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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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158, 11. Juli. Sprechfaul. 3259 Sprechsaal. Zur Wahrung der Standrsehrr. ES liegt uns das nachsolgend wieder- gegebene, als Manuskript gedruckte Cirkular- schreiben des Herrn E, Steiger in New-Dork vor, dessen Veröffentlichung notwendig er scheint: * AIS privates Schreiben gedruckt und zu betrachten. New-Dork 1885, April 4. Herrn Geehrter Herr Kollege. Es giebt in Deutschland viele Leute, welche in verschiedenartiger Hinsicht irrige Anschauungen über Land nnd Leute in Nordamerika unter halten, und so mancher steht auch nicht an, anderen durch Wort oder Schrift mitzutcilen, was nichts weniger als wahrheitsgemäß ist, ohne zu bedenken, daß er dadurch sich selbst ein un günstiges Zeugnis ausstellt. Das ist bisher noch ohne üble Folgen geblieben. Amerika ist ja weit weg und Berichtigungen sind selten ge wesen; nur wenige haben sich solcher zwecklosen Arbeit unterzogen, da doch der Eindruck nicht zu verwischen war, welche unwahre Angaben gemacht, umsoweniger als die Entgegnung dar aus nicht gleichzeitig erscheine» konnte. Nach und nach werden jedoch einige Amerikaner sich öfter als bisher Zeit und Mühe nehmen, Worte der Berichtigung bezw. scharfen Zurückweisung zu veröffentlichen. Sehr leid thut es mir, sagen zu müssen, daß es auch im deutschen Buchhandel einzelne giebt, die unbedachter Weise nicht nur sich selbst, sondern gewissermaßen sogar unseren Stand, dessen Ehre mir auch im scrnen Auslande am Herzen liegt, in eine schiefe Stellung bringen. Dagegen auszutreten, halte ich für meine Pflicht und ich versehe mich dabei der Unterstützung anderer. Ausführlicheres und weiteres mir vorbe haltend, teile ich heute nur die folgende Korre spondenz mit: Leipzig, den 10. März 1885. Herren E. Steiger L Co., New-Dork. Wir erlauben uns Ihnen hiermit nach gleichzeitig an Sie unter -s-band abgehenden Probeexemplaren: ca. 7000 Boccaccio Dekameron s. M. 0.45 5000 Das neue Dekameron 0.28 5000 Fraucnkniffe 0.23 5000 Psaffenunwesen 0.22 5000 Probenächte 0.10 5000 io Jahre aus dem Leben 0.10 frei ab hier gegen 3 Monat Accept zahlbar hier oder per Oasss. mit 3«s, Lcouto zu of- serireu, welche wir sür *) gedruckt haben, von diesem aber nicht vertragsmäßig, d. i. gegen Barzahlung abgenommen worden sind, und welche in Folge dessen demnächst in unser Eigentum übergehen werden. Wir benutzen diese Gelegenheit, um auch Ihnen selbst unsere Dienste sür saubere u. doch angemessen billige Herstellung von Kunst- und Werk-Druckarbeitcn angelegentlich zu empfehlen u. zeichnen Hochachtungsvoll *) Eine Firma im AuSlande, welche nicht im Adreß- buche verzeichnet, also wohl fingiert ist. New-Dork 1885, April 1. An die Buchdrucker in Leipzig. Ans den frechen Antrag vom 10. März antworten wir Folgendes: Es ist schlimm genug, wenn ei» Buch drucker schamvergessen unzüchtige Bücher druckt"; daß er damit sitzen bleibt, ist eine viel zu gelinde Strafe. Unverschämter ist es aber von seiner Seite, Anderen diese schmutzige Litteratur zu offeriren, als ob sie auf gleich niedriger Stuse der Moralität stünden, wie er selbst. Solche Beurteilung verbitten wir uns aus das Entschiedenste, erwarten auch, daß keinem Anderen ein ähnlicher Antrag gestellt werde, was sich durch Beachtung der Verlcgerofferten unschwer controllircu lassen wird; — der uns offerirte Schund muß zerstört werden, statt daß versucht wird, denselben nach Ame rika oder sonstwohin abzuladen! — — — ist die Einladung zu Druck- auslrägen, als ob nicht jeder Verleger sich hüte» müßte, auf seinen Büchern dieselbe Druckerfirma erscheinen zu lassen, welche auch aus den uns osscrirten Schandartikeln*) steht. E. Steiger L Co. *) Ausführlich lauten die Titel wie folgt: „Die hundert Erzählungen des Dekameron von Giovanni Boccaccio.'* Preis 3 Mark: (mit folgenden Worten empfohlen: ..... 