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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1906
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- Deutsch
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Unterhaltung« bis 1898, also im ganzen 80 Jahre lang, erschien. Auch dieses Blatt, das mehr der Unterhaltung als der Kritik gewidmet war, erhielt erst durch den neuen Verleger Brockhaus Bedeutung und Lebensfähigkeit. Die Titeländerungen hatten sich infolge von Verboten des Blattes in Preußen nötig gemacht. Uber die weitere Verlagstätigkeit von Friedrich Arnold Brockhaus in Leipzig urteilt der Verfasser, daß seine andern Unternehmungen auf den mannigfachsten Gebieten der schönen Literatur und der Wissenschaft zwar hinter seiner Wirksamkeit als Herausgeber des »Conoersations-Lexikons« (zwei Auflagen) und seiner Journale zurücktreten, aber doch so zahlreich und wichtig waren, daß sie allein die Tätigkeit eines Verlegers hätten ausfüllen können. Außer dem Lexikon noch sechs encyklopädische Werke (darunter Ebert, Allge meines bibliographisches Lexikon), zahlreiche politische, staats wirtschaftliche, staatsrechtliche und sonst die Zeitverhältnisse behandelnde Schriften, biographische und Memoiren-Werke, geschichtliche (Friedrich von Raumer mit zwei Werken), juri stische, philosophische, medizinische und naturwissenschaftliche Literatur kennzeichnen, in übersichtlicher Anordnung vorge führt, die umfassende Tätigkeit von Brockhuus. Die deutsche schöne Literatur und die ausländische Nationalliteratur wurden in der letzten Periode seiner Tätigkeit noch besonders be reichert durch wertvolle und erfolgreiche Verlagswerke. Das Sammelwerk »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahr hunderts« wurde von ihm ins Leben gerufen und noch bis zum fünften Band gefördert. Auf allen Gebieten muß man die geniale und zielbewußte Verlagstätigkeit des Gründers der Firma bewundern, die »in der Hauptsache große, oft schwer errungene, aber wohlverdiente Erfolge hatte«. Wer das oben bereits erwähnte dreibändige ausführliche Werk über ihn studiert hat, wem also das arbeitsreiche Leben des wackeren Mannes in seiner ganzen Größe vor Augen steht, wer die widrigen Schicksale und seine un aufhörlichen Kämpfe gegen Zensur, Nachdruck, für Preßfrei heit und Volksbildung in der für die Geschichte des Buch handels und der Zeit so lehrreichen Darstellung seines Enkels gleichsam miterlebt hat, der dürfte vielleicht auch in diesem, die ganze Geschichte der Firma umfassenden Werk eine breitere Darstellung der ersten Periode erwartet haben. Mit meisterhafter Selbstbeschränkung hat der Verfasser aber aus dem in überreichem Maße vorliegenden, von ihm selbst durchgearbeiteten und ihm daher bis ins kleinste vertrauten Stoff eine knappe, lebensfrische Schilderung des Lebens und Wirkens des Begründers der Firma geschaffen, die dem Rahmen des ganzen Buchs in richtigem Verhältnis an gepaßt ist. Einen gewaltigen Stoff zu bemeistern, ihm in richtiger Abwägung Gleichwertiges und Gleichwichtiges zu entnehmen und dieses zu einer neuen abgerundeten Dar stellung zu formen — eine solche Aufgabe bietet gewiß Schwierigkeiten genug und verlangt ein sachgemäßes, klares Urteil. Dieses hat der Verfasser bewiesen und seinem Großvater auch hier einen würdigen Denkstein gesetzt So lange wie bei dem Begründer der Firma können wir bei Betrachtung der folgenden Perioden leider nicht verweilen, so sehr die Bedeutung der einzelnen Inhaber und ihres Einflusses auf die Entwicklung des Geschäfts das eigentlich erforderte. Der in dem Buch niedergelegte Stoff ist für die Geschäfts- und Bücherkenntnis des Buchhändlers, für den Literarhistoriker und für jeden Geschichtsfreund auf den meisten Seiten so lehrreich, daß eine eingehende Besprechung freilich weit ausholen könnte, ohne zu ermüden. Die nach dem Tode des Begründers beginnende zweite kurze Administrationsperiode