Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850729
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188507298
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850729
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-29
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3524 Nichtamtlicher Teil. ^ 173, 29. Juli. und, indem sie die Begebenheiten einfach und ungeschminkt in Form von Jahrbüchern erzählen, einen wirklich historischen Charakter haben. Nicht minder zeigt sich der Unterschied bei den Reise- bcschreibungen. Während die Erlebnisse des heiligen Brandon noch in vollständigem Fabelstile erzählt werden, haben die folgenden Werke schon bedeutend höheren Wert. Marco Polo berichtet genau über die Erfindungen der Chinesen und ihre Lebensweise; Mande- ville schildert ausführlich die Brutöfen in Ägypten, die Brieftauben, die Bearbeitung der Diamanten, die Sitten und die Religion der indischen Völkerschaften; Breidenbach endlich giebt über Syrien, Arabien, den Berg Sinai, das Leben und die Bedrängnisse der dortigen Christen Nachrichten von einer Wissenschaftlichkeit, die jedem modernen Gelehrten Ehre machen würde. Auf der tiefsten Stufe blieben verhältnismäßig die natur geschichtlichen Bücher stehen, aber auch sie zeigen doch den all mählichen Aufschwung. Während noch Megenbergs »Buch der Natur« fast nur phantastische Fabelwesen, bärtige Weiber, Fisch menschen, sechsarmige Riesen schilderte und überall theologische Betrachtungen einstreute, ist der »Garten der Gesundheit« schon viel sachlicher gehalten, ja, der Herausgeber unternahm eine Reise nach dem heiligen Land, nur um möglichst viel heilsame Kräuter in seinem Buche beschreiben zu können. Von nicht geringerem Interesse wäre es, die Veränderungen kennen zu lernen, die allmählich auch in der Ausstattung der Bücher vor sich gingen; zu sehen, wie der Buchdruck, nachdem er ursprüng lich nur geschriebene Codices nachgeahmt hatte, allmählich zur selb ständigen Kunst sich entwickelte; zu beobachten, welche Gesichts punkte bei der Wahl des Papiers, bei der Jllustrationstechnik, bei der Herstellung des Einbandes befolgt wurden. Vielleicht kann ich ein andermal darüber eingehender berichten. MiScellcn. Das Reineckesche Reproduktionsverfahren. — Für den Buchhandel kann es unter Umständen von bedeutendem Nutzen sein, wenn er defekte Auflagen wieder verwerten kann; — in den meisten Fällen wird einer Verwertung jedoch das Verhältnis in Wege stehen, daß, um eine solche zu bewirken, ein neuer Satz der fehlenden Bogen hergestellt werden muß — ein Umstand, der, wenn die herzustellende Ergänzung nur in einer kleinen Auflage (vielleicht bis 500 Exemplare) nötig ist, den ganzen Gewinn, der bei den Komplettierungen erzielt werden kann, durch die Kostspieligkeit des Satzes in Frage stellt, zuweilen aber, namentlich bei selteneren Typen, einen Gewinn geradezu un möglich macht. Wir erinnern dabei an den sehr teueren tabel larischen oder mathematischen Satz, an Landkarten, an Werke, welche in seltenen, ausländischen Sprachen und Typen gedruckt find, an Zeichnungen (Illustrationen u. s. w.), Urkunden, Bild nisse, Bücher, welche nur noch in einem oder einigen Exem plaren in den Familien, Bibliotheken, Archiven, Museen u. s. w. existieren. Einem solchen Mißverhältnis bietet nun das chemische Re produktionsverfahren, wie es von Herrn Carl Reinecke in Berlin ausgeführt wird, ein wirksames Paroli, und thatsächlich kann der Verleger resp. Besitzer aufatmen, wenn er auch nur ein Exemplar, bisweilen nur eine einzelne Seite, einen Bogen oder einen Band, von dem die Reproduktion genommen werden soll, vorfindet, um dieses Unikum dann in jeder beliebigen Höhe der Auflage vervielfältigen zu lassen. Das Verfahren, wie es Carl Reinecke übt, liefert Abzüge, welche selbst gewiegte Kenner vom Original nicht zu unterscheiden vermögen. Vielfache Versuche, den sogenannten anastatischen Druck praktisch zu verwerten, sind in älteren und neueren Zeiten mehr fach gemacht worden, — auch ist ein entsprechendes Rezept in Meyers Konv.