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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1902
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- 1902-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1902
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- Deutsch
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10020 Nichtamtlicher Teil. 279. 2. Dezember 1902. sich selber trug, wird er in unserer Erinnerung fortleben, und unauslöschliche Dankbarkeit folgt ihm über das Grab hinaus. Seine Liebe zu dem erwählten Beruf und sein tiefes Interesse an dessen gemeinsamen Angelegenheiten ließen ihn freudig eintreten. wo immer seine Mitarbeit gefordert wurde. Sechs Jahre lang ist er Mitglied des Haupt ausschusses der Korporation der Berliner Buchhändler, im ganzen neun Jahre ihr zweiter Vorsteher gewesen, und während der letzten drei Jahre hat er als erster Vorsteher an ihrer Spitze gestanden. Wer die Summe von Arbeit kennt, die der Heimgegangene in ganz besonders schweren Zeiten in diesen Ehrenämtern geleistet hat, wird die Größe des Opfers ermessen können, das er den Interessen des Berliner Buchhandels in dem höchsten Sinne einer frei willig übernommenen selbstverständlichen Pflichterfüllung gebracht hat. Bescheiden und nie eine Anerkennung heischend, hat er überall an erster Stelle gestanden, wo es ernste Arbeit galt, und wenn wir in den drei Jahren, in denen er als erster Vorsteher an der Spitze der Korporation stand, stets mit neuer Bewunderung zu ihm als dem sichern Führer aufgeblickt haben, so hat uns doch nichts so tief bewegt als die stille Größe, mit der er mit der tätlichen Krankheit rang, bis zum letzten Augenblick die übernommenen Pflichten erfüllend und so uns allen buch stäblich die Treue bis zum Tode bewährend. Ja. als einen treuen und wahren Mann haben wir ihn alle Zeit erfunden, und wenn wir ihm heute aus tief stem Herzem als letzten Scheidegruß Worte des innigsten Dankes für alles, was er für uns und unsern Beruf ge- than hat. Nachrufen, so legen wir dazu' auch einen Kranz treuen Frcundesgedenkens auf seinen Sarg nieder. Das Gedächtnis Leonhard Simions wird unter uns allezeit in dankbarem und gesegnetem Andenken bleiben; er ruhe in Frieden! Herr Bollert hat mit diesen Worten der Abschiedsstunde eine besondere Weihe gegeben, und herzlicher Dank sei ihm dafür ausgesprochen. Die Lücke, die durch den Tod Leonhard Simions ent standen ist. wird noch lange im Berliner Buchhandel fühl bar sein. Zahlreiche Freunde im Berus empfinden wahren und tiefen Schmerz über seinen Verlust. Albert Goldschmidt. Zum Gedächtnis Emile Zolas. Die erste November-Nummer der ksvus univsr8sI1s s1,il.rou886j ist dem Andenken Emil Zolas gewidmet. Ihr Inhalt, sowohl textlich als bildlich, eignet sich besonders dazu, dem Buchhändler den Lebensgang und die Lebensarbeit dieses erfolgreichsten aller französischen Romanciers näher zu bringen und ihn neben dem Schriftsteller auch den Menschen würdigen zu lehren. Der Text des 27 Seiten starken Sonderhefts (4°.) besteht aus folgenden Beiträgen: Biographie, von Henri Castets, — Zola in anthropologischer Beleuchtung, von Or. PH. Poirrier, — Der Naturalismus, nach E. Zola, — Zolas Werk, von Pelissier und d'Udine, — Auszug aus Germinal: Der Aufruhr, — Reden zum Begräbnis Zolas, — Urteile von Zeitgenossen, 1877—1902, — Biblio-Jkonographie. In der Biographie finden wir unter anderm die genaue Dar stellung seines Anteils an der -Affaire Dreyfus-, seine Stellung zur Akademie, des Abfalls seiner Schüler nach Veröffentlichung des Romans »Urr Isrrs-, seines Uebergangs von der natura listischen Schule zum idealistisch-utopistischen Tendenzroman, inter essante Mitteilungen über seine Arbeitsweise, über seine Furcht vor dem Tode. Wir verfolgen sein Lebenswerk Band für Band oder, was gleichbedeutend ist, Jahr für Jahr, sein literarisches Debüt im Hause Hachette, wo er mit hundert Francs Monats gehalt als Buchhandlungsgehilfe sein erstes Brot verdiente, nachdem er vorher als Zollbeamter sein Glück versucht hatte, und von wo er nach fünf Jahren (1866) austrat, um als