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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1904
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- Deutsch
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1316 Nichtamtlicher Teil ^ 32, S. Februar 1S04. Nichtamtlicher Teil Dir Organisation des Deutschen Buchhandels, feine Gegner, feine Zukunft. Vortrag, gehalten im Verein jüngerer Buchhändler -Krebs-") zu Berlin von A. L. Prager. Als im vorigen Jahre Ihr Vorstand mit dem Ersuchen an mich herantrat, über die neuesten Angriffe gegen unfern Stand vor Ihnen zu sprechen, gingen die Wogen der Er regung im Buchhandel noch sehr hoch. Heute, wo ich end lich dazu komme, den Vortrag zu halten, haben sich die Gemüter hüben und drüben schon etwas beruhigt und er scheint es mir deshalb vorteilhafter, anstatt die Erregung zu schüren, sie vielmehr zu dämmen, indem ich anstatt des da mals gewünschten Themas die Organisation des Buchhandels zu meinem Vorwurf nehme, in der Hoffnung, daß eine Erörterung hierüber jeden Berufsgenoffen interessiert. Un gezwungen wird sich daran eine Betrachtung über frühere und jetzige Widersacher unsres Standes, sowie ein Ausblick in die Zukunft anknüpfen lassen. Der eigentliche Buchhandel beginnt mit der Erfindung der Buchdruckerkunst. Wohl hat es schon vorher einen Handel mit handschriftlich hergestellteu Büchern gegeben, der sogar zuweilen einen großen Umfang angenommen hat. Aber dieser Handel vollzog sich in glatten, hergebrachten Formen. Bei der Schwierigkeit und verhältnismäßigen Langsamkeit der Herstellung der Ware war nie zuviel Material am Markt, und wenn der Kreis der Käufer auch ein begrenzter war, so war auch das Angebot ein begrenztes, so daß das wichtigste Problem des Buchhandels, das Problem des Ab satzes, unbekannt war. Erst mit Erfindung der Buchdruckerkunst beginnt der eigentliche Handel mit Büchern in unserm Sinne. Das Absatzproblem machte sich geltend, neue Absatzwege mußten gesucht werden, da bei der erheblichen Kapitalaufwendung, die die Herstellung eines gedruckten Buchs erforderte, an einen Nutzen nur dann zu denken war, wenn eine größere Auflage an sich hergestellt wurde und späterer Neudruck sich erwarten ließ. Freilich dürfen wir nicht unfern heutigen Maßstab an die Höhe der Auflagen legen. Die Auflage der ersten Bibeln dürfte 100 Exemplare betragen haben; Sweynheim L Pannartz in Subiaco druckten Auslagen von 275 Exemplaren; aller dings stiegen die Auslagen kleinerer Werke noch im fünf zehnten Jahrhundert bis auf 1200 Exemplare. Die Vertreibung Diethers, des Erzbischofs von Mainz, durch den Gegenbischof Adolph von Nassau in der Nacht vom 27. zum 28. Oktober 1462 vertrieb auch eine Anzahl Buch drucker aus Mainz, und die schwarze Kunst verbreitete sich nunmehr schnell nicht nur über alle deutschen Gaue, sondern auch über die Niederlande, Frankreich, Italien und Spanien. Überall entstanden Druckereien, die produzierten und das, was sie produzierten, auch absetzen wollten. Das war nun bei den damaligen mangelhaften Verkehrsmitteln gar nicht so leicht. Man mußte, wollte man sich nicht mit dem Ab satz ganz in der Nähe seines Wohnorts begnügen, wohl oder übel seine Ware von Ort zu Ort tragen oder durch Reise diener (Buchführer) tragen lassen. So war der erste Buch handel ein Kolportage- und Reisebuchhandel, und der heutige Sortimentshändler hat gar keine Ursache, aus seinen eigent lich erstgebornen Bruder hochmütig herabzusehen. Der *) Wegen Beschränkung der dem Vortragenden zur Verfügung gestellten Zeit mußte der Vortrag gekürzt werden. Er erscheint hier in seiner ursprünglich geplanten Gestalt. Reisediener zog also mit seinem Packen von Ort zu Ort, von Kloster zu Kloster. Volkreiche Städte wurden bevor zugt, Jahrmärkte und Messen nicht vorbeigelaffen. An schläge kündigten die Ankunft eines solchen Reisedieners an; die Titel der Bücher wurden auf den Anschlägen aufgeführt. So war der Drucker zugleich der Verleger, und ebenso lag ihm der Vertrieb ob, Druck, Verlag, Sortiment war noch ungetrennt in einer Hand. Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts fand die Trennung statt, nachdem dies wohl schon im letzten Viertel des fünfzehnten Jahrhun derts vereinzelt geschehen war. Zuerst war es wohl die Unmöglichkeit für den einen oder den andern Druckerverleger, alles, was sich ihm zum Verlage bot, durch seine eignen Pressen herzustellen; nach und nach wurde dieser Zustand, der zuerst eine Ausnahme war, zur Regel. Die Arbeitsteilung wurde auch hier als nützlich und die Geschäfte fördernd erkannt; die Teilung erleichterte nicht nur die Übersicht über den größeren Betrieb, sondern ermöglichte auch, den Kapitalbedarf nicht zu groß werden zu lassen. So trennte sich zuerst der Drucker vom Verleger, während letz terer den Vertrieb seiner Verlagsartikel vorläufig noch in der Hand behielt, obgleich sich auch schon Ende des fünfzehnten Jahrhunderts Spuren selbständiger Bücherverkäufer finden. Selbstverständlich fand nicht überall eine solche Trennung statt, stattliche Häuser vereinigten auch ferner Druck, Verlag, Vertrieb und Hilfsgewerbe in einem Betrieb, wie sich dies ja teilweise bis zum heuiigen Tag erhalten hat. Legt man seinen Anschauungen den heutigen Betrieb des Buchhandels zugrunde, so kann man sich keinen Begriff von den Schwierigkeiten machen, mit denen unsere Vor gänger zu kämpfen hatten. Schon die Eröffnung einer Druckerei bot außerordentliche Schwierigkeiten. Während man heute imstande ist — vorausgesetzt, daß mau das nötige kleine und große Geld hat — in wenigen Monaten, ja Wochen eine Druckerei in Betrieb zu setzen, kostete es Ende des fünfzehnten und Anfang des sechzehnten Jahrhunderts Jahre, da man großenteils darauf angewiesen war, alles das, was heute Hilfsgewerbe machen, wie z. B. Schneiden und Guß der Typen, Herstellung der Pressen, der Druck farbe, der Walzen, selbst anzufertigen. Dann kam die Be schaffung der Manuskripte. Die Handschriften mußten von den verschiedensten Orten herbeigeschafft werden. Anton Koberger, der 1470—1513 in Nürnberg druckte, wandte sich bis nach Paris und London, um dort Manuskripte zum Abdruck zu erlangen. Dann hieß es Setzer beschaffen, Korrektoren, die oft große Gelehrte waren, da sie nicht nur das Gesetzte auf Setzerfehler zu untersuchen, sondern häufig die Handschriften selbst einer Textrevision unterwerfen mußten. Bei den mangelhaften Verkehrswegen war auch die Versendung der Manuskripte an den Korrektor und zurück an den Verleger eine zeitraubende und kostspielige Sache. Diese großen Schwierigkeiten und die erforderlichen Geldopfer dürften mit wirkende Veranlassung zu der frühen Arbeitsteilung im Buchgewerbe gewesen sein. Es ist natürlich, daß es sich in der ersten Zeit des Buchdrucks um Herstellung von Gebrauchswerken handelte, die bisher mühselig durch die Hand vervielfältigt worden waren. So schlossen sich die ersten Drucke auch in ihrer Ausstattung eng an die Handschriften an, auch im Format, das Folio war, und enthielten kirchliche Drucke, die zum Gottesdienst erfordert wurden. Bald aber gelangte man auch dazu, die in den Klöstern handschriftlich vorhandenen Klassiker der Alien weiteren Kreisen durch den Druck zugänglich zu machen. Dies waren natürlich die Kreise der Gelehrten, die die lateinische Sprache beherrschten. Aber auch den Volks-
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