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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1432 Nichtamtlicher Teil ^ 35, 12. Februar 1904. Die Krisis des Buches in Rußland. Die Artikel über die Krisis des Buches in Frankreich, die in »I.L ksvus« und auch im »Börsenblatt-*) erschienen sind, haben auch in Rußland Interesse erregt. Der Zeitungs mann. der darüber in einer Petersburger Zeitung berichtete, ist bei der Charakterisierung der französischen Zustände nicht stehen geblieben, sondern hat sich veranlaßt gesehen, auch darüber nachzuforschen, ob nicht in Rußland eine ähnliche Krisis bestehe und was ihre Ursache sei. Er hat sich deshalb an einen hervorragenden Vertreter des russischen Buchhandels in St. Petersburg gewendet, und dieser hat sich bereitwillig über die ihm gestellten Fragen ausgesprochen. Wir geben dieses Gespräch, das einen interessanten Bei trag zur Kenntnis des russischen Buchhandels bietet, nach dem Xuiskuvj IVjostruli*') wieder, der es aus jener Zeitung, ohne übrigens deren Titel zu nennen, abgedruckt hat. Ich bin — so äußerte sich der befragte Buchhändler — mit dem Übel der Bücher-Überproduktion sehr wohl bekannt, da ich soeben (Sommer 1903) aus dem Auslande zurück gekommen bin Ich habe mit Flammarion, Nilsson, Colin gesprochen und bin ganz mit ihnen einverstanden, daß die Ursache der Krisis in der Überproduktion von Büchern liegt, nicht nur seitens der Verleger, sondern auch seitens der Autoren. — »Befindet sich auch der russische Buchhandel in einer solchen Krisis?- — Gewiß, er befindet sich schon lange darin. Auch bei uns gibt es Verleger, die den Büchermarkt mit billigen Makulaturausgaben überschwemmen. Wie sie es fertig bringen, diese abzusetzen, ist um so weniger begreiflich, als in Rußland der Absatz von Büchern sehr beengt ist. Im Verhältnis zu diesem Absatz sind die Bücher in Rußland sehr billig, denn das Höchste, was wir rechnen können, ist ein Absatz von 3000 Exemplaren, und das nur in zwei, drei Jahren. In Rußland sind Buch und illustrierte Zeit schrift durch die Zeitungen aus dem Felde geschlagen worden. Diese letztem geben zwei-, dreimal wöchentlich Bei lagen, und das erweist sich als vollkommen ausreichend für das Publikum. Im Ausland halten sich Buch und Zeit schrift noch. weil solche Publikationen dort seit Hunderten von Jahren bestehen. — man hat sich an sie gewöhnt, und die Zeitungen vermögen sie nicht zu verdrängen. Ich war im Geschäft des Verlegers Flammarion an Abenden — da war eine Menge von Leuten anwesend; der Franzose kann eben ohne Buch nicht schlafen gehen. Auch in Berlin sieht man viele an sich vorübergehen, die Bücher tragen, von London gar nicht zu reden, da sich der Engländer von seinem Buche geradezu nicht trennen kann. Bei uns in Rußland aber kann man. wenn ein teures Buch erscheint, die Leute, die es kaufen, an den Fingern herzählen. Es sind immer wieder dieselben Personen, die bei uns alles kaufen. Auch in Moskau gibt es nur einen bestimmten Kreis von Bücherkänfern; ebenso ist es in Kiew und in den andern Großstädten. Bei solchem Absatz und, ich wieder hole. bei solcher Billigkeit der Bücher — in Frankreich. Deutschland und England sind (der Zahl der Bogen und der Menge der Schrift nach) gleiche Bücher weit teurer als in Rußland — ist der Buchhandel bei uns ein schweres Geschäft! — »Aber es gibt doch sehr reiche Verlagsfirmen, die augenscheinlich großen Nutzen aus ihrem Geschäft ziehen»! — bemerkte ich. Ja. aber Sie übersehen — antwortete der Buch- ') Jahrg. 