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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1902
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- 1902-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1902
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- Deutsch
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^15 20, 25. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. 779 Mit Dankbarkeit gedenkt Steiger der ihm von allen Seilen entgegengebrachten Unterstützung Er bedurfte ihrer, und sie war ihm willkommen. Freilich erfüllte sie ihn auch mit Sorge, wie er das große Vertrauen rechtfertigen könne. Bei seinen großen Verpflichtungen konnte ihm jeder Fehlschlag Gefahr bringen, und daraus erklärt sich wohl auch sein unausgesetztes Ringen mit den Arbeitsanforderungen des Geschäfts an seine Person, eine Aufgabe, die ihm schon vor her nicht fremd gewesen, im eigenen Geschäft aber schließlich zur zweiten Natur geworden ist. So ging denn das wohlgeleitete Geschäft seinen flotten Gang, nicht unwesentlich begünstigt durch die deutschen Waffenerfolge und das mächtig gewachsene Ansehen des Deutschtums. Ein Bild der Steigerschen Erfolge mögen die nachfolgenden Absatzziffern von deutschen Zeitschriften geben, die dem Jahre 1871 entnommen sind und eine beredte Sprache sprechen: Bazar 2500 Exemplare, Daheim 3000, Fliegende Blätter 480, Gartenlaube 12 000, Hausfreund 1100, Jllustrirte Welt 3800, Jllustrirte Zeitung 350, Kladderadatsch 500, Romanzeitung 3500, lieber Land und Meer 4000, Wester manns Monatshefte 175. Aehnlich hohe Absatzergebnisse erzielte Steiger mit großen Lieferungswerken. Freilich hat der Krach von 1873 auch in Amerika ein geschlagen, und die Höhe der Steigerschen Absatzziffern ist davon nicht unberührt geblieben. Auch andere Ereignisse äußerten im Laufe der Jahre störenden Einfluß und brachten unvermeidbare Hemmungen. Aber der wachsame Leiter der Handlung suchte und fand unausgesetzt neue Wege, die zu beschreiten Gewinn brachte, neue Richtungen, nach denen das kraftvoll aufwärts strebende Geschäft mit Vorteil auszubauen war. Seine Verlagsthätigkeit, die freilich auch manchen Nachdruck zeugte und auch damit — wie wir, alten Haders uneingedenk, zugeben wollen — der Einführung deutscher Bücher kräftig vorgearbeitet haben mag, nahm einen großen Umfang an. Sie brachte ihm namhafte Geschäftserfolge; insbesondere waren seine Sprachlehren für Schulen bei Lehrern und Schülern beliebt und fanden große Verbreitung. Wir können im Rahmen dieses Berichts, dessen Aus dehnung Grenzen gezogen sind, nicht so, wie wir wünschen möchten, auf Einzelheiten eingchen. Aus den persönlichen Erlebnissen Steigers sei nur noch erwähnt, daß er fast von Beginn seines New Parker Wirkens an einen starken Halt an dem dortigen »Liederkranz« hatte, einem großen deutschen Verein, dessen Zugehörigkeit er mehr zufällig als in wohl erwogener Absicht erwarb, und an dessen mächtigem Wachs tum — in bald ihm zugeteilten Ehrenamte — er selber thatkräftigen Anteil hatte. Ein anderer großer Verein, dessen Sekretär er von 1869 bis 1897 gewesen ist, ist die »Deutsche Gesellschaft der Stadt New Pork«. Ihr gehört er seit 1858 an, und es ist begreiflich, wie außerordentlich förderlich der Umgang mit zahlreichen angesehenen und einflußreichen Männern auf seine gesellschaftliche Stellung und auch auf sein geschäftliches Wirken gewesen sein muß. Den mit zäher Ausdauer sein Ziel verfolgenden, durch keinen Mißerfolg beirrten Mann erkennt man nicht ohne Erheiterung auch aus seinen Bemühungen, sich eine Gefährtin fürs Leben zuzugesellen. Vierund dreißig Lenze hatte er an sich vorübergleiten lassen, ehe er auf Freiersfüßen zu schreiten begann, und nicht weniger als fünf Körbe bekennt er sich geholt zu haben — »zu seinem Besten«, wie er frohgemut sagt —, bevor er am 11. Mai 1867 mit seiner Braut zum Altar schritt. Er hat das Glück gehabt, »eine wirtschaftlich erzogene Frau zu finden, eine Gattin mit solch