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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1894
- Strukturtyp
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- 1894-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1894
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- Deutsch
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3, 4. Januar 1894. Nichtamtlicher Teil. 73 In der Behandlung der Register hat die Bibliographie bei uns in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Fast alle größeren Bibliothekskataloge, ebenso die umfangreicheren biblio graphischen Hilfsmittel des Buchhandels zeigen die doppelte oder dreifache Aufnahme der Titel für das Register. Dabei sei rüh mend erwähnt, daß sich in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe öffentlicher Bibliotheken bei uns die Herstellung guter Kataloge hat angelegen fein lassen, Man verschließt sich in diesen Kreisen nicht mehr, wie früher, der Erkenntnis, daß die Schätze unserer öffentlichen Büchersammlungen erst dann als ein nutzbringendes Gemeingut erschlossen werden, wenn das Publikum durch gut gearbeitete Kataloge Kenntnis erhält von den Schrist- denkmalen, von denen viele bis dahin ängstlich vor dem Bekannt werden behütet wurden. Ob für den Katalog selbst das Alphabet als Ordnung zu Wählen ist, das hängt von der Bestimmung desselben für den Gebrauch ab. Für den Buchhandel werden Kataloge am besten alphabetisch geordnet, weil man darin am raschesten nachschlagen kann und der Buchhändler doch in der Regel das ihm nötige Schlagwort kennt. Für den Gebrauch des Publikums aber ordnet man Kataloge am besten systematisch, weil sich bei dieser Methode alle zu einer Materie gehörenden Titel übersichtlich zu einer Gruppe vereinigen lassen, worauf es doch dem Bücher käufer und dem Litteraturfreunde in der Regel am meisten an kommt. In einem komplizierten Register vermag sich das große Publikum nur selten zu orientieren, das setzt eine gewisse Uebung und Gewandtheit voraus, wie sie wohl Fachmänner, Buchhändler, Gelehrte und Bibliothekare, selten aber Laien besitzen. Bei systematisch geordneten Katalogen darf man sich nicht darauf beschränken jeden Titel nur einmal aufzunehmen; er muß vielmehr so oft verzeichnet werden, als der Titel verschiedene Materien enthält. Bei allen diesen Materien muß der Titel zu finden sein oder müssen ihn wenigstens Verweisungen ersetzen. In dem dazu gehörigen alphabetischen Register müssen dann die Seitenzahlen aller dieser verschiedenen Stellen hinter dem Verfassernamen oder dem betreffenden Schlagwort verzeichnet sein. Zur Technik der bibliographischen Arbeiten sei noch be merkt, daß Zettelkataloge jeder anderen Methode vorzuziehen sind. Jeder Titel muß auf einem besonderen Zettel ausge nommen werden; mit den Zetteln kann man sich nachher frei be wegen, sie beliebig gruppieren, wieder auslösen, neu verbinden u. s. w., was nicht möglich ist, wenn mehrere Aufnahmen auf einem Zettel vereinigt sind. Bei sogenanntem gedruckten Manu skript, d. h. ausgeschnittenen und aufgeklebten Titeln ist anzu- empfehlen, die Titel abwechselnd oben, in der Mitte und unten aufzukleben. So behandelte Zettel liegen in Mengen fest auf einander, während immer nur an einer Stelle beklebte leicht auseinanderfallen. Und nun zum Schluß noch einige Worte über die theore tische Systematik, über die wissenschaftliche Ordnung bei bibliogra phischen Arbeiten. Es lassen sich hierfür bestimmte Regeln nicht oufstellen; entscheidend hierfür ist der Zweck der Veröffentlichung,- der Leserkreis, an den man sich wendet, die Materie, die man behandelt, der räumliche Umfang des Kataloges, auch die Anzahl der Sprachen, deren Litteratur man bearbeitet, und der Zeit abschnitt, aus welchem die Erscheinungen zusammengestellt werden. Wohl in keiner anderen Wissenschaft ist das Bedürfnis strengster Ordnung so groß wie in der bibliographischen; aber auch in keiner anderen ist das Ziel auf so verschiedenen Wegen zu er reichen wie in der Bibliographie. Ein jeder Bibliograph hat das Recht, seinen eigenen Weg zu gehen, wenn er damit nur Ordnung und Klarheit in dem Chaos von Titeln schafft, das er bearbeitet. Thatsächlich hat auch beinahe jeder, der im Laufe der Zeiten größere bibliographische Arbeiten geschaffen, sein eigenes System aufgestellt. Petzholdt führt in seiner »Libliotbeoa biblio- grapdiea« 115 verschiedene Systeme an, von denen doch kein ein ziges als Normalsystem die Anerkennung der Nachfolgenden ge- Einundsechzigster Jahrgang. funden hat, obgleich sich die glänzendsten Namen darunter finden. Als die erste uns erhaltene Bücherordnung nennt Petzholdt das System I. A. Schwellers in Regensburg aus dem Jahre 1347; auch der berühmte Baco von Verulam, der Begründer der neueren Ersahrungswissenschaft, entwarf 1605 ein solches, ferner Leibniz im Jahre 1718. Brunet's System vom Jahre 1810 steht heute noch in hohem Ansehen, namentlich bei den Franzosen; und als eines der gelehrtesten, durchdachtesten, aber auch umfangreichsten ist das von E. A. Schleiermacher anzu sehen, 1852 bei Vicweg in Braunschweig erschienen. Viele dieser Systeme kann man als mustergiltig bezeichnen; die meisten aber leiden daran, daß sie ein zu großes Titelmaterial vorauS- setzen und deshalb für kleinere Verhältnisse nicht anwend bar sind. Im allgemeinen kann man sagen, daß gar zu ausführliche, zu sehr ins einzelne gehende Systeme nicht so allgemein brauch bar sind wie die einfachen, nur in großen Umriffen entworfenen. Wir haben in Deutschland ein ziemlich einfach gehaltenes biblio graphisches System, das sich gerade deshalb großer Beliebtheit erfreut und, schon seit vielenJahrzehnten geübt, sich heute einer unbestrittenen Herrschaft erfreut, es ist das der Hinrichs'schen Bücherverzeich nisse, die seit 1798, also nun feit bald hundert Jahren erscheinen. Wenn ich diese Kataloge als das Rückgrat der ganzen heutigen deutschen Bibliographie bezeichne, so werde ich wohl keinem Wider spruch begegnen. Damit allein hätte sich die Hinrichs'sche Buch handlung ein Verdienst erworben, das ihr für alle Zeiten den Buchhandel zu Dank verpflichtete; doch der uns geleistete Dienst ist ein noch größerer. Ich deutete vorhin schon an, daß sich die Ordnung des ganzen heutigen deutschen Buchhandels auf den grundlegenden Arbeiten der Hinrichs'schen Buchhandlung ausbaut, Hinrichs' System ist in unser Fleisch und Blut übergegangen, und alle übrigen bibliographischen Arbeite» lehnen sich mehr oder weniger eng an die Hinrichs'schen Vorarbeiten an. Und was für Vorarbeiten werden von Hinrichs, und zwar stets nach den in natura vorliegenden Preßerzeugnissen geleistet! Zuerst werden die Aufnahmen täglich in dem seit 1834 erscheinenden »Börsen blatt für den Deutschen Buchhandel«, dem amtlichen Organe unseres Börsenvereins, veröffentlicht. Daran reihen sich die seit 1841 erscheinenden wöchentlichen Verzeichnisse, die seit 1845 erscheinenden Vierteljahrskataloge und die seit 1798 erschei nenden Halbjahrsverzeichnisse, denen sich seit 1850 die fünf jährigen Kataloge anschließen. Alle Kataloge sind mustergiltig bearbeitet. Aus der Hinrichs'schen Schule sind im Laufe der Zeit eine Menge tüchtiger Bibliographen hervorgegangcn, ich nenne von ihnen aus neuerer Zeit nur Ad. Büchting, Rcselshöfer, Bal- damus, Herre, Richardt Haupt und neuerdings Heinrich Weise. Die Arbeit dieser Mitarbeiter der Hinrichs'schen Buchhandlung war und ist noch heute eine anstrengende und mühevolle; aber der deutsche Buchhandel weiß diese wertvollen Arbeiten auch dank bar zu würdigen und nennt die Hinrichs'sche Buchhandlung mit gleichem Stolze, wie die Namen derjenigen Deutschen, die sich als tüchtige Bibliographen aus deutscher Schule in England, Frankreich, Amerika und in andern Ländern bewährt haben. Eine gleiche Anerkennung gebührt den Mitarbeitern der von Heinsius und Kayser begründeten Bücherlexika, auch darunter finden wir Namen von bestem Klang, ich nenne nur vr. Albrecht Kirchhofs, Otto August Schulz, L. F. A. Schiller, K. R. Heu mann, H. 'Ziegenbalg, O. Kistner, Ernst Zuchold, G. W. Wattig, Karl Bolhoevener. Sie alle-haben daran mit gearbeitet, die bibliographische Leipziger Schule zu begründen und zu befestigen und durch diese Leipzig auch auf dem Gebiete der Bibliographie als die Hauptstadt des deutschen Buchhandels erscheinen zu lassen. Möge der junge Nachwuchs unserer Berussgenossen dafür sorgen, daß es Deutschland niemals an Buchhändlern fehlt, die sich durch Ausübung der praktischen Bibliographie in den Dienst der Gesamtinteressen des Buchhandels und der Wissenschaften stellen, und die durch tüchtige Leistungen dem deutschen Buch- 11
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