Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060207
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190602073
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060207
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-07
- Monat1906-02
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 31, 7. Februar 1906, Fertige Bücher. 1413 Stimmungsbilder der Presse über Chamberlain, Immanuel Kant Der Verfasser der „Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts" tritt soeben mit einem neuen Werke hervor, das, wie jenes, allgemeines Aufsehen bei den Gebildeten und mancherlei Widerspruch bei den Fach gelehrten hervorzurusen geeignet ist. Damals waren es die Historiker, die den „Dilettanten" (so nannte Chamberlain sich selbst mit Stolz) zurechtzuweisen suchten, worauf die schneidige Antwort in der als Sonderheft erschienenen Vorrede zur vierten Auflage erfolgt ist. Dies mal werden es die Philosophen von Fach sein. Es handelt sich um ihr größtes Genie ,, . , Soweit cs sich nach flüchtigem Durchblättern des umfangreichen Werkes und näherer Betrachtung der wichtigsten Abschnitte sagen läßt, ist Chamberlain der Künstler und Schriftsteller, der es wirklich vermag, Kant zum Er lebnis und zur inneren Erfahrung werden zu lassen, Dresdner Anzeiger. Aus indirektem Wege soll in diesem Buche das denkbar höchste Ziel erreicht, dem Leser das Verständnis für die Weltanschauung Kants, für seine intellektuelle Persönlichkeit, für sein Denken erschlossen werden. Es geschieht dies auf dem Wege des Vergleichs mit andern schöpferischen Persönlichkeiten und ihrer „Art zu schauen", wodurch wir mit den inneren Triebkräften der Weltanschauungsbildung bekannt ge macht werden. Indem aber das Denken eines jeden mit dem Kants verglichen wird, erfassen wir scharf und lebendig die Eigentümlichkeiten jedes Einzelnen, vor allem aber die Eigenart Kants selbst, die in plastischer Klarheit am Schluß uns entgegenleuchtet, Straßburger Zeitung. Es kommt zunächst nicht darauf an, ob es dem Schriftsteller ge lungen ist, das Kanlsche System in allen seinen Teilen klar und metho disch darzustellen, sondern lediglich darauf, ob er jedem einigermaßen selbständigen Leser es ermöglicht hat, nun aus sich selbst den Zugang zum Verständnis dieses Systems zu durchschreiten, Chamberlain will nur eine „Einführung in das Werk Kants" geben: er will nur an regen, nur Richtungslinien für das Studium Kants anzeigen, nur große Durchblicke auf die Persönlichkeit und das Werk Kants in dem Urwald der Forschung aushauen, . , Daß Chamberlains Buch geeignet ist, zu solcher Erweckung kräftig beizutraoen, darüber läßt schon die erste flüchtige Bekanntschaft mit ihm keinen Zweifel, Sicherlich werden sich auch an diese neue Kundgebung des Chamberlainschen Subjektivismus wieder manche heftige Erörte rungen in Fachkreisen anschließen, aber ihr Wert als ein geniales, mächtig anregendes und deshalb zur Förderung der Beschäftigung mit Kant in weiten Kreisen beitragen des Geisteserzeugnis wird unbestritten bleiben, Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Dieses Jammerbild von Unwissenheit (Chamberlain) stellt sich mit ge spreizten Beinen vor uns hin und reckt sich und bläht sich , , . unerschöpflich entschweben dem unsinnblütenschweren Erkennlnisbaume Chamberlainscher Begriffsromantik Blumen auf Blumen und begraben mit ihrem phrasen duftenden Schwalle unrettbar den Boden nüchternen Verstandes. Im Kreise von Naturforschern wird solch ein phrasenschillernder Zettelkastenliterat nur Lachen erregen etc, etc. Neue Freie Presse. