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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1904
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- Deutsch
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7998 Nichtamtlicher Teil. 222, 23. September 1904. traut zu machen, sich nicht nur die Titel, Verleger, Jahres zahl und Preis zu merken, sondern sie zu lesen, die natio nalen Geistesschätze, die wir non unfern Vätern ererbt haben, zu erwerben, um sie zu besitzen. (Hier ganz buchstäblich gemeint.) Will einer zu Reclam, Meyer oder Hendel greifen, so sei's ihm urwerwehrt. — Wer aber ausführlichere Literatur angaben haben will, als ich sie hier gegeben habe, der mag Kluge, Geschichte der deutschen Nativnallitteratur"), das er von seiner Schulzeit her wohl noch besitzt, wieder hervorholen; er findet darin das Gewünschte. Man lasse auch nicht beiseite die Volkslieder, Volks märchen, Götter- und Heldensagen. Hier seien genannt neben der umfassenden Uhlandschen Sammlung") die Auswahl »Das deutsche Volkslied < von I. Sahr^), ferner »Des Knaben Wunderhorn», das neben der Reclamschen Ausgabe in einer apart ausgestatteten und dabei preiswerten Ausgabe bei Georg Heinrich Meyer erschienen ist, allerdings nur in Auswahl, ferner die kleine Auswahl »Die deutsche Heldensage« von O. L. Jiri- czek^°), eine Miniatur-Bearbeitung seiner gleichlautenden mehr monographischen Darstellungen »Deutsche Heldensagen», von denen bis jetzt Band I vorliegt (Straßburg 1898). Gerade in unsrer Zeit beginnt das Gebiet der ger manischen Götter- und Heldenwelt wieder sehr in den Vordergrund des Interesses der Gebildeten zu rücken, nicht zum wenigsten durch Richard Wagners unvergängliche Dichtungen, die uns diese alten Gestalten in poetischer Verklärung so sehr viel näher gebracht haben. Wer sich veranlaßt sieht, sich mit diesem Gebiet näher vertraut zu machen, der sei auf das im vorigen Jahre erschienene Werk »Die Mythologie der Germanen» von Elard Hugo Meyei?') hingewiesen, eines Gelehrten, der heute als der beste Kenner auf dem Gebiete der Mythologie gilt. Was Simrocks Handbuch der deutschen Mythologie sür die gebildeten Stände vor fünfzig Jahren bedeutete, das soll E. H. Meyers Buch für die Jetztzeit sein, ein Buch, das, wie der Verfasser im Vorwort sagt, im Gegensatz zu einem früher erschienenen Buch »Deutsche Mythologie» (1891) durch die Schilderung zu wirken sucht und zum freien Genuß wissenschaftlicher Erkenntnis ein ladet.') Solche gelegentlichen Abschweifungen in die Grenzgebiete der Literatur, zumal ein solches wie die Mythologie, die unfern Dichtern so reichen Stoff gegeben hat, zeitigen er fahrungsgemäß ihre guten Früchte, man lernt etwas Lite raturbetrachtung im großen Kulturzusammenhang. Auf ein andres großes Reservoir der Geistesschätze der Dichter aus allen Zeiten und aus allen Völkern sei hier noch hingewiesen. Es ist Scherrs Bildersaal der Welt literatur?^ Ich wüßte fast kein Werk, das so geeignet ist, den Buchhandelsjünger über das Gebiet der deutschen Lite ratur hinaus einzuführen in die großen weiten Hallen der Weltliteratur. Alle poetischen Gattungen vom Volkslied bis hinauf zur Tragödie sind hier vertreten. -Die Bilderpracht und der Tiefsinn des Orients, die gottvolle Plastik und Weisheit der Alten, die heiße Leidenschaft und lodernde Phantasie der Romanen, die Geisteshoheit, Kraft und Ge mütsinnigkeit der Germanen, die melodienreiche Schwermut der Slaven — dies alles zieht in unsterblichen Gesängen 34. Auslage. Altenburg t903. in der »Bibliothek der Weltlitteratur-. Stuttgart, Cotta. "") Sammlung Göschen Nr. 32. b») Straßburg 1903. -y Scherr, Johs., Bildersaa? der Weltliteratur. 