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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1906
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- Ausgabe
- Band
- 1906-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1906
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- Deutsch
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44, 22 Februar 1906. Nichtamtlicher Teil. 2001 verarbeitet in einem Band der 6ollsotioa än Uiblioplüls psrisisn: Dss Lourbone bibliopbiiss. Rois st Uriuese, Rsinss st priues?8S8, par Uuxsus X88S. Xvaut-propo? par Osor^s8 Vicairs. Daris 1901, 8. Dara^ov. IV, 143 Seiten. 8°. Preis: broschiert 4 Frcs Diese Abhandlung erschien zuerst in einer Zeitschrift Der Verfasser hatte sie bereits für eine Buchausgabe revidiert, doch starb er, bevor er sein Vorhaben ausführen konnte. Man wird es daher dankbar begrüßen, daß sein Kollege Georges Vicaire für die Herausgabe in einer schönen Sammlung Sorge trug. Im nachfolgenden seien einige Einzelheiten herausgegriffen, die für die Geschichte des Bücherwesens von Interesse sind. Dabei wird jedoch auf die genealogischen Angaben, die Erklärung der Reihenfolge der einzelnen Zweige des bourbonischen Hauses verzichtet; auch die Aufzählung der zahlreichen Manuskripte und wert- vollern Werke, die Beschreibung der Wappen, mit denen die Einbände geschmückt sind, konnten hier keinen Raum finden. Die Interessenten seien insoweit auf das tadellose Büch lein selbst verwiesen. Unter den Fürsten und Prinzen des bourbonischen Hauses waren die Bibliophilen fast ebenso zahlreich wie die, die sich im Waffenhandwerk auszeichneten, und bei vielen trafen die beiden Leidenschaften zusammen. Schon die ältesten Herzoge von Bourbon, die direkten Nachkommen Roberts von Clermont, hatten im vierzehnten Jahr hundert in Moulins, der Hauptstadt ihres Herzogtums, eine reichhaltige Sammlung von Büchern angelegt, an Wert derjenigen gleich, die die Könige von Frankreich damals in dem großen Louvre-Turm anzulegen begannen. Die Gemahlin Ludwigs I., Maria von Hennegau (ff 1354), besaß schon schöne Manuskripte, und ihr Name hat sich auf der Handschrift des Romans Lancelot in der Pariser National bibliothek erhalten. Aber der wirkliche Gründer der Biblio thek der Herzoge von Bourbon in Moulins war der Enkel dieser Fürstin, Ludwig II., genannt der Gute (ff 1410), dessen Schwester Johanna von Bourbon Karl V. heiratete Man mußte ihm beim Essen Heldengeschichten vorlesen, und er ließ die Abhandlungen Ciceros über das Alter und über die Freundschaft übersetzen. Seine Bibliothek war eine der schönsten und der reichhaltigsten jener Zeit. Johann II. (1426—1488) besaß schon als Graf von Clermont ein sehr schönes Manuskript der Göttlichen Komödie. Für ihn wurde um das Jahr 1480 ein vor zügliches Exemplar von Da Daves äse avsuZIss und D'Xbuss so eovrt abgeschrieben, das mit 23 Wappenschildern der Bourbonen geschmückt ist. Sein Nachfolger Peter II., der Gemahl der berühmten Anna von Frankreich, vereinigte mit seiner Büchersammlung in Moulins diejenige der Herzoge von Nemours und 1467 einige Manuskripte aus dem Besitz seines Oheims Philipps des Guten in Brügge. Die Manu skripte, die er anfertigen ließ, zeichneten sich durch sorgfältige Schrift und schöne Miniaturen aus. Von diesen sind u. a. auf uns gekommen: eine Uistoirs DuivorssIIs, die Mathias du Rivan 1364 schrieb, und Dss Xntiqrütss von Joseph mit 12 schönen Miniaturen von Jehan Fouquet. Er erwarb für seine Bibliothek in Moulins auch etwa 50 Bände, auf Velin gedruckt, Meisterwerke der eben erfundenen Buch druckerkunst. Karl III., Graf von Montpenster, der berühmte Kon- netabel von Bourbon, ließ für sich und seine Gemahlin mehrere Manuskripte anfertigen, darunter wahrscheinlich auch den in der Nationalbibliothek erhaltenen Ksensil ä'swblswss, äs provsrbss, ä'aäagss, ä'a>lsgoris8 st äs xortraits, äs88w8 s la Aoaaobs st sv ooulsur, aeeowpaguss äs äsvisss sv pross st sv vsrs. Schon bevor er durch seine Heirat Besitzer der Bibliothek in Moulins wurde, besaß er die Bücher der Grafen von Montpenster im Schloß von Aigueperse. In folge der Empörung des Konnetabels von Bourbon wurden 1523 seine Güter konfisziert. Die Bibliothek in Moulins wurde mit der königlichen Bibliothek in Fontainebleau ver einigt, nachdem ihr Bestand durch den königlichen Kommissar Pierre Antoine in Gegenwart des Kanonikus Matthieu Espinette in Moulins, des Bibliothekars des Herzogs von Bourbon, ausgenommen worden war. Von den damals nach Fontainebleau gekommenen Schätzen sind jetzt noch 76 prachtvolle Manuskripte in der Nationalbibliothek erhalten. Auf die Bourbons-Montpensier folgten die Bourbons- Vendöme, von denen die noch heute lebenden Bourbonen abstammen; doch sind die Zweige der Conds, der Sois- sons und der Conti seither erloschen. Auch die Bour- bons-Vendöme waren eifrige Büchersammler. Sie besaßen eine schöne Sammlung in dem Schloß Vendüme, das ihnen seit 1364 gehörte. Dort befand sich die Bibliothek der Könige von Navarra. Anton von Bourbon wurde nämlich durch seine Heirat mit Johanna von Albret König von Navarra. Sein Bruder Karl X. (ff 1590) war einer der größten Büchersammler des sechzehnten Jahrhunderts. Er hinterließ seine Bibliothek den Jesuiten; doch wurde sie bei deren Vertreibung 1595 zerstreut. Sein Neffe Karl III. von Bourbon, Erzbischof von Rouen, ließ die von dem Kardinal von Amboise in dem Schloß von Gaillon gebildete Bibliothek wiederherstellen und alle Bücher in blauem oder rotem Maroquin einbinden. Mit Heinrich IV. gelangte das Bourbonische Haus auf den französischen Königsthron, und seither kam die Bücherliebhaberei dieser Fürsten dem Lande selbst zugute. Die zahlreichen Bücher seiner Privatbibliothek ließ Heinrich IV. prachtvoll einbinden. Auch Ludwig XIII. liebte die Bücher und soll sogar selbst einen Teil derselben eingebunden haben. Ludwig XIV. aber sandte besondere Delegierte nach dem Orient, nach Griechenland, Italien und Portugal, um von dort Bücher und Manuskripte herbeizuschaffen. Er sorgte auch für hervorragende Einbände, die zumeist bei dem Buch binder A. Ruette angefertigt wurden. Sein Sohn, der große Dauphin, besaß in Meudon und in Versailles eine schöne Bibliothek, die aber nach seinem Tode 1711 versteigert wurde. Eine besondre Vorliebe für Bücher finden wir in den Nebenzweigen des bourbonischen Hauses sowie bei den legitimierten Prinzen. Namentlich zeichneten sich die Mit glieder des Hauses Conds aus, darunter zuerst Heinrich II. von Conds, der in Bourges eine prachtvolle Bibliothek besaß. Unter seinem Sohn, dem großen Conds, wurde die Bibliothek in Chantilly eine der schönsten in Frankreich. Einer seiner Zeitgenossen, Le Gallois, berichtet in seinem llraits äs8 plus bslls8 bibliotbsquss (1680), daß sie eine Menge seltner griechischer und lateinischer Manuskripte ent hielt. Der Sohn des großen Conds, Heinrich Julius, Herzog von Bourbon (ff 1709), vermehrte noch deren Zahl. Gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts wurde ein Verzeichnis dieser Bibliothek ausgenommen, dessen Manuskript in der- Nationalbibliothek erhalten ist: llabls alpbabstigns xar now ä'autsurs äs8 ouvraxss 8s trouvavt äav8 la Diblio- tbsqus äu princs äs 6ooäs. In der Revolutionszeit wurden 1200 Manuskriptbände aus dem Condsschen Besitz in die Nationalbibliothek übergeführt, aber im Dezember 1814 dem Prinzen von Conds zurückerstattet. Die Sammlung befindet sich jetzt in der Bibliothek von Chantilly, auf die wir noch zurückkommen werden. Der Enkel des Prinzen Heinrich Julius von Conds, Ludwig von Bourbon, Graf von Clermont (1709—1771) besaß eine schöne Bibliothek, die bei seinem Tode im Palast der Abtei von 8aiut-6erwaiil äs8 ?rhs versteigert wurde. Börsenblatt für de» Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. 265
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