100 Erzählungen! welch' ein Stoff! — wer dieselben noch nicht kennt, der versäume nicht, sich das Dekameron anzuschaffen; wer es noch nicht in feiner Bibliothek hat. der kaufe dieses in teressante Werk, er wird es uns Dank wissen"). ..Das i eue Dekameron von v. v. Kaszony. Pikante No vellen im Geschmacks des Giovanni Boccaccio." Preis 3 Mark. ..Frauenki'ifse. Erfahrungen eines RouS." Preis 3 Mark. „Psaffenunwesen, Mönchsfkandale und Nonnenspuk." Preis 2 Mark. „lieber die Probenächte der deutschen Bauernmädchen." Preis i Mark 20 Pf. «Zehn Jahre aus dem Leben eines jungen Mannes, oder So kommt man zu einer schönen Frau." Preis 1 Mark. Das Mißverhältnis zwischen den mir ab- verlangten Herstellungskosten und den Verkaufs preisen ist charakteristisch! Wäre es nicht möglich, zur Ehre des deutschen Buchhandels solche Schandschrifte», die darauf berechnet sind. Schwache lüstern zu machen und ihnen unsinnig hohe Preise ab zunehmen, während wohl in den meisten Fällen der Inhalt der Bücher u. s. w. so ist, daß Konfiskation nicht unbedingt erfolgt — wäre es, frage ich, nicht möglich, daß einerseits das Anstandsgefühl der bisher noch indifferenten Buchhändler gegen solchen Schund und andere Drucksachen niedriger Gattung rege gemacht würde"? Ohne Zweifel dürften andererseits auch bei Herausgebern von Zeitungen, Wahl- zettcln und anderen Anzeigemitteln Vorstellungen von Ihnen und anderen Kollegen allein schon genügen, um weiteres Anzeigen anstößiger „populärer", „pikanter", und anderartig „sen sationeller" Sachen zu unterlassen; — Hin- dcutung auf eine wirksame Pression würde wohl kaum nötig sein. Auf diese Weise wäre, meines Erachtens, sehr wohl zu erreichen, daß der Vertrieb solcher dummen und unanständigen Artikel unprofitabel gemacht, erschwert wird, sich auf wenige Gleich- giltige, Anstandvergessende beschränkt und nach und nach ausstirbt — zum Vorteile der besseren, sauberen nnd überdies billigeren Litteratur. Daß sogar die bloße Nachfrage nach schlechten Schriften u. s. w. aushört, wenn ein Buch händler keine führt, weiß ich aus meiner bei nahe vierzigjährigen Erfahrung. Das Gelingen liegt in der Hand des Buchhändlers. Lassen Sic uns das Unsaubere aus der deutschen Litteratur soviel als möglich ausmerzen. Wollen Sic Helsen, darauf hinzuwirken? Hochachtungsvoll empfohlen E. Steiger. * Der Inhalt des oben abgcdruckten Rund schreibens spricht in so hohem Grade beredt, daß wir demselben nicht viel hinzuzusügen haben. Vor allem gebührt dem wackeren Beruss- genossen im fernen Kontinente der Dank des deutschen Buchhandels für das treue deutsche Bewußtsein der gemeinsamen Standespflicht und sür die männliche Art, mit welcher er einen Schaden enthüllt, von dessen möglicher Wucherung allerdings ernste Gefahr sür das Ansehen unseres Standes droht. Es sei ferner bemerkt, daß uns das Original des oben abgedruckten unsauberen Offerlbrieses vorliegt. Wenn wir auch heute in betracht dieses vereinzelten Falles von der Veröffentlichung der Unterschrift Abstand nah men, so würde doch bei etwa weiter vorkom menden Fällen ähnlicher Art diese Rücksicht schwinden müssen. Der persönlichen Einsicht nahme in das betreffende Schriftstück seitens der geehrten Börsenvereinsmitglieder steht selbst verständlich nichts im Wege. Die Redaktion. Makulatur. Obwohl die Makulatur als Ware betrachtet dem Buchgeschäft nicht mehr angehörl, so spielt sie doch oft bei Berechnungen und Inventuren der Verleger und Antiquare eine nicht un wesentliche Rolle. Noch vor ca. 10 Jahren war rege Nach frage nach diesem Artikel, und gute Preise — manchmal bis zu 10 Mark pro Hs, (Zoll zentner) — wurden für gebundene alte Bücher bewilligt, für rohes Papier, je nach Qualität, natürlich noch mehr. — Und wie steht es heute damit? Die Nachfrage ist stark gesunken, und es gilt die Hälfte obigen Preises heute als gut bezahlt und wird oft nicht erzielt. Die Ursachen sind verschieden. Dem rohen Papier macht die viele Zeitungsmakulatur Konkurrenz; auch hat sich in den feineren Ge schäften die Sitte eingebürgert, Einwickelpapier mit eigener Firma zu sühren. Der Buch makulatur steht entgegen, daß in vielen Ge genden die Metzger ihre Ware nicht in be drucktes Papier einwickeln dürfen, und in erster Linie, daß die früher gute Preise bewilligenden Papierfabriken jetzt die Makulatur weniger ver wenden, da sie andere Surrogate eingeführt haben. Ob je wieder eine Preissteigerung dieses Artikels eintreten dürste, ist sehr die Frage; es müßte gerade eine anderweitige Verwendung und infolge dessen erneute Nachfrage austauchen. Interessant dürste es immerhin sein, wenn auch andere Stimmen sich über den Wertmesser die ses für den Buchhandel immerhin wichtigen Objektes vernehmen ließen.
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