1903, Nr. 249 und 282. ">) Jahrg. 1903, Nr. 43. Händler —. daß diese Firmen schon fünfzig bis hundert Jahre bestehen und sich durch schwere Arbeit zu ihrem Wohlstand emporgebracht haben. Das russische Publikum ist verwöhnter als das ausländische; es ist auch anspruchs voller gegen unsre Gehilfen. Wenn der Käufer nach dem Werk eines bestimmten Autors fragt, so muß ihm der Ge hilfe sofort alle Werke desselben aus dem Kopfe nennen können. Greift er aber erst nach dem Katalog und fängt an zu suchen, so sagt der Kunde: -Na. Sie wissen ja nichts!« und verläßt den Laden, während sich der Franzose, der Deutsche, der Engländer dem Verkäufer erbieten, selbst im Katalog zu suchen. Außerdem sind die größeren Buch händlerfirmen in Rußland verpflichtet, nicht nur russische, sondern auch ausländische Bücher zu führen, während im Auslande alle (?) großen Firmen nur die Erzeugnisse der vaterländischen Literatur vertreiben. Der russische Buchhandel hat noch eine wunde Stelle — fuhr der Gewährsmann fort —; es ist der Mangel an Kredit. Die Banken geben Darlehen auf Waren aller Art. aber das »Buch« wird als Ware für nichts geachtet, während im Ausland den Verlegern ein weiter Kredit auf ein heraus gegebenes Werk offen steht (?). wobei sie stets (?) genau be stimmen können, in welcher Zeit das Werk ausverkauft sein wird Hierauf gründet sich die Frist des Darlehens auf das Werk. Wir in Rußland können aber niemals eine Zeit bestimmen, in der das eine oder andre Werk ausverkauft sein wird. Überhaupt hat in Rußland in sehr charakteristischer Weise das Buch nur Wert beim Verkauf aus erster Hand: schon in der zweiten Hand ist es völlig wertlos. — »Was ziehen Sie vor: den Kommissions- oder Bar bezug?- — Das kommt aufs Buch an. Das eine Buch kaufen wir gern bar mit 30 bis 40 Prozent Rabatt, das andre nehmen wir auch in Kommission nur in einer kleinen Anzahl von Exemplaren an. Das hängt alles vom Namen des Ver fassers und vom Inhalt des Buches ab. Wie gering in Rußland der Absatz von Büchern über haupt und insbesondere von Prachtwerken ist — fuhr der Buchhändler fort —. ist daraus zu ersehen, daß ich auf meiner letzten Reise in Berlin ein Bild in einer Anzahl von 6000 Exemplaren bestellte, während gleichzeitig auf dasselbe Bild Aufträge für England auf 40 000 und für Amerika auf 100 000 Exemplare eingingen. Das ist freilich auch begreiflich — wir haben unser Absatzfeld eben nur in Ruß land, die ausländischen Firmen aber in der ganzen Welt. Außerdem liegt nach der Meinung des Buchhändlers der Grund der Bücherkrisis in Rußland auch noch in der buchhändlerischen Tätigkeit der Provinzialverwaltungen (sewstva). Diese Amtsstellen, die für ihre Betriebsräume keine Miete zahlen und denen die Arbeit ihrer Angestellten kostenlos zur Verfügung steht, haben es natürlich leicht, ihrem Handel mit billigen Volksbüchern den Charakter der Wohltätigkeit zu geben, indem sie von den Verlegern einen Rabatt von 25 Prozent erhalten, sich aber mit 5 Prozent Nutzen begnügen. Sie haben das Buch noch mehr verbilligt und die Provinzialbuchhändler lahmgelegt. ^ l>.' Rabattvergiitung bei Postbezug von Zeitschriften. XXVII. (Vgl. Börsenblatt IW3 Nr. 289, 291 bis 302; — tg«4 Nr. !, 2, 6. 9, 15, 16. 18, 20. 22, 23, 31, 33.) Verlag der Wochenschrift »Welt und Haus« G. m. b. H., Leipzig: für »Welt und Haus« vierteljährlich 45 ->).
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