Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1902
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- 1902-02-25
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- 25.02.1902
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1730 Nichtamtlicher Teil. ^ 46, 25. Februar 1902. Personalnachrichten. Gestorben am 82. Februar nach kurzem schweren Leiden der frühere Ver lagsbuchhändler Herr Friedrich Wei-dling in Berlin im einundachtzigsten Lebensjahre. Der in hohem Alter Verstorbene war vom 1. September 1859 bis 1. April 1892, also über 32 Jahre, Inhaber der angesehenen Verlagshandlung: Haude L Spener'sche Buchhandlung (F. Weid ling) in Berlin. Seit 1. Januar 1888 hatte er seinen Sohn, Herrn vr. jur. Konrad Weidling, als Teilhaber ausgenommen, der ihm schon vorher einige Jahre als Prokurist zur Seite ge standen hatte und nach dem Austritt seines Vaters im April 1892 das Geschäft in Alleinbesitz nahm. Die alte Berliner Firma Haude L Spener, deren Geschichte besonders interessant ist durch ihre Beziehungen zu Friedrich dem Großen in seiner Jugendzeit, kann ihre Anfänge bis auf das Jahr 1614 zurücksühren. Ihren Grundstamm bildete die alte Buchhand lung der Gebr. Kalle-Völcker-Papen. Seit ungefähr der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erscheint die jetzige Firma Haude L Spener. Eins der wertvollsten und interessantesten Verlagswerke des nun dahin gegangenen Friedrich Weidling ist das berühmte Buch von Georg Büchmann »Geflügelte Worte-, das zuerst als dünnes Büch lein erschien und sich nun zu einem stattlichen Werk von nahezu fünfzig Bogen entwickelt hat. Der jetzt verstorbene überaus kenntnisreiche, treffliche Mann hing, wie die -Nat.-Ztg.- erzählt, mit wahrhaft väterlicher Liebe an diesem Werke und dessen außerordentlicher Entwicklung und Verbreitung in aller Welt. Dieses gewissermaßen persönliche Verhältnis des Verlegers zu dem schönen, inhalti eichen Werk erscheint erklärlich, wenn man die Entstehungsgeschichte des berühmten Buches kennen lernt. Georg Büchmann war ein Gymnasiallehrer von besonders viel seitigen Sprachkenntnissen, der an der Friedrich - Werderschen Gewerbeschule thälig war und vielfach Vorträge sprachgeschichtlichen Inhalts hielt. Einer dieser Vorträge behandelte den -Berliner Adreßkalender-, wobei er sein gediegenes und universelles Wissen zur Erklärung von wunderlichen Berliner Familiennamen anwandte. Einen Vortrag ähnlicher Art über »Gefälschte Citate- hielt Büch mann dann zuerst 1863 in der »Gesellschaft für neuere Sprachen» und wiederholte ihn 1864 im Saale des Berliner Schauspielhauses vor einem größeren Publikum. Nach diesem Vortrage, dem Friedrich Weidling beigcwohnt hatte, suchte dieser die Bekannt schaft Büchmanns und munterte ihn auf, den Vortrag zu einem Buche zu erweitern. Unter dem glücklichen, von Büchmann gefun denen Titel -Geflügelte Worte-, — der hierdurch selbst zu einem geflügelten Wort geworden ist — erschien -Der Citatenschatz des deutschen Volkes- in dem Umfange von 220 Seiten 1864 zuerst bei -Haude und Spener (F. Weidling)-. Bis zum Tode Büchmanns im Jahre 1884 war das Buch bereits mit der dreizehnten Auflage in 57 660 Exemplaren verbreitet; im Jahre 1895 erschien das hundertste Tausend und so ist die Entwickelung weiter ge gangen. Der nun im hohen Alter Dahingeschiedene, gewisser maßen der Entdecker Büchmanns, durfte sich als Verleger mit Recht auch ein persönliches Verdienst um das ausgezeichnete Werk anrechnen, das nun von seinem Sohne pietätvoll weiter geführt und ausgestaltct wird und als eine Zierde der deutschen Sprach- und Litteraturwissenschaft gelten darf. Auch anderen Werken, besonders auf dem Gebiete des Bank wesens, und verschiedenen Schulbüchern hat Friedrich Weidling als Verleger die Wege geebnet und sie zu allgemeiner Aufnahme beim großen Publikum mit bedeutendem Erfolg geführt. Mit reichen Gaben des Geistes und Herzens verband der Verstorbene große geschäftliche Tüchtigkeit, die nicht nur seiner Firma, sondern auch seinen Autoren zu gute kam. Ein ehrenvolles Gedenken im Buchhandel ist ihm gewiß! Gestorben ferner: am 22. Februar Frau Elsa verw- Dietrich, geb. Erdmann, in Leipzig, Mitinhaberin der F.rma: Franz Dietrich, Musi kalienverlag in Leipzig. Sie folgte in jungen Jahren ihrem erst 1899 verstorbenen Gatten, dem Gründer der Firma, nach. Gestorben ferner: vor einigen Tagen in Berlin im Alter von beinahe fünf undachtzig Jahren Frau Johanna Reimer, geb. Winter, Witwe des Verlagsbuchhändlers Karl August Reimer, der von 1853 bis zu seinem Tode im Jahre 1858 Besitzer der Weidmann- schen Buchhandlung war. Wie die Schwiegermutter der Ent schlafenen, Frau Georg Andreas Reimer, in den Freiheitskriegen, während ihr Mann mit den anderen Bürgern Berlins gegen die Franzosen im Felde stand, fast drei Jahre lang die Geschäfte ihres Mannes allein geleitet hat, so übernahm auch Frau Johanna Reimer bei dem frühen Tode ihres Mannes die Leitung der Weidmannschen Buchhandlung und führte dieselbe kraftvoll weiter, bis ihr (leider auch flüh verstorbener) Sohn Hans Reimer heray- gewachsen war und am 1. Januar 1865 die altangesehene Firma übernehmen konnte. Eine echt deutsche Frau von altem Schlage nannte sie Prediger Kirms nach der -Nat.-Ztg.- in der Trauerrede, und von dem prächtig ausgeprägten, dabei so selbstlosen, schlichten Wesen, das den Grundzug der noch in unsere Zeit herüberragenden Typen des guten alten Berlin kennzeichnet. Auch ihr war es in den Kriegsjahren Deutschlands vergönnt, während drei Söhne im Felde standen, der Tradition des Reimcrschen Hauses gemäß, eine durch Verleihung des Luisen - Ordens ausgezeichnete, unermüdliche Thätigkeit in dem ihrer Verwaltung übertragenen Lazarett zu entfalten. Einem weiten über ganz Deutschland ausgebreiteten Kreis von Kindern, Enkeln und Urenkeln ist die ehrwürdige Ahne mit dem echt protestantischen, unerbittlichen Sinn für Wahrheit und Recht und dem bis zum letzten Atemzuge lebendigen Inter esse für alles Gute und Schöne, das unser Vaterland ihrer Ueber- zeugung nach einer großen Zukunft entgegenführen müsse, zum unvergeßlichen Vorbild geworden. Gestorben ferner: am 21. Februar in Wien, wie -W. T.-B - meldet, der Afrika forscher Emil Holub. Er war am 7. Oktober 1847 zu Holitz in Böhmen geboren, studierte in Prag Medizin und Naturwissen- schakten, begab sich im Jahre 1872 nach Süd-Asrika und unternahm ini Februar 1873 seine erste Reise durch die südlichen Gebiete der Bantu, im November die zweite nach Transvaal und den nördlich angrenzenden Ländern. Im März 1875 brach er wieder nach Norden auf und drang bis zum Sambesi und zu den Viktoriafäflen vor. Im Jahre 1879 kehrte er mit reichen naturwissenschaftlichen