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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1904
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- Deutsch
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nachdrückliche Vorstellungen zu tun und solche Verfügungen auszuwirken, die Trattners Nachdruck Einhalt täten. Was erreichte der preußische Gesandte in Wien, Frei herr von Edelsheim? Er hatte mit dem Baron von Binder eine Unterredung. Da bekam er zu hören, daß kaiserliche Privilegien etwas ganz andres seien als erzherzoglich österreichische. »Ohn- fehlbar-, sagte der Baron von Binder zu dem preußischen Vertreter, seien ihm -die dem Erzhause Österreich zustehenden Privilegia bekannt, nach welchen Jhro Majestät die Kaiserin- Königin in höchst Jhro eigenen Staaten an die kaiserlichen Gebote und Verbote keineswegs gebunden wären, und der von Trattner im gegenwärtigen Falle also auch nichts andres thue, als wozu er in Gemäßheit eines kaiserlich-königlichen ihm ertheilten Prioilegii berechtiget wäre.» — Das heißt: die verwitwete Kaiserin Maria Theresia gab als Königin von Böhmen und Ungarn, als Erzherzogin von Österreich usw. für ihre Lande Privilegien, ohne danach zu fragen, ob ihr Sohn Joseph II. als Deutscher Kaiser ein kaiserliches Privileg schon vorher erteilt hätte. Darum war, wer ein kaiserliches Druckprioileg hatte, in Österreich selbst noch nicht vor dem Nachdruck geschützt. Und Maria Theresia erteilte Privilegien, wie sie Trattner besaß, sehr gern. Sie verbot nur den Nachdruck von Büchern, an .denen ein inländischer, will sagen österreichischer Verleger ein Besitzrecht hatte. Bei der Armut an eigenen Geistes produkten war der Nachdruck ausländischer Werke so gar erwünscht. Nur der Druck in den Erblanden selbst konnte den Verfasser oder Verleger im Gebiet Österreichs vor Nachdruck schützen. Bei dieser Ansicht, die Maria Theresia praktisch vertrat, werden wohl auch finanzielle Erwägungen maßgebend gewesen sein. Wurde ein Buch in Österreich gedruckt, so hatten die Untertanen der Erblande ihr Brot davon, und wurde ein fremdes, aber nützliches Buch in Österreich nachgedruckt — ohne dabei auf kaiserliche Privi legien Rücksicht zu nehmen —, so brauchten die österreichi schen Buchhändler das nützliche Werk nicht von auswärts zu beziehen; das Geld blieb also im eignen Lande. Darum war der Nachdruck in Österreich gestattet, darum verwehrte auch Joseph II. keinem Österreicher diesen mühelosen und einträglichen Erwerb, mochte darunter auch das Ansehen, das kaiserliche Privilegien früher genossen hatten, leiden Für die Reichsstädte, für die Messe in Frankfurt am Main waren kaiserliche Privilegien noch immer vorteilhaft, und die Einnahmen, die der Kaiser aus seinen Privilegien zog, drohten nicht aufzuhören, wenn in Wien der vom Hofe protegierte Herr von Trattner so viel nachdruckte, wie seine Pressen leisten konnten Ihn ließ man nicht fallen; denn er verbreitete in Österreich die fehlende Bildung, beschäftigte eine Schar von Arbeitern, gab ihren Familien Brot und verstand es — aus fremde Kosten reich zu werden. Die Unterredung mit dem Baron von Binder gab dem preußischen Residenten ein Licht über die Grundsätze, die in Wien bei Erteilung der Privilegien galten. Aber mit einer einfachen Besprechung der Nachdrucksfrage durfte sich der Freiherr von Edelsheim nicht begnügen, wo ihm vom Kabinetts-Ministerium nachdrückliche Vorstellungen aufge tragen waren und die erste Unterredung den klagenden Buchhändlern Berlins keine Aussicht gab, jemals zu ihrem Rechte zu kommen. Also reichte Edelsheim am 12. März 1773 eine schriftliche Vorstellung ein. Er erhielt darauf am 3. April 1773 die schriftliche Mitteilung, daß der Erzherzog von Österreich mit seinen Privilegien in seinem Lande keineswegs an die vom Kaiser andern verliehenen Privilegien gebunden fei, »also kann es auch eine löbliche Gesandtschaft nicht befremden, wenn sich der hiesige Hofbuchdrucker von Trattner des besagten Prioilegii zu seinem Nutzen be dienet», Und weiter heißt es in diesem Bescheide; »die Geheime Hof- und Staatskanzlei würde also ge meldeten von Trattner in seiner rechtlich gegründeten Befugniß sehr empfindlich kränken, wenn sic ihm den Nachdruck der von andern mit kaiserlichen Privilegien ge druckten Werke erschweren wollte». Also der Nachdrucker hatte in Wien allen rechtlichen Schutz zu fordern und zu finden, nicht die älteren Besitzer der kaiserlichen Privilegien. Dieser eindeutige schriftliche Bescheid vom 3. April 1773 zeigt, daß der Freiherr von Edelsheim den Baron von Binder bei der ersten Unterredung sehr wohl ver standen hatte Aber jetzt hatte der preußische Gesandte etwas Schriftliches in der Hand, das er den Grafen Fincken- stein und Hertzberg nach Berlin schicken konnte. Er schrieb am 10. April 1773 nach Berlin, daß auch Chursachsens Beschwerden über den von Trattner in gleichem Sinne wie die preußischen beantwortet seien. Also hatte Österreich wirklich nicht die Absicht, etwa nur den alten Gegner aus dem siebenjährigen Krieg zu verletzen und dessen Unter tanen das Brot zu beschneiden. In der österreichischen Ge schäftsführung lag Methode. In Wien verfolgte man mit den Doppelprivilegien eine recht gewandte Handelspolitik, und es waren leere Worte, wenn der Baron von Binder sich äußerte: allezeit werde man bereit sein, annehmbaren Voischlägeu die Hand zu bieten, Vorschlägen, die aber selbstverständlich die erzherzoglich österreichischen Privilegen weder direkt noch indirekt anfechten dürften. — Denn solange die erzherzoglichen Privilegien die kaiserlichen Gnadenbriefe nicht beachteten und Rechte vollständig vergaben, die der Kaiser längst schon andern zugcsprochen hatte, solange war an keine Besserung des unwürdige» Zustands zu denken, solange war Trattner der ehrliche Nachdrucker, der bei seinen wohlerworbenen Gerechtsamen von niemandem »gekränkt- werden durfte. Freilich faßten nicht alle Trattners Geschäft so auf; nicht alle hielten den Hofbuchdrucker für einen ehrlichen Mann. Blumauer zierte den zweiten Band seiner tra vestierten Aeneis mit einem interessanten Titelkupfer. Es stellt eine Koppel häßlicher Hunde dar. Sie fallen gierig über einen menschlichen Kopf her, um ihn zu zerfleischen und zu zernagen. Jeder der gierigen Hunde hat ei» Hals band mir Initialen. Und einer, der besonders fest zupackt und recht sichtbar im Vordergrund steht, trägt die Buch staben: T. v. T. Dies bedeutete Thomas von Trattner. Was dieses Kupfer sagen sollte, erklärt Blumauer in seinem Gedicht selbst: Der fromme Held Aeneas fand bei seiner Wanderung in der Unterwelt nichts Gräßlicheres Im ganzen Höllengrunde, Als eine Koppel wütiger Ergrimmter Fleischerbunde, Der den Kanaljen seinen Kops ^ Zum Futter geben mußtc?- -Nachdrucker^ sind (erwiderte Solange Trattners Verfahren in Wien geduldet und ausdrücklich^ geschützt wurde, konnte Preußen nichts gegen
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