Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070220
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190702207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19070220
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-20
- Monat1907-02
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1976 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 43. 20. Februar 1907. lang, die ausgesprochen katholische Literatur und Devotio nalien vertreibt, und umgekehrt. Ich halte das in unserer Zeit für eine unzulässige Bevormundung des Publikums. Doch ich sehe noch einen bequemeren Weg. Sie veranlassen ein Ihnen bequem liegendes Düsseldorfer Sortiment, sich reichlich mit Borrat von allen Ihren gangbaren Artikeln zu versehen, und überweisen diesem ein für alle Mal Ihre Bestellungen von Privaten. Aber was hätte davon »das- Sortiment, unter dem man doch den deutschen Buchhandel in seiner Allgemeinheit zu verstehen ge wohnt ist? Noch zwei Fälle aus meiner jüngsten Erfahrung. Ein Ingenieur in Z., an dessen Kreditfähigkeit man nicht zu zweifeln braucht, wünscht eins meiner technischen Verlagswerke zunächst zu sehen, ehe er es kauft. Soweit ich feststellen kann, hat es in Z. kein Sortiment vorrätig, und ich schreibe an die Handlung, die früher für dergleichen Verwendung gehabt hat, sie möchte dem Herrn das Exemplar vermitteln, und frage an, warum sie cs beim Erscheinen nicht in Konimisston bezogen habe; sie »wählt nämlich ihren Bedarf sehr sorgfältig selbst und verbittet sich jede unver langte Zusendung, widrigenfalls 30 H Spescnnachnahme pro Kilo-. Antwort: ihr Interesse an meinem Verlag sei in dem Moment erloschen, als eine ähnlich lautende Firma hier, mit der ich identifiziert wurde, unkulant verfahren sein soll. Ich kläre den Irrtum eiligst auf, es war vor 14 Tagen; aber bestellt ist bis heute das Exemplar des technischen Werkes noch nicht. Was täten Sie in solchem Falle, um Ihrem Grundsatz treu zu bleiben und den Ingenieur nicht so lange warten zu lassen, daß er das Tempo im deutschen Buchhandel lächerlich findet? Der andre FallI Ein Handelslehrer in einer der größten Städte Westfalens wünscht die kaufmännischen Lehrmittel meines Verlags kennen zu lernen und wird von dem zur Einführung Kommenden etwa 100 Exemplare für seine Schüler brauchen. Um den Mann nicht warten zu lassen, schicke ich ein Postpaket franko ä cond. an einen Sortimenter in jener Stadt, der vor ein paar Jahren noch großen Bedarf an meinen Schulartikeln hatte. Ich schreibe ihm einen Brief dazu und lege die Bestellung des Handeislehrers mit ein. Er verweigert einfach die Annahme des Pakets, da er -keine Lehrmittel mehr führt«. Ich erwarte das Paket übermorgen auf meine Kosten von der Post zurück. Wie führe ich da Ihren Grundsatz durch und halte mir den Handels lehrer durch pünktliche Bedienung warm? Daß der Charakter Ihres Verlags Ihnen solche Rücksicht gegen das Publikum nichr auferlegt, mag sein. Das Sortiment kann mir aber dann Ihren Verlag nicht als vorbildlich für mich hinstellen. Vielleicht hat Ihnen die Sonntagsruhe gestattet, meine etwas lang gewordenen Ausführungen ganz zu lesen. Fänden Sie noch Zeit, meiner Anregung zu folgen und mir oder zu Nutz und Frommen des Gesamtbuchhandels im Börsenblatt in den Grund zügen auseinanderzusetzen, wie Sie es machen, ohne sich unend liche Schreiberei und Undank für Ihre gute Absicht auf den Hals zu laden, wäre ich Ihnen aufrichtig dankbar. Mit kollegialer Hochachtung Ihr sehr ergebener N. N.*) 2. Herrn N. N. in X. Sehr geehrter Herr Kollegei 1. Ich habe mich in der Debatte Schaffnit-Ungelenk über -direkten Verlagsvertrieb« nur deshalb zum Wort gemeldet, weil ein Teil meiner Geschäftsführung darin erwähnt, aber nicht genau präzisiert wurde. Da wollte ich das doch gern nachholen. Keineswegs wollte ich mich darin aber als Vorbild hinstellen, nach dem sich der Verlag in seiner Gesamtheit zu richten habe. Die Art, in der ich meinen Verlag von Anfang an geleitet habe und die ich aus den Resultaten jahrelangen Nach denkens herleitete, hat sich für meinen Verlag bewährt. Aber ich fühle nicht den Beruf in mir, andre zu meiner Auffassung zu -bekehren-, habe auch ein starkes Gefühl dafür, daß die Wege, die der einzelne Verleger zu gehen hat, sich nicht aus Theorien, sondern aus der Richtung und Eigenart seines Verlags ergeben sollen. Ob ein andrer Verleger neben dem Wege über das Sortiment auch noch den direkten Weg ins Publikum gehen will, geht mich ja auch nicht im geringsten an. Ich habe genug damit zu tun, meinen Weg zu gehen, und lasse andern gern den ihrigen. Und was die beiden von Ihnen herangezogenen -Fälle- aus Ihrer Praxis angeht, so kann ich Ihnen nur sagen, daß ich, wenn es sich um meine Bücher handelte, beiden Herren schreiben würde, sie möchten sich an ein ihnen sym pathisches Sortiment wenden. 