-Lexikon verzeichnet; eine darnach angestellte Probe würde indessen jedem sofort klarlegen, daß die zu Tage tretenden Mängel eine praktische Verwertung des Verfahrens unmöglich machen. Dem gegenüber ist das neue Verfahren, dessen Geheimnis übrigens streng gewahrt wird, ein im allgemeinen auf dem Princip des unmittelbaren Überdrucks vom Original direkt auf die Druck platte beruhendes, welches durch jahrelange rationelle Versuche zu einem solchen Grade der Vollkommenheit gebracht worden ist, daß eine absolute Gleichheit der Reproduktionen mit den Originalen garantiert werden kann. Wichtig ist, daß letzteres in den meisten Fällen nicht angegriffen wird. Es können Reproduktionen von jedem vorhandenen Druck gemacht werden, und es ist durchaus gleichgültig, welcher Druckmanier und welchem Alter der betreffende Originaldruck angehört. Auffindung der Waldenser Bibel. — Im Juli-Heft des »Centralblattes für das Bibliothekswesen« (Leipzig, Harrasso- witz) weist der Würzburger Bibliothekskustos vr. H. Haupt auf seine in Gemeinschaft mit L. Keller erfolgte wissenschaftliche Ent deckung hin, die weit über Fachkreise hinaus lebhaftem Interesse begegnen wird. Es war bekannt, daß deutsche Bibeln schon vor Luthers Über setzung eine große Verbreitung in Deutschland gefunden haben, und daß seit Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum Jahre 1518 nicht weniger als achtzehn Ausgaben im Druck erschienen sind. Man wußte auch, daß diese älteren deutschen Bibeln fast sämtlich überein stimmenden Text bieten und offenbar von demselben Übersetzer her rühren, sowie daß eben dieselben von hervorragenden Kirchenfürsten des Reiches (zuletzt im Jahre 1486) verboten worden waren. Jetzt hat es sich als unzweifelhaft herausgestellt, daß wir in dieser »deutschen Vulgata« die lange gesuchte Bibel jener »Ketzer« vor uns haben, die man »Waldenser« nannte. Für Haupt besteht kein Zweifel, daß die drei ersten deutschen Bibelausgaben ganz und gar waldcnsischen Charakters sind. Erst die vierte vorlutherische Bibel ausgabe wurde einer überaus peinlichen Revision in katholischem Sinne unterzogen. Gleichwohl traf auch diese das Verbot des Erz bischofs Berthold vonMainz. — Esliegtindieser Entdeckung des halb eine Thatsache von hervorragender Tragweite, weil sie beweist, nicht nur, daß jene »Ketzer« die ersten gewesen sind, die dem deutschen Volke die Bibel in die Hand gegeben haben, sondern auch, daß eben diese altevangelischen Gemeinden schon vor der Refor mationszeit einen ganz überraschend großen geistigen Einfluß aus geübt haben. W. B. Woodbury. — In London ist ein Komitee zusammcn- getreten zum Zwecke der Unterstützung des Mr. W. B. Woodbury, Erfinders des nach ihm benannten Woodburydruckes und mehrerer anderer photomechanischer Druckverfahren. Der Genannte teilt nach Mitteilungen der Fachpresse leider das bekannte Schicksal vieler verdienstvoller Erfinder, au seinem Lebensabende mit materieller Not kämpfen zu müssen. Die Fachblätter, denen wir diese Mitteilung entnehmen, geben zu unserem Bedauern keine weiteren Aufschlüsse, z. B. über die Namen der Komiteemitglieder rc., womit den Hilfbereiten gedient sein könnte. ib Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buch druckerkunst — Biographisches — Aufsätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Ber- lagsvertrag — Mitteilungen zur Bücherkunde — Schilderungen ans dem Verkehr zwischen Schriftstellern und Verlegern — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Littclatür Und des Buch handels finde» willkommene Aufnahme und angemessene Honorierung. — Die gewöhnlichen Einsendungen aus demBuchhandelwerdennichthonoriert.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder