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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-22
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1922
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Redaktioneller Teil. 143, 22. Juni 1322. Von dem einen Extrem sind sie in das andere verfallen. Sie haben vorher keine klare Einsicht gehabt, und sie haben sie jetzt erst recht nicht. Auf diese wilde Weise wird sich keiner mehr retten können, der dem Untergang« verfallen ist. So werden sie das nur noch beschleunigen. Aber vielleicht ist es auch gut so. Denn ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende — und zugleich ein Menetekel für die Über lebenden. Ihre Nachfolger aber werden die sein, die klug den Wechsel der Zeit cinzuschätzen und klug zu disponieren und zu kalkulieren verstehen — wahrscheinlich viel »neue« Leute darunter; die nicht, was zu ihren eigenen Unkosten gehört, anderen aufbllrden möch ten, die ihre Geschäfte ordentlich und pünktlich und zuvorkommend führen; die das, was die Früheren früher auch gewußt hatten, aber jetzt nicht beachten, die das wissen, daß auch die Bücher nicht nur anderen Dingen gegenüber Konkurrenzartikel sind — am leichtesten entbehrliche dabei, sondern daß sie auch untereinander in Wettbewerb stehen, Konkurrenzartikel in dem Sinne, daß nicht das schlechteste und das teuerste, sondern das beste und zu gleich das billigste das begehrteste sein wird, vixi st snlvavt Wir haben diesen Ausführungen Raum gegeben, weil sie uns dem Ausdruck zu verleihen scheinen, was heute manche den ken. Wir können dies aber nicht tun, ohne auch unsererseits noch zu den angeschnittenen Fragen Stellung zu nehmen. Denn das eben Gesagte trifft unseres Erachtens nur mit Einschrän kungen zu und bedarf der Ergänzung. Unbedingt richtig ist, daß nicht diejenigen, die jeweils dem gerade Mode werdenden Schlag wort urteilslos nachlaufen, den Ausweg aus der gegenwärtigen Krise finden werden, sondern nur diejenigen, die klare Einsicht in die Verhältnisse haben und sich ihr Urteil mit aller Vorsicht bil den. Um dazu mitzuhelfen, wollen wir der Warnung unseres alten Mitarbeiters noch einiges hinzufügen. Es ist unseres Erachtens ein Irrtum, in dem zuletzt so oft gehörten Ruf: »Die Bücher müssen teurer werden!« einen unüb'r- brückbaren Gegensatz oder gar einen Widerspruch sehen zu wollen zu der früher ausgegebenen Werbelosung: »Kauft, Bücher sind noch billig!« Uns scheint vielmehr beides durchaus vereinbar, und wir möchten in ihrer Verbindung eine sogar notwendige gegenseitige Ergänzung sehen. Beide beziehen sich ja aus ganz verschiedene Gebiete. Das erste ist eine kaufmännische Einsicht, die sich der Buchhandel im Innern als Programm setzen muß. Das zweite ist ein Schlagwort, das den Käufern draußen immer wieder zugerufen werden mutz, um den Absatz des Buches, auch wenn es notwendigerweise teurer wird, nicht sinken zu lassen, sondern womöglich noch zu erweitern. Es handelt sich also gar nicht darum, heute das eine und morgen das andere zum Losungs wort zu machen oder gar haltlos zwischen beiden hin- und herzu schwanken. Es gilt vielmehr, das eine zu tun, das andere aber nicht zu lassen, und es scheint uns, wie gesagt, dringend erforder lich, gerade wenn mit einer entschiedeneren Anpassung der Bll- cherpreise an die allgemeine Teuerung und Geldentwertung Ernst gemacht wird, die Propaganda für das immer noch billige Buch zu verstärken. Einen inneren Widerspruch oder gar eine Un wahrheit vermögen wir darin nicht zu finden. Denn auch nach den letzten Preissteigerungen sind, gemessen an der allgemeinen Geldentwertung, die Bücher tatsächlich immer noch billig. Sie werden es auch nach den zu erwartenden weiteren unvermeid lichen Erhöhungen bleiben. Dafür sorgen die Verhältnisse, die besonderen Lebensbedingungen des Buches, denen es sich nicht entziehen kann. In seinem Beitrag zum Katalog der Berliner Herbstschau Buch und Bild« hatte der Verfasser zum erstenmal Indexziffern für die Steigerung der Bücherpreise veröffentlicht. Die Ermitte lungen sind inzwischen noch ergänzt worden. Vor allem sind neuerdings fortlaufend die Preise der erstmalig im Börsenblatt angezeigten Neuerscheinungen von Monat zu