guten Eigenschaften, daß auch ich sagen darf: Der größte Schatz des Mannes ist eine gute Frau-«. Steiger unterläßt es nicht zu bemerken, daß die Trauung erst um 8 Uhr des Abends vor sich ging nach Schluß des Geschäfts, in dem er den wichtigen Tag in gewohnter Arbeit verbracht hatte. Die Hochzeits reise ging von der Wohnung der Schwiegereltern ins eigene Heim, von der Fünften bis zur Neunten Straße, und dauerte nur ein paar Minuten. Eine modische Hochzeits reise ist der Gatte der Gattin noch schuldig. Vielleicht ent schließt sich der Siebzigjährige, eine alte Unterlassung zu sühnen und der Gemahlin auf einer verspäteten Hochzeits reise seine Heimat zu zeigen. Er wird manches verändert finden seit 1859, dem Jahre seines ersten und letzten Besuches, vieles gebessert und seinem amerikanischen Ideal genähert. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß unbefangnere, in langen Jahrzehnten gereifte Beobachtung ihn sogar mit der »deutschen Gemütlichkeit« aussöhnt. Seinen vielen Freunden und Ver ehrern wird er willkommen sein. Noch außerordentlich viele persönliche Erinnerungen, namentlich auch Mitteilungen über hervorragende, mit Steiger befreundete oder befreundet gewesene Deutsch-Amerikaner, lebende und verstorbene, enthält das inhaltreiche Buch. Oft und bisweilen recht lange läßt der Verfasser seine Freunde, in Wiederholung von Reden, Zeitungsartikeln, Briefen, Flug blättern u. a. m., auch selber zu Worte kommen, und wir dürfen sagen, daß wir außergewöhnlich viel klare und rich tige Gedanken darunter gefunden haben. Daneben giebt Steiger selbst zahlreiche Betrachtungen über den Gang des Geschäfts, des eigenen und fremder, auch der mehrfach sich ändernden allgemeinen geschäftlichen Lage. In Anknüpfung an Berichte über geschäftliche Vorfälle werden im glück lichsten Plauderton Lehren gegeben, die in vortrefflicher Weise geeignet sind den Unerfahrenen vor Thorheit zu schützen, sofern er ihren Kern erfaßt und beherzigt. Interessante Berichte aus Vereinen und über die Leistungen dieser, an deren Leitung sich Steiger mit der vollen Wucht seiner starken Persönlichkeit beteiligt hat, vervoll ständigen das allgemeine Bild, das wir vom Leben in New Park gewinnen. Auch politische Fragen werden erörtert, und zur anmutigen Abwechselung erquickt uns auch manches freundliche Bild aus dem Familienleben, manche Idylle aus der Stadt oder vom Meeresstrande. Manche philo sophische Betrachtung ist in das abwechselnd fröhlich und ernst dahinfließende Geplauder eingeflochtcn und giebt uns Gelegenheit Herrn Steigers Gedankengange zu folgen, den er zumeist auf persönliche Erfahrung aufbaut und dessen Schlüsse der Zustimmung vieler sicher sein dürfen. Auch ein Bildnis Steigers zeigt uns das Buch, und das giebt seinen Worten eine gewisse Anschaulichkeit. Es ist immer von Wert, zu wissen, wie der Mann aussieht, dessen Buch wir lesen. Wenn dieses Abbild übrigens der Gegen wart entnommen ist, so dürfen wir Herrn Steiger beglück wünschen zu der Frische und Jugendlichkeit, mit der er seine siebzig Jahre trägt. Wir sind Herrn Steiger aufrichtig dankbar für den Ge nuß, den er uns mit seinem Buche bereitet hat. Manchem Alten freilich, der sich mehr als Andere darüber gefreut hätte, ist diese Freude versagt. Seine viel von ihm erwähnten und gerühmten Prinzipale Bernhard Hermann, Woldemar Türk, Bernhard Wcstermann und August Büchner, denen Steiger sein Werk gewidmet hat, weilen nicht mehr unter uns, und er wird inzwischen mit Betrübnis vernommen haben, daß auch sein alter Freund und Arbeitsgenosse vom Hause Bernhard Hermann, Theodor Demuth, Wien, mit dessen besonders herzlichem und ihm »aus der Seele ge sprochenen« Jubiläumswunsch (aus 1898) er sein Buch schließt, vor wenigen Wochen in die Ewigkeit hinübergegangen ist. Um so eindringlicher reden Demuths Worte, die Steiger an den Schluß seines Buches stellt, und deren Inhalt wir uns von Herzen anschließen: 103*
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