Verlag von Egon Fleischet 6c Co., Berlin W. 35. Wilhelm Hegeler: Pietro, der Korsar, und die Jüdin Roman. Der neue Roman Hegelers, dessen letztes Werk „Flammen" einen so großen und berechtigten Erfolg gehabt hat, ist ein höchst interessantes, widerspruchsvolles Werk, in dem moderne Technik, moderner Stil, also auch modernes Em pfinden auf eine ältere Zeit und einen älteren Stoff übertragen sind, ein Versuch, der immer gemacht wird, wenn einem Dichter die eigene zu eng geworden ist. So hören wir gespannt und sehen erstaunt, wie Hegeler hier das Italien des vierzehnten Jahrhunderts zum Hintergrund einer äußerlich spannenden und aufregenden Handlung wählt, in der es doch immer klingt von eigenem inneren Erleben. Mit den Mitteln der modernen Psychologie leuchtet der Dichter in das Seelenleben der Männer und Frauen einer romantischen, leidenschaftdurchtobtcn Generation und läßt den Leser so miterleben, was er erzählt. Preis: geh. M. 3.—; geb. M. 4.— Gerhard Onckama Knoop: Nadeshda Bachini. Der geistvolle Verfasser von „Sebald Soeker" und „Hermann Osleb", der in Moskau lebt, den aber viele intime Beziehungen mit der jungen Münchener Dichtergeneration verknüpfen, schildert in seinem neuen, am Starnberger See spielenden Roman eine sehr interessante russische Frauengestalt im Kreise ihrer deutschen Freunde. Mit sprudelndem Humor und einer spielenden Grazie, ohne Frivolität, doch mit leichter Pikanterie ist das „viereckige" Verhältnis ge zeichnet. Das Werk bedeutet in des Verfassers Entwicklung einen bemerkenswerten Fortschritt und zeigt ihn von einer ganz neuen Seite, die man dem goethisierendeu Verfasser bisher nicht zugetraut hätte. Preis: geh. M. 3.50; geb. M. 5.— Fedor von Zobeltitz: Eine Welle von drüben. Auch in diesem, seinem neuesten Roman bewährt sich Fedor von Zobeltitz als ein feinsinniger und phantasievoller Erzähler. Der figurenreiche, im besten Sinne unterhaltende Roman führt den Leser in den ersten Kapiteln auf eine Orient reise. Im weiteren Verlauf der Erzählung kehrt Zobeltitz auf den Boden seiner märkischen Heimat zurück; wieder sind es der agrarische Adel und die um ihn sich gruppierenden Gesellschaftskreise, die er in außerordentlich scharf wieder gegebenen Typen und Einzelerscheinungen zur Darstellung bringt. Besonders gut ist deni Verfasser die kleine Cana dierin Marie-Angslique gelungen, eine holde wilde Blume, die der Gutsbesitzer Graetz von seinen Reisen mit in die Heimat gebracht hat und die den Mittelpunkt der in raschem Flusse sich abwickelnden Handlung bildet. Wie eine „Welle von drüben", ein heißer Odemzug der Vergangenheit, immer wieder lenkend und leitend in die Geschicke der armen kleinen Frau hineinspielt, bis sie sich zur Herrin des Gewesenen emporzuringen weiß: das hat Zobeltitz mit großer psychologischer Feinheit und dem vollen blendenden Zauber seiner Erzählungskunst in einer Reihe Prächtig bewegter, auch an humoristischen Episoden reicher Bilder zu schildern verstanden. Preis: geh. M. 6.—; geb. M. 7.50 Mit vorzüglicher Hochachtung Berlin W. 35, Lützowstraße 2. Egon Fleischet L Co.