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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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7508 Nichtamtlicher Teil. 223, 24. September IN"!. Die Agitation gegen die Ausverkäufe möchte diese selbst treffen, obgleich man die Meinung verbreitet, es handele sich nur um die Verfolgung und Beseitigung der Auswüchse. Dem ist schon deshalb nicht so, weil die Auswüchse ungemein schwerer zu substantiieren und zu fassen sind. Das Nach schieben von Waren kann nicht dazu gerechnet werden. Der Fall ist denkbar, daß ein bestimmter Artikel rasch vergriffen ist, ein solcher, der die übrigen mitzieht. Um diese letzteren nicht völlig zu entwerten, wird der vergriffene Artikel so lange neu angelegt werden müssen, bis annähernd das ganze Lager geräumt ist. Der Ausverkauf ist auch da kein verwerflicher, wo ein solcher Mangel an flüssiger Münze eingetreten ist, daß Zahlungsstockung rc. droht. Hier kann der Ausverkauf rettend eingreifen und einen Bankerott abwenden, der die Waren andernfalls dem Auktionator oder Konkursausverkäufer und damit zumeist einem Preistiesstande zutreibt, der für die Konkurrenzgeschäfte noch nachteiliger zu wirken vermag, als der Ausverkauf. Der Buchhandel hat in den Auktionen einen annähern den und legitimen Ersatz für den Ausverkauf. Spekulativen Köpfen ziehen die Satzungen so hohe Schranken, daß kaum darüber hinwcgzukommen sein dürfte. Ob mit Recht? Heute muß der Inhaber eines Bücherlagers, wenn er nicht zu der unanfaßbaren und unverletzlichen Klasse der Verleger gehört, warten, bis er bankerott ist, sofern er ausverkaufen möchte. Erst dann kann zu gunsten der Gläubiger ein Ausverkauf stattfinden. Der Betroffene hat natürlich nichts davon, aber die Geschäftsnachbarn konkurrierender Richtung auch nicht, denn jetzt ist von dem zulässigen Rabatt nicht mehr die Rede, sondern von einem solchen, der keine Grenze zu scheuen braucht. Wohl könnte manchem kränkelnden Buchhändler mit einem Ausverkauf aufgeholfen werden; aber da der Buchhändler kein Kaufmann ist und sein will, und da be sonders auch die Satzungen dieser Regung keinerlei Spiel raum gewähren, so muß der Notausgang verschlossen bleiben und ein jahrelanges Hinstechen vorgezogen werden. Merkantiles Blut tritt allerdings in einigen »buch händlerischen« Erscheinungen zu Tage (Zeitungs- und Buch verlag, Warenhaus und Buchsortiment und -Verlags nur ist die Mischung vorerst nicht so gelungen zu erachten, daß sie größere Nachahmung verdiente. Im weiteren mag man sich keiner Sorge hinsichtlich des beregten Antrages für den Buchhandel hingeben, denn dieser kennt keinen kauf männischen Ausverkauf. Wir leben lieber »schlecht« und recht weiter, vorwiegend allerdings »schlecht«. R. Streller. Ueber „Reformen" im deutschen Buchhandel. Die letzten Monate haben wieder viele Artikel in unserem Börsenblatt gebracht, und in einem anderen, in Leipzig erscheinenden Blatte stehen sogar recht böse Anzapfungen und Anfeindungen gegen das jetzt noch Bestehende. Schreiber dieser Zeilen, konservativ bis in die Fußspitzen, möchte die Kollegen von nah und fern auffordern, nichts unversucht zu lassen, damit das jetzige System unseres Geschäftes nicht umgestürzt werde. Es sei gestattet, kurz die einzelnen Branchen unseres einst so schönen Berufs und die jetzt sehr zurückgehenden Einnahmen daraus näher zu beleuchten. Es kommen in Betracht: s) die Verleger, b) die Sortimenter, o) die Kommissionäre. ^.) Die Verleger^ Es wird gewiß großes Interesse erregt haben, in welcher Weise Herr Prager in der Mai» Versammlung in Leipzig sich über die Gefahr, die den Ver legern seitens der Warenhäuser droht, ausgesprochen hat, und wer unbefangen nachdenkt, wird ihm unbedingt recht geben. Es ist geradezu unbegreiflich, wie noch immer eine nicht kleine Anzahl von Verlegern einfach bei ihrem Grund satz stehen bleibt, der mit dürren Worten lautet: Wenn der Sortimenter sich nicht besser für meinen ausgezeichneten und absatzfähigen Verlag verwendet, so wende ich mich eben direkt an die betreffenden Reflektenten (Schullehrer, Behörden jeder Art, Bibliotheken, Professoren und Gelehrte rc.) oder liefere an die Warenhäuser! Jeder Verleger hat leider die Ansicht, daß sein Verlag ganz besonders absatzfähig sei, und daß es natürlich die Schuld des Sortimenter sei, wenn er wenig davon verkauft. Er vergißt — ob absichtlich oder nicht, mag hier unerörtert bleiben — folgendes: — Durch die übergroße Anzahl der Zeitschriften, Wochen- und Monats hefte, aus jeder Wissenschaft und für Unterhaltung in weitestem Maße, ist es doch natürlich, daß die Käufer für Bücher immer seltener werden. Bei den nicht günstigen Vermögensverhältnissen unseres deutschen Volkes wird auch hierin keine Aenderung eintreten. Wer sich als Gelehrter oder als gewöhnlicher Sterblicher einige ihn interessierende Zeitschriften hält, für seine Familie, ist sie mit Kindern ge segnet, jedes Jahr Geld für die leider massenhaften Schul bücher ausgiebt, vielleicht noch einige Unterhaltungsblätter hält und dann und wann ein hübsches Buch, für Geschenke bestimmt, kauft, wird wohl nicht imstande sein, noch außer dem Bücher zu kaufen, falls er nicht etwa Sammler oder Millionär ist. Bleibt nur die Fachlitteratur für Aerzte, Ju risten, Theologen, Techniker u. s. w. Was nun hier gerade die Zeitschriften leisten, ist bekannt, und der Absatz dieser Litteratur wird also hauptsächlich im Auslande zu suchen sein, wohin er auch thatsächlich geht. England, Frank reich, die Schweiz, Rußland, das sind die Länder, von denen die Verleger ihre größten Bestellungen erhalten! Der deutsche Sortimenter hat also in den meisten Fällen keine Schuld, wenn der Verleger mit dem Absatz seines kostbaren Verlages unzufrieden ist. Und nun noch eins und das Wichtigste! Betrachtet man ohne Vorurteil die Ueberproduktion, die doch nicht wegzuleugnen ist, und sieht man, welche große Menge von thatsächlich überflüssigen Geistesprodukten gedruckt wird, dar unter auch ein gut Teil Schund, so muß man doch sagen, es ist überhaupt unmöglich, daß der Sortimenter sich aller dieser Verlagsartikel annimmt; er kann es gar nicht! Er kann es nicht aus zweifachem Grunde. Erstens hat der Verleger in den meisten Fällen das Fett vorher abgcschöpft; ist dies nicht gut ausgefallen, dann werden Neuigkeitspakete gemacht und den Sortimentern zugeschickt, die nun erfahren, daß diejenigen Kunden, die sich für dieses oder jenes Werk interessieren, es schon gekauft oder doch schon angesehen haben. Nimmt der Sortimenter nun nicht jede Sendung an, dann wehe ihm. Im Börsenblatt kann er dann lesen, wie schlecht er sein Geschäft versteht. Aber er kann überhaupt, wen» er nicht ein sehr großes Geschäft und ebensolches Betriebs kapital besitzt, sich nicht alles, was erscheint, kommen lassen, ohne Geld dabei zuzusetzen. Die Kosten für Fracht von und nach Leipzig werden nicht durch den Verkauf einiger Neuigkeiten aufgebracht. Hierin eine Aenderung anzuregen, behalte ich mir vor bei dem Kapitel »Kommissionäre«. Nach alledem kann dem Verleger nur zweierlei ernst lich geraten sein: Erstens muß er weit weniger drucken bzw. drucken lassen, und nur wirklich Brauchbares (das Schlechte und Nutzlose findet noch allemal Aufnahme in irgend einer Zeitschrift). Zweitens aber muß er mit dem besseren und besten Teil der Sortimenter unbedingt wieder Fühlung gewinnen, und erst, wenn er wirklich sieht, daß er nichts erreicht, erst dann mit den Interessenten für seine Artikel direkt in Verbindung treten. Daß die Sortimenter diese Aenderung seines Geschäftsbetriebes überall freudig be-
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