und ethnologischen Sammlungen, die er an österreichische und außerösterreichische Anstalten verteilte, nach Europa zurück. Ende 1883 ging Holub abermals nach Süd-Afrika, um von Kapstadt aus, begleitet von seiner Frau, ganz Afrika meridional durch das Seengebiet bis nach dem Sudan und Aegypten zu durchwandern. Sein Plan wurde indessen schon im ersten Drittel der Reise durch das feindselige Auftreten der Ein geborenen vereitelt. Ausgeplündert und mit größten Strapazen kämpfend, kehrte er im Februar 1887 nach Schoschong im Betschuanalande und bald darauf nach Europa zurück. Seine 13000 Objekte umfassenden Sammlungen wurden gerettet und im Jahre 1891 in Wien und 1892 in Prag ausgestellt. Er schrieb u. a. -Kulturskizze des Marutse-Mambundareichs- (Wien 1879); -Sieben Jahre in Süd-Afrika 1872-1879- (2 Bände, Wien 1880 —1881); -Die Kolonisation Afrikas» (4 Hefte, Wien 1881—82); -Beiträge zur Ornithologie Süd-Afrikas- (Wien 1882, im Verein mit von Pelzeln); -Von Kapstadt ins Land der Maschukulumbe (2 Bände, Wien 1888—90). Gestorben ferner: am 22. Februar in Wiesbaden im fünsundfünfzigsten Lebens jahre der Präsident des Reichsaufsichtsamts für Privatversicherung Or. E. von Woedtke aus Berlin, der sich wie wenige andere um die Vorbereitung und die Ausführung der sozialpolitischen Gesetze verdient gemacht hat. Er beherrschte dieselben gründlich und gab zu ihnen viel benutzte Kommentare heraus, die stets zuverlässigste Auskunft erteilen. Wir nennen hier seinen Kommentar zum Krankenversicherungsgesetz (5. Auflage, Berlin 1896) und den zum Jnvaliditäts- und Altcrsversicherungsgesetz (3. Auflage, Leipzig 1891), den er mit R. Bosse herausgab und im Jahre 1893 durch einen Nachtrag ergänzte. Außerdem besorgte er die mit An merkungen versehenen Textausgaben verschiedener Gesetze in Guttentags Sammlung deutscher Reichsgesetze. (Sprechsaal.) Zur Beachtung für Verleger! Der Redaktion ging folgende Zuschrift zu: -In England erschien ein Buch, das die echte Wahrheit über den Burenkrieg an der Hand von offiziellen Aktenstücken bringt, und beweist, daß das englische Heer lauter edle, vorzüglich geführte Helden voller Humanität und Hochherzigkeit hat, die mit verruchten Schurken und feigen Mördern von Frauen und Kindern, mit den Buren, zum Wähle der Menschheit kämpfen müssen. Das Buch ist in über 70 000 Exemplaren in England verbreitet, und jetzt sollen nun auch die übrigen Länder mit geeignet bearbeiteten Ueber- setzungen beglückt werden. Die zum -deutschen Verleger- erkorene Firma lehnte das Geschäft mit seinen glänzenden pekuniären Bedinungen energisch ab. Sicher aber findet sich eine andere Firma, die den Verlag übernimmt. Firmen nun, die sich für den Vertrieb interessieren wollen, sei die Mitteilung gemacht, daß von der eng lischen Verlagsfirma die Bedingung gestellt wird, das Buch in Tausenden von Exemplaren gratis und franko direkt zu versenden, daß der Verleger also die strebsamen Sortimenter dadurch unterstützen muß, daß er die wahrscheinlichsten Kunden möglichst gründlich vor Erscheinen des Buches im Handel wegkapert. Der Humor bei der Sache ist, daß der Verfasser des allein wahrheitsgetreuen Buches über den Burenkrieg zugleich einer der bekanntesten und beliebtesten Verfasser von Sensations- und Schauerromanen ist».
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