 Verlagsartikel dem Handel stellt. Bei direktem Verkehr wird der Sortimenter mit 2500 Verlegern, »wenn er die von ihm fast immer gegebene Ver heißung, daß jedes Buch bei ihm zu haben sei, bewahrheiten will«, der Verleger, »wenn er die Voraussetzung erfüllen will, unter der seine Autoren ihm ihre Werke anvertraut haben, daß er sie verbreiten wolle, soweit die deutsche Zunge klingt«, mit 6—7000 Kleinhandlungen verkehren müssen. Handelt es sich um wissenschaftlichen Verlag, so dürsten 500 Verleger die Durchschnittszahl darstellen, mit der ein Sortimenter in Rechnung zu stehen nötig hat, und 2000 Sor timenter dürfte die Höchstzahl sein, mit der ein wissenschaft licher Verlag regelmäßig arbeitet. Bei populärem Verlag, wie auch im Verkehr mit Kolportageartikeln, sind ja andre Betriebsweisen gängig, die ich aber übergehen kann, da ja hier nur über Buchhandel mit wissenschaftlichen Artikeln gehandelt werden soll. »Aber welche Summe von Arbeit, von Risiko bei der Kreditgewährung, von Frachtspesen bei zahllosen kleinen Sendungen!« (S. 19.) Ist es nicht gerade die geschmähte Organisation des Buchhandels, die die zahllosen kleinen Sendungen möglich macht? Durch die Sendung über den Kommissionsplatz werden diese kleinen Sendungen mit einem Minimum von Arbeit und Kosten befördert, während eine direkte Sendung per Post so teuer werden würde, daß die Kosten in gar keinem Verhältnis zur Ware ständen. Wie viele kleine Sen dungen würde aber wiederuni der Verleger an die einzelnen Konsumenten machen müssen, wenn der Sortimenterstand ausgeschaltet würde, welche Summe von Arbeit, Risiko und Porto bei den zahllosen kleinen Sendungen! »In jedem andern Handelszweig mit dezentralisierter Produktion und Distribution pflegen sich Großhandelsunter nehmungen zu bilden, welche die verschiedenen Warensorten verschiedener Produzenten in umfassenden Lagern vereinigen, um von diesen aus den Kleinhandel zu assortieren.« Gewiß ist dies der Fall und auch der Buchhandel kennt solche Unternehmungen, aber nur da, wo sie möglich sind, wo »der individuelle Charakter jedes einzelnen Werks« zurücktritt und die Gattung überwiegt. Dies ist der Fall bei der Volksliteratur, Kochbüchern, Jugendschriften und der gleichen. Für diese gibt es Großhändler, die einLn großen Teil des Kleinhandels zu versorgen pflegen. Aber auch für 869
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