Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010826
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190108261
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010826
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-26
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ehrlich haßte, anderseits »och am tiefsten in dem Teufelsglauben steckte. Mit dem Aufdruck des Jahres 1680 erschienen hier fünf Drucke der »Pacta und Verbündnus deß in der Bastille zu Pariß in Verhasst sitzenden Herzogs von Luxemburg, so er mit dem leidigen Satan getroffen«. Ob sie freilich alle in dem genannten Jahre gedruckt worden sind, ist bei dem sklavischen Nachdruck damaliger Zeiten sehr zweifelhaft. Da sich indes von diesen fünf Drucken nur je ein Exemplar er halten hat, so liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß sie nicht die einzigen waren, die sich mit der Sage befaßt haben. Auf dem günstigsten Boden hatte sich demnach die Märe schon bei Lebzeiten des Helden stark ausgebreitet, und sie er hielt neue Nahrung bei seinem am 2. Januar 1695 erfolgten Tode, nachdem der Teufel ihn gemäß dem Vertrage abgeholt hatte. Damit trat die Sage in eine neue Phase. Kippenberg glaubt, daß die ersten deutschen, erhalten ge bliebenen Drucke auf ein gemeinsames, 1680 erschienenes und späterhin verloren gegangenes Volksbuch zurückzuführen sind, dessen Verfasser möglicherweise einzelnes aus dem sechs Jahre früher heransgekommenen Pfitzerschen Faustbuche entnommen habe, aber einen Parallelismus der Luxemburg- mit der Faustsage erkennt er erst in dem zweiten Teile, der Abholung des Herzogs durch den Teufel, an. Eine recht lebendige Schilderung findet sich zuerst in einem achtseitigen Heftchen »Listoirs Drds Vsritabls än (!) 1a Llort äu Naröobal äs Iwxsrobour^ arrivö ä Laris äaos son Lalais«, das aber auf einen früheren Druck oder eine Tradition scheint zurückgeführt werden zu müssen. Es ist wahrscheinlich von Mich. Meders Erben in Stralsund gedruckt und, nach den Typen zu urteilen, um das Jahr 1704. Das einzig erhaltene Exemplar be findet sich in der Universitätsbibliothek zu Greifswald. Zahlreiche Drucke, in die die Erzählung vom Tode des Herzogs in erweiterter Form überging, beweisen die große Verbreitung der Sage. Kippenberg unterscheidet drei Haupt- sassnngen, die aber über den gemeinsamen Ursprung gleich wohl keinen Zweifel lassen. Der letzte der erhalten gebliebenen drei Drucke der ersten Fassung fingiert den Drnckort Amster dam, der in dieser Beziehung sehr beliebt gewesen zu sein scheint, denn im Betrugslexikon von Hönn (4. Auflage, Coburg 1720) heißt es: »Buchhändler betriegen . . . b) wenn sie auf den Büchern zum Druck-Ort Amsterdam oder sonst eine Holländische Stadt fälschlich angeben, damit die Materie dem Holländischen Druck gleich möge bezahlt werden«. In Deutschland ist die Sage spätestens zwei Jahre nach dem Tode des Herzogs aufgekommen und innerhalb der nächsten zehn Jahre sind sechzehn Drucke fcstzustellen. Dann scheint sie zunächst aus der Litteratur zu verschwinden, bis sie um die Mitte des zweiten Jahrzehnts des achtzehnten Jahrhunderts infolge der sogenannten Jenaischen Christnachts tragödie wieder zu neuem Leben erwacht. Der Held dieser Tragödie war ein Studiosus der Medizin, Weber mit Namen, der mit zwei Bauern in der Christnacht des Jahres 1715 in einem Weinberghause bei Jena mittels magischer Schriften den Teufel zur Hebung eines verborgenen Schatzes beschworen habe, bei welchem Experiment die Bauern vom Teufel um gebracht worden seien Diese Geschichte erregte damals in ganz Deutschland ungeheures Aufsehen und gab zu einer Flut von Schriften Anlaß Sofort (1716) tritt auch die Sage des Herzogs von Luxemburg von neuem auf, zuerst in einem Frankfurter Drucke, vermehrt um eine verrückte Vor rede, die nun zum eisernen Bestand der ferneren Veröffent lichungen und der vielen Nachdrucke wird. Das Büchlein hatte es nun auch zu Illustrationen ge bracht, eine 170? gedruckte Ausgabe zeigt zuerst ein Litel- kupfer, das später in groben Holzschnitten erscheint. So wird es zum eigentlichen Volksbuche in dem Sinne, wie Görres