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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1902
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- Deutsch
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1000 Nichtamtlicher Teil. 26, 1. Februar 1902. ganze Material zur Verfügung steht, der also der mühseligen Forschungen und Vorarbeiten enthoben war, war imstande, die Arbeit in der kurzen Spanne Zeit zu leisten, und wenn auch einzelne Abschnitte eine gewisse Flüchtigkeit verraten, ein gründliches Verarbeiten des Stoffes und Zusammenfassen vermissen lassen, so bildet das Werk doch ein einheitliches Ganzes; es ist eine wertvolle Bereicherung der Litteratur über die Geschichte des französischen Zeitungswesens, und Avenels Leistungen verdienen volle Anerkennung. In der Zeit vor der Revolution war die Rolle, die die Zeitung in Frankreich im öffentlichen Leben spielte, eine durchaus unbedeutende. Zwei Umstände waren es besonders, die der allgemeinen Entwickelung des französischen Zeitungs wesens vor 1789 hindernd im Wege standen, ja die gesamte Publizistik mit derartig engen Schranken umgaben, daß eine fortschreitende Entwickelung des Zeitungswesens überhaupt unmöglich war: erstens verschiedenerlei Privilegien und zweitens die Censur. Die den wenigen bestehenden Zeitungen gewährten Einzel-Vorrechte hatten zur Folge, daß nur wenig neue Journale gegründet wurden, zumal letztere auch immer eine entsprechende, nicht selten ganz bedeutende Ent schädigungssumme au elftere oder auch an die Regierung zu zahlen hatten, und die strenge Handhabung der Censur ver hinderte, daß die gesamte Presse jenen Grad von Selbständig keit und Unabhängkeit erreichen konnte, der von vornherein als Hauptbedingung für eine gedeihliche Entwickelung des Zeitungswesens gilt. Die öffentliche Meinung lag in Fesseln, nur ab und zu machte sich der im Lande herrschende Un wille über gewisse Vorgänge am Hofe und über die finan zielle Mißwirtschaft in einzelnen Broschüren und Pamphleten, die heimlich gedruckt und verbreitet wurden, Luft; bald jedoch vergrößerte sich die allgemeine Mißstimmung, die Regierung geriet in arge Verlegenheit, und es trat jenes so bedeutsame Ereignis ein, das nicht allein einen Markstein in der Ge schichte des französischen Zeitungswesens bildet, sondern auch aus das Schicksal des ganzen Landes von bestimmendem Ein fluß war: der Erlaß Ludwigs XVI. vom 5. Juli 1788, in dem er die Gelehrten, überhaupt alle wohlunterrichteten Personen aufforderte, der Regierung ihre Ansichten und Meinungen kund zu geben und ihr Ratschläge zu erteilen. Alsbald ergoß sich eine Flut von Broschüren und Pam phleten über das Land, der Erlaß kam einer vorübergehenden Aufhebung der Censur gleich, und ein jeder fühlte sich be rufen, seine Anschauungen und Ideen kund zu geben; der größte Teil jedoch benutzte die Gelegenheit, dem lange ver haltenen Groll Lust zu machen und der Regierung in nicht gerade schmeichelhafter Weise die Wahrheit zu sagen. »Ein allgemeiner, einstimmiger und täglicher Schrei nach Besserung durchhallte das Land in tausendfachem Echo und drang in die Kasernen, in die Vorstädte und Märkte, in die Ateliers und Mansarden« um mit Taine zu reden. Umsonst suchte die Regierung die ungeheure Bewegung zu hemmen und die Publikationsfreiheit wieder einzuschränken. Es traten Männer auf, die absolute Preßfreiheit forderten, und als erster unter ihnen Mirabeau, der in seiner Schrift »snr Is libsrts äs Is xrssss« aufs eifrigste für gänzliche Auf hebung der Censur eintrat, »(jus ls, prswlärs äs vos lols oonssers ä jemals ls libsrts äs ls prssss, 1s libsrts 1s plus lnvlolsbls, 1s plus llllwitss, Is libsrts ssus lsguslls Iss sutrss us ssrout jsrusis oouguisss, psrosgus s'sst psr slls ssuls gus Iss psuplss st Iss rois xsuvsut oouusltrs Isur äroit äs l'obtsuir, Isur iutörßt äs l'soooräsr; gu'suüu votrs sxswpls iwprims 1s sossu äu wsprls publio sur 1s traut äs l'iguorsut gut srsiuärs Iss sbus äs ostts libsrts« ruft er den zukünftigen Deputirten der Generalstände, deren Einberufung