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. Chamberlains „Kant-Buch" wird seines stark persönlichen Gepräges wegen noch zu scharfen Auseinandersetzungen führen. Vieles Anfecht bare enthält es wohl; das zu widerlegen und zu berichtigen, bleibt berufener Kritik Vorbehalten. Ganz bestimmt aber bleibt, wenn Lob und Tadel erst können abgewogen werden, der Eindruck bestehen, den schon ein flüchtiges Lesen hervorruft, daß wir es mit einer ernsten und in der Hauptsache aufklärenden, imposanten Geistesarbeit zu tun haben, mit einem Kunstwerke, mit dem Buche eines Mannes, der geistreicher Schriftsteller und Gelehrter zugleich ist, mit dem offenen, mutigen Be kenntnisse einer starken Persönlichkeit, Chamberlains „Kant" ist der bisher wertvollste Beitrag zu den Bestrebungen, den Philosophen, dessen „Denken für jeden gebildeten und gesitteten Menschen vorbildliche Be deutung besitzt", zum Gemeingut aller Gebildeten, zu einem „wirklichen Kulturmoment" zu machen. Sein großer, unschätzbarer Vorzug vor anderen mißglückten Versuchen, Kaut zu popularisieren, liegt eben in der eigenartigen, reizvollen und glücklichen Methode, durch die Kant nicht zu uns herabgezogen wird, sondern wir emporgeführt werden zu ihm. Daß das fesselnde Werk „Jmanuel Kant" von Houston Stewart Chamberlain seinen hohen Zweck erfülle, dazu bedarf cs nur der Leser, Möchte es die in großer Menge finden! Magdeburgische Zeitung. Chamberlains extreme und doch feinsinnig-nachempfindende Art regt aber auch zu mancherlei anderen Gedanken an. Er ist heute der einzige psychologisch originelle Biograph, Neben ihm erscheinen all die Autoren, die heute Monographien und Biographien schreiben mit Hof mannsthal an der Spitze, wie stilisierte Zierpuppen, Chamberlain bringt wahrlich keine wohlziselierten Stilblüten, sondern psychologisch nachempfundene Seelenbilder. — Er weiß, daß sich in der Brust eines einzigen gewaltigen Menschen oft bedeutungsvollere Kämpfe entscheiden, als in dem Lärm einer revoltierenden Stadt, Er weiß manches vom Genie, was andern verborgen blieb: Der große Mann ruht auf den Schultern eines ganzen Volkes, die Herzen und die Seelen Tausender pochen in seinem einen, allumfassenden Herzen, Künftige Kämpfe Tausender kämpft er um ein Jahrhundert früher in sich allein. Sein ewiges Kämpfen ist ein ewiges Lösen der sich ihm aufdrängenden Probleme, denn , . , nur für den Seelenlosen gibt es keine Probleme. Und Chamberlain weiß wie nicht so bald einer auf den letzien Herzschlag des genialen Menschen zu horchen und atemlos auf das letzte Ausflackern seines Willens zu blicken. Rheinisch-Westfälische Zeitung. Denn Er (Kant) ist es, der die menschliche Erkenntnis für alle Zeiten vom Dogma befreit hat. I» seinen Werken ist die größte Tat für immer getan, deren die menschliche Erkenntnis für sich und aus sich selbst fähig war. Er hat sie bestimmt und zergliedert in ihren Organen und ihren Funktionen; und klar ist durch ihn, was ihre Richtungen und wo ihre Grenzen sind. Er hat ihre Rätsel gelöst, zugleich mit Denken und mit Anschauung, vor allem mit steter Kritik und Erfahrung arbettend, wie der Naturforscher, der die Geheimnisse der Organe und der Funktionen im Menschenleibe zu entwirren trachtet. Doch die Natur wissenschaft ist immer unvollendet, immer im Fluß; Kants Werk ist getan für alle Zeiten, Und dieses Werk war dennoch nicht weltbestimmend. Heute, hundert Jahre nach dem Tode des großen Mannes, muß sein Evangelist Chamberlain erstehen mit dem einen Gedanken, Kants Lehre durch ein gewaltigere s Evangelium, als je eines geschrieben wurde, zum wahrhaftigen Leben zu erwecken. Neues Wiener Tagvlatl. . (Fortsetzung folgt ) 188
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder