Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1902

1690 Nichtamtlicher Teil. 45, 24. Februar 1902. können wir hoffen, auch die allmählich noch zu gewinnen, die uns noch ferngeblieben sind, obgleich sie mit uns zu ar beiten berufen wären. Allbekannt ist der schwere Schlag, der im Juni 1901 die Stadt Leipzig, den Sitz unseres Vereins, betroffen hat: der Zusammenbruch der Leipziger Bank, wodurch auch der Verein, der die Summe von ca. 36 000 ^ satzungsgemäß auf Rechnungsbuch dort hinterlegt hatte, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die ersten Schwierigkeiten wurden durch das freundliche Enrgegenkommen der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt überwunden, die unser Rechnungsbuch mit einem Betrage von 15 000 ^ beließ, doch wäre der zu erwartende Verlust bei dem in der Geschichte der Bankwclt einzig dastehenden traurigen Ereignis immerhin ein derartiger gewesen, daß er uns um Jahre in unserer Arbeit zurück gebracht hätte. Obgleich nun nach Lage der Sache weder den Vorstand noch insbesondere den Herrn Schatzmeister irgend ein Vorwurf oder irgend welche Verantwortlichkeit für ein Unglück treffen kann, dem in gleicher Weise staatliche und städtische Behörden, Stiftungen und Vereine, wie auch gut orientierte Finanzmänner zum Opfer gefallen sind, so entstand doch unter den hiesigen Vorstandsmitgliedern und Mitgliedern der lebhafte Wunsch, der nun einmal leider bei einem Leipziger Institut erlittene Verlust möge freiwillig innerhalb des Leipziger Gewerbes durch^Beiträge ausgeglichen werden. Ohne also den traurigen Fall irgendwie verdecken oder beschönigen zu wollen, sollten dem Buchgewerbeverein die dadurch entzogenen Mittel zu weiterer Entfaltung wieder zugeführt werden. Dieser hochherzige Wunsch ist alsbald zur That geworden, und mit Freude können wir unseren Mitgliedern sagen, daß dem mutmaßlichen Verlust durch den Konkurs der Leipziger Bank ein freiwillig von Leipziger Mitgliedern gezeichneter Garantiefonds gegenübersteht, der jenen Verlust reichlich deckt, so daß die Zeichner kaum voll in Anspruch genommen zu werden brauchen. Aus diesem Grunde finden Sie auch in dem Rechnungswert keine Abschreibung für Verluste aus dem Zusammenbruch der Leipziger Bank vor. Eine Ehrenpflicht aber ist es uns, die Namen der Zeichner mit herzlichem Danke hier zu nennen; es sind die folgenden: F. Baedeker — Berger L Wirth — Bibliographisches Institut — O. Brandstetter — Breitkopf L Härtel — Alphons Dürr — Heinrich Flinsch — Karl W. Hiersemann — Hinrichs'sche Buchhandlung — Hübel L Denck — Johannes Maul — Meißner L Buch — C. F. Peters — vr. Petersmann i/Fa. Spamersche Buchdruckerei — E. W. Polz, Verlag des »Leipziger Tageblattes«, Buchdruckerei — Pöschel L Trepte — Ramm L Seemann — Phil. Reclam jun. — C. G. Röder — E. A. Seemann — Sieler L Vogel — L. Stuackmann — B. G. Teubner — R. Voigtländer — Franz Wagner — Wagner L Debes — I. I. Weber. Bei dieser Gelegenheit möchten wir ein Versehen berichtigen, das leider bei der Drucklegung des vorigen Jahresberichtes geschehen ist; unter den Stiftern von Anteil scheinen anläßlich der Gutenbergseier fehlt dort die Firma C. G. Röder in Leipzig, die gleichfalls die von ihr ge zeichneten Anteilscheine zum Bau des Deutscheu Buchgewerbe- Hauses dem Verein Übermächte. — Das bei der Einweihung unseres Gebäudes uns vom Kreis Sachsen des Deutschen Buchdruckervereins gestiftete prächtige »Sach sen zimmer« konnte im Frühjahr 1901 der Benutzung übergeben werden. Im Aufträge der Schenk geber hat Herr Baurat Bruno Eelbo in Leipzig den Raum in solch feiner künstlerischer Weise ausgestaltet, daß er sich der Gutenberghalle vornehm und würdig anreiht und einen ebenso wohlthuenden als zweckmäßigen Versammlungsraum