nahe bevorstand, zu. Dies schürte die allgemeine Bewegung nur noch mehr und zeitigte eine neue Flut von Flugschriften und Broschüren. Letztere vertraten in der damaligen Zeit die Rolle unserer heutigen Zeitungen, sie bildeten die Ergänzung der privile gierten Journale, welch letztere in blindem Gehorsam sich dem Willen und den Wünschen der Obrigkeit fügen mußten und es wohl vermieden, der Regierung mißliebige Nachrichten zu bringen. Die Ereignisse folgten kurz aufeinander, die erregte Volks stimme erscholl immer lauter, und die Zahl der Kundgebungen stieg ins Ungeheure, bis sich aus den Broschüren und Schmäh schriften sozusagen über Nacht die politisch unabhängige Zei tung, frei von allen Regierungseinflüssen und die wirkliche öffentliche Meinung vertretend, entwickelte. Brissot de Warville hatte als erster die Idee »äs trouvsr un sutrs wo^sn gus Iss broobnrss paar lvstrulrs tous les trsnysls ssns sssss, s psu äs trsls, st saus uns kariös gut ns las tstlgus pss.« Sein »Lstrlots trsnysls« mit dem Motto »uns Osrstts librs sst uns ssntinslls gui vsllls ssns ossss pour 1s psupls« sollte die erste französische unabhängige politische Zeitung werden, die Ankündigung seines Unternehmens wurde mit großem Bei fall begrüßt; sei« Vorhaben war jedoch zu kühn, als daß er es unbehelligt zur Ausführung bringen konnte, denn noch regierte der Censor, die Censur suchte mit noch schärferen Maßregeln der allgemeinen Bewegung entgegen zu arbeiten, und namentlich gegenüber »ls äsrulsr äsgrs äs l'suäses sn- Ksräis psr l'lwprwlts«, wie seitens der Regierung das Pro gramm Brissot de Warvilles bezeichnet wurde, versuchte man alle nur denkbaren Repressivmaßregeln. Erst nach vielerlei Schikanen und nach Verlauf einer geraumen Zeit konnte das Journal wirklich erscheinen. Mit ihm beginnt eine neue Aera im französischen Zei tungswesen, es ist, abgesehen von einigen Vorläufern, die erst später zu einiger Bedeutung gelangten, das wirkliche Prototyp der unabhängigen politischen Zeitung; das Eis war gebrochen, die richtige Form war gefunden und bald schossen ähnliche Unternehmungen wie Pilze aus der Erde. »Uss journsux plsuvsisnt tous Iss mstius oomws lusnus äu oisl st eiugusuts ksulllss, siusi gus 1s solsil, vsusisut tous Iss jours selslrsr 1'borirou« sagt ein Zeitgenosse, und ein anderer (De- lisle de Sales): »I/skksrvssosnos ötsut srrivss s sou oowbls, 11 ss trouvs gus Iss viugt-gustrs bsurss äs Is jouruss u'surslsnt pss sutü s uu oito^su sollt pour lirs toutss Iss ksulllss psrlo- älguss burlsss Is wstlu pour l'lustruotiou ou Is ässtruotlou äss äsiusgoguss.« Nunmehr ist die Zeitung nicht mehr das einfache Neuig keitsblatt, das mit allerhand Hofnachrichten und Hofklatsch gefüllt war, die wenigen Abonnenten des langen und breiten über alle die kleinen Ereignisse auf dem Gebiete der Litteratur und Kunst unterrichtete und alle die mehr oder weniger pikanten Anekdoten rc. aus der Welt des Theaters und der Gesellschaft brachte, aus ihr und aus alle den Bro schüren und Pamphleten ist die neue Großmacht Presse her vorgegangen; sie ist eine politische höhere Warte geworden, von der aus das zahlreiche Heer der Publizisten, die einen aus reinster Aufopferung für das Gemeinwohl, die anderen aus unbezwingbarer Ehrsucht und die Seele erfüllt von niedrigsten Leidenschaften und Haß, die Geschicke des Landes zu lenken oder doch wenigstens zu beeinflussen suchten. Keine andere Zeit, mit Ausnahme der Restaurationszeit, kann eine derartige journalistische Bewegung aufweisen, selbst »uns sws stslt sn guslguss sorts souküss snx sälüoss; Iss plsrrss wsws ss oouvrslsnt ä'lässs, st Iss wurslllss psrlsisnt«, denn es hatte sich, nachdem die wechselnden Ereignisse fast eine absolute Preßfreiheit gezeitigt hatten, im erbitterten Kampfe der monarchischen mit der revolutionären Presse, im leidenschaftlichen Parteigetriebe unter anderem auch der Ge brauch herausgebildet, besondere Zeitungen in Plakatform herzustellen, die regelmäßig an den Mauern angeschlagen und
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