Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1894
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18940104
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189401042
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18940104
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-04
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3, 4. Januar'1894. Nichtamtliche- Teil. 71 Leipzig 1849 — 63 erschienen, beides gute Führer durch die um fangreiche ältere und neuere jüdische Litteratur. Für die einzelnen Wissenschaften haben wir in der deutschen Bibliographie vorzüglich gearbeitete Fachkataloge, die den vorher genannten allgemeinen bibliographischen Unternehmungen wohl an Umfang, aber nicht an Bedeutung nachstchen. Ich erinnere nur an die Thätigkeit von Johann Samuel Ersch, dessen groß artig angelegtes Werk »Handbuch der deutschen Litteratur«, in 8 Teilen 1822—40 bei Brockhaus in Leipzig erschienen, heute noch in großem Ansehn steht. Ich erinnere ferner an die grund legenden Fachkataloge von Theodor Christian Friedrich Enslin, die von Wilhelm Engelmann fortgeführt und erweitert wurden und für jedermann, der die Litteratur vor 1860 zu Rate ziehen will, immer noch unentbehrlich sind. Für die neuere Litteratur besitzen wir die sehr sorgfältig gearbeiteten von der Firma Vandenhoeck L Ruprecht in Göttingen halbjährlich veröffent lichten Fachkataloge, denen sich die Arbeiten von Ad. Büchting, Ed. Baldamus, Wolf, Weisbach, Gracklauer, Seydel u, a. würdig anschließen. Und das Bild der großartige» nationalen und internationalen bibliographischen Thätigkeit der verschiedenen Zeiten und Völker, daS ich hier nur in flüchtigen Umrissen andeuten konnte, würde nicht vollständig sein, wenn ich nicht auch auf Werke verweisen wollte, die sich ausschließlich die Prüfung der vorgenannten bibliographischen Werke zur Auf gabe gemacht haben. Dieser umfangreichen, mühsamen Arbeit hat sich vor allen anderen vr. Julius Pctzholdt in Dresden gewidmet, dessen 1866 erschienene »öibliotbeea bibliograpbica« eine Lebensarbeit repräsentiert, wie sie ein Zweiter nach ihm wohl schwerlich angreifen wird; denn das bibliographische Material ist seidem gewaltig augewachsen, und es so zu verarbeiten, wie es Pctzholdt in seinem über 900 Druckseiten starken Werke gethan hat, dazu gehört das Studium eines Menschenalters. Pctzholdt schaffte sich das nötige Material mühsam innerhalb 45 Jahre durch die Herausgabe seines »Neuen Anzeigers für Bibliographie«, der von 1840—86 erschien. Einen kleinen schüchternen Versuch aus diesem Gebiete hat auch der Franzose Voller gemacht, der eine »Libliograxbie äss LiblwAraxdies« von 1883—87 erscheinen ließ, die aber nicht entfernt mit dem Petzholdtschen Werke ver glichen werden kann. Neuerdings verfolgt der Halle'sche Ober bibliothekar Hartwig in seinem seit 1884 erscheinenden »Central blatt für Bibliothekswesen« ähnliche bibliographische Ziele, wie sie Pctzholdt lange verfolgte, bis dieser sie schließlich wegen mangelnder Teilnahme des Publikums aufgab. Es ist das eine Schattenseite der bibliographischen Wissenschaft: sie nützt vielen, wenige aber nur haben das nachhaltige Interesse daran biblio graphische Unternehmungen pekuniär zu unterstützen. Auch der Buchhandel geht im allgemeinen leider nicht über die Anschaffung des ihm unbedingt nötigen Handwerkszeuges hinaus; nur wenige größere Handlungen gestatten sich den Luxus einer wohlassor tierten bibliographischen Handbibliothek. Allerdings ist dieser Luxus nicht billig, denn bibliographische Werke sind in der Regel nur mit recht teurem Satze herzustellen, haben im ganzen ein kleines Absatzgebiet und müssen aus diesen beiden Gründen einen höheren Preis haben als andere Bücher. Wer sich aber einmal mit einem guten bibliographischen Apparate versehen und ihn verständig zu gebrauchen gelernt hat, der macht bald die Er fahrung, daß dieser scheinbare Luxus im Grunde genommen eine vortreffliche Kapitalanlage ist, daß er sich dadurch reiche Absatz quellen erschlossen hat; denn der Bücherkäufer pflegt sehr gern sich für eine erschöpfende bibliographische Auskunft durch Er weiterung seiner Aufträge dankbar zu erweisen. Mit dieser Nutzanwendung möchte ich die Betrachtung der bibliographischen Hilfsmittel verlassen, um noch einige Worte über ihre Herstellung, über die praktische Technik in der Biblio graphie hiuzuzusügen. Wer sich der