bildet. Möchten alle darin gefaßten Beschlüsse dem deutschen Buchgewerbe stets zum Segen gereichen! Eine weitere Stiftung, die dem Verein ebenfalls bei der Weihe des Hauses gemacht wurde, ist im letzten Jahre auch vollendet und uns überwiesen worden: das vom Deut schen Buchdruckerverein gespendete stattliche Rednerpult, eine ausgezeichnete Leistung deutscher Holzbildhauerkunst. Auch von einer neuen wertvollen Stiftung im Laufe des Jahres 1901 können wir mit dankbarer Freude be richten. Die geschichtlich wie technisch außerordentlich inter essante Sammlung älterer Buntpapiere des Herrn Zahnarzt Seegers in Hannover, die in über 11 500 Blättern alle Hauptarten des Buntpapieres vom siebzehnten Jahr hundert bis zur Gegenwart zeigt, so die schönen, alten Marmorpapiere, Kleistermarmore u. s. w., wurde dem Deut schen Buchgewerbeverein zum Ankauf angeboten, doch war an eine Erwerbung aus den laufenden Mitteln leider nicht zu denken. Da ist es denn namentlich durch das hochherzige Eintreten des Herrn Kommerzienrat Max Krause in Berlin, der die Angelegenheit zu seiner eigenen machte, ge lungen, die wertvolle Sammlung durch freiwillige Beiträge unserem Buchgewerbemuseum zu sichern, indem durch Zeich nungen von den Mitgliedern des Papierindustrievereins und des Vereins der Buntpapierfabrikanten rc. der Betrag von 4150 aufgebracht und dem Buchgewerbeverein als Schenkung überwiesen wurde. Dadurch wurde es möglich, die Sammlung zu erwerben, zumal auch Herr Seegers uns selbst noch entgegenkam und den Kaufpreis um 500 er mäßigte. Die Blätter sind nun in den Besitz unseres Buch gewerbemuseums übergegangen; sie werden den Mitgliedern der obengenannten Vereine ebenso wie unseren Mitgliedern stets ohne weiteres zugänglich sein, außerdem aber in größeren Städten Deutschlands zur Schau gelangen. Die Namen der opferwilligen Stifter sind: Akt.-Ges. für Buntpapier- und Leimfabrikation, Aschaffen burg — Gust. L Heinrich Beneke, Löbau i/S. — Kommerzien rat Carl Blanke, Barmen — Franz Dahlem L Co., Aschaffen burg — Alois Dessauer, Aschaffenburg — Carl Dondorf i/Fa. B. Dondorf, Frankfurt a/M. — C. A. Edelhageu L Co., Elberfeld — Enterlein jr. i/Fa. Osw. Enterlein, Niedersedlitz — Heilmann i/Fa. Merseburger Buntpapierfabrik Seb. Heil mann, Merseburg — Geh. Reg.-Rat Carl Hofmann, Heraus geber der Papierzeituug, Berlin — Kommerzienrat Max- Krause, Berlin — Krause L Baumann, Dresden — E. Th Kretzschmar, Dresden — Kunstdruck- und Verlagsanstalt Wezel L Naumann, A.-G., Leipzig-Reudnitz — Lohnes, Direktor der Bunt- und Luxuspapierfabrik Goldbach — Kommerzienrat Julius F. Meißner i Fa. Meißner L Buch, Leipzig — Mey L Edlich, Leipzig-Plagwitz — A. Nees L Cie., Aschaffenburg — Kommerzienrat Ernst Nister, Nürnberg — Papierfabrik Weißenstein A.-G., Barmen — Papier-Jndustrie- Verein, Berlin — Sächsische Tapetenfabrik, Dresden — Paul Süß, Akt.-Ges. für Luxuspapierfabrikation, Dresden — Ernst Schlinkmann i/Fa. Will). Wefers, Crefeld — Philipp Schnell, Kassel — Martin Schröder i/Fa. Sieler L Vogel, Leipzig — Wilh. Stern L Co., Fürth — Ströhmer i Fa. Gottfr. Möller- Söhne, Neumünster — R. Voigtländer i/Fa R. Voigtländer's Verlagsbuchhandlung, Leipzig — Rudolph Wiedemann, Chemnitz — Alexander Wilisch i/Fa. Gebr. Wilisch, Schuee- berg — Robert Wilisch, Plaue i/Sa. — Kommerzienrat Th. Wiskott i/Fa. C. T. Wiskott, Breslau. Allen Vereinen, Firmen und Herren, die sich an dieser uns besonders wertvollen und erfreulichen Schenkung be teiligten, sagen wir herzlichsten Dank. In wahrhaft glänzender Weise aber hat der Rat der Stadt Leipzig neuerlich sein schon so oft bewährtes Interesse an unseren Unternehmungen bekundet, indem er uns aus Stiftungsmitteln für die Zwecke unseres Buchgewerbemuseums