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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1907
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- Deutsch
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8124 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 193. 20. August 1907. Insel-Verlag herausgegebenen Aretino-Ausgabe ein Prospekt auf Bülten mit verführerischer Probeillustration den Biblio philen zuging, der den Vermerk: »Streng vertrauliche trug. Er betraf eine deutsche Ausgabe des Hauptwerkes des Marquis de Sade »Justine und Juliette«. Die Ausgabe sollte auch die 104 von de Sade angeblich selbst entworfenen Illustrationen enthalten, die übrigens auch einzeln käuflich sein sollten. Der »geistige Urheber dieser de Sade-Ausgabe, der auch gleichzeitig Übersetzer des Werkes war«, konnte in folge Denunziation sein Werk nicht erscheinen lassen. Es er folgte eine Hausdurchsuchung, der Prospektvorrat wurde kon fisziert, das Übersetzungsmanuskript in Beschlag genommen, der Übersetzer entzog sich der Verhaftung durch die Flucht ins Ausland. Und wer war dieser Übersetzer? »Es war niemand anders als Herr Or. Richard Fiedler, der Verfasser des geharnischten Artikels im Börsenblatt!« (S. 72.) Dieser selbe Herr Fiedler hat später unter dem Pseudo nym: »vr. Martin Jsenbiel« — eine Verhöhnung des Berliner Oberstaatsanwalts vr. Jsenbiehl — Restifs Anti- Justine, »Die Nichten der Frau Oberst« und andre derartige Werke herausgegeben, ferner hat er sein Adressenmaterial, das noch von dem mißglückten Versuch der Erstausgabe des de Sade stammte, zuerst für hohe Summen, dann für sehr be scheidene angeboten! Schindler wendet sich gegen die sogenannten Aktphoto graphien, die fast niemals geeignet sind einem Künstler zu dienen oder ihm einen Akt zu ersparen. Er zitiert nach Ludwig Kemmer, Die graphische Reklame der Prostitution (als Manuskript gedruckt): »Vom 19. Juli bis zum 19. Ok tober d. I. sind 2822 Aktphotographien beschlagnahmt worden. »18000 Photographien in einem Jahr, 2822 in vier Monaten beschlagnahmt — das klingt hart. Das klingt wie ein von Toren- und Frevlerhand geführter Axtschlag nach einer Wurzel des still und fröhlich grünenden heiligen Baumes der Kunst. »Es klingt so nur für den, der die Aktphotographien industrie nur oberflächlich kennt. Für den, der tiefer schaut, ist es nichts, als die gewissenhafte Arbeit von Volksgärtnern, die einen Herd von Parasiten, die im Schatten des Baumes der Kunst sich entwickeln und vernichtend über alles grüne Leben sich auszubreiten drohen, entdeckt und vernichtet haben.« Zur Kennzeichnung dieser verruchten Industrie und der Schamlosigkeit ihrer Betreiber will ich die auf Seite 89 nach Kemmer mitgeteilten Eingangssätze aus dem Vorwort eines Pariser Katalogs auszugsweise wiedergeben: »Paris ist die Stadt der schönen Frauen. Die Pariserin zeichnet sich nicht nur durch die Schönheit ihrer Formen, sondern auch durch die Anmut ihrer Bewegungen aus. Diese Anmut verleugnet sie auch nicht in ihren Liebes spielen. Dadurch haben die hier verzeichneten Photographien, welche nach den prächtigsten Modellen angefertigt sind, nicht nur den höchsten erotischen, sondern auch einen selten künst lerischen Wert. Dadurch wird ihre entflammende Wirkung auf den Beschauer nur gesteigert. »Ich wende mich an jede Altersstufe und an jedes Ge schlecht. Der noch nicht mannbare Knabe und der frühreife Backfisch werden in heimlicher Befriedigung ihrer geschlecht lichen Neugier durch die hier gebotenen Szenen in die Kunst zu lieben eingeführt werden.