Bibliographie selbstthätig widmen will, der sollte neben guten Kenntnissen in der Litteraturgeschichte möglichst ausgebreitete Kenntnis der neueren Sprachen besitzen, und auch über Vorkenntnisse im Lateinischen und Griechischen verfügen, überhaupt mit der unbedingt nötigen Schulbildung, wenn möglich der eines Gymnasial-Primaners, sich der Aufgabe widmen. Sehr erwünscht ist ein gutes Gedächtnis, die Fähigkeit, ein einmal ge sehenes Buch der Erinnerung dauernd einzuprägen. Denn eine zuverlässige Bücherkunde kann eigentlich nur durch fortwährende Beschäftigung mit den Büchern selbst erlangt werden. Die Autopsie ist nur schlecht durch das Studium der Kataloge zu ersetzen. In der Jugend ist das Gevächtnis noch am willigsten sich die Preise, Titel, Verleger und andere Merkmale der Bücher einzuprägen; je früher man sich also der Bibliographie widmet, um so größer wird der Schatz a» Bücherkenntnis sein, über den man in späteren Jahren verfügt. Nur wenige sind noch im vorgerückten Alter durch ein gutes Gedächtnis dazu befähigt die Lücken der Jugendzeit aussüllen zu können. Mitunter allerdings stößt man gerade bei Bibliographen in hohem Alter auf eine erstaunliche Gednchtniskrast; Brunet z. B. soll ein lebendiger Katalog gewesen sein, und von Frederick Müller in Amsterdam habe ich selbst Proben eines phänomenalen Gedächtnisses be obachten können. Beide Männer waren berühmte Antiquare, wohl mit infolge ihres außergewöhnlichen Gedächtnisses. Dem Neuling wird die Ausnahme von Büchertiteln für bi bliographische Zwecke als eine sehr einfache Sache erscheinen. Er weiß nicht aus wie vielen kleinen Einzelheiten sich die Sache zusammensetzt, mit welcher unausgesetzt angespannten Aufmerk samkeit diese scheinbar so mechanische Arbeit ausgeführt werden muß, wie schwer es mitunter hält, nicht nur die Titel richtig aufzunehmen, sondern auch bei allen Aufnahmen die nötige me thodische Gleichartigkeit zu beobachten. Erst durch längere Uebung wird die Sicherheit und Zuverlässigkeit erlangt, die die Vorbe dingung aller bibliographischen Arbeiten ist. Im modernen Sortimentsbuchhandel ist leider selten mehr Gelegenheit geboten, solche Arbeit zu üben. Früher pflegten die Geschäfte alljährlich kleinere oder größere selbstgearbeitete Verzeichnisse oder Kataloge auszugebeu; jetzt überheben die großen Leipziger Barsortimenter K. F. Kvehler und F. Volckmar, sowie A. Seemann, Hin- richs' Verlag in Leipzig u a. die deutschen Sortimenter der Mühe, Kataloge anzufertigen. Man bezieht jetzt von dort Kataloge in vortrefflicher Auswahl und Anordnung der Litteratur und guter Ausstattung, mit der eigenen Firma versehen, für einen so billigen Preis, daß es thöricht sein würde, wollte man selbst fernerhin noch Zeit, Geld und Arbeitskraft aus die Herstellung eigener allgemeiner Kataloge verwenden. Nur einige große Sortiments geschäfte, wie z. B. W. Frick in Wien, die Gsellius'sche und die Nicolai'sche Buchhandlung in Berlin u. a. verschmähen diese Leipziger Hilfsmittel und geben eigene Kataloge heraus, die genau ihren besonderen Bedürfnissen angepaßt sind. Auch Spezial geschäfte für einzelne Zweige der Litteratur bearbeiten selbst ihre Kataloge; für diese sind allgemeine Verzeichnisse unbrauchbar, weil sie auf der einen Seite zu viel von dem enthalten, was der Spezialist nicht gebraucht, aus der andern Seite zu wenig von dem, was ihm not thut. Auch diejenigen Firmen, die neben der neueren Litteratur antiquarische Bücher oder nur diese führen, sind gezwungen, eigene Kataloge oder Verzeichnisse aus zugeben, denn ohne solche lassen sich Antiquaria gar nicht ver werten. Ein Verleger wird selten in die Lage kommen biblio graphische Arbeiten anzufertigen; nur die von Zeit zu Zeit nötig werdenden Verlagskataloge bieten ihm Gelegenheit dazu. Die fortwährend zu erlassenden Verlagsanzeigen betrachte ich nicht als bibliographische Arbeit im engeren Sinne, sie gehöre» mehr dem Gebiete der Reklame an. Es muß rühmend anerkannt werden, daß die Verlagskataloge von vielen Verlegern in der Neuzeit mit großer Sorgfalt und peinlichster bibliographischer Genauigkeit angefertigt werden; nur macht sich dabei mehr und mehr die Neigung zu luxuriöser Ausstattung geltend Das Be streben der Verleger, durch Aeußerlichkeiten zu wirken, tritt ja auch leider in den buchhändlerischen Mitteilungen, durch An- 10*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder