Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1903

9744 Nichtamtlicher Teil. 274, 26. November 1903. Bestellanstalt eingetreten, als diese noch lediglich Austausch stelle für Skripturen war, er hat sich aus einer bescheidenen Stellung emporgearbeitet, hat die ganze Entwicklung der Bestellanstalt mitgemacht und sich das Vertrauen des Vor stands der Korporation in dem Maß erworben, daß dieser Feindt beim Tod seines Vorgängers am 1. April 1877 die Leitung der Anstalt übertrug. Und dieses Vertrauen hat Feindt in vollstem Maß gerechtfertigt. Mit eindringendem Verständnis hat er an der Ausgestaltung unsers Verkehrs instituts mitgearbeitet, und mit nie versagendem Eifer und größter Treue hat er seines verantwortungsvollen Amts gewaltet. Schweren Herzens mußte der Vorstand den be währten Mann im Jahre 1899 wegen unheilbaren Leidens, von dem ihn nun der Tod im Alter von erst 59 Jahren erlöst hat, pensionieren. Sein Andenken wird bei uns stets in Ehren bleiben. Die Zahl der Mitglieder der Korporation beträgt gegenwärtig 211, fünf weniger als im Vorjahr. Der Bestell anstalt gehören zurzeit 495 Mitglieder an. Lassen Sie mich auch diesmal unfern Bericht mit dem Wunsch schließen, daß dem Berliner Buchhandel in dem kommenden Jahr eine ungestörte und gedeihliche Entwicklung beschicken sein möge. Kleine Mitteilungen. Warenverkehr mit dem deutsch-ostafrikanischen Schutzgebiet. — Im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 274 vom 21. November gibt der Reichskanzler die Zollverordnung für das deutsch-ostafrikanische Schutzgebiet bekannt. Wir entnehmen dem umfangreichen Aktenstück den folgenden Paragraphen: Posts endungen. 8 31. Die mittels der Reichspost in Paketen ein- oder ausgehenden Gegenstände müssen mit einer schriftlichen Inhaltserklärung versehen sein, welche den Vorschriften des Weltpostvereins für den internationalen Paketverkchr zu entsprechen hat. Bei den ausgehenden Paketen haftet der Absender für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhaltserklärung. Die vom Ausland eingehenden Postpakete werden gegen Vorzeigung der Begleit adressen von der Zollstelle des Postbestimmungsortes dem Adressaten oder dessen Beauftragten nach geschehener Revision und Verzollung auSgehändigt. Vriefsendungen sind ohne Rücksicht auf das Gewicht vom Zoll und von jeder zollamtlichen Behandlung befreit. Jugendschriften-Ausstellung. — In der Aula der XVI. Gemeindeschule in Charlottenburg, in der die Buchhandlung H. Golde im Juni dieses Jahres eine außerordentlich lebhaft besuchte Ausstellung von Kunstblättern veranstaltet hat, bereitet dieselbe Firma jetzt eine Ausstellung von Jugendschriften vor, die an den nächsten Sonntagen (29. November und 6. Dezember) von 10—12 und 2—7 Uhr geöffnet sein wird. Vom nordischen Buchhandel. — Betreffend den Anschluß Schwedens an die Berner Konvention machte der »Neue Verlcgerverein- in Stockholm am 23. Oktober eine Eingabe an das schwedische Justiz-Departement, worin u. a. darauf aufmerksam gemacht wird, daß sich die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo der Nachdruck schwedischer Originalarbeiten ohnehin in starkem Maße ausgcübt wird, und das Großsürstentum Finland bisher der Berner Literar-Union noch nicht angeschlossen haben. Cs be stehe Gefahr, daß — für den Fall des Anschlusses Schwedens an die Konvention — beispielsweise in Finland von einem inner halb der Berner Konventionsstaaten erschienenen Originalwerke, für das einem Schweden die Übersetzung autorisiert wurde, eine Übersetzung in schwedischer Sprache desselben Originales zu bedeutend billigerm Preise und möglicherweise auch früher als die autorisierte Übersetzung herausgegeben werde, oder aber, daß die schwedische Übersetzung in Finland einfach nachgedruckt werde. Es sei daher mit den Vereinigten Staaten und mit Finland eine Konvention anzustreben, wonach die Einfuhr schwedischer Über setzungen von innerhalb der Berner Konventions-Staaten er schienenen Originalarbeiten nach Schweden verboten wäre, wie es ähnlich der Fall bei der Tauchnitz-Cdition sei, die in England und dessen Kolonien nicht eingeführt werden dürfe. — Die Gyldendal'sche Buchhandlung (Verlag) und der seinerzeit aus Philipsen's Verlag hervorgegangene -Det nordiske Forlag« in Kopenhagen, die beiden größten Verlagshandlungen Dänemarks, sind, wie hier schon erwähnt, unter der Firma »Gyldendalske Boghandel, Nordisk Forlag- vereinigt und von einer Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 