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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1906
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- 1906-03-06
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1906
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2418 Nichtamtlicher Teil. ^ 54, 6. März 1906. gemindert, nicht aber gänzlich beseitigt worden. Wir werden es daher Helwing keineswegs verargen, daß er Pufen- dorfs kühnen Plan »dunkel« nennt, wenigstens für einen Buchhändler, und nicht geneigt ist, so weitreichende und in ihrem Erfolge höchst zweifelhafte Verbindungen anznknüpfen. Damit war wohl die ganze Sache erledigt; wenigstens melden uns die drei spätem Briefe nichts mehr über weitere Ver- Handlungen wegen der Religio Asntiuw arcana. Das Miß geschick dieses Buchs wird uns aber erklärlich, wenn wir seinen Inhalt etwas näher kennen lernen. Mit dem Titel Religio gsvtiuw aroavo, Geheime Religion der Völker, will Pufendorf folgendes besagen: Ursprünglich hatten alle Völker, auch die nördlichen, eine Bilderschrift; am meisten ausgebildet aber war diese bei den Ägyptern. Sie scheint von Anfang an bestanden zu haben, als man die Buchstaben noch nicht kannte und auch andere Zeichen zum Ausdruck der Gedanken fehlten. Nach' der Erfindung der Zeichen (Symbole) behielten die Priester die Kenntnis der selben für sich und verboten ihre Verbreitung, damit die Wissenschaft geheim sei und die Heiligtümer in Ehren blieben. So kommt es, daß auch die Erläuterung der Bilder schwierig ist. Auf Grund von Arbeiten andrer Gelehrten will Pufen dorf aus den Hieroglyphen dies und das zu erklären suchen, was sich auf die Theologie, besonders aber auf die Mytho logie der Völker bezieht, und zusehen, ob nicht auch manches aus unfern heiligen Schriften und Religionsgebräuchen aus den Hieroglyphen seine rechte Deutung findet. Er hat, wie er in der Vorrede mitteilt, aus ihnen eine große Überein stimmung der Völker unter sich angetroffen und zugleich auch viele Spuren einer sehr alten Überlieferung und göttlichen Offenbarung wahrgenommen. Erfüllt von einer aufrichtigen Frömmigkeit, wovon seine eigene Lebensbeschreibung ein schlichtes, wahres Zeugnis ab legt, und vom Glauben an Gottes Offenbarung geleitet, sucht Pufeudorf darzutun, daß die vor Moses verbreitete Überlieferung mit den mosaischen Erzählungen über die Erschaffung der Welt und den verheißenen Messias aufs genaueste übereinstimmt und alle Völker an einen bestimmten Menschen als Gottes Sohn und Gott zugleich geglaubt haben. Bei den ältern Göttern nahmen die Völker das Ver hältnis einer Ehe in unserm Sinne an; weil daraus aber sehr üble Gebräuche beim Gottesdienst entstanden, »errötete schließlich das Menschengeschlecht«, erzählte von ent mannten Göttern und machte die Jungfrauen zu Priesterinnen der Vesta. Bei den neuern Gottheiten stellten sie dann nur eine Verbindung auf, wie sie unter Brüdern und Schwestern besteht. Eine solche Vereinigung geht nun nach Pufendorf der vom Himmel gekommene Messias mit der unter einer einzigen Person dargestellten Gemeinde der Gläubigen ein. Die Vermählung des Herrn mit seiner Gemeinde und die Stiftung eines solchen Ehebündnisses ist nach der Lehre der Heiligen Schrift durch den Tod dieses Gesalbten geschehen, und sein Grab ist im Sinne der Bibel als sein Ehebett an zusehen, wie es von Pufendorf auch im Hohen Lied Salomonis erklärt wird; es herrscht nach Pufendorfs mit zahlreichen Beweisen belegter Auseinandersetzung bei den Alten überhaupt die Vorstellung, daß die Freuden des künftigen Lebens, der Engel und der Frommen, im Beischlaf bestehen werden. Nach der Vermählung breitet sich die Gemeinde der Gläubigen, die Kirche, aus, und ihre Anhänger bedecken als des Messias Samen, d. h. seine Kinder, das Erdreich. Der Erretter selbst aber steigt mit einem glänzenden Leibe aus dem Grabe, dem Ehebett, zum Himmel empor und tötet den Drachen, den bösen Dämon. Auch mit den