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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1902
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- 1902-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1902
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106. 9. Mai 1902. Nichtamtlicher Teil. 3827 ihren höchsten Grad erreicht hätte, und, nach den Preisen zu ur teilen, die z. B. beim Verkauf der Bibliothek des Herzogs von Roxburghe und bei anderen Auktionen damals erzielt wurden, möchte man dies wirklich annehmen. In den folgenden Jahren trat ein Rückschlag ein, der zwischen 1830 und 1850 am stärksten gewesen ist. Aber heutigentags scheint der Wunsch, seltene Bücher zu erwerben, größer als je zu sein, und für auserlesene Exemplare werden willig Summen bezahlt, gegen die früher erzielte Preise zur völligen Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfen. Diese außerordentlich hohe Bewertung seltener und schöner Bücher hat ja sicher auch ihren Grund in der spähenden Gewinnsucht einiger übrigens äußerst intelligenter Buchhändler und in dem Mitbewerb der amerikanischen Geldfürsten, beweist aber nur, daß für die heutigen reichen BUcherliebhaber die schönen und seltenen Erzeug nisse der Pressen alter Drucker ihren Reiz keineswegs eingebüßt haben. Der erste englische König, der eine Bibliothek von einigem Umfange besaß, war Heinrich VII. Sein Sohn Heinrich VIII. ver größerte sie beträchtlich. Elisabetb scheint eine ziemliche Anzahl besonders schön und kostbar gebundener Bücher besessen zu haven. Jakob I. ist unzweifelhaft berechtigt, zu den königlichen Bücher sammlern gezählt zu werden; denn zahlreiche schöne Bände, mit denen er die königliche Bibliothek bereicherte, bezeugen seine Liebe u Büchern. Auch sein Sohn Heinrich, Prinz von Wales, liebte ie Litteratur und kaufte von den Erben seines Erziehers, des Lords Lumley, den größeren Teil der umfangreichen und wert vollen Sammlung, die dieser teilweise selbst zusammcngebracht, teils von seinem Schwiegervater Henry Fitzalan Earl of Arundel geerbt hatte. Karl I. liebte mehr Gemälde als Bücher. Während des Bürgerkrieges entging die königliche Bibliothek mit genauer Not der Zerstreuung, wurde aber unter Karl II. bedeutend ver mehrt, und zwar infolge der Oop^rigdt Hot, durch die die könig liche Bibliothek ein Anrecht auf ein Exemplar jedes in England gedruckten Buches zuerkannt erhielt. Die Nachfolger Karls II. hatten wenig Interesse an der Bibliothek, und Georg II. übergab sie 1757 der Nation. Georg III. sammelte eine prachtvolle Bibliothek und soll während seiner langen Regierung angeblich durchschnittlich zwei tausend Pfund jährlich für Bücher ausgegeben haben. Sein Nach folger Georg IV. hielt die Bibliothek für eine kostspielige Last und war jedenfalls nicht abgeneigt, sie dem Kaiser von Rußland zu über lassen, der sie gern haben wollte. Als jedoch Lord Farnborough und Richard Heber, der berühmte Sammler, davon erfuhren, be stimmten sie die Lords Liverpool und Sidmouth, den König davon abzubringen, was ihnen auch gelang. Am 15. Januar 1823 richtete Georg IV. an Lord Liverpool einen Brief, in dem folgende Worte Vorkommen: -Der König, mein verehrter, vortrefflicher Vater, hat während einer langen Reihe von Jahren eine äußerst wertvolle und umfangreiche Bibliothek von mehr als 120000 Bänden gesammelt. Jcb habe beschlossen, diese Sammlung der britischen Nation darzubieten.» Damit hatte das britische Museum aber mals einen