Monat aufge rechnet und die Durchschnittsergebnisse mit den auf gleiche Weise gefundenen Ziffern für 1914 und 1921 verglichen worden. Da nach ergibt sich für die Entwicklung der durchschnittlichen Bücher preise nachstehende Jndexreihe: 88« 1914 IS20 1921 1922 Anfang I Ende Anfang Ende 1. Vierteljahr > April > Mai 100 207 ^ 477 529 590 I0S2 ^ 1600 ^ 2818 Danach hatten sich die Bücherpreise bis Anfang 1920 gegen 1914 im Durchschnitt nur gerade etwas mehr als verdoppelt. Von da an stiegen die Preise bis Ende 1929 noch einmal auf das Doppelte, wenn nicht schon aus das Zweieinhalbfache, und hatten sie zur ersten Verdoppelung noch 8 Jahre gebraucht, so genügte für die gleiche Steigerung diesmal schon ein einziges Jahr. Das Jahr 1921 brachte am Anfang noch ein weiteres Anziehen der Preise, dann aber im Laufe des Sommers einen ziemlichen Still stand. Erst im Herbst setzte die neue Steigerung ein und geriet nun in ein EilzugStempo, das sich zu überschlagen drohte. Der Index 2818 für Mai des laufenden Jahres bezieht sich zunächst nur auf die Neuerscheinungen dieses Monats. Die ältere Lite ratur hat natürlich vielfach noch niedrigere Preise, sie wird jedoch notgedrungen entsprechend erhöht werden müssen. Es wäre nun aber eine arge Täuschung, wenn man glauben wollte, die Bücherpreise hätten damit die Geldentwertung eingc- holt oder sich ihr wenigstens angepaßt. Nachstehend stellen wir den oben angeführten Indexziffern die für die Groß- und Klein handelspreise und den Goldankanfspreis der Reichsbank gegen über. Indexziffern 1914 1920 1921 IS22 Anfang Ende Anian-, Ende 1 Viertels. April Mai Bücher Großhandels- 100 207 477 L2S 590 I0b2 1600 2818 preise Kleinhandels- wo 1123 1622 1606 1521 3596 6101 6571 preise Goldpreis der wo 2S4I 2680 2590 3650 4S00 7500 Reichsdank für 100 .k 100 — — 1300 3000 seooj 6000 6000 Daraus ergibt sich, daß die Bücherpreise hinter der allge meinen Teuerung, die ja seit Ende 1921 ebenfalls in rasender Steigerung zugenommen hat, immer noch weit Zurückbleiben. Am Reichsbankgoldpreis gemessen, der vielleicht die Geldent wertung am besten zum Ausdruck bringt, haben die Bücherpreise heute fast genau denselben Stand wie Anfang 1921, nachdem sich das Verhältnis inzwischen sogar zu ihren Ungunsten verschoben hatte. Am Goldankaufspreis der Reichsbank gemessen, betrug nämlich die Geldentwertung Anfang 1921 das Zweieinhalbfache der durchschnittlichen Bücherpreise, Ende 1921 aber rund das Fünffache, im ersten Vierteljahr 1922 säst das Dreieindrittelfache, im April sogar das Dreidreiviertelfache und erst im Mai wieder nur das Zweifache. Da die Geldentwertung schwerlich ihr Ende erreicht hat und noch lange nicht zum Stillstand kommen dürfte, wird der Buchhandel auch weiterhin feine Preise immer weiter noch beträchtlich erhöhen müssen, nur um diese Spannung nicht wieder größer werden zu lassen. Daß er einen wesentlich besse ren Ausgleich gegen die Geldentwertung wird zu erreichen oder etwa gar den Stand der Kleinhandelspreise einzuholen ver mögen, dürste für absehbare Zeit als ausgeschlossen gelten kön nen. Dem steht die Entwicklung der Einkommens- und Ver mögensverhältnisse in unserem verarmenden Volke leider unab änderlich entgegen. Es soll hier nicht erneut näher auf die wirtschaftliche Lage der bisher hauptsächlich als Bücherkäufer in Frage kommenden Volkskreise, auf die finanziellen Verhältnisse der jungen und alten Akademiker, aus das Mißverhältnis der Einkommensteige rung der Festbesoldeten gegenüber anderen Schichten eingegan gen werden. Das wird als bekannt vorausgesetzt, nachdem dar auf schon wiederholt hingewiesen worden ist. Wohl aber sei einiges schon in Nr. 86 des Börsenblatts vom 18. März d. I. Angedeutete etwas näher ausgeführt und mit einigen Zahlen belegt, um die Berichte über das Weihnachtsgeschäft noch einmal in richtigeres Licht zu setzen und aus solchem Rückblick vielleicht Anhaltspunkte für die Beurteilung auch der Gegenwart zu ge winnen. Um den Verlauf des Wirtschaftsjahres 1921 ins Ge dächtnis zurückzurufen, setzen wir hier zunächst noch einmal die Reihe der deutschen Grobhandelsindexzahlen hin (mit den Prei- sen vom Januar 1920 — 100 als Basis):
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