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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1907
- Sprache
- Deutsch
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8726 «vrl-nblatt f. d, Dtjchn. Buchh-mdel. Nichtamtlicher Teil. 208, 6. September 1907. Über das Kleid der deutschen Sprache entscheiden nicht un zweckmäßige Uniformierungsgelüste, sondern ein gesunder Aus gleich in der Gestaltung ihrer Schriftzeichen, wie ihn die für diesen Artikel verwendete „Gffenbacher Schwabacher" (besonders in den Initialen AR SV statt AB SV) aufweist, unter Wahrung aller Vorzüge der Fraktur. Welche Erschwerung des Verständnisses, gerade auch für die Ausländer, bei Verwendung der Antiquaschrift für die deutsche Sprache entstehen kann, mögen folgende Beispiele zeigen: 26utrum8turm Verspara Dir ckik VarssnäunA' aut später Zentrumsturm verspaare? . . . Versendung? oder Zentrumsturm? verspüre Vir die Versendung auf später Die Nasse äes Lreiseüeus Die Masse des Kreischens, Die Masse des Kreischens, Die Maße des Kreischens oder Die Maße des Kreischens? welche Erschwerung des rein mechanischen Lesens deutscher Texte, zumal bei den vielen langen Worten der deutschen Sprache, die Antiqua mit ihren Abrundungen, an denen das Auge abgleitet, und mit ihrer breiten Form herbei führt, möge die nachstehende Zusammenstellung zeigen: N^aiäössötzn ?0886886ri> (Ort) Orossstackt Waldesseen posseßern Großstadt V olllselmraletei' VorASseilriklmiiöriilg.ssail Volkscharakter vorgeschriebenermaßen ^VoMsiiId-atMl' IIii8'68(M(MioIMtzit6u Wolkenkratzer Ungeschicklichkeiten Tatsache ist erstens: ver Antiqua fehlt die Unterscheidung von s und s, ihr fehlen die meisten Unterlängen (ll 8 ss st t x 2 gegen h s ß st f x z) und viele Oberlängen (s st gegen s s st), und obendrein bieten die wenigen erhaltenen Oberlängen außer t und t dem Kuge keinerlei Unterschiede (lc <1 gegen über k h d): sie hat Kbschleifungen erfahren. Vas Auge haftet aber beim Lesen am leichtesten an Ober- und Unterlängen und es bedarf ihrer als notwendiger Ruhepunkte für das sichere und schnelle Lesen langer Worte. Findet nun in der Antiqua das Auge soviel weniger Stützpunkte über und unter der Zeile und muß es obendrein bei der Mehrzahl der wenigen erhalten gebliebenen Oberlängen erst in den Körper der Zeile hinab gleiten, um die Unterscheidungsmerkmale der betreffenden Buch staben zu finden, so kann nicht zweifelhaft sein, daß hierin ein wesentlicher Nachteil der Antiqua liegt. Die große Zahl und vorzügliche Charakteristik der Ober- und Unterlängen der Fraktur dagegen erleichtert nicht nur das Lesen überhaupt, sondern ist für ein leichtes Lesen deutscher Texte wegen ihrer langen Worte unerläßlich, zumal wenn es auf leichtes Überfliegen ankommt. Tatsache ist zweitens: Man liest nicht Einzelbuchstaben, sondern Wortbilder (gegen Tohn, der aus dem vergleich der Erkennbarkeit deutscher und lateinischer Linzelbuchstaben verkehrte Schlüsse auf ihre Lesbarkeit im Wortzusammenhang gezogen hat) und das Auge erfaßt die Wortbilder nach den experimen tellen Feststellungen von Erdmann und Dodge (Halle 1898) desto schneller, je kürzer sie sind. Darum ist z. B. gesperrter Satz stets schlechter lesbar als ungesperrter, und die Antiqua läuft, auch in ihren schmalen Schnitten, zu breit für die deutsche Sprache mit ihren vielen langen Worten und Wortzusammen setzungen und gibt uns nicht genügend charakteristische Wort bilder. Je schmaler (bis zu einer gewissen Grenze) und charak teristischer lange Wortbilder sind, desto leichter und schneller muß das Auge sie erfassen. Daraus folgt aber, daß die deutsche Schrift der lateinischen in der bequemen Lesbarkeit deutschen Textes überlegen sein muß. Daß die angeführten Mängel der Antiquaschrift im Eng lischen nicht so hervortreten, beruht auf der einzig dastehenden Kürze der Worte der englischen Sprache.*) Bei den Franzosen, *) vgl. die englische Satzprobe am Schluß. deren Wortbilder hinsichtlich ihrer Länge zwischen den deutschen und englischen stehen, hat der breite englische Schnitt keine Ver breitung gefunden, sie halten an ihrem schmalen Schnitt der Antiqua fest. Wieviel mehr muß fürs Deutsche, gerade auch vom Standpunkte des vorurteilslosen und praktischen Ausländers, die Frakturschrift gefordert werden, zumal seit deren Schnitt in der vorliegenden „Gffenbacher Schwabacher" der Schriftgießerei der Gebr. Klingspor in Gffenbach a. M. alles für den Aus länder zu stark abweichende abgestreift hat, ohne die Vorzüge aller Frakturschrift einzubüßen. vor dem auf vielfachen Wunsch hiermit erfolgten Neudruck meiner vorstehenden Leitsätze habe ich, weil nationale Starrheit des Engländers und weltbürgerliche Neigung des Deutschen sachlichen Untersuchungen der Schriftfrage schwer zugänglich sind, noch zu folgendem versuch gegriffen: Sch habe diese Leit sätze einigen mir befreundeten amerikanischen Gelehrten vorgelegt und sie gebeten, die nachstehende englische Satzprobe der „Gffen bacher Schwabacher" von des Deutschen völlig unkundigen Amerikanern der verschiedensten Lildungsschichten, Kindern wie Erwachsenen, lesen zu lassen. Alle versuche ohne Ausnahme, die daraufhin mit Studenten, Snstitutsdienern, Schulkindern u. A. unternommen sind, haben nicht die geringste Schwierigkeit er geben. Sogar Schulkinder von 12—14 Jahren haben die Seite flott heruntergelesen, und einer der Herren fügt hinzu: „Die meisten schienen garnicht zu bemerken, daß es nicht die ihnen gewohnte Druckschrift sei." Dies Ergebnis des Versuches war mir von vornherein nicht zweifelhaft und zeigt unwiderleglich, was von der Behauptung zu halten ist, wir müßten, damit unsere Bücher auch im Auslande bequem gelesen werden könnten, auf unsere Frakturschrift verzichten. Es wäre viel gewonnen, wenn dieser experimentelle Beweis dazu beitrüge, daß an die Stelle mehr oder weniger leidenschaftlicher bloßer Gewohnheits und Geschmacksurteile in der Schriftfrage wieder mehr nüchterne Prüfung träte. Mit Chauvinismus hat das Festhalten an un bedingten Vorzügen der Frakturschrift nichts zu tun, der liegt der anspruchsvollen Gedankenlosigkeit von Ausländern zugrunde, die durch das oben mitgeteilte Experiment erwiesen ist. Wenn ich selbst zum Schluß ein Geschmacksurteil ausspreche und die abgeschliffenen und gefeilten Formen der Antiqua, auch in ihren schönen Schnitten aus der Zeit der Renaissance, im Gegensatz zur lebensvollen Fraktur im Ganzen für kalt und in gewisser Beziehung unter Umständen störend langweilig erkläre*), so tue ich das, weil ich das Gesetz von der Ermüdung der Aufmerksamkeit und des Interesses durch Wiederholung von Gleichem auf meiner Seite habe (c 0, o 0, s 8, F X, v V, rv ^V, x X, 22, p?, lc X; dazu die Gleichartigkeit der Ab schleifung, vgl. die Beispiele oben, Absatz 4) und weil mir daran liegt, auf dieses Gesetz zum Schluß hinzuweisen als auf ein Beispiel dafür, daß uns die experimentelle Psychologie noch manche wichtige Aufklärung zu geben hat. Möchte sie dem Aburteilen vollends ein Ende machen. Göttingen, Anfang 1907. G. Ruprecht. Gn 28th April 1872 his Majesty signed with his Hand and seal a document, the publication of which gladdened every German heart. This was the charter of the restored univer- sity of Strassburg. The original university, founded by the Lmperor Maximilian II., and endowed with a new charter by Ferdinand II. in 1621, had experienced many vicissitudes, and *) Dasselbe würde ich vom griechischen im Gegensatz etwa zum gotischen Baustile sagen müssen, wenn es Fanatiker gäbe,' die ihn überall angewendet wissen wollten. Ihre kalte Schönheit kann die Antiqua in vielen Fällen stillos erscheinen lassen: man denke sich nur die Sprache Luthers, Bismarcks oder Goethes in Antiqua gebannt, statt der knorrigen,^lebensvollen Fraktur. Dagegen kann z. B'.der klassisch ausgefeilte Stil eines Philosophen aus ästhetischen Gründen die An tiqua fordern.
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