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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1902
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- Deutsch
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^ 20, 25. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. 777 Nichtamtli Dreiundfunfzig Jahre Buchhändler in Deutschland und Amerika. Dreiundfünfzig Jahre Buchhändler in Deutsch land und Amerika. Erinnerungen und Plau dereien zur Verbreitung in engerem Kreise niedergeschrieben von Ernst Steiger. (Dem Andenken an meine Heimgegangenen, unvergeßlichen Prinzipale: Bernhard Hermann, Waldemar Türk, Bernhard Westermann und August Büchner in lebens länglicher Dankbarkeit gewidmet.) 8". X, 432 S. mit 1 Bildnis und 1 Faksimile. Druck von E. Steiger L Co. in New Port. Halbfranzband. (Nicht im Handel.) An autobiographischen Werken von Männern gewerb licher Berufe ist kein Reichtum, weder in der deutschen Litteratur noch, soweit wir übersehen, in arideren. Der unausgesetzt für den Erwerb schaffende Berufsmann findet selten Muße und Neigung, seine Lebenserinnerungen nieder zuschreiben; oft auch fehlt ihm hierzu die Befähigung, denn alle Kunst will nicht nur gelernt, sondern auch geübt sein. Gegenüber der reichen Memoiren-Litteratur von Männern und Frauen auf den Höhen des geselligen Lebens, auch von Gelehrten, Dichtern, Schriftstellern und anderen, ist für solche aus dem Wirkungskreise des praktischen Gewerbsmanns, des Kaufsmanns, des Manns der Technik und der Industrie ein erklärlicher Mangel festzustellen. Es ist schade, daß das so ist. Denn kaum irgendwo anders als in der praktischen Ausübung gewerblicher Berufe, namentlich da, wo diese tag aus, tagein mit der Oeffentlichkeit in Berührung sind, häufen sich in gleich ergiebigem Maße die Erlebnisse, lassen sich gleich viele interessante und nützliche Erfahrungen berichten. Auch für den Buchhändlerstand trifft dieser Mangel zu. Und doch ist ein Bücherladen immer ein fruchtbarer Boden für allerhand Erlebnisse, die der Aufzeichnung wert sind. Zu seiner Kundschaft gehören zahlreiche strebsame, kenntnisreiche Köpfe, Männer von Geist und Begabung, deren Umgang dem Aufmerksamen Gewinn bringt. Ein junger Mann mit gutem Auge und Verstände und ebenso gutem Willen zu lernen wird hier unendlich viel Anregung finden. Wie weit ihm die Anregungen Nutzen bringen, darüber entscheiden per sönliche Begabung und Eifer. — Ein Jüngling, dem zu einer guten Vorbildung gesunder Verstand und ein reiches Maß von Willenskraft gegeben war, war der Buchhandlungslehrling Ernst Steiger, der am l4. Februar 1848 bei Bernhard Hermann in Leipzig in den Beruf eingetreten ist. In wie rühmenswerter Weise er, seit 1855 in NewPork thätig, der deutschen Litteratur und dem deutschen Buch- und Zeitschriftenhandel in Amerika die Wege geebnet, ihre Verbreitung gefördert hat und auch zur Zeit noch unverdrossen fördert, welches Ansehen drüben wie hüben seine Firma und seine Person genießt, das ist den Lesern dieses Blattes zur Genüge bekannt. Der nunmehr Siebzigjährige hat vor wenigen Wochen seine Freunde durch eine eigenhändige Be schreibung seines Lebens und Wirkens überrascht. Seinem Sinn für historische Festlegung von Daten aus dem per sönlichen und geschäftlichen Leben, seiner Unermüdlichkeit in jeglicher einmal begonnenen Arbeit und nicht zum wenigsten seiner vortrefflichen Darstellungsgabe danken wir das um fangreiche und interessante Buch, dessen Titel wir an die Spitze dieser Besprechung gestellt haben und dem wir in An- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. K9. Jahrgang. cher Teil. betracht des im Eingang dieser Zeilen beklagten Mangel in der autobiographischen Litteratur gern einige Nachfolger wünschen