2 400 000 Kronen übernommen worden. Es sind drei Direktoren ernannt worden: der Schriftsteller Peter Nansen für den literarischen Teil, der frühere Direktor des nordischen Verlags Ernst Bojesen und Leutnant A. Bag ge. Bei der Schätzung der beiden Verlage wurde Gyldendal für zwei Drittel und Nordisk Forlag für ein Drittel der ganzen Summe übernommen. — Wie groß das Interesse an Büchern in Island ist, geht schon aus dem Umstand hervor, daß die von einem Lehrer besorgte Übersetzung von -Angell, ein starkes Volk- in einer Auflage von 1500 Exemplaren erschien, was bei einer Gesamt bevölkerung von 80 000 Einwohnern gewiß auffallend ist. Da gegen wurde -Ibsens Peer Gynt« bloß in 30 Exemplaren gedruckt und rasch abgesetzt. Der Preis des Buches war — eine Seltenheit für Island — 100 K. Allerdings gingen die meisten Exemplare an ausländische Bibliotheken. Übrigens ist die norwegische Lite ratur dort sehr geschätzt. So erscheint bereits die zweite Auflage der Übersetzung eines Werks von Garborg; ferner liegen Björn- sons sämtliche Werke, mehrere von Ibsen und eine Menge nor wegischer Gedichte und kleinerer Erzählungen in isländischer Sprache vor. 8. Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. — In der am 11. d. M. unter dem Vorsitz ihres Sekretärs Herrn Wahlen abgehaltenen Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin las Herr Dicls über zwei milcsische Kalender. Vier bei den Ausgrabungen in Milet im vorigen Winter gefundene Bruchstücke von Jnschrifttafeln des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts ge hören, wie Herr Wiegand erkannte, zu zwei öffentlich auf gestellten Kalendern mit Sternphasen und Wetterzeichen. Herr Rehm stellte fest, daß hier zwei verschieden redigierte, nach Meton- Euktemon und andern griechischen, ägyptischen und indischen Astronomen bearbeitete Exemplare von »Steckkalendern« (karaxsA- mata) erhalten sind, bei denen Bronzestifte mit dem bürgerlichen Datum in die noch erhaltenen Löcher des astronomischen Kalenders zu den entsprechenden Tagen beigesteckt wurden. Der Vortragende bestimmte vermittels eines von ihm als zugehörig erkannten fünften Fragments, das bereits 1899 gefunden worden war, daß der eine (von jStasjikrates aufgestellte) Kalender mit der Sommer sonnenwende des Jahres 110 v. Chr. begann. — Der Vorsitzende legte das mit Unterstützung der Akademie herausgegebene Werk llsxioon 8^ropalasstinum. lick. Urick. 8obultbs88. vor. In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretärs Herrn Waldeyer abgehaltenen Sitzung der physikalisch-ma thematischen Klasse las Herr Auwers über vierzehn unbekannt gebliebene Königsberger Zonen. Im Verlauf des Königsberger Zonenunternehmcns sind in der Zeit September 1830 bis Februar 1831 14 Zonen beobachtet, aber von Nessel in die veröffentlichte Sammlung nicht ausgenommen. Nachdem diese Zonen im'ver gangenen Jahre auf der Königsbcrger Sternwarte wieder zum Vorschein gekommen waren, hat der Vortragende eine Bearbeitung ausgcführt, deren Ergebnis in einem Kataloge von 1309 Sternen für Acq. 1825 vorliegt. Darunter befinden sich über 500 sonst nicht in den Königsberger Zonen vorkommende Sterne. — Herr van't Hoff las über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen. XXXIII. Das Auftreten der Kalksalze An hydrit, Glauberit, Syngenit und Polyhalit bei 25". — Ferner las Herr Marburg über die Ozonisierung des Sauerstoffs durch stille elektrische Entladungen. Druckfehlerberichtigung. — In dem Aufsatz des Herrn Rudolf Heinze (Dresden): »Die Zertrümmerung der Sorti ments-Zwergbetriebe- in Nr. 273 d. Bl. vom 25. November muß es auf Seite 9684, Spalte 2, Zeile 13, statt -leistungsfähiger Zwergbetriebe« heißen: »leistungsnnfähiger Zwergbetriebe.- Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Oer Vuebvmrt 1903. Lins litsrarisobs Itunäsebau kür ckas cksutscbs Haus. In VsrbinännA mit einer grossen 2abl anASsebsnsr Vsr- laAsürmsn berausASAeben von Lu§sn Zslssr in Hellbraun. Ar. 8". 176 8. in llmsoblnA. Mt vielen krobsbiläsrn. Üet Loslr in 1903. liStterlrunckiA laarboslr sn OataloAus 1903-1904. Net Nsckev-srbinA van R. IV. 11 cks Vris8 jr., sn Naeo II. äs Leer, bewerbt ckoor I). 8mit, Libliotbsoaris van bst llsssmnseum ts Xmsterckam. Net LoelrvsrsisrinA sn OmsIaAtsslrsninA van ll. VI. 11 cks Viles jr. Visrcks laarAanA. 6r. 8'1 102 u. 95 8. nebst 49 8. XrweiASnanbanA. Nit vielen üorträts u. Lrobe- bilckern. Xmstsräam, I. N. Nsulsnbokk.