2. Die Erledigung der eingehenden Privatbestellungen (es sind übrigens verhältnismäßig wenige, da in meinen Anzeigen die Nennung des Verlags sehr zurücktritt und nur auf den Bezug -durch die Buchhandlungen- hingewiesen wird) ist eine ziemlich einfache: Ich habe ein vorgedrucktes Formular zur nötigen Mitteilung an den Besteller und ein andres zur Über weisung des Auftrags an ein Sortiment. Beide werden als -Bücherzettel» direkt versandt. Für die Fälle, in denen der Privat besteller der Bestellung den Betrag gleich beilegt, geschieht die Überweisung durch eine gleichfalls vorgedruckte -Gutschrift faktur- über den Ordinärbetrag (nebst Porto, wenn der Be steller nicht am Orte der Buchhandlung wohnt). Diese Gutschrift faktur, welche zunächst auf Konto verbucht, deren Betrag auf Wunsch aber auch in Leipzig ausgezahlt wird, kann natürlich nicht als Bücherzertel, sondern muß als Brief versandt werden. Schickt der Besteller nur den Betrag für das Buch, nicht aber den für das Porto mit, so schreibe ich dem betreffenden Sortiment trotzdem oen Ladenpreis des Buchs plus Porto gut. An einer solchen Bestellung setze ich dann 3 H für Bücherzettel an den Besteller, 10 H für Brief an das Sortiment, 20 H (pro Band) für das Kreuzbandporto vom Sortimenter an den Besteller zu. Das ist ja etwas ärgerlich. Aber dem Sortiment mag ich die 20 H Porto nicht zumulen, und der Besteller würde sie nachträg lich auch nicht mehr zahlen. So laß ichs lieber von vornherein -laufen«. Verdienen tu ich dann freilich an einer solchen Be stellung kaum noch was. Doch ist der Fall ja auch nicht so häufig, baß der »Ausfall« sür mich ernstlich in Betracht käme. 3. Was nun die Wahl des Sortiments angeht, an das die Überweisung einer Privatbestellung zu erfolgen hat, so gelten dafür folgende Normen: a) Bestellungen aus Orten mit mindestens einer, wenn auch kleinern Buchhandlung werden an den Ortsbuchhandel über wiesen. b) Bestellungen aus Orten ohne Buchhandlung werden im allgemeinen in die nächstgelegene Stadt mit gutem Buchhandel überwiesen. o) An eins der Düsseldorfer Sortimente werden zuweilen dringend eilige deutsche, sowie die meisten ausländischen namentlich Übersee-Bestellungen, überwiesen. Ich gebe zu, daß es zunächst widersinnig erscheinen kann, gerade diese Bestellungen nicht selbst auszusühren. Aber da in soichen Fällen niemand einen Schaden hat als nur mein eignes Portemonnaie, so muß man mir schon gestatten, das Prinzip des -Nichtdirekt-Lieferns- bis zur Pedanterie streng durchzu führen. Denn ich sehe den Wert und die Annehmlichkeit, die dieses Prinzip des »Nichtdirekt-Lieferns» für das Sortiment haben kann, in erster Linie nicht in den Einzelgewinnen, die sich bei solchen Überweisungen sür das Sortiment ergeben, als vielmehr in den mit diesen Überweisungen geleisteten Beiträgen zur Er ziehung des Publikums. Und wenn ein Besteller die Überweisung vielleicht auch manchmal als eine kleine -Beoormundung- empfinden mag, so wird dieses Empfinden ihn das nächste Mal um so mehr veranlassen, sich nicht erst an den Verleger, sondern direkt an das Sortiment, das ihm paßt, zu wenden. 4. Daß man sich — wie Sie schreiben — manchmal auch -Undank sür seine gute Absicht auf den Hals ladet-, ist freilich richtig. In diesen und in andern Dingen wird jeder Verleger, der auf das Sortiment Rücksicht nimmt, zuweilen auch einmal sehr unangenehme Erfahrungen mit in den Kauf nehmen müssen. Und ich gebe gern zu, daß es auch sür mich Augenblicke gibt, in denen die manchmal ganz unglaublichen Rücksichtslosigkeiten einzelner Glieder des Sortiments sehr viel Optimismus nötig machen, um über sie weg auf den bessern und guten Durchschnitt zu sehen. In ausgezeichneter Hochachtung Düsseldorf, den 17. Februar 1307. Karl Robert Langewiesche. ') Der Brief liegt uns vor. Red.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder