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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1904-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1904
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- Deutsch
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1750 44, 23. Februar 1904. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Internationale Statistik der Druckwerke. ivtervatiovgi lle I'Oniov pour la proteotiov ckes ceuvres littsrg-ires st artistiguss (Utvnj) Nr. 11 u. 12 vom IS. November und IS. Dezember 1903 (S. 121 u. 127 u. S. 133—141.) Einleitung. Schopenhauer hat seine Gedanken über die Art des literarischen Schaffens in folgenden zwei, des attischen Salzes nicht ermangelnden Aphorismen niedergelegt: «Man kann sagen, es gebe dreierlei Autoren: erstlich solche, die schreiben, ohne zu denken. Sie schöpfen aus ihrem Ge dächtnis, aus Erinnerungen oder gar unmittelbar aus Büchern Andrer- Diese Klasse ist die zahlreichste. Zweitens solche, die während des Schreibens denken. Sie denken, um zu schreiben. Sind sehr häufig. Drittens solche, die gedacht haben, ehe sie ans Schreiben gingen. Sie schreiben bloß, weil sie gedacht haben. Sind selten. «Vom menschlichen Wissen überhaupt, in jeder Art, steht der allergrößte Teil nur auf dem Papier, in den Büchern, diesem papiernen Gedächtnis der Menschheit. Nur ein kleiner Teil ist zu gegebener Zeit in irgend welchen Köpfen wirklich lebendig.. Hat nicht der deutsche Philosoph den Zustand der literarischen Produktion zu Anfang des neuen Jahrhunderts vorausgeahnt? Hat er nicht zum voraus die verschieden artigen Urteile zusammengefaßt, die gegenwärtig in Menge zu hören sind sowohl über den Betrieb der Buchindustrie, als über die Verhältnisse des literarischen Markts, der Jahr für Jahr mehr als hunderttausend Bücher und Broschüren und mehr als fünfzigtausend periodische Veröffentlichungen aufnehmen muß? Einerseits weist man hin aus die hastige, oberflächliche und oft unberufene Büchermache, die sich sogar auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Literatur breit macht, aus die schrankenlose Konkurrenz einer Masse von Unternehmungen da, wo nur eine einzige einmal Glück gehabt hat. Die Folge dieser Konkurrenz ist die, daß die Zeitungen und Zeitschriften, obschon sie sich spezialisieren, nicht mehr ausführlich über die Druck-Erzeugnisse des be treffenden Faches Rechenschaft zu geben vermögen, sondern sich darauf beschränken müssen, anzuzeigen, was wichtig ist, oder wenigstens, was sich der Aufmerksamkeit auf drängt, ohne daß es ihnen möglich wäre, das Schlechte gründlich zu bekämpfen. Die Kritik vermag also ihre Auf gabe nicht mehr zu erfüllen, und das Publikum, das durch tausend Kleinigkeiten zerstreut wird und unfähig ist, das wirklich Bemerkenswerte und Wesentliche herauszufinden, geht seine eignen Wege und folgt der Laune seiner Ein gebungen. Anderseits wird geltend gemacht (so von Herrn Credner in seinem dem Verein der Buchhändler zu Leipzig er statteten Bericht über das Jahr 1902), daß der Verlags handel ohne Unterbrechung arbeiten muß, welche politischen Ereignisse oder wirtschaftlichen Krisen auch eintreten mögen; er muß dafür Sorge tragen, daß seine Zeitschriften gleich wohl erscheinen, auch wenn sie in schwierigen Zeiten die Hälfte der Abonnenten oder auch die Anzeigen, die für ihren materiellen Bestand unentbehrlich sind, ein gebüßt haben. Angefangene Werke müssen beendigt, neue müssen vorbereitet werden. Besonders die großen Verlags geschäfte befassen sich mit Unternehmungen, deren Durch führung viele Jahre, oft viele Jahrzehnte verlangt. Wenn man aus den jährlich von der Bücher- und Zeilschristen statistik