noch nicht zum Lichte zurückgekehrten Seelen verkehrt der Heiland, vor allem aber sammelt er die Seelen der Gerechten um sich und hält Gericht über sie. Die alte Welt muß auf sein Geheiß durch Feuer vergehen und eine neue entstehen mit reinen, sündlosen Menschen, die, durch den Glauben mit Jesus Christus aufs innigste verbunden, die Gemeinschaft der Gläubigen ausmacht. Um dieses alles wahrscheinlich zu machen, ist Pufendorf bestrebt, die Mythologie nicht nur der alten Völker, der Ägypter, Phönizier, Chaldäer, Etrusker, Griechen und Römer, sondern auch der nordischen Völker auf Ähnlichkeiten und Verhältnisse zu bringen, die eine Übereinstimmung mit jener vorausgesetzten Überlieferung zeigen können, und betrachtet dann diese als Überlieferungen und Überbleibsel der göttlichen Offenbarung von der Schöpfung, der Erlösung, einem zukünftigen Zustand und der Weltregierung. Der Gelehrte nimmt die Hieroglyphen und das Symbolische in der Religion der Alten zur Unterstützung seiner Hypothese zu Hilfe und geht fast die ganze Natur durch, findet überall etwas Sinnbildliches auf den Zustand nach dem Tode, die Seelen, den Heiland, die Welterneuerung rc., indem bald die Eigenschaften, bald die Namen der Sachen, bald die Ausdrücke der Dichter, bald gewisse Ähnlichkeiten ihn darauf hinleiten. Kein Wunder, daß die von religionsgeschichtlichen und philosophischen Dingen nichts wissenden und sie verab scheuenden Orthodoxen sich der Aufnahme eines seiner Zeit weit voraneilenden Buches widersetzten und die weniger Befangenen mit ihrer Stimme nicht durchdringen konnten. Pufendorfs Freund vr. Joh. Aug. Ernesti, Professor der klassischen Sprachen und Theologie, der Begründer der grammatisch-historischen Bibelforschung, war leider schon 1781 gestorben. Ein entschiedener Gegner alles Ün- glaubens und Aberglaubens, dem Offenbarungsglauben nur bis zu einer gewissen Grenze zugetan, hatte er die Heilige Schrift nach denselben Regeln auszulegen sich für berechtigt gehalten wie die klassischen Profan schriften nnd war dabei der willkürlichen und phantastischen Exegese der Mystiker und Allegoriker ebenso bestimmt ent- gegengetreten wie denen, die sich durch die Kirchenlehre oder durch das eigene Gefühl leiten ließen. Nicht mehr konnte er sein dem Celler Freunde gegebenes Versprechen einlösen und die RsliZio zsvtiuw in allen Journalen rezensieren. Dem freier denkenden, gegen Andersmeinende milde urteilenden Theologen wäre es ein Leichtes gewesen, den in die religionsgeschichtliche und philosophische Behandlung ein geschlossenen Glauben des Verfassers an Gottes Offenbarung und den Heiland Jesus Christus ins rechte Licht zu setzen und mit den Lehren der Heiligen Schrift in Einklang zu bringen. Ungeachtet ihrer geringen Zahl geben uns Pufendorfs Briefe ein deutliches Bild des frommen*), edeldenkenden, bestimmt und dabei stets höflich-vornehm austretenden *) Daß Fr. Es. v. Pufendorf von einer aufrichtigen, wahren Frömmigkeit beseelt gewesen ist, bezeugt folgender Abschnitt aus seiner eigenen Lebensbeschreibung: Nach dem Tode seines Vaters Esaias v. P., 14. Februar 1738, hoffte er in dessen Stelle als Mitglied am Oberappellations gericht zu Celle einzurücken, doch vergebens. Ebenso schlugen andere Bewerbungen fehl, und Fr. E. jschwebte lange in großer Ungewißheit wegen seiner künftigen Versorgung. Aus dieser Zeit schreibt er: »Ich nahm aber in dieser meiner äußersten Betrübniß zu dem Allerhöchsten meine Zuflucht, über ließ mich ganz und gar dessen unwandelbarer Liebe, und wie ich Tages darauf als den 6. November des Morgens aufstand, hing ich diesen theologischen Gedanken nach und brachte selbigen Tag mit Verfertigung einer auf meinen Zustand eingerichteten Ode zu. Also brachte ich diesen ganzen Tag zu, da ich mich ganz in Gottes Willen ergeben, wußte indeß noch nicht, daß der Aller höchste die Freudenstunde bereits den Tag vorher über mich aus-
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