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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1906
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- Deutsch
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71, 27. März 1906. Nichtamtlicher Teil. S195 Durchschnitt nicht */, sondern höchstens 0„z H ^als Selbstkosten preis einer Ortskarte in Rechnung stellen, da eben die größere Hälfte von der Prioatindustrie hergestellt und dann mit Marken beklebt wird. Die Behauptung, daß die Einführung des wohlfeilen Orts und Nachbarortsportos ein Fehler gewesen sei, wie einige Kom missionsmitglieder herausgefunden haben, erweist sich als Fabel. Vielmehr war diese Maßregel eine sehr wertvolle Errungenschaft, wenn auch nicht alle Sätze so billig aussielen, wie sie früher bei den 81 städtischen Privalposten waren, die 9'/, Millionen Stadt bewohnern zu gute kamen. Eine besondere Unkenntnis offen bart sich bei den Gegnern des jetzigen Orts- und Nachbarortsportos der Reichspost darin, daß sie gewöhnlich meinen, es käme doch nur wenigen großen oder größern Städte zu gute. In Wirklichkeit wurden im Jahre 1900 aber 1124 Ortsgruppen mit 2248 Ortschaften damit bedacht, deren Einwohnerzahl auf nahe zu 30 Millionen zu schätzen wäre, und sofern ein Bedürfnis oorlag, ist deren Zahl seitdem noch vermehrt worden. Es gab im Jahre 1900 in Deutschland 2269 Landstädte mit 2000—bOOO Einwohnern und 1091 Städte mit 5000 und mehr Ein wohnern, darunter nur 33 Großstädte mit über 100 000. Auch die meisten kleinen Landstädte also, ja oft auch Dörfer, genießen das Nachbarortsporto, wenn nahe andre Ortschaften rege Nachbarbeziehungen schaffen; das billige Ortsporto aber kommt allen Orten zu, wenn auch in kleinen Dörfern natürlich kaum ein Bedürfnis danach besteht. Auch vom Standpunkt länd licher oder landstädtischer Interessen ist der Kamps gegen das billige Orts- und Nachbarortsporto also unbegründet. Die deuljchen Orts- und Nachbarortstaxen.sind auch gar nicht ein mal unerhört niedrige Sätze; .das 2 Porto für Postkarten und Druckjachen bis zu 50 g ist an sich durchaus nicht un rentabel. Wenn ein Landbriesträger im ganzen am Tage nur etwa 25 solche Sendungen hätte, dann allerdings. Aber ein Stadtbriejträgcr, der unter 150 andern Brtejpostsendungen viel leicht 25 Orts- und Nachbarortssendungen austrägt und ins gesamt 6 brs 7 Porloerlräge darstellt, kann die billigen Sendungen sehr gut milnehmen. In Frankreich, in Belgien und Luxemburg gibt es für gewöhnliche Drucksachen des Fernverkehrs Porloftufen von 1 Centime — 0,8 H, in der Schweiz und in Italien solche von 2 Centimes — 1,6 in Holland 1 Cent — 1.7 Und bei uns macht der billigste Satz für Briefpostsendungen immer noch 2 c) aus. Weshalb die wohlfeilen Orts- und Nachbarortstaxen ein Fehler sein sollen, ist also nicht einzusehen. Finanziell haben sie sich sehr gut bewährt. Die Ortsbriefzahl belief sich vor der Reform (1899) aus 142 Millionen, 19o2 waren es 272 Mil lionen Orts- und Nachbarortsbriefe; der Porloertrag ergab vorher 8,8 Millionen Mark, 1902 aber 13,6 Millionen Mark. Das soll ein Fehler fern? Ortspostkarten wurden 1899 rund 88 Millionen zum Porto von 5 H verschickt. Ertrag 4,4 Millionen Mark. 1902 waren es rund 239 Millionen Karten zu 2 im Orts- und Nachbarortsverkehr. Ertrag 4.8 Millionen Mark. Für 1904 sind entsprechend zu ver anschlagen 277 Millionen Karten und 5,54 Millionen Mark Portoertrag. Das soll wieder ein Fehler sein? Ortsdrucksachen wurden vor der Reform (1899) 51,5 Millionen Sendungen be fördert; 1902 rund 140 Millionen im Orts- und Nachbarortsverkehr. Der Mehrertrag ist auf 10/, Millionen Mark zu schätzen. Ortswaren proben wurden 1899 befördert: 1,83 Millionen, 1902 aber 3,52 Millionen; 1904 waren es, entsprechend geschätzt, 4,4 Millionen, so daß also der jetzige Poctoertrag auch nicht kleiner ist. Eine Rückschraubung des Orts- und Nachbarortsportos auf den alten Stand würde zweifellos den Verkehr verringern und den Verkehrsfortschritt verlangsamen, während nach den Ab sichten des Herrn v. Podbielski die Ringe des Nachbarortsverkehrs allmählich immer mehr erweitert werden sollten, bis schließlich das billige Briefporto dem ganzen Land zugute käme. Mit der Auf- * rollung der Frage, ob Leistung und Gegenleistung bei der Post sich überall enrsprechen, wird auch den ländlichen Interessen kein Dienst erwiesen; denn die besonders den Städten so menschen freundlich zugedachte Verkehrsoerteuerung muß diese zu Betrach tungen über die Rentabilität der Post auf dem flachen Land herausfordern. Und da wären ganz andre Bevorzugungen festzu stellen, als angeblich den Städten zuteil werden. Nur ein paar Punkte aus der Reichspoststatistik für 1904! Der Oberpostdirektionsbezirk Groß-Berlin bringt allein 81,3 Millio nen Mark oder 18 o. H. der Gesamtsumme an Porto- und Tele graphengebühren ein, während die sämtlichen östlichen Provinzen Preußens, einschließlich Schlesiens, und zusammen mit Mecklenburg in 11 Bezirken bloß etwa 65 Millionen Mark aufbringen. Im Be zirk Gumbinnen sind es bloß 3,06 Millionen Mark bei einer Größe von 15 885 Q.