unabhängiger, aber auch unbemittelter Schriftsteller den harten Kampf ums Dasein aufzunehmen. Wir sehen ihn beim Entwurf der »Rougon vermittelte. Von ihm trennte er sich nie wieder; im Gegenteil beide verband bald enge Freundschaft. Und wir sehen ihn schließ lich bei Ruhm und Reichtum angelangt, angefeindet und ver herrlicht und unermüdlich weiter arbeitend, bis ihm ein häßlicher, heimtückischer Tod die Feder gewaltsam aus der Hand riß. All das ist ja durchaus nichts Neues, es ist doch über Zola schon unendlich viel geschrieben worden, aber in zusammen hängender und gedrängter Form sicher vielen willkommen. Den Schluß der Biographie bildet eine graphische Darstellung der Auf lagen, die Zolas Romane erreicht haben, von der -Oongusts äs UlassanZ« mit 94000 bis zur »vöbaols- mit 207000 Exemplaren und dem daraus berechneten Gewinn, der bekanntlich 1 Franc im Durchschnitt für jedes verkaufte Exemplar betrug. Der zweite Artikel bringt eine eigenartige Studie über Zolas Physiologie und Psychologie auf Grundlage einer 1896 von einem bedeutenden Psychiater veranstalteten und veröffentlichten Unter suchung,*) in der besonders die ererbte neuropathische Veran lagung Zolas und deren Einfluß auf seinen Charakter und seine Leiden waren nicht gering, und es gehörte eine willensstarke Natur dazu, ihnen stets zu trotzen, bezw. sie durch eiserne Arbeitskraft zu überwinden, die wohl das ausgeprägteste und herrschende Merkmal seines Charakters war. Diese Untersuchung, die sich auch auf eine eingehende anatomische Beschreibung seines gescheut, die in seinen Romanen niedergelegten Ansichten über die Vererbungstheorie auf sich selbst anwenden zu lassen und zu bekennen. Zola als Romanschriftsteller und Dramaturg behandeln zwei Aufsätze von Pelissier und d'Udine, denen eine vollständige In haltsangabe seiner sämtlichen Romane vorangestellt ist. In Aus zügen aus -llsrwioul-, aus -IiS kowan sxpsriwsntal' und »1.s naturalisws au tbeatrs- kommt er selbst zum Wort. Die Nachrufe von Chaumis (dem französischen Unterrichtsminister). Abel Hermant und Anatole France, sowie frühere Urteile von seinen Kollegen von den Brüdern Margueritte, Emile Berhaeren u. a., sowie eine Bibliographie von Werken und Aufsätzen über Zola beschließen das Heft; von letztern sind leider nur die allerdings ziemlich zahlreichen Artikel in der ksvus I^a.rou88S selbst aufgezählt. Von den 27 Illustrationen möchte ich einige hervorheben. gelungene Photographie des Meisters, die seinen ernsten, beinahe melancholischen Gesichtsausdruck und seine hohe, von Falten durchfurchte Denkerstirn besonders hervortreten läßt; ein reizendes Bild vom kleinen Zola, sechs Jahre alt; Zola mit seinen Eltern, deren einziges Kind er war, nach einem Gemälde (der Bater, bekanntlich Italiener, starb früh, die Mutter, eine stattliche Er scheinung mit regelmäßigen, schönen Zügen); Abbildungen seines Landsitzes in Msdan, den er aus dem ersten Ueberschuß seiner literarischen Einkünfte gekauft hatte und wo er gegen seine Freunde und Schüler stets sehr gastfreundlich war; Abdruck der 1898 von A. Charpentier geprägten meisterhaften Medaille -Ua. vsrits sdt. sn warebs-; die verkleinerte Wiedergabe der Aurore-Nummer mit dem famosen -^'aoou88s-, mehrere Autogramme; der Stamm baum der »Rougon - Naeguart», wie er im -voetsur ?a>8ea1« ver öffentlicht ist; und zum Schluß acht Karikaturen, größtenteils in Bezug auf Zolas nicht einwandfreie politische Thäligkeit. Das Heft kostet wenige Centimes und sei allen, denen der Name Zolas mehr bedeutet als der eines sitten- und gottlosen Schriftstellers (und so beurteilen ihn leider viele, auch in Frank reich), warm empfohlen. Brüssel. Jos. Thron. Kleine Mitteilungen. Bücherverkäufe im Hotel Drouot in Paris. — In dem genannten Berkaufslokal beginnt nunmehr nach der langen toten Zeit der Sommerferien wieder ein regeres Leben. Wir sind zwar noch nicht in der eigentlichen Saison der Bücherauktionen, da die wichtigsten Versteigerungen erst ihren Anfang nehmen, wenn die reichen Pariser Amateure von ihren Schlössern nach der Haupt-
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