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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1902
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- Deutsch
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^ 17, 22. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 671 über den amerikanischen Verlags- und Sortimentsbuchhandel. Der Verleger drucke nur kleine Auflagen von etwa 750, oft nur 500 Exemplaren und vertreibe seine Bücher direkt ans Publikum; erst wenn dieser Absatz versage, schlage er den Rest an den Sortimenter, öfter aber an die großen Warenhäuser los, die den Verkauf der Bücher mit nur ganz geringem Nutzen, mehr zur Anlockung von Käufern betrieben. Ein Sortimentsbuchhandel wie in Deutschland sei so gut wie gar nicht vorhanden; die meisten Handlungen seien Papier- und Schreibmaterialiengeschäfte. Nur einige wirkliche Buchhandlungen, mehr Antiquariate, seien zu finden, die Spezialgebiete pflegten und dabei zumeist vorwärts kämen. Anschaulich schilderte Herr Korczcwski auch die Zustände in den Straßen, Land und Leute, das Hasten und Treiben im Geschäft. Die Arbeitszeit sei in Kontoren zumeist von 10 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags, in Läden von 9 bis 6 Uhr; nach dieser Zeit seien alle Läden geschlossen, selbst in den lebhaftesten Geschäfts straßen der Großstädte. Es werde flott gearbeitet, dann aber auch ausgiebige Ruhezeit gegönnt, nicht bloß den Menschen, sondern auch den Maschinen. Interesse fanden auch des Redners Schilderungen der Reise in den Eisenbahnwägen, deren Einrichtung er sehr lobte; nur in so. bequemen Wägen seien so lang andauernde Reisen angenehm s durchzufiihrcn. Eingehend schilderte er ferner die gewaltigen j Eindrücke, die er vom Niagarafall niitnahm, und die interessante Gebirgsfahrt nach Mexiko. Seine Erlebnisse und Erfahrungen auf den Reisen nach und! in Südamerika, das ja jetzt im Vordergründe des tagesgeschicht- ^ lichen Interesses steht, werden den Gegenstand des nächsten Vortrags am 24. d. M. bilden. Zu zahlreichem Besuch desselben sei auch an dieser Stelle besonders eingeladen. — Von anderer Seite erhielten wir folgenden Bericht: In der Voraussetzung einer mehr oder minder genauen' Kenntnis einer Ueberfahrt auf einem Lloydschiffe ging Redner nicht näher hierauf ein, sondern kam nach einigen einleitenden Sätzen zur Schilderung von New Dort in seiner Anlage, seinen Bauten und seinem Straßenleben. Bei Charakterisierung der einzelnen Typen des letzteren nahm er Gelegenheit, die ameri kanische Frau zusammen mit der amerikanischen Frauenfrage in kurzen Sätzen zu skizzieren, erwärmte sich alsdann für die dort überall durchgeführte Achtstundenarbcit der Kaufleute und ging von dem allgemeinen Geschäftsbetriebe zum Buchhandel über. Er behandelte eingehender die Arbeiten und Vertriebs-Eigentümlich keilen des transatlantischen Vcrlagsbuchhandels, die Herstellungs preise, die Schulbücherfrage. Die Tageszeitungen als Haupt lektüre des Durchschnitts-Amerikaners und der den gesunden Bücher vertrieb schädigende Einfluß der Warenhäuser brachten ihn auf die schweren Lebensbedingungen des Sortimentsbuchhandels zu sprechen, der drüben ohne Papierwarenhandel gar nicht bestehen könne. Ausnahmen hiervon machten nur die wissenschaftlichen Sorti mente, die, wenn auch nickt immer im Besitze von Deutschen, so doch größtenteils durch Deutsche begründet wären. Alsdann beleuchtete Redner die vielfachen Schwierigkeiten, mit denen ein Kolportage oder Reiscbuchhandel nach deutschem Muster in Amerika zu kämpfen habe. Der amerikanische Antiquariatsbuchhandel fände heute noch immer seinen größten Konkurrenten im europäischen, durch den die meisten Bibliotheken mit der Litteratur der alten Welt versorgt würden. Buffalo brachte uns die Schilderung des amerikanischen Hotel lebens. Vom Niagara-Fall in seiner Erhabenheit und Schönheit, die besonders zur Zeit des Besuches des Vortragenden — im Winter — von einem einzigartigen Reize war, wußte Herr Korczewski seinen Zuhörern ein eindrucksvolles Bild zu geben, das ein Gegenstück in der Vorführung des winterlichen, am mäch tigen St. Lorenzstrome gelegenen Ätontreal fand. Boston, die sauberste Stadt der Vereinigten Staaten, gab durch die dort be findliche -schönste und besteingerichtete- Bibliothek Gelegenheit, auf das auf hoher Stufe stehende Bibliothekswesen, auf die Universi täten und auf die großen Erleichterungen hinzuweisen, die diese Institute in Amerika jedem gewährten, der nach Befriedigung seines Wissensdurstes strebe. Hierauf verbreitete sich der Vortragende über die allgemeine wirtschaftliche Lage der Vereinigten Staaten, die er im großen und ganzen, wenigstens in den Staaten, die das bereiste Gebiet umfaßten, als