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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1904
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- Deutsch
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8141 Nichtamtlicher Teil. „tzr 225, 27, September 1904, Sache, daß der Sohn dieses einst übernehmen sollte, und so finden wir ihn denn auch bald auf seiner Wanderschaft, erst in Stuttgart, wo er die Lehrzeit absolvierte, dann in der Metropole des deutschen Buchhandels, Leipzig, wo die Schnltheß'sche Verlagsfirma hohes Ansehen genoß, später in Mainz und Wien; überall hat er Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen, die teilweise bis an sein Lebens ende dauerten. Nach einem kurzen Aufenthalt in London und Paris trat der damals 24 Jahre zählende Mann in das väterliche Geschäft ein, um nach wenigen Jahren als Associs seines Vaters zugleich die Hauptarbeit zu über nehmen. Sah sich bereits Friedrich Schultheß senior an der Spitze eines Hauses, das weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt und geachtet war und einen makellosen Ruf genoß, so datiert mit dem Eintritt des Sohnes ein neuer Aufschwung, Vater und Sohn waren vor allem Verleger, und den Landesverhältnissen angemessen richteten sie ihr Hauptaugenmerk auf literarische Erzeugnisse auf dem Ge biet der Rechtswissenschaft, Geschichte, Militärwissenschaft und Pädagogik, und die Namen eines Bluntschli, A, v, Orelli, Schneider und Fick, Vögelin, Meyer v, Knonau, Oechsli und Dändliker, Rüstow und Wilhelm Meyer-Ott, Breitinger, Eberhard und Largiaddr rc. rc, beweisen am besten die Bedeutung des Verlags, Unternehmungen wie Heers Urwelt der Schweiz, Christs Pflanzenleben, Moussons Physik, Wolfs Astronomie rc, lassen uns auch die Uneigen- nützigkeit des Verlegers schätzen, der nicht selten einzig im Interesse der Wissenschaft Verlagsoerträge abschloß, bei denen ein finanzieller Erfolg von vornherein ausgeschlossen war. In dem gegen 1500 Verlagsartikel zählenden Schult- heßschen Verlagskatalog findet sich als Kuriosität neben zumeist schweizerischen Autoren auch der Name Richard Wagners, der im Jahre 1851 eine Arbeit über »Ein Theater in Zürich, herausgab, die indes längst vergrisfen ist, Friedrich Schultheß durfte sich freuen, mit dem größten Teil seines Autorenkreises stets in freundlichem Verkehre gestanden zu haben; vielfach gab der anfänglich geschäftliche Verkehr Anlaß zu dauernder Freundschaft, Selbstverständlich ist es auch ihm, zumal bei Autoren von Erstlingswerken zuweilen passiert, daß bei einem Mißerfolg erstrer glaubte, den Fehler auf seiten des Verlegers suchen zu müssen, wenn auch in der Regel ohne Grund, Seinem Geschäftspersonal war Schultheß trotz seiner hohen Anforde rungen, die er an dieses stellte, stets ein musterhafter Chef, und es gereichte ihm auch später noch, nach Aufgabe seines Berufs zu hoher Freude, eine ganze Reihe von Mitarbeitern und Angestellten gehabt zu haben, die jahrzehntelang mit größtem Eifer und unwandelbarer Treue ihm zur Seite ge standen sind. Die strenge und ernste Pflichterfüllung, ver bunden mit edelster Gesinnung und größter Gerechtigkeit ließ manche Strenge des Prinzipals leichter vergessen. Neben dem Verlagsgeschäft stand Schultheß auch einer Buchdruckerei, sowie einem Sortimentsgeschäft vor, welch letzterm Zweig er sich indes bei der stetigen Vergrößerung des Verlags in den letzten Jahrzehnten weniger widmen konnte. Neben diesen zürcherischen Geschäftszweigen besaß Schultheß auch noch eine Zeitlang eine Filiale in Zug und war eine Reihe von Jahren mit dem verstorbenen Staats schreiber Hünerwadel in Bern Besitzer der bedeutenden Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung Stämpfli L Co, in Bern, Beide Geschäfte sind indes schon seit lange in andern Händen, Dem schweizerischen Buchhandel hat Schultheß zu mehreren Malen als Präsident vorgestanden; desgleichen war ec lange Zeit Vorstandsmitglied des Vereins süddeutscher Buchhändler; überall seiner Geschäftskenntnisse und persön lichen Eigenschaften halber hochgeschätzt. Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit fand Schultheß auch noch Zeit, sich öffentlichen Angelegenheiten zu widmen. Der schweizerischen Armee diente er als Stabsoffizier der In fanterie, der Stadt Zürich eine Reihe von Jahren als Ober- pannerkommandant und Chef der städtischen Feuerwache, Als Mitglied des Großen Stadtrats wäre ihm auch Ge legenheit zu politischer Betätigung geboten gewesen, was er indes, teils aus geschäftlichen, teils aus persönlichen Rück sichten vermied. Von Haus aus konservativ angelegt, be hielt er sich in politischen Fragen vollständige Willensfrei heit vor. Daß er aber dessenungeachtet nicht nur ein guter Bürger Zürichs, sondern auch der Schweiz war, be wies er am schönsten, als er im Jahre 1888 eine ihm von einem der größten Herrscher unsrer Nachbarstaaten an gebotene Auszeichnung schlankweg abschlug. Als langjähriges Mitglied der Kirchenpflege Groß- mllnster nahm Schultheß auch regen Anteil an kirchlichen Angelegenheiten und blieb der Kirchgemeinde zeitlebens ein großer Wohltäter, Auch geselligen Vereinigungen war der Verstorbene nicht abhold; so hat er seiner Zunft (Saffian) lange Zeit als Präsident vorgestanden und war ein eifriges Mitglied der mathematisch-militärischen Gesellschaft (Vereinigung zu meist in Zürich verbürgerter höherer Stabsoffiziere aller Waffen), sowie in frühem Jahren des schweizerischen Alpenklubs, dessen Organ er lange Zeit verlegte. In der Gesellschaft der Schildner zum Schneggen endlich hatte er einen großen Kreis von Gesinnungsgenossen, Im Jahre 1900 sah sich Schultheß infolge eines schon seit längerer Zeit auftretenden Nervenleidens (Neuralgie) genötigt sich vom Geschäft zurückzuziehen, was bei dessen Übergang an seine beiden jüngern Söhne die Firmaände rung in Schultheß L Co, zur Folge hatte. Eine Operation hatte leider nicht in vollem Maße die gewünschten Erfolge; doch war es dem Verstorbenen möglich, sich in schmerzlosen Stunden immer wieder zu beschäftigen. Neben vielfacher Lektüre machte er auch eigne Versuche auf dem Gebiete der Schriftstellerei, deren Erzeugnisse er zumeist an Freunde verschenkte. Sein, für landschaftliche Naturschönheiten geschärftes und weit ge öffnetes Auge, gepaart mit inniger Vertrautheit von Sage und Geschichte, gab seinen kleinen Schriften (zumeist Mono graphien) eine gewisse romantische Färbung, die den Leser in entschwundene Zeiten zu versetzten wußte. Eine besondere Freude war es Schultheß, daß eins seiner Schristchen, -Bilder vom Untersee- eine zweite Auflage erlebte und auch diese, in den Buchhandel gekommen, glänzenden Absatz fand. Seit beinahe vier Jahren lebte Schultheß infolge seiner neuralgischen Schmerzen, denen sich noch ein weiteres Leiden anschloß, in strengster Zurückgezogenheit im Kreise seiner Familie, Seit 1862 war er mit einer Tochter des als Kriegs- Historiker bekannten Stadtrats Wilhelm Meyer-Ott ver heiratet, mit der er in zweiundvierzigjähriger glücklichster Ehe lebte. Im Kreise seiner sechs Kinder, denen sich später eine muntere Enkelschar anschloß, erblühte ihm das schönste Familienleben, das indes durch die lange Schmerzenszeit des Verstorbenen eine schwere Wolke trübte. Es war ihm der Tod nach vielen Jahren schweren Leidens eine wahre Er lösung; die Hinterlassenen aber trauern um ein liebevolles, treubesorgtes Familienhaupt; der deutsche Buchhandel steht an der Bahre eines seiner edelsten Vertreter, und Zürich hat in Friedrich Schultheß einen seiner trefflichsten Bürger verloren.
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