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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19020201
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26, 1. Februar 1902. Nichtamtlicher Teil. 1001 vom Volke gleich den andern Zeitungen begierig gelesen wurden; andere Blätter wieder stellten eine besondere Aus gabe lediglich zu dem Zwecke zusammen, um den Inhalt derselben in den Straßen ausrufen zu lassen. In den Blättern der damaligen Zeit, der Zeit der schrankenlosen Willkür und endlich erreichter Preßfreiheit, spiegeln sich mehr als sonst die Ideen, Sitten und die poli tischen Bewegungen, die Interessen des gesamten öffentlichen Lebens, sowie das Treiben der einzelnen Parteien wieder; bei der Durchsicht all der Revolutions-Zeitschriften, die oft schon durch ihre bizarren Titel die von ihnen verfolgte Tendenz erkennen lassen, fühlt man den Atem der ereignisschweren Zeit, wo die entfessellte und immer wieder von neuem auf gestachelte Volksleidenschaft keine Grenzen kannte und die Presse mit despotischer Gewalt die Wünsche der Partei zur Geltung brachte. Wenn die Preßfreiheit zu Anfang der Bewegung gewissermaßen ein Segen für die Allgemeinheit war, indem sie rücksichtslos die Schäden im Staatswesen aufdeckte und zugleich auch der Entwickelung des Zeitungs wesens die Wege ebnete, so wurde sie im Parteienkampf ein über alle Maßen gefährliches Werkzeug; es galt hier das Faustrecht; die stärkere Partei siegte, bis endlich eine Art Centralgewalt zugleich mit der Leitung des Staatswesens auch die Regelung und Beaufsichtigung des Preßwesens übernahm. Die kaum geborene allmächtige Presse verlor nunmehr, unter dem Direktorium, ganz wesentlich an Be deutung; noch mehr sank ihr Einfluß in der folgenden Zeit, unter der Konsular-Regierung. Sie wurde wieder vollständig geknebelt, als Napoleon Bonaparte die Alleinherrschaft an sich gerissen hatte und, die Macht der Presse wohl erkennend, die Zeitungen als Sprachrohr der öffentlichen Meinung unter dem Vorwände, als seien sie »snosoais äs 1a Röpubiignsr' mit eiserner Gewalt unterdrückte uud nur einzelne bestehen ließ, die er als Werkzeug für seine ehrgeizigen Pläne benutzte. Um sich ein ungefähres Bild einerseits von der vorauf gegangenen Bewegung im französischen Zeitungswesen und anderseits von der Lage der Presse zu Beginn der napoleo- nischen Herrschaft machen zu können, möge man folgende statistische Notizen berücksichtigen: Während im Jahre 1777 insgesamt 41 Journale, darunter 14 ausländische, existierten, wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 1789 allein 250 neue gegründet und im Jahre 1790 mehr als 350; von 1789 bis 1900 zählt man zusammen ca. 1400 Journale oder mehr oder weniger regelmäßig erscheinende periodische Druck schriften. Durch Erlaß vom 17. I. 1800 unterdrückte der Erste Konsul Napoleon alle politischen Zeitungen bis auf 13 und ließ nur jene Blätter, die sich ausschließlich nur mit Litteratur und Kunst beschäftigten, oder jene, die dem Handel und Verkehr dienten, unbehelligt. Als Kaiser der Fran zosen überwachte Napoleon die Presse seines Landes noch schärfer und verfolgte mit Späherblick den Inhalt der von ihm geduldeten Zeitungen. Er ließ sich regelmäßig Bericht er statten; auch wenn er außerhalb des Landes weilte, vom Schlachtfelds aus, behielt er »seine Journale«, wie er sie nannte und in seiner despotischen Allmacht nennen konnte, im Auge. »Usrnusr-vous äovo uv psu plus pour souksnir 1'opiviou«, schreibt er bei einer Gelegenheit an seinen Polizei- Minister. »vitss sux rsäustsurs gus. guoigus sloigvs, js lis Iss jorrrnaux; gus gu'ils oovtiuusnt sur es ton, ss soläsrsi Isur oooapts; gu'sv 1's.u VIII ss Iss ei röäuit e guetorrs. äs psuss gus es8 avsrtisssmsvts 8uoes8sik8 aux prinoipaux rsäas- tsur8 vauäronk misux gus korttss Iss rbkrttattons. vitss Isur gus ss us Is8 jugsrei poiut sur 1s mal gu'ils uurout äit, mar» sur Is psu äs bisu gu'ils u'eurout pas äit Oissaux äs marrvais eugurs, pourguoi us prssugsut-ils gus äes orsgss öloiguss? äs Iss röäuirsl äs 14 s, 7, st ss oovssrvsrai, von eeux gui rus lousrout, ss n'ai pas bssoiu äs Isurs sloZss, mais Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. osux gui surout In touobs mLls st Is eosur kravxais, gul ruoutrsrout uu vsritekln uttsobswsut pour ruoi st ruou psupls.