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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1902-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1902
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- Deutsch
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^ 17, 22. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. 669 beschickt, zum Teil Skizzen und Naturstudien. Aktzeichnungen, sämtlich von großer Wahrheit; herrlich ist u. a. die »Studie zum Frühlingssturm.« Ulrich Hübner-Berlin fesselt durch seine Radierung »Landstraße», während Angela Jank-München durch seine derben, fast rohen farbigen Zeichnungen aus Harburg ab stoßend wirkt. Meisterhaft hat Arthur Johnson-Berlin eine männliche Hand in Bleistiftzeichnung wiedergegeben. Graf Kalckreuth schildert in Radierungen und Lithographien mit Vorliebe, oft ergreifend, das Leben der Armen. Julius Klinger - Schöneberg - Berlin sandte einen drastisch gezeich neten »Agrarier«. Am bedeutendsten, förmlich wuchtig, tritt uns Max Klinger - Leipzig entgegen, der mit 68 Nummern die Aus stellung ziert. Fehlt doch keiner seiner großen Crfllen in Radierung, die durch Gedankenreichtum, Phantastik und vir tuose Technik gleicherweise imponieren. Von besonderem Interesse sind die zahlreichen fleißigen Aktstudien des Meisters, welche den menschlichen Körper in allen erdenklichen Stel lungen und Verkürzungen getreu und klar wiedergeben — ein Vorbild für manchen modernen Künstler, der, sein Talent überschätzend, das Studium leicht, ja leichtsinnig betreibt und Schluderei für geniale Arbeit angesehen haben möchte. Er- wäkmt sei auch des vielseitigen Meisters »Mädchenbüste« in Marmor, zweifellos ein bedeutendes Werk, das, nebenbei be merkt, für 10 000 ^ zu erwerben ist. Der in neuerer Zeit von Künstlern wieder mehr gepflegte Farbenholzschnitt findet in Albert Krüger-Berlin einen begabten Vertreter; u. a. ist fein »Weibliches Bildnis nach Lionardo da Vinci« ein beredtes Zeugnis dafür. Friedrich Latendorf-Verlin charakterisiert in seinem Aquarell »Im Theater« trefflich die Zuhörer im dritten Range, ein Porträt in Algraphie von seiner Hand wirkt fast genau wie litho graphische Kreidezeichnung. Von Walter Leistikow-Char- lottenburg zeichnen sich besonders das Pastellbild »Marine« und die Aquarelle »Nach dem Gewitter« und »Schwedische Küste« aus. Max Lieb er mann-Berlin stellt eine Anzahl prächtige Kreidezeichnungen, darunter ein stimmungsvolles Kinderporträt mit Hund, ein Bildnis Gerhart Hauptmauns und verschiedene Pastellbilder aus. Hans Looschen-Berlin dokumentiert sein Talent in einer herrlichen Rötelzeichnung »Weiblicher Kopf« und einigen Landschaftsbildern in Pastell. In Bleistift-, Kreide- und Federtechnik gewandt zeigt sich Hugo Mieth-Charlottenburg, dessen Porträt eines alten Mannes voll Kraft der Charakteristik erscheint. Dagegen können wir uns mit der Kunst Oskar Molls-Berlin nicht befreunden, denn einen Himmel, wie in seinem Gouachebilde »Herbstsonne« dürfte die Natur dem normalen menschlichen Auge wohl niemals zeigen; es ist ein wie gepflastert er scheinender Himmel. Als scharfer Satiriker erweist sich Adolf Münzer-München, einer der ständigen Mitarbeiter des »Simplicissimus«; sein »Erstes Seebad« und »Die Gouver nante« werden ihre Wirkung auf keinen Beschauer verfehlen. Treffliche Porträts sandte Hans Olde-Seekamp. Der Prager Emil Orlik aber hat sich scheinbar in einen Japaner verwandelt, er erfaßt japanische Motive japanisch und giebt sie in japanischer Manier wieder. Dabei wendet er die Technik des japanischen Farbenholzschnitts mit Virtuosität an. Eins der Bilder in drei Teilen giebt eine anschauliche Schil derung, wie der Japaner seine Farbenholzschnitte herstellt. Auf dem ersten Bilde zeichnet der Künstler, auf den Kween hockend, mit dem Pinsel auf das am Fußboden liegende Papier. Das zweite Bild zeigt den Holzschneider, welcher, an einem Tische sitzend, mit dem Messer (in Langholz) die Zeichnung in Holz schneidet. Den Drucker führt das dritte Bild vor. Er sitzt an einem Tische, dessen