ermittelten gewaltigen Druckmengen schließen wollte, daß der Verlagshandel blühend und gewinnbringend sei, so zieht man einen falschen Schluß; die einzig sichere, aus diesen immer mehr anschwellenden Zahlen zu ziehende Schlußfolgerung ist die, daß der Verlag die verwandten Geschäftszweige immer lebhafter beschäftigt; alle aber sind darüber einig, daß die Produktion eine übermäßige ist. Eine sehr verständige und praktische Meinung, die die Mitte zwischen diesen Ansichten oder Klagen einhält, wird vom Uublisbors' tVesül/ verfochten. Wie die fort schreitende Zivilisation auch eine Vermehrung der Gesetze, Verordnungen und Reglements mit sich gebracht hat, so er weitert sich auch das Gebiet der literarischen Produktion be ständig. Kein Autor darf sich dadurch abschrecken lassen, daß man zu viel Bücher herausbringt. Man muß nur seinen Gegenstand völlig beherrschen lernen und ihn dann mit Sorgfalt behandeln. Ein so erzeugtes Buch ist sicher, Leser zu finden, die es schätzen, vorausgesetzt, daß es ihnen in richtiger Weise bekannt gegeben wird. Damit das papierne Gedächtnis der Menschheit dieser auch die richtigen Dienste erweisen könne, sollten die darin aufgehäusten Dinge mit Klarheit geordnet sein, wie ja auch unser eignes Gedächtnis der Einteilung und Selbstzucht bedarf. Die folgenden statistischen Erhebungen, die die Zahlen bilanz dieser ordnenden Arbeit angeben, werden zeigen, bis zu welchem Grade man zur Beherrschung dieser Produktion gelangt ist und inwieweit man sie schon für die Gesamtheit fruchtbar gemacht hat. Deutschland. Die Zunahme der deutschen Büchererzeugung hat sich im Jahre 1902 nicht nur fortgesetzt, sondern sie hat sogar einen beträchtlichen Sprung nach aufwärts gemacht. Hatte das Jahr 1901 gegen 1900 um 539 Erscheinungen mehr aufzuweisen, so übersteigt die Verlagserzeugung von 1902 diejenige von 1901 um 1575 Veröffentlichungen. Sie er reicht fast die Ziffer 27000 (1890: 18875). Gegenüber den Klagen über eine so ausschweifende Über-Erzeugung, hat man das Publikum gegen den hergebrachten Vorwurf, ein schlechter Bücherkäufer zu sein, in Schutz genommen, da ja der Büchermarkt so ungeheure Massen aufzunehmen scheine, und zwar ungeachtet der Verringerung des Rabatts, der bisher den Kunden gewährt worden sei, und ungeachtet der Erhöhung der Preise. In der Tat, Herr A. Roguette, Universitäts-Bibliothekar in Göttingen, hat in einer Be trachtung über die finanzielle Lage der deutschen Bibliotheken ausgerechnet, daß die 11305 Erscheinungen des Jahres 1869 einen Gesamt-Ladenpreis von 37 276 im Durchschnitt 3 30 H für jede, gekostet hätten, dagegen die 24792 des Jahres 1900; 105170 ^ oder 4 -O 24 H im Durchschnitt, was einer Preiserhöhung um ungefähr ein Drittel gleichkomme. Diese Erhöhung betrüge bei Zeit schriften sogar das Dreifache (30 Zeitschriften hätten 1869 insgesamt 438 gekostet, 1900 dagegen 1187 ^). »Es ist außer Zweifel«, sagt Roquette, »daß die wissenschaftliche Literatur an dieser Verteuerung mehr beteiligt ist als Jugend schriften, Kalender, Romane. Die Honorierung der Verfasser ist höher als früher, die Ausstattung der Bücher ist besser; man legt größeren Wert auf gutes Papier und schönen Druck; die Illustrationen find zahlreicher und künstlerischer, so daß also die Preiserhöhung sich rechtfertigt und notwendig ist. Anderseits haben die Bibliotheken Mühe, mit dieser wachsenden literarischen Produktion Schritt zu halten, zumal die Wissenschaft internationaler geworden und mehr als früher dazu zwingt, auch die ausländische Literatur zu Rate zu ziehen. Es wird daher dringend nötig sein, sie viel reicher mit Geldmitteln auszustatten.
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