für den Mittelstand ziemlich ungünstig darstellte. In der nächstbesuchten Stadt, Philadelphia, lernten wir die Haupt stadt des Temperenzlertums, sowie mit Bezug auf den deutschen Buchhandel eine Nachdruckerstadt kennen, wo die billigen Nach drucke der bekanntesten deutschen Schriftsteller hergestellt werden. Das amerikanische Deutschtum wurde uns bei Gelegenheit der Vorführung von Baltimore und St. Louis charakterisiert. Es folgte eine Schilderung der nahezu viertägigen Fahrt von letzterer Stadt nach Mexiko mit dem Lobe des vorzüglichen amerikanischen Eisenbahnwesens, so wie es sich dem Reisenden auf der Fahrt, in seinem Leben und Treiben, in seinen Pullman-Cars und sonstigen Betriebsmitteln, seinen mächtigen Maschinen rc. darstelle. Mit der Schilderung des mexikanischen Hochlandes und mit der Bekanntgabe des Programms des nächsten, am 24. Januar stattfindenden Vortrages (Aufenthalt in Mexiko, Fahrt von dort über Habana nach New Dort, von New Mark nach Rio de Janeiro, Montevideo, Buenos-Aires und zurück nach Hamburg) fand dieser Vortrag seinen Abschluß. Herr Korczewski gab seine viel seitigen, in jeder Beziehung interessanten Schilderungen im freien Vortrage in prägnanter Ausdrucksweise und wußte seine Hörer durchgehends zu fesseln. Man darf deshalb dem zweiten Teile, der der besuchten tropischen Länder unb der wechselvollen See fahrten wegen sich noch anziehender gestalten dürfte, mit Spannung entgegensehen. V. Personalnachrichten. Gestorben. — Der hervorragende Gelehrte vr. Paul Scheffep-Boichorst, ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Berlin, Mitglied der dortigen Akademie der Wissen schaften, ist, 59 Jahre alt, am 17. Januar in Berlin gestorben. Von seinen Schriften seien hier folgende genannt: Kaiser Friedrichs I. letzter Streit mit der Curie; — ^.vvalse Vatüsrbruvvsvsss, eine verlorene Quellenschrift, — Herr Bernhard zur Lippe, — Floren tiner Studien, — Die Chronik des Vivo Lowpagoi, — Die Neu ordnung der Papstwahl durch Nicolaus II., — Dante- und Boccaccio- Studien, — Aus Dantes Verbannung, — Deutschland und Frankreich von 1180 bis 1214, — Noch einmal Vivo OomxaAvi, — Pipins und Karls des Großen Schenkungsversprechen, — Zur Geschichte der bayerischen und pfälzischen Cur, — Zur Geschichte der Syrer im Abendlande, — Der Streit über die pragmatische Sanktion Ludw gs des Heiligen, — Kleine Forschungen zur Geschichte des Mittelalters. — In den Jahren 1871—75 war er Mitarbeiter an dem großen Werke -Novuwsvta 6vrwavias üistorioa-. Aus seiner Feder ist die darin erschienene Arbeit: -^Ibsrioi triuw kovtiuw wovaobi obrovioa-. S p r e ch s a a l. Herr Otto Grautoff, Herr Hermann Seemann Nachfolger und das -Archiv für Buchgewerbe«. Herr Otto Grautoff hat in seinem soeben bei Hermann See mann Nachfolger in Leipzig erschienenen Werke: -Die Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland- über den Künstler Joseph Sattler ein sehr absprechendcs Urteil gefällt. Das ist sein gutes Recht, und kein Billigdenkender wird ihm verargen, wenn er ausspricht, daß ihm die Sattlerschen Zeichnungen in vieler Hinsicht tadelnswert erscheinen. Herr Sattler selbst wird durch einen solchen Tadel nicht beirrt. Künstler und Verleger sind mit den erzielten Erfolgen recht zu frieden und lassen Herrn Grautoff mit seiner wenig anerkennen den Kritik gern zu Wort kommen. Wunderbar ist es freilich, daß Herr Grautoff u. a. ein Werk des Herrn Sattler kritisiert — das gar nicht existiertl -Und doch-, schreibt Herr Grautoff, -illustrierte Sattler einen gerade in diesem Sinne sehr modernen, krankhaft dämonischen Dichter, Edgar Allan Poe; diese Arbeiten gehören in die früheste Periode seines künstlerischen Schaffens. -Es liegt in diesen Zeichnungen etwas Vorsichtiges, Zurück haltendes — ein Zug von Kälte.- — — Also, Herr Grautoff, wo sind die Illustrationen Sattlers zu Edgar Allan Poe?? Aber darüber würde ich nicht besondere Beschwerde erheben. Was geht es mich an, wenn Herr Grautoff sich so verrennt? Als durchaus unstatthaft muß ich jedoch hier kennzeichnen, daß von meiner Firma für das Grautoffsche Buch die Genehmigung zur Reproduktion Sattlerscher Zeichnungen cingeholt wurde, denen man nun in beistehendem Texte Vegleitworte beifügt wie: -Wenn also Sattler den Stil unserer Väter als seinen eigenen ausgiebt, sich in ihre unbewußte Primitivität hinein lebt, so macht er sich einer schlimmen Unnatürlichkeit, eines zweck losen Trotzes gegen den Zeitgeist schuldig, und seine Primi tivität ist bewußt, beabsichtigt, gewollt, seine Unkenntnis per spektivischer Wirkungen gesucht, anempfunden, eine Täuschung, die Starrheit und Steifheit seiner Gestalten nachgeahmt, nicht 89»
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