kostbaren Zuwachs erhalten. Als Wilhelm IV. auf den Thron kam, war er der einzige Souverän in Europa, der keine Bibliothek besaß. Er unternahm also schleunigst Schritte, wieder eine solche zusammenzubringen, und verfügte 1831, um diese dritte königliche Bibliothek vor dem Schicksal ihrer beiden Vorgängerinnen zu bewahren, daß sie für immer Erbstück der Krone sein solle und unter keinem Vorwände davon abgctrennt werden dürfe. Als nichtkönigliche bedeutende englische Büchersammler begegnen wir schon in sehr früher Zeit mehreren Bischöfen, so z. Ä. dem Bischof John Fisher von Rochcster, 1459—1535, der 1535 enthauptet wurde, nachdem ihn Papst Paul III. noch zum Kardinal ernannt hatte, und dem Erzbischof Thomas Cranmer von Cantcrbury 1489 —1556, der in letzterem Jahre in Oxford den Scheiterhaufen be steigen mußte. Die auf uns gekommenen Bücher Cranmers be finden sich meist im britischen Museum und tragen sämtlich seinen Namen. Diesen Bischöfen schließt sich Matthew Parker, Erzbischof von Canterbury, 1504—1575, an. Er sandte verschiedene Leute in ganz England herum, die Bücher und Manuskripte für ihn kaufen mußten. Einer von diesen Leuten, Namens vr. Steph. Batman, soll in der Zeit von kaum vier Jahren an 6700 Bücher für ihn gesammelt haben, was allerdings etwas unglaublich scheint. Von den Büchern Cranmers ging auch ein Teil in den Besitz von Henry Fitzalan Earl of Arundel, 1513—1581, über, von dessen Büchersammlung wieder John Lord Lumley, 1534—1609, zahlreiche Bände erwarb. Lumleys Bibliothek war jedenfalls eine der wert vollsten der zu seiner Zeit in England bestehenden, mit Ausnahme derjenigen von Sir Robert Cotton, und ging in den Besitz des Prinzen Heinrich von Wales über. Die Bibliothek von Sir Robert Bruce Cotton, 1571—1631, war reich an äußerst wertvollen Manuskripten, ebenso die des Erzbischofs William Laud von Canter- bury, 1573—1645, dem die Bodlciana einen großen Teil ihrer reichen Schätze, besonders der orientalischen Litteratur, verdankt. Sir Thomas Bodley, 1544—1612, stiftete der Universitätsbibliothek in Oxford, die nach ihm die Bodleianische Bibliothek heißt, an 24000 Werke, für die er an 200000 Pfund Sterling ausgegeben haben soll. Der Erzbischof James Usher von Armagh, 1581—1656, hinterließ beinahe 10000 Bände, deren Erwerbung der König von Dänemark und Kardinal Mazarin eifrig wünschten. Allein Üirom- well verbot den Erben Ushers, die Bibliothek ohne seine Ein willigung zu verkaufen. Später wurde sie von Georg II. dem Trinity College in Dublin überwiesen, wo sie sich noch befindet. Einer der eifrigsten und erfolgreichsten Sammler der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts war Thomas Howard Carl of Norfolk, 1586—1646. Seine Sammlungen wurden nach seinem Tode teilweise zerstreut. Die gedruckten Bücher kamen an die Royal Society. Einen großen Teil derselben hatte Howard gelegentlich einer diplomatischen Sendung in Deutschland von Willibald Pirckheimer in Nürnberg 1636 erworben. George Thomason, gestorben 1666, sammelte unter erschwerenden Um ständen eine umfangreiche Reihe von über 22 000 Flugblättern re. über den Bürgerkrieg, die sich im britischen Museum befindet. Sir Symonds D'Eoes, 1602—1650, war ein ausgezeichneter Sammler, dessen Manuskriptschätze Sir Robert Harley als die reichste Samm lung nach der von Sir Robert Cotton bezeichnete. Or. Francis Bernard, 1627—1698, der eine umfangreiche Bibliothek zusammen gebracht hatte, war, wie Dibdin sagt, ein Stoiker in