der Firma (1823—29) führt seine beiden ältesten Söhne Friedrich und Heinrich Brockhaus auf den Schauplatz. Sie waren nach dem letzten Willen des Vaters dazu bestimmt, sechs Jahre in Gemeinschaft mit dem bewährten Mitarbeiter und Pro kuristen Karl Ferdinand Bochmann das Geschäft für ge meinsame Rechnung der acht Kinder (als Erben) zu leiten. Friedrich hatte in Braunschweig bei Vieweg die Buchdrucker kunst regelrecht erlernt, dann sich auch mit französischen und englischen Druckereiverhältnissen vertraut gemacht und schon zu Vaters Lebzeiten im Oktober 1820 die Leitung der von diesem (1818) gegründeten Buchdruckerei übernommen. Er behielt die technische Seite des Betriebs und die Verwaltung des Grundstücks als sein Arbeitsgebiet, während der jüngere Bruder Heinrich die Leitung der Verlagshandlung, Boch- mann das Kassenwesen und die buchhändlerische Geschäfts führung übernahm. Friedrich arbeitete mit großer Unter nehmungslust an der Vergrößerung und Vervollkommnung der Druckerei, die bei dem Blühen des Verlags immer größere Aufgaben zu bewältigen hatte. Er war der erste Buchdrucker in Leipzig und in ganz Sachsen, der im Som mer 1826 eine Schnellpresse aus der Fabrik von König L Bauer in Würzburg aufstellen und 1834 für die bis dahin durch Menschenhand getriebenen Schnellpressen eine Dampfmaschine bauen ließ, die damals noch mit Holz ge speist wurde. Wegen der teuren Holzpreise in Leipzig hatte König schon 1829 Friedrich Brockhaus den Versuch vorge schlagen, ob seine drei Maschinen nicht mit bedeutendem Vorteil von einem Pferde getrieben werden könnten! Die Buchdruckerei und die bald mit ihr vereinigten andern graphischen Betriebe bildeten stets den Mittelpunkt von Friedrichs Tätigkeit; um ihre Fortentwicklung und Leistungs fähigkeit zu Nutz und Frommen der Firma hat er sich große Verdienste erworben. Nach dreißigjähriger Tätigkeit zog er sich 1849 zurück; 1865 ist er in Dresden, fünfundsechzig Jahre alt, gestorben. Heinrich Brockhaus, bei dem Tode seines Vaters erst 19>/z Jahre alt, wurde bald die eigentliche Seele aller Unternehmungen der Firma und hat in einer über fünfzig Jahre langen segensreichen geschäftlichen Tätigkeit die Firma zu hoher Blüte gebracht. Er war mit seinen großen Geistes gaben und dem regen geschäftlichen Sinn der rechte Mann, das von seinem Vater trotz vieler Widerwärtigkeiten zu großer Bedeutung erhobene Verlagsgeschäft noch weiter auszubauen und seine dominierende Stellung im deutschen Buchhandel zu festigen. Wie sein Vater hat sich auch Heinrich mit Eifer allgemeinen buchhändlerischen und öffentlichen Angelegen heiten gewidmet und sich um die Volksbildung sehr ver dient gemacht. Seinem unermüdlichen Streben fehlte der Erfolg nicht, und auch äußere Auszeichnungen, obwohl er ihnen nicht nachging, wurden ihm in ehrendster Weise zuteil. Besonders erfreuten ihn das Ehrendoktorat der Universität Jena und die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Über sein Leben liegen in einem Tagebuch, das er von 1820—1874 führte, genaueste Aufzeichnungen vor, aus denen auch Auszüge (5 Teile, 1884—87) als Handschrift gedruckt worden sind. Ein von seinem zweiten Sohn Rudolf als Einleitung zu diesem Familiendruck ver faßter Lebensabriß bildet eine weitere Vorarbeit, auf der der Verfasser der Geschichte des Hauses bei Schilderung des Lebensganges seines Vaters und seiner ersprießlichen Tätig keit fußen konnte. Die beste Quelle für ihn waren jedoch seine eignen Erinnerungen an den von ihm hochverehrten Vater, mit dem zusammen er über zwanzig Jahre (1854—74) in schönster Harmonie an der Spitze des Geschäfts stand. Das sympathische Bild, das er von seinem Vater in der zweiten bis vierten Periode der Geschichte des Hauses zeichnet, reiht sich würdig der Biographie seines Großvaters an. Ein ganzer Mann, ein über seine Zeitgenossen hervorragender Buch-
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