« In einem anderen Briefe droht er mit weiteren einschneidenden Reformen: »Va rökorms äss sourueux nur» bisutöt lisu; eer II sst trop btzts ä'uvoir äss soururrux gui u'out gus I'iueouvöuisut äs le libsrtö äs 1e prssss saus su avoir Iss evsutsgss .... vitss eux röäeotsurs gus vous us Isur ksrsr uuouus obssrvutiou sur äs pstits urtiolss; gu'il u'sst plus gusstiou eusourä'öui äs u'ktrs pas weuveis mais ä'Strs, tout ä kalt bous, cur ou us Iss laisssra pas jouir äs bous rsvsuus pour us rsuärs eueuu ssrvies st »u eoutreirs pour uuirs.« Man sollte meinen, daß die strengen Maßregeln und Censurverbote, die die Presse am Gängelbande führten und den Lebensnerv der politischen Zeitung wieder vollständig unterbanden, mehr als ausreichend gewesen wären. Napoleon war anderer Ansicht: er reduzierte die Zahl der Zeitungen von 14 auf 4 und konfiszierte das Eigentum der unter drückten Blätter. Nur, was er wollte, kam in die Zeitungen, er hatte ein »bursuu äs l'Lsprlt publie« eingerichtet, in dem nach seinen Direktiven gewissermaßen die öffentliche Meinung festgestellt und die Zeitungen dementsprechend redigiert wurden. Nichts konnte Napoleons Willkür widerstehen; nicht nur den Zeitungen wandte er seine zweifelhafte Fürsorge zu, auch das Druckwesen überhaupt und der Buchhandel seufzten unter dem Drucke seiner vernichtenden Gewalt; gab er doch sogar Befehl, die durch sein Verbot der Zeitungen außer Thätigkeit gesetzten Druckpressen zu vernichten, um zu ver hindern, daß man in Versuchung geraten könnte, regierungs feindliche Schriften rc. damit zu drucken; den armen Schrift stellern machte er die Hölle heiß und den Buchhändlern zwang er die volle Verantwortung für die von ihnen ver triebenen Schriften auf, bzw. verhinderte er von vornherein durch eine strenge Censur den Vertrieb gefährlich erscheinender Werke. Erwähnt sei nur, welchen Chikanen und Ver folgungen beispielsweise Madame de Stadl-Holstein in ihrer Eigenschaft als Verfasserin von »Vs l'^llsma^ns« ausgesetzt war, so daß sie schließlich sogar ins Exil wandern mußte. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht (Nachdruck verboten). Verantwort licher Redakteur wider Willen. — Der Redakteur der -Rhei nisch-Westfälischen Arbeiterzeitung» Anton Bredenbcck ist am 1. Ok tober v. I. wegen Beleidigung mehrerer Polizeibcamten vom Land gerichte Dortmund zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Straflhat ist nach den vom Gerichte getroffenen Feststellungen begangen durch einen Artikel über angebliche Mißhandlungen verhafteter Personen, der in der Nummer des genannten Blattes vom 17. Dezember 1900 veröffentlicht worden ist. Auf dieser Nummer war Bredenbeck als verantwortlicher Redakteur be nannt. Er selbst behauptete vor Gericht, dies sei wider seinen Willen geschehen. Cr sei nicht der Verfasser des inkriminierten Artikels und habe es für bedenklich gehalten, ihn so wie er war zu veröffentlichen. Da indessen seine Kollegen die Veröffentlichung gewünscht hätten, o habe er, wozu er nach seinem Vertrage berechtigt sei, für jenen Tag die verantwortliche Redaktion niedergelegt, und sein Kollege H. habe die betreffende Nummer verantwortlich zeichnen sollen. Durch ein Versehen des Setzers sei jedoch die Aenderung unter blieben, und als er, der Angeklagte, dies bemerkt habe, seien bereits alle Exemplare des Blattes versandt gewesen. Das Gericht hat aber diese Einrede für unbeachtlich erklärt und, da der Wahr heitsbeweis als mißlungen angesehen wurde, den Angeklagten als Thäter verurteilt. Das Urteil sagt in dieser Hinsicht folgendes: Der Angeklagte hat die ganze Nummer vom 17. Dezember redigiert, auch jenen Artikel, den er an sich mißbilligte. Er hat nur Bedenken gehabt, diesen einen Artikel mit seinem Namen zu vertreten. Da er aber den übrigen Teil des Blattes redigierte und es wissentlich ge- chehen ließ, daß der inkriminierte Artikel zur Veröffentlichung kam, ö ist er auch als faktischer Thäter anzusehen. Der Umstand, daß er willkürlich nur für diesen einen Tag gegen seine Gewohnheit die Verantwortung auf H. übertrug, spricht für den Dolus im 134
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