Hinterer Teil einen Aufsatz mit offenen Fächern trägt. Darin sieht man Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. Farbennäpfe, Pinsel und andere Gerätschaften. Der Drucker ist im Begriff, eine vorher angetuschte Holzplatte mit einem Bällchen abzudrucken. Die Bilder rufen täuschend den Ein druck von Farbenholzschnitten hervor, wie sie von den Ja panern selbst hergestellt zu werden pflegen. Zwei Porträt- zeichnungen neuesten Datums von Orlik stellen Sada Jaccos, der begabten japanischen Schauspielerin, durchgeistigte Züge dar. Heine Rath - Stuttgart gehört zu den talentvollen Malerlithographen, wie sein »Waldbild« beweist Ferdinand von Reznicek-München, bekannt durch seine pikanten Schil derungen aus der Gesellschaft, ist durch mehrere farbige Zeichnungen gut vertreten, besonders durch seine »vsmi- woväe«. Joseph Sattler- Berlin, der Zeichner im Stil des sechzehnten Jahrhunderts, sandte u. a. Lx libris. Zwei gute Aktstudien zeigt Max Schlichtung - Char lottenburg. Arpad Schmidhammer - München schildert humorvoll den »Zukunftsstaat«, Carl Schnebel-Schöneberg witzig ein »Vereinskränzchen«. Selten sind wohl Winkel, Gassen und alte Häuschen einer alten kleinen Stadt liebe voller und eingehender dargestellt worden als durch Wil helm Schulz-Charlottenburg in seinen zahlreichen Farben skizzen Einige alte Häuser und Winkel, jedoch aus der Großstadt, stellt Franz Skarbina-Berlin in bildmäßig ge stalteten interessanten Kohlezeichnungen aus, ferner vier Blei stiftzeichnungen aus Alt-Berlin. Eine Serie Studienzeich nungen von Franz Stassen-Berlin kennzeichnet sich durch ideale Auffassung, Wilhelm Steinhaufens-Frankfurt a. M. »Abend am See« durch gute Stimmung. Erquickend wirkt Hermann Stockmann-Dachau in seinem »Schönen Blick« ins Thal von Biedermaycrs Frühstückstasche aus. Einer der derbkomischen Zeichner der »Jugend« ist Carl Strathmann, dessen »Chinakrieger« erschreckend wirkt. Auch Eduard Thönq und Rudolf Wicke-München vom Sim plicissimus sind durch satirische Zeichnungen entsprechend ver treten. Original-Lithographien von Hans von Volkmann wir ken in ihrer Schlichtheit großartig, seine Bleistiftzeichnung »Bauernhof in einem Eifeldorfe« nicht minder. August Westphalen-Neumünstcr stellt ein stimmungsvolles Pastell bild »Wenn im Dorfe alles schläft« aus. Richard Winckel- Berlin pflegt anscheinend mit Vorliebe und gutem Er folge die lithographische Schabkunsttechnik. Verkommenheit, Laster und Elend »Aus dem dunklen Berlin« treten uns in Heinrich Zilles-Charlottenburg farbigen Zeichnungen schreckensvoll entgegen. Paul Hennig. Kleine Mitteilungen. Ankündigen unzüchtiger Schriften (Reichsgerichts entscheidung). — Der Angeklagte hatte in einer Zeitung ein Buch- -lieber die Ehe. Wo zu viel Kindersegen« angekündigt, war jedoch aus Z 184 Str.-G.-B. freigesprochen, weil die Anzeige nichts Unzüchtiges enthalte. Auf Revision des Staatsanwaltes hob das Reichsgericht das Urteil auf, wies die Sache in die Instanz zurück und führte aus: Bis zum Gesetz vom 25. Juni 1900 sei allerdings nur der Verkauf, die Verteilung, Ver breitung oder das Anschlägen unzüchtiger Schriften oder Ab bildungen rc. strafbar gewesen. Dies habe eine an sich un züchtige Schrift rc. vorausgesetzt. In dem durch Gesetz vom 2b. Juni 1900 beigefügten H 184 Ziffer 1 Str.-G.-B. sei aber auch mit Strafe bedroht, wer eine unzüchtige Schrift zum Zwecke der Verbreitung ankündigt oder anpreist. Dies setze nicht voraus, daß auch die Ankündigung unzüchtigen Inhalts sei. (Urteil des Reichsgerichts IV, 1462/01 vom 11. Juni 1901, mitgeteilt von Ur. M. Stenglein, Reichsgerichtsrat a/D.) (Deutsche Juristenzeitung (Berlin, Otto Liebmannj 1902, Nr. 1.) Unzüchtige Abbildung. — Der Redakteur des in Berlin erscheinenden Kleinen Witzblattes, Hermann Seyffert, stand am 10. Januar unter der Anklage der Verbreitung einer unzüchtigen Abbildung vor der 7. Strafkammer des Landgerichts I zu Berlin. Es handelt sich um ein im Kleinen Witzblatt erschienenes Bild 89
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