3. Ausl. 3 Bde. Stuttg. 1884—8S. und Gemälden an uns vorüber.«') Ein kurzer gut orien tierender literarhistorischer Kommentar ist der Auswahl der Literatur jedes Volkes vorangestellt. Es kann also hier nicht von einem Sichdurchwälzen durch eine dickleibige Literaturgeschichte geredet werden, wovor vielen mit Recht graut, nein, dieses Buch bietet dem, der sich mit Ernst hineinversenkt, eine Geist und Herz erquickende Lektüre, es bereitet poetischen Genuß. Doch von diesem Ausflug ins Gebiet der allgemeinen Literatur zurück zum speziellen, zur deutschen Literatur des neunzehnten Jahrhunderts Hier Führer sein zu wollen, wo manches zum Teil selbst noch im Werden und Sich- wandeln ist, ist keine leichte Aufgabe und schier hätte sich unser Freund, der uns über andere Perioden so manche Direktiven gegeben hat, mit einigen Worten der Ent schuldigung an die Leser und Kritiker davon gedrückt, da er das Gefühl hat, hier zu wenig Selbsterlebtes und Selbstprobiertes geben zu können und es ihm daher übel anstehe, andre, die ihm vielleicht um manches voraus sind, führen zu wollen. Wenn er es trotzdem unternimmt, auch hierüber kurz seine Erfahrungen darzulegen, so muß er dankbar zweier Männer bezw. deren Bücher gedenken, die ihm durch das fast unübersehbare Gebiet der neuern und neuesten deutschen Literatur gute Lehrer und führende Freunde waren. Es sind dies die beiden kleinen Werke' Adolf Stern, Die deutsche Nationalliteratur von Goethes Tod bis zur Gegenwart«2») und Adolf Bartels, »Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Die Alten und die Jungen« *°). Ich denke, wir erlassen es ihm, das, was er an ihrer Hand gelesen und gelernt hat, hier auszubreiten. Was soll er verdünnt wiedergeben, was diese beiden Bücher besser sagen? Nimm und lies und gehe mit ihnen den gleichen Weg. Damit bin ich am Ende meiner Ausführungen an gelangt. Daß ich damit nichts Vollständiges gegeben habe, bin ich mir wohl bewußt; aber ich bin ebenso überzeugt, daß jeder, der es ernst mit seiner Fortbildung auf dem Gebiet der deutschen Literatur meint, aus dem hier dar gestellten Bildungsgang einiges für sich Brauchbare schöpfen wird, und, wenn er ihm auf dem skizzierten Wege mit der nötigen Energie folgt, er schon innerhalb eines Jahres ein gutes Stück weiter sein wird. Ich habe es mit Absicht vermieden, eine bestimmte Zeitdauer der Be schäftigung mit diesem oder jenem Gebiete oder gar mit den einzelnen Werken zu empfehlen, weil ich der individuellen Neigung und Veranlagung dabet nicht vorgreifen möchte. Aus der Praxis, für die Praxis, in diesem Sinne waren die vorstehenden Zeilen gedacht. Die Eigenart des Themas brachte es mit sich, neben der grauen Theorie etwas von des Lebens grünem Baum einzuflechten. — So wollen diese Ausführungen aufgefaßt sein, — mit dem Titel eines ewig schönen literarischen Kunstwerkes sei's genannt — als Dichtung und Wahrheit. Jedem Gleichstrebenden aber unter dem Jungbuch- *) Vorrede zur 1. Auflage. 4. Auflage. Marburg 1900. 5 Auflage. Leipzig 1903. Als neueste Literatur seien hiermit noch nachträglich genannt zwei kürzlich erschienene kleine Schriften, die jeder, der es mit seiner Ausbildung ernst meint, gelesen haben müßte, und auf Witkowski, Georg, Was^sollen wir lesen und wie sollen wir lesen? Leipzig, Max Hesse's Verlag. Zündel, Gottlieb, klon sobolae 80Ü vitao (über das Studium der deutschen Literatur sür Buchhändler). Buchhändler-Warte Nr. 39 (Sondernummer). Berlin 1904, Verlag der Buchhändler- Warte. Besonders letzteres gibt einen detaillierten Praktischen Aus bildungsplan auf dem Gebiet der deutschen Literatur.
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