8168 Künftig erscheinende Bücher. 225, 27. September 1SV4. Hermann Costenoble, Verlagsbuchhandlung, Jena. Demnächst erscheint: Statt eines besonderen Rnndschreibens. Am Sonnenwirbel. Ein Kulturroman aus dem Waldlande. Von Max Geißler. Geheftet 4 Mark, gebunden 5 Mark. Max Geißler hat in einer seiner ästhetischen Schriften als höchstes, leider vollständig verloren gegangenes Ziel der Belletristik bezeichnet: eine volkstümlich-poetische Form zu finden. In seinem neusten Roman „Am Sonnen- wirbel" dürste der Dichter diese Form erreicht haben. Er führt uns in die waldumrauschten Lohen des sächsisch böhmischen Erzgebirges, jenes landschaftlich so reizvollen Landstriches, der als das reichstbevölkerte Gebirge der Erde gilt. In der Wiedergabe der Landschaft ist der Dichter dem tannendüstern Lochlande nichts schuldig geblieben, und die Lintersassen jener Wälder, zu denen kein lauter Klang des Lebens dringt, stellt er mit einer Treue und Echtheit in die Landschaft hinein, welche auch diesem neusten Romane seinen eigentümlichen dichterischen Reiz verleihen. Der fröhliche Mutterwitz und die naive Schalkheit, die das Gespräch des Gebirglers durchdringen, und die trefflichen Gedanken, die den einsamen Gebirgler erfüllen, stehen wie im Leben, so auch im Roman — der Armut und Not gegenüber, mit der die Bewohner jener Wälder zu kämpfen haben, seit die Maschinen sie um den besten Teil des Gewinnes ihrer Lausindustrie gebracht haben. Diese Frage ist es, die Geißler neben der Schilderung der Landschaft aufgreift. In ihrer Lösung stellt er seinen Roman auf eine breite kulturelle Grundlage, indem er den Gebirgler und seine Familie vom Klöppelsack, an dem er siech wird, hinaus in die Forsten und auf die Weiden des Gebirges verweist. Wie der Tiroler im Lochgebirge, so wird sich einst der Erzgebirgler der Wald- und Viehwirtschaft zu wenden — zum Leile und Segen künftiger Geschlechter. — Der Dichter eilt in der Lösung dieses Kulturproblems der Gegenwart vorauf, er wird ein Wegweiser. And darin, wie in der Lebendigkeit und in der poetischen Kraft seiner Darstellung liegt der Wert des Romans: kein vergängliches Tageserzeugnis, sondern ein Beitrag von bleibender Bedeutung für die Kulturgeschichte. Wenn Wildenbruchs Ausspruch berechtigt ist, daß nicht der Literarhistoriker, sondern der Kulturhistoriker das Urteil über den Wert einer literarischen Schöpfung zu fällen habe, so besitzen die Geißlerschen Romane einen dauernden Wert. Lesen Sie bitte seine früher bei uns erschienenen Werke: „Jochen Kliihn" und „Tom der Reimer", sowie den in der „Woche" z. Zt. erscheinenden Roman „Das Moordorf" und Sie werde» die Überzeugung gewinnen, daß die Schriften Max Geißlers größte Verbreitung verdienen. 30"/» in Rechnung, 40 ft, gegen bar, Partien li/10. Einband in allen Fällen 80 Pfg. netto. Bezugsbedingungen: Gebundene Exemplare sind vorrätig in den Barsortimenten von K. F. Koehler, Leipzig, L. Staackmann, Leipzig, und F. Volckmar, Leipzig, Berlin u. Stuttgart. Bestellzettel beifolgend. Jena, Ende September 1904. Lochachtungsvoll Hermann Costenoble.