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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.02.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-02-28
- Erscheinungsdatum
- 28.02.1906
- Sprache
- Deutsch
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.1L 49, 28 Februar 1906. Nichtamtlicher Teil. 2205 tagspalast vor Augen führt. Von einer Belastung der Brief träger kann man nicht im Ernst reden; Postkarten, deren Ge wicht nur 3—4 Gramm beträgt und die sich bei ihrem einheitlichen Format und Adressenarrangement besonders gut sortieren lassen, sind keine nennenswerte Belastung. Eine Drucksache, ein Buch von 1000 Gramm, bringt bloß 30 H an Porto; 1000 Gramm 5 H - Postkarten, also rund 300 Stück, ergeben dagegen eine Portoeinnahme von 15 und selbst als 3 -H - Drucksache verschickt noch 9 Da die Sommersaison nur kurz ist und die Gasthäuser der Bade orte vielfach schwer genug um ihre Existenz ringen, so ist ihnen ein kleiner Nebenverdienst durch Ansichts karten wohl zu gönnen. In vielen Hotels werden übrigens die Ansichtspostkarten ohne Marke unentgeltlich verab folgt. Die Geschäftswelt bedarf dieser Abbildungen, die lange, vergebliche Beschreibungen ersparen, um sich bei der Kundschaft zu empfehlen. Hoteliers, Restaurateure, Industrielle, Landwirte, Buchhändler rc. tun sehr recht daran, ihre Betriebe oder Häuser auch bildlich zur An schauung zu bringen. In den Straßen Berlins werden Ansichtskarten oft genug zu 10 H für das Dutzend aus geboten. Rein postalisch betrachtet, ist eine Ansichtskartensteuer be sonders ungerecht, weil die Abbildungen in der Regel drei viertel des Raumes einnehmen und nur wenig Raum für die Korrespondenz übrig bleibt. Dazu sind Ansichtskarten mit kurzen Grüßen oder Versen meist nicht mehr als eine Druck-, sache mit handschriftlicher Widmung, ohne den Charakter einer eigentlichen persönlichen Korrespondenz. Es wäre also eher angebracht, sie der billigen Drucksachentaxe zu unter werfen, als sie nun noch als Postkarte mit einem Porto zuschlag zu bedenken. Staatssekretär v. Kraetke wies in der Kommission darauf hin, daß in Italien neulich (1905) eine Portoerhöhung von 2 auf 5 Centesimi — es sind vermutlich die Drucksachen gemeint — in drei Monaten einen Ausfall von 50 v. H- oder 1 Million Lire ergab. Er meinte auch, daß ein Zuschlag von 2 für jede Ansichtskarte deren Gcsamtverkehr um gut 25 v. H. vermindern würde. 500 Millionen Ansichtskarten zum Porto von 5 H brächten jetzt 25 Millionen Mark ein. Bei einem Rückgang des Verkehrs um 25 v. H. wären es nur noch 18^ Millionen Mark, also 6^ Millionen Mark weniger. Denn statt 500 Millionen würden dann nur uoch 375 Millionen Ansichtskarten verschickt werden, deren Steuer (je 2 H) bloß 7>/, Millionen Mark ergäbe. Von diesen bliebe nach Abzug des Einnahmeausfalls von 6*/i Millionen nur ein Plus von Ist^ Million Mark übrig, das aber zum Teil durch Beamtenvermehrung zur schärferen Kontrolle verbraucht würde. Herr Nacken wollte 10 Millionen mit der Steuer einbringen. Die Zahl der Postsendungen in der Statistik ist aber mindestens um 15 v H. zu hoch angegeben, die der Ansichtskarten vielleicht noch viel mehr. Der Ertrag der Steuer würde also noch geringer sein, als hier vom Staatssekretär veranschlagt wurde. Viele Ansichtskarten würden auch als Drucksache verschickt werden, vielleicht sogar die Mehrzahl, und damit den Steuerstempel glücklich vermeiden, aber zugleich die Portoeinnahmen der Reichskasse noch weiter vermindern. 500 Millionen Karten zu 5 ^ ergeben jetzt 25 Millionen Mark, zu 3 H aber bloß 15 Millionen Mark an Porto. Herr Nacken wollte aber die Reichseinnahmen nicht um 10 Millionen vermindern, sondern vermehren. Nicht die Ansichtskarte, wie sie jetzt ist, sondern der ihr zugedachte Reichsstempel bedeutet eine ungeheure Belästigung der Post, da diese alle Karten einzeln kontrollieren müßte und die Briefträger wegen der häufigen Nachzahlung von 2 Pf. endlose Scherereien hätten. Unter dem Rückgang des Anstchtspostkartenverkehrs würde eine Industrie, die 30 000 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. Menschen beschäftigen soll, leiden, die Künstler, die Papier händler, die Straßenhändler, die Ansichtskartenverkäufer in den Restaurants und die Gastwirte würden zwecklos ge schädigt werden. Der Ansichtskartenstempel ist eine rückschritt liche und zweckwidrige Portoerhöhunq. A. Jürgensohn. Zur Symbolsprache von Tikelbordüren der Rrformalionsxeit. Von Ino. vr. Otto Clemen in Zwickau i. S. Alfred Götze beschreibt in seinem kürzlich erschienenen Buch- »Die hochdeutschen Drucker der Reformationszeit« (Straßburg 1905, Karl I. Trübner) — das trotz der von Johannes Luther im Zentralblatt für Bibliothekswesen XXIII S. 83—87 heroorgehobenen Mängel, solange nichts Besseres erschienen ist, als das brauchbarste Hilfsmittel zur Bestimmung heimatloser Drucke der Reformationszeit zu gelten hat — 194 Titelbordllren, darunter auch die schon bei A. v. Dommer, Lutherdrucke auf der Hamburger Stadt bibliothek (S 235 Nr. 70) angeführte, die von Johann Grunen- berg in Wittenberg in den Jahren 1520—1522 verwandt worden ist und auf eiue Zeichnung Lucas Cranachs zurückgehen könnte. Seitlich rechts ist ein Bettler oder Pilger zu sehen mit Rosenkranz und großem Höcker, auf dem ein Eich hörnchen sitzt, links ein dicker Kerl, dessen einzige Bekleidung hohe Stiefel bilden, den Inhalt einer bauchigen Flasche sich in den Mund gießend und von Bienen umschwärmt. Auch auf zwei andern Titelbordüren Grunenbergs und einer von Wolfgang Stöckel in Leipzig 1521 (Dommer Nr. 71, 73, 95) erscheinen die Bienen als »Begleiterinnen durstiger Ge sellen«. Götze glaubt, diese Zusammenstellung durch den Hinweis auf einen noch jetzt in südslavischen Gegenden be stehenden Brauch erklären zu können, demzufolge Mädchen ihren Bräutigam damit erproben, daß sie ihn mit ge öffnetem Munde neben einen Bienenstock setzen: verschonen ihn die Bienen, so ist er kein Säufer. — Ich glaube, daß eine andre Erklärung näher liegt und einleuchtender ist. Zunächst ist zu beachten, daß Bienen auf Holzschnitten der Reformationszeit durchaus nicht immer nur Trunken bolde umschwärmen. Schon auf der Titelbordüre Dommer Nr. 73 soll der phantastisch aufgeputzte Schalmeibläser, hinter dem eine Biene erscheint, doch sicher nicht als Säufer charakterisiert werden. Ferner begegnet uns auf einer vielleicht von Johann Agricola, wahrscheinlicher von dem Zwickauer Spruch- und Dramendichter Hans Ackermann ver faßten Satire st ein Holzschnitt, der Luthers literarische Gegner unter Tiermasken dem Gespött preisgibt: Zuerst (von links nach rechts vom Beschauer aus gerechnet) sehen wir einen Ziegenbock mit langem Schwert und Lanze, dann einen Mönch mit einem Katzenkopf, dann ein Schwein, dann einen Esel mit schwarz-weißem Gewand und über die Ohren gezogener Kapuze, die Harfe spielend, dann einen Pudel in fremdartigem Kostüm, endlich einen Geistlichen mit Barett und langen Eselsohren. W^ ^e Figuren zu deuten sind, braucht uns hier nicht zu beschäfti gen — die ersten beiden sind sicher Einser und Murner —, aber das interessiert uns, daß sie alle von Bienen umgeben sind. Als Trunkenbolde sollten doch aber diese literarischen Gegner Luthers dadurch gewiß nicht hingestellt werden. Ferner besitzt das Berliner Kupferstichkabinett einen Holzschnitt von ca. 1520, der die Mönche als Löffelkrämer st Vgl. meine Bemerkungen im Archiv f. Reformations geschichte II, 88 ff. 291
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