möchten. Das stattliche, gediegen ausgestattete Buch, mit Nummer und freundlicher handschriftlicher Widmung versehen, das uns in diesen Tagen zugegangen ist, ist nicht für die Oeffentlich keit bestimmt. Es darf und soll daher in diesem kurzen Bericht, den wir, ungeachtet und unbeschadet des privaten Charakters des Buches, sowohl dem Verfasser wie den Lesern dieses Blattes schuldig zu sein glauben, nicht kritisch beleuch tet werden, wiewohl nicht alle seine Bekenntnisse über kritische Einwendungen erhaben sind. Wohl aber wird es dem heimischen Buchhandel erwünscht sein, von den Lebens aufzeichnungen des ihm entsprossenen und ihm ungehörigen Berufsgenossen Kenntnis zu nehmen, den ältern von ihnen zur angenehmen Erinnerung und Erbauung, den jüngeren zur Gestaltung eines Vorbildes für erfolgverheißende Nach eiferung. Gewiß werden viele der elfteren mit Steiger überein stimmen und seine schriftstellerische That loben, die er in einer Vorbemerkung mit folgenden Worten begründet: -Wie ich, so widmen auch Tausende und Zehntausende An derer das ganze Leben ihrem Berufe. Sie wirken gewissenhaft und mehr oder weniger erfolgreich. Nach ihrem Tode wird aber ver gessen, was sie gethan, obwohl sie in ihrem Kreise in hoher Achtung standen. Nachdem auch ich mehr als 53 Jahre in meinem Berufe, im Handel mit der vornehmsten Ware gewissenhaft thätig gewesen bin, halte ich es nicht für Anmaßung, Andere mit etlichen Vorgängen aus meiner geschäftlichen Laufbahn bekannt zu machen, die eigener Art sind. Vielleicht interessieren sich Einige, jetzt oder in späterer Zeit, für ein Bild aus dem deutsch - amerikanischen Buchhandel der letzten Hälfte des lö. Jahrhunderts, vielleicht wird Mancher nicht ohne Interesse meine Erinnerungen, Erfahrungen und Meinungen im Lichte der Zustände nach 50 oder 100 Jahren lesen.» Wir aber zögern nicht, der Arbeit weit höheren Wert als den einer kulturgeschichtlichen Darstellung beizumeffen, so gern wir die Vorzüge dieser letzteren anerkennen. Dieser höhere Wert liegt in ihrer zu erwartenden Wirkung auf die Jugend unseres Berufs. Die eindringliche Schilderung einer schon in jungen Jahren vorhandenen ernsten Lebensauffassung, eines stark ausgeprägten Sinns für Sparsamkeit, einer nie mals ausgesetzten umsichtigen Berufsarbeit und ihrer Erfolge kann nicht verfehlen, zum Vergleiche herauszufordern zwischen Ursache und Wirkung und mit zwingender Gewalt jeden ehrlich strebenden jungen Buchhändler zur Nachfolge auf diesem ehrenvollen Wege anzuregen. Freilich sind diese »Er innerungen und Plaudereien« zunächst nur »zur Verbreitung in engerem Kreise« niedergeschrieben, und dieser engere Kreis der dem Verfasser Nahestehenden dürfte bei dessen siebzig Jahren wohl zumeist aus Unverbesserlichen bestehen, von denen ein Nacheifern kaum mehr zu erwarten sein wird. Wir hoffen aber, daß das Buch auch recht vielen jungen Lesern zugänglich gemacht werden wird. Es wäre schade, wenn es durch seine bestimmungsgemäße äußerliche Beschränkung um den besten Teil seiner Wirkung gebracht würde. Ernst Steiger ist im Oktober 1832 als ältester Sohn eines Gutsbesitzers in Gostewitz bei Oschatz in Sachsen ge boren. Vor seipem sechsten Jahre verlor er den Vater, und 1842, nach Wiederverheiratung der Mutier mit dem dortigen Gutsbesitzer Ernst F. Clanß verzog die Familie nach Cunners dorf bei Leipzig, wo er mit seinen Geschwistern durch einen Hauslehrer unterrichtet wurde. Ostern 1844 kam er mit seinem Bruder nach Dresden in die Lehr- und Erziehungs anstalt, das sogenannte »Freimaurer-Institut«. Es folgte ein weiteres Unterrichtsjahr in der Realschule zu Leipzig, und am 14. Februar 1848 trat er, wie schon erwähnt, dort bei 103
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