« — Hier liegt allerdings ein Krebsschaden vor, gegen den nicht scharf genug vorgegangen werden kann. Schindler faßt zum Schluß seine Ausführung nochmals kurz dahin zusammen, daß dem erotischen Element volle! Aufmerksamkeit zuzuwenden ist, daß die sexuelle Frage ein gehend studiert werden muß und daß deshalb die Werke, deren die Forschung bedarf, ihr nicht entzogen werden dürfen; künstlerische Darstellungen, auch wenn sie das Ge biet der Erotik behandeln, müssen Künstler und Kunst historiker zu erwerben in der Lage sein; es soll aber Vor sorge getroffen werden, daß solche Dinge nicht in falsche Hände kommen. Solche Vorsorge wird am besten durch Bildung bibliophiler Vereinigungen getroffen. Schmutz in Wort und Bild ist mit aller Macht zu bekämpfen. So schließt das Buch ohne einen Mißklang. Abgewiesen wird jede Einmischung des Staats in Kunst und Wissen schaft, aber verlangt Abwehr jeder Schädigung, namentlich der Jugend und unreifer Personen, Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild. * * Kleine Mitteilungen. * Amerikanische Ortsnamen. — Einem Artikel der »Frank furter Zeitung- über amerikanische Ortsnamen von O. Kraushaar entnimmt die Wiener Zeitung folgende Mitteilungen: Die Namen aller einigermaßen bedeutenden europäischen, asiatischen, afrikanischen Städte sind auch in den Vereinigten Staaten vertreten, es sei denn, daß die Schwierigkeit der Aussprache für die englische Zunge unüberwindlich wäre. Aber auch die Heroen der Weltgeschichte, der europäischen ebenso wohl als der amerikanischen, die Meister der Künste und Wissenschaften, antiker und moderner, die Erzväter und Pro pheten, die Götter Griechenlands und Roms, die gebräuchlichsten Vornamen, ja selbst die meisten Buchstaben des griechischen Alpha bets finden sich in der Neuen Welt als Städtenamen. So kommen -fast alle biblischen Namen unter den Städten vor, z. B. Paradies (in vierzehn Staaten), Bethlehem, Jerusalem, Hebron, Josua, Abel, Aaron, Moses, Eva, Adam, Zion usw. Wie die Engländer bringen auch die andern eingewanderten Volksgenossen ihre Städtenamen mit oder benennen von ihnen gegründete Orte nach Freunden, politischen oder kirchlichen Glaubensgenossen oder Orten der Heimat. Die Achtund vierziger verewigten Hecker, die Einwanderer der siebziger und achtziger Jahre Bismarck, Moltke, die Alt - Luthe raner der vierziger und fünfziger Jahre verpflanzten die Namen Wittenberg, Wartburg, Luther auf amerikanischen Boden. Das Mississippi-Tal ist von Süden nach Norden besät mit Städten, deren französische Namen an die Kolonisations-Arbeit und Herrschaft der Franzosen in dem großen Territorium Louisiana erinnern, das Napoleon an die Vereinigten Staaten verkaufte. Eine Prüfung der amerikanischen Städtenamen läßt auch einen starken Einfluß des deutschen Elements erkennen, wir haben 30 Berlin, 21 Hannover, 20 Hamburg, ferner — einige davon gleichfalls in größerer Zahl — Dresden, Münster, Breslau, Bremen, Kolberg, Heidelberg, Stettin, Potsdam, Stuttgart usw. Auf deutschen Einfluß weisen auch die Städteuamen Dora, Max, Anna, Herbert, Otto, Helene, Kaspar, Konrad u. a. sonst als Vor namen gebräuchliche Namen. Es versteht sich von selbst, daß die Amerikaner, wenn ein neu gegründeter Ort seinen Namen bekommen sollte, mit Vorliebe die Namen hervorragender Amerikaner wählten. So finden wir alle Präsidenten, die meisten Vizepräsidenten, Minister, die an gesehensten Redner des Kongresses, die Führer in den verschie denen Kriegen mit England, Mexiko, Spanien und den Indianern. Manche solcher Namen finden sich in fast jedem Staat der Union, so haben wir 33 Franklin, 31 Lincoln, 4l Cleveland, 30 Washington, 28 Monroe, 17 Roosevclt. Auch schon an Fluß, Berg oder Quell haftende indianische Namen wurden fest- gehalten. Dahin gehören Minanah, Minnehaha, Minnetonka, Mohawk, Mohican, Delaware, Pataskala, Owatonna u. a. Von Männern der Geschichte, von Künstlern, Dichtern, Ge. lehrten, Industriellen, deren Namen man borgte, seien erwähnt: Solon, Cyrus, Lerxes, Homer, Sokrates, Plato, Romulus, Remus, Virgil, Ovid, Cicero, Nero, Ariosi, Luther, Shakespeare, Milton, Rembrandt, Rousseau, Schiller, Goethe, Mozart, Wagne-r, Nansen.
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