zuerst den Namen treffend anwandte. Das Volks buch wird nicht durch Buchhändler, sondern auf Messen und Jahrmärkten vertrieben, während sich die höheren Stände von ihm abwenden. Was die äußere Beschaffenheit des Volksbuches betrifft, so wird bei den Nachdrucken fast immer, wohl zuerst nicht zum mindesten in der Absicht, die Händler zu täuschen, eine ge treue Nachbildung des Musters angestrebt, die sich bis auf gleiche Zeilenabteilung des Titels und Gleichheit der Kolumnenspiegel, deren Anfang und Ende übereinstimmen, auf Gleichheit der Holzschnitte, ja möglichst genaue Nach ahmung der Zierleisten, Zierbuchstaben und Vignetten er streckt, die dann langsam immer mehr sich von dem ur sprünglichen Vorbild entfernen und so schon eine Bestimmung der Abhängigkeit der verschiedenen Drucke von einander er möglichen. Der Text wird nach der Absicht des durchgängig völlig ungebildeten Druckers oder Setzers möglichst wörtlich abgedrnckt, die Fehler werden immer zahlreicher, bis oft ein vollendeter Unsinn erscheint. Sehr schwer ist es, die Druck zeit der Volksbücher festzustellen, da sie meist aus kleineren Offizinen hervorgingen, die die Typen nicht leicht erneuerten. So hat die Sage vom Herzog von Luxemburg bis in die ersten Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts fort gelebt und Spuren einer mündlichen Tradition finden sich noch um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Im Anhang zu seinem interessanten Buche, dessen reicher Inhalt hier nur in den Hauptzügen angedeutet werden konnte, hat Kippenberg die vierblätterige Relation der Sage von 1680, die bistoirs trdz vöritabis, und die höchstwahrschein lich von einem lutherischen Geistlichen verfaßte Vorrede zur Ausgabe von 1716 wiedergegeben, worauf eine wertvolle, 106 Nummern umfassende und mit Anmerkungen versehene Bibliographie und endlich eine Entwickelung der Sage im Schema folgen. Das Buch ist eine vorzügliche wissenschaft liche Leistung, die hoffentlich die verdiente Beachtung finden wird. Die Ordnung des Bücherlagers. Die Einrichtung und Anordnung des Sortimentslagers ist eine der schwierigsten Arbeiten, die aber, wenn sie recht zweck mäßig ausgeführt wird, die Geschäftsführung sehr erleichtert. -Denn wie wäre es möglich, aus der großen Masse von Büchern, die im Laufe eines Rechnungsjahres eingehen, einzelne, deren man eben benötigt ist, herauszufinden, wenn sie nicht in einer be stimmten Ordnung ausgestellt wären, so daß sie leicht übersehen (?) und schnell aufgefunden werden können.- So sagt schon Rottner vor beinahe einem halben Jahrhundert und er hat heute noch recht; auch heute noch werden Bücher leicht übersehen (aber anders, wie Rottner meinte), und auch heute noch wird es das ernste Be streben jedes zielbewußt arbeitenden Sortimenters sein, sein Lager in bester Ordnung zu halten, damit jedes einzelne Buch oder eine Mehrheit von Büchern über einen bestimmten Wissenszweig ohne weiteres aus dem Lager herausgegriffeu werden können. Die Ordnung des Lagers nach der wissenschaftlichen llebei- sicht der Hinrichsschen Verzeichnisse dürfte wohl in den meisten Handlungen mit mehr oder weniger einschneidenden Aendcrungen, wie sie eben die Verhältnisse des betreffenden Geschäfts erfordern, bevorzugt sein. Nun giebt cs aber auch noch andere Methoden oder Systeme zur Ordnung kleinerer oder größerer Bücheischätze, mit denen man denselben Zweck erreichen kann, wie mit dem System der Hinrichsschen Verzeichnisse. Als ein solches System schlägt Herr Georg in einer Anleitung*) das Deweysche Dezimalsystem vor. In der alten Welt hat dasselbe vorerst noch wenig an Boden gewonnen. Von deutschen Bibliographen ist Herr Georg der erste, der in dem kürzlich vollständig ge wordenen dritten Bande seines Schlagwortkataloges dem Dewcy- schen Dezimalsystem gerecht geworden ist, indem er jeder Sach- bezcichnung (Schlagwort) die betreffende Ordnungszahl des Deweyschen Systems beigefügt hat. *) Georg, Karl, Anleitung, Büchcrlager und Bibliotheken leicht und übersichtlich zu ordnen. 8°. (21 S.) Hannover 1901, L. Leinmermann. 50-1.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder