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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1906
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil Kunst und Kunsthandel. Von Fr. I. Kleemeier. (Fortsetzg. aas 1905 Nr. 206, 207, 228, 229, 272; 1906 Nr. 9 d. Bl.) 5. Der Bilderrahmen. Die alten Meister gingen schon früh dazu über, ihren Wand- oder Deckengemälden einen würdigen Abschluß von der umgebenden Fläche zu geben. Sie umgaben sie mit einer Einfassung aus Gips usw., die oft reich profiliert, mit Verzierungen versehen und vergoldet war. Aber nicht nur die unbeweglich angebrachten, stabilen, auch die beweglichen Gemälde mußten einen Rahmen haben, der sie in sich selbst und auch von der Umgebung abschloß. Man versah also die Staffeleibilder, die ja ohnehin nur äußerst selten un trennbar mit dem Raume verbunden blieben, dem sie zum Schmuck dienten, mit einem Holzrahmen. Ohne daß die guten allen Rahmen die Aufmerksamkeit vom Bilde ablenkten, trugen sie vielmehr bedeutend dazu bei, das von ihnen um- schlossene Bild zu heben, zu verschönern. Allmählich wurden aber die schmalen, unauffälligen, gut entworfenen und dem Bilde angepaßten Rahmen durch prunkvollere ersetzt, zumal als die Industrie protzige und verhältnismäßig billige Gold rahmen in großen Massen auf den Markt warf. Auch auf Ausstellungen und in manchen Museen drängten sich dem Beschauer eine Unzahl von vergoldeten Vierecken an den Wänden auf und forderten mit ihrer Protzenhaftigkeit die Abwehr geradezu heraus. Man erinnerte sich wieder, daß Bild und Rahmen zusammenpassen sollen, daß Stimmung und Wirkung des Bildes durch den Rahmen nicht gestört werden dürfen, sondern erhöht werden müssen. Es entstand der individuelle oder Original-Motivrahmen, der zu seinem Bilde gehört. Ein passender Rahmen muß ruhig wirken, darf die Aufmerksamkeit von dem umschlossenen Bilde nicht ab lenken und muß die richtige Breite, Farbe und Profilie rung haben. Die Farbe der Wand, an der das Bild hängen soll, die am meisten hervortretende Farbe des Bildes, das einfallende Licht müssen bei der Wahl des Rahmens berück sichtigt werden. Ein ruhiges, dunkles Bild wird vielleicht in einem dunklen Rahmen noch ruhiger wirken, während man bei einem Bilde in Hellen, lebhaften Farben die Farben wirkung an einer dunklen Wand vielleicht durch einen Gold rahmen gut herausholen kann. Beim Einrahmen von schwarzen graphischen Blättern muß man besonders vorsichtig sein. Goldrahmen sind dazu meist ungeeignet. Sehr wichtig ist auch, daß die Dar stellung innerhalb des Rahmens von einem richtig be messenen Rand umgeben ist. Man wird also im allge meinen den obern Rand etwas breiter als die Seitenränder und den untern Rand noch breiter halten. Die Randbreite soll durchschnittlich etwa ein Viertel des kleinern Ausmaßes des Bildes betragen, muß aber bei sehr kleinen Bildern unter Umständen bedeutend größer sein, jenachdem das Bild an der Wand mehr oder weniger hervortreten soll. Außerdem dient der Rand dazu, den Gegenstand des Bildes von etwa daneben hängenden ähnlichen Bildern abzusondern. Ist bei derartigen kleinen Bildern der eigne Rand groß genug, so sollte man von der Verwendung von Passepartouts absehen. Modern ist es übrigens, daß man viele Bilder ohne jeden Rand unmittelbar an der Bildgrenze einrahmt. Entschieden falsch ist es, bei Original-Stichen und Radierungen den Plattenrand abzuschneiden und so einzu rahmen. Dadurch würde man diesen Blättern das Merk zeichen ihrer künstlerischen Herstellung nehmen und sie be deutend entwerten. Bei graphischen Blättern wirst eine schlichte, etwas nach innen abfallende Leiste in Naturholz oder mit diskreter, die Maserung nicht verdeckender farbiger Tönung durch Beizung, unter Umständen mit ganz feinen Goldstreisen, sehr geschmackvoll. Der moderne Motivrahmen wird dem Charakter des Bildes, zu dem er bestimmt ist, in Auf machung. Zeichnung, Holzart, Farbenstimmung usw. genau angepaßt, so daß Rahmen und Bild künstlerisch harmonisch Zusammenwirken. Die Rahmen oder Leisten sind entweder Goldrahmen oder Goldleisten, Holzrahmen, Metallrahmen, Stoffrahmen. Der Goldrahmen ist übrigens auch uur ein Holzrahmen, der durch Auflage von Gips- oder Kreidemasse verziert und vergoldet ist; er hat von seiner frühern großen Beliebtheit jetzt etwas eingebüßt, aber er behauptet noch immer seinen Platz als pompöser Rahmen, zumal wenn er von Künstlerhand entworfen oder hervorragenden alten Mustern nachgebildet ist. Von einigen derartigen neuern Rahmen möchte ich nur nennen: einen von Ruedorffer in München modellierten Rahmen zur Madonna di San Sisto, einen Altgoldrahmen zur Madonna della Sedia mit Motiven aus dem Palazzo Pitti in Florenz, eine Nachbildung Gold auf Blau des Rahmens von Formigine in San Giovanni in Monte, Bologna, zur Raffaelschen heiligen Cäcilie, einen Altgoldrahmen zu Raffaels Lo Sposalizio, dem Rahmen nachgebildet, den Napoleon I. in Paris um das Bild (jetzt in der Brera zu Mailand) legen ließ. Zu den Holzrahmen verwendet man das Holz von Eiche, Nußbaum, Birnbaum, Ahorn, Mahagoni, Palisander (Jaka- randa) usw. und zwar entweder massiv, echt, oder fourniert, imitiert. Dabei müssen sich die Rahmenleisten die verschieden artigste Bearbeitung gefallen lassen. Sie bleiben entweder flach, oder fallen nach innen ab, werden geschnitzt, poliert, hell oder dunkel gebeizt, in den verschiedensten Farben ab getönt, mit Brandmalereien, Intarsien, Sandgebläse, schmalen Gold- und sonstigen Verzierungen versehen. Die Gold verzierungen werden entweder als flache oder vertiefte Gold linien, Goldstreifen, Perlgoldeinlagen, oder als Knüppelgold- Außenleisten usw. angebracht. Oft legt man an den Rahmen ecken sogenannte Quadern, zuweilen auch Mctallrosetten auf und versieht den Rahmen mit Bronzebeschlägen. Auch Halb edelsteine, z. B. echter Malachit, werden gelegentlich zur Ver zierung verwendet. Die verschiedenen Formen, Farben und Ausstattungen der Rahmen für die verschiedenen Arten von Bildern sind unübersehbar. Da gibt es Baumstamm-, Dach-, Kapitäl-, Schiefer-Motiv, Hufeisen-, Lyra-, Sockel-Rahmen, Rahmen mit Aufsatz, mauerartige Rahmen mit Dach usw. In dem letztgenannten Rahmen ist Böcklins Eremit häufig anzutreffen. Die Hufeisenform wählt man für Pferde-, Sport- und Hundebilder. Musiker und Komponisten steckt man in einen lyraförmigen Rahmen, der mit Lorbeer oder Noten verziert ist. Ein Bismarckrahmen ist mit Eichenlaub verziert und trägt den Spruch: Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt. Die Rahmen für Bildnisse des Kaisers sind mit Krone und Adler verziert, usw usw. Sehr apart sind als Bilderrahmen auch Etageren aus edlem Holz. Will man zwei Bilder in einem Rahmen ver einigen, so nimmt man einen »Paravent« dazu. Sollen drei Bilder in einem Rahmen vereinigt werden, so wählt man ein Triptychon, das man auch Pantheon nennt, wenn Porträts darin stecken und wenn es mehr in architektonischer Form aufgebaut ist. Das Triptychon ist öfter zum Stellen und Hängen, auch als Hausaltärchen und zum Zusammen klappen eingerichtet, wie z. B. bei den Knöslerschen Farben holzschnitten der Engel und Madonnen des Fra Angelico.
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