bibliophiler Hinsicht. Weder ein schöner Einband, noch ein breiter Rand ent zückten sein Auge oder erfreuten sein Herz; wohl aber war er ein anhaltender, starker und wirklicher Leser. In der Vorrede zu dem Verkaufskatalog seiner Sammlung findet sich die Bemerkung: »Er war ein Mann, der Bücher sammelte, um sie zu benutzen, und nicht, um damit zu prahlen oder zu prunken, und er schien sich ebensowenig um ihr Kleid zu kümmern, als um sein eigenes». Bischof Edward Stillingfleet von Worcester, 1635—1699, sammelte mit vielem Aufwande von Zeit, Mühe und Geld eine ausgewählte wertvolle Bibliothek von über 9500 gedruckten Büchern, worunter sich über 2000 Folianten befanden. Ein anderer Bischof, John Moore von Ely, 1646—1714, hatte bei seinem Tode an 29000 gedruckte Bücher und 1790 Manuskripte zusammengebracht, die Georg l. für 6000 Guineen ankaufen ließ und der Universität Cambridge schenkte. Vom Schuster zum Büchersammler schwang sich John Bagford, 1650—1716, empor. Sir Hans Sloane, 1660— 1753, war ein in jeder Beziehung erfolgreicher Mann von un gewöhnlichen Fähigkeiten und wurde Nachfolger Jsaac Newtons als Präsident der Royal Society. Bei seinem Tode hinterlicß er außer seinem reichen naturhistorischen Museum eine Sammlung von 40—50000 gedruckten Büchern, 3516 Manuskripten, 657 Ge mälden, Zeichnungen u. s. w., die für 20000 Pfund Sterling an das britische Museum überging. Der größte Sammler seiner Zeit war Robert Harley Earl of Oxford, 1661—1724, dessen stolze Sammlung von seinem Sohne Edward, 1689- 1741, in jeder Weise sehr beträchtlich erweitert wurde. Bei dessen Tode zählte die Bibliothek u. a 7639 Bände Manuskripte. Die gedruckten Bücher wurden auf 50000 geschätzt. Die Tochter Edwards of Oxford, Margaret Herzogin von Port land, verkaufte die gedruckten Bücher an Thomas Osborne, Buch händler in Gray's Inn, um 13 000 Pfund Sterling. Die Manuskripte wurden 1753 vom Parlament um 10 000 Pfund erworben und 1757 dem britischen Museum einverleibt. Die übrigen Sammlungen wurden 1742 versteigert. Aus der Harley- Bibliothck stammte ein 1885 in der Auktion der Bücher des Earl of Jersey von Quaritch für 950 Pfund für einen New Jorker Sammler erstandenes, einziges bekanntes vollständiges Exeinplar des Captonschen Druckes: "Ido Loolr ok tko Hobls 8istoriss ok Livg ^rtbur. Charles Spencer Earl of Sunderland, 1674—1722, war schon in seiner Jugend großer Bücherliebhaber und sammelte emsig während seines ganzen Lebens. Bei seinem Tode bestand seine Bücherei aus etwa 20 000 gedruckten Büchern. 1749 wurde die inzwischen immer vermehrte Bibliothek nach Blenheim geschafft, wo sie bis 1881 verblieb. 1881—1883 wurde sie von Puttick und Simpson verkauft und erzielte 56 581 Pfund Sterling. Sunderland war im Verkehr mit den Buchhändlern stets sehr freigebig, und die von ihm gezahlten hohen Preise erregten häufig das Mißfallen anderer Sammler. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Desinfizierung von Schulbüchern. — lieber einen be achtenswerten Schritt der Gesundheitsbehörde des nordameri kanischen Staates New Jersey in Bezug auf Schutz vor Ansteckung durch Schulbücher teilen die -Allgemeinen wissenschaftlichen Be richte aus New Aork» folgendes mit: In der Hauptstadt dieses Staates ist ein Vcrsuchskabinett zur Desinfektion von Büchern, Kindergartengeräten und anderen Gegenständen eingerichtet worden, die von den Pfleglingen der öffentlichen Schulen benutzt 505»
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