-Km. gegenüber 631 Q.-Km. Groß-Berlins. In Berlin fällt erst auf 12 226 Menschen eine Postanstalt, im Bezirk Gumbinnen schon auf 995 Menschen. Auf jeden Postbeamten des Berliner Bezirks verrechnet, kommen 3023 ^ von der gesamten Bezirkseinnahme. Im Gumbinner Bezirk fallen^bloß 797 ^ der ganzen Einnahme auf jeden Beamten. Aber schon ein Landbrief träger bekommt 800—1000 ^ Gehalt und Wohnungsgeldzuschüsse, Postunterbeamte 900—1500 gehobene Unterbeamte 1200 bis 1800 und Zuschüsse, Postassistenten 1500—3000 und Zuschüsse, Vorsteher III. Klasse 1500-3000 II. Klasse 2100-4200 l. Klasse 3000—5400 ^ und Zuschüsse usw. Die Gumbinner Bezirks- etnnahme reicht also lange nicht einmal zur Beamtenbesoldung aus, geschweige denn zum Unterhalt der 204 Pferde mit 386 Wagen und Schlitten, der 764 Telegraphenapparate, der 455 Orte mit Fern- Iprechanstalten und der etwa 10 700 lrm langen Telegraphen- und Fernsprechleitungen. Die Unterbilanz des Postdienstes in den östlichen Provinzen, wo bet dem geringen Verkehr Leistung und Gegenleistung nicht ausgeglichen werden können, bestreitet zum wesentlichen Teil Berlin, bestreiten Hamburg (30,3 Millionen Mark Postbezirkseinnahme), Düsseldorf (28,9 Millionen Mark), Leipzig (18,8 Millionen Mark), Köln (12,6 Millionen Mark), Chemnitz (14,8 Millionen Mark) und die städtereichen Bezirke. Man höre also endlich auf mit dem Ruf nach Ausgleich von Leistung und Gegenleistung und lasse sich in erster Reihe von Zweckmäßigkeitsgründen und vom Blick auf das Ganze leiten. Mitteilungen aus Rußland. (Vgl. Nr. 40 d. Bl.) Es ist eine alte, beklagenswerte Tatsache, daß die Or ganisation des russischen Buchhandels noch sehr viel zu wünschen übrig läßt und daß, um diesen wichtigen und unentbehrlichen Handelszweig auf die ihm gebührende Höhe zu bringen, noch viele Reformen dringend notwendig sind. Seit etwa 23 Jahren besteht zwar ein russischer Buchhändler- und Verlegerverein mit einer ansehnlichen MUgliederzahl, der auch wirklich manches Verdienst liche geleistet hat; aber es ist ihm bisher noch nicht gelungen, eine einigermaßen befriedigende Organisation — wie beispielsweise im deutschen Buchhandel — zustande zu bringen. Um dieses Resultat zu erzielen, ist nun ein neuer Versuch unternommen worden. Ein kürzlich versandtes Zirkular fordert zur Bildung eines neuen Allrussischen Verbands von Buchhändlern, Verlegern, Herausgebern und Autoren aus: -um sich gegenseitig zu unterstützen, einen größern Absatz für Bücher zu erzielen, für den Buchhandel Kredit zu schaffen und ein regel rechtes Kommissionswesen einzuführen-. Die Unterzeichner des Zirkulars machen dem alten Verein den Vorwurf, daß er es nicht verstanden habe, die Angehörigen dieser Berufe zu sammeln und zu vereinigen; es herrsche unter ihnen Zwietracht und gegenseitiges Mißtrauen, sie betrachteten sich feindlich als Konkurrenten, und daher könne ein richtig organisierter Buchhandel nicht zustande kommen. Namentlich fehle es aber am Standes- bewuhtsein, und dies sei die Hauptursache der Uneinigkeit und Hilflosigkeit im russischen Buchhandel. Leider muß es stark bezweifelt werden, daß die Aufforderung der fünf Unterzeichner dieses Rundschreibens Erfolg haben wird. Nur dann, wenn allbekannte große Firmen, namentlich kapital kräftige Verleger, sich an die Spitze eines solchen Unternehmens stellen, kann eine allgemeine, wenn auch nicht ausnahmslose Be teiligung erwartet werden. Zuvor hätte man sich daher ver gewissern sollen, ob sich auch die maßgebenden Geschäfte, ohne deren Teilnahme eine solche Reform undenkbar ist, beteiligen werden; ohne ihre Mitwirkung kann von einer Lebensfähigkeit des Unternehmens keine Rede sein. Und bevor wir nicht über zeugt sind, daß der projektierte Verband zustande kommt, dürfte es auch keinen Zweck haben, die Leser dieses Blattes mit den provisorischen Statuten zu befassen. — Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg 420' ^
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