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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1906
- Sprache
- Deutsch
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^ 74, 30. März 1906. Nichtamtlicher Teil. 8325 Bürger unterm 27. Oktober auf diese Angelegenheit zu sprechen und berichtet eingehender darüber:*) Du erinnerst Dich unsers alten Wunsches und Projekts, Göckingk und Voß zu vereinigen. Voß hat ohne meine Ver anlassung seit geraumer Zeit den nämlichen Wunsch, und auf Klopstock's Rath an G. deßwegen geschrieben. Mich soll verlangen, was draus wird. Es sollte mir freylich Dieterichs wegen leid thun, der im Grunde ein ehrlicher Schlucker ist, und ich kann mir G. Verlegenheit denken. Im Grund kann ich nicht anders als es wünschen. G. und V. vereinigt würden thun, was ich nie habe thun können, eine vollkommene Sammlung der Art geben.- Die Angelegenheit zog sich längere Zeit hin; Göckingk verhielt sich durchaus nicht ablehnend; unterm 15. November 17? 6") schrieb er an Bürger, daß er Dieterich aufgekündigt habe und für 1779 eventuell zur Verfügung stünde: -Ich schätze V. zwar sehr hoch, aber ich kenne ihn nicht, und so fühl ich denn eben keinen Trieb in mir, sein Sub-Collecteur blos deshalb zu werden, damit er die Narrheit begehen könne, auf den Almanach ein Weib zu nehmen. Für das Jahr 1778 muß er sich alle Hoffnung vergehen lassen, daß ich meinen Consens zu dieser Heirath geben kann. Sollte aber Dietrich, der mir bisher nichts weiter und auch das kaum, als meine baaren Auslagen bezahlt hat, dem ich aber mit aus Rache für den 104 Ducaten Plan die Besorgung des Alm. schlechterdings aufgekündigt habe, sich dabey beruhigen, ohne mir solche Bedingungen vorzuschlagen, die ich ihm großmüthig bewilligen kann: So will ich Voß den Trauschein ertheilen. Vierzehn Tage sind nun schon darüber vergangen und Dietrich hat noch nicht geantwortet. Ganz gewiß geht er erst nach einem andern Herausgeber hausiren, und wenn er nun doch wieder zu mir kommen muß, so kostet ihm das jährlich wenigstens 10 Ld'or mehr. Erreich ich auch meinen Zweck nicht, so werd ich doch zum mindesten das Vergnügen haben, v. Almanach zu dem Werlhe dessen herabsinken zu sehen, den Meister Butter fladen für die Landleute im Thüringischen stellt. Denn so bald Ihr, Gleim, Schmidt, Stamford rc. keinen Theil mehr daran haben, wird wohl ein von Kästnern erpreßtes Epigramm alles seyn, was ihm zur Empfehlung gereichen kann. Daß es so kömmt ist gewiß.« Vier Wochen später meldet er dem Sänger der Leonore:**') -Dietrich hat sich noch nicht erklärt; indeß schreib ich mit heutiger Post an ihn, und er soll entweder binnen 8 Tagen meine Bedingungen eingehen, oder ich will mich nach Eurem Rath mit Voß nur so vor der Hand vereinigen.« Dieterich scheint aber Göckingk entgegengekommen zu sein, und dieser hat sich ihm gegenüber denn auch weiter gebunden, allerdings dabei gleich von vornherein die Absicht gehegt, die Verbindung mit Voß zu schließen. Am 24. Ja nuar 1777 meldet er an Bürger: ff) Für den Alm. hat mir Dietr. 100 Rthlr. und so Rthlr. in Büchern geboten; dieß Hab ich für ein Jahr angenommen, denn da Voß schon wieder an mich geschrieben hat, so werd ich ihm zu Liebe das bischen zeitlichen Vortheil fallen laßen. Aber ja Mausestill davon daß Dieterich keinen Wind bekommt.» So erschienen vorerst die beiden Almanache noch neben einander, und beide Herausgeber bestürmten die Freunde um Beiträge; so schreibt Voß unterm 9. Januar 1777 an Bürger ziemlich erregt: ffff) Bohn hat den Alm. aus künftiges Jahr wieder übernommen. Schade, daß Göckingh schon sein Wort an Dietrich gegeben hatte, sonst wäre ich wegen der Sammlung ganz sicher. Aber jetzt wird mir in der That bange, daß es mir an guten Gedichten, das heißt, die für jedermann sind, an Volksgedichten fehlen kann, da so viele in Dietrichs Almanach fließen. Lieber Bürger, verlaßt mich nichtI Der Alm. ist mein Hab und Gut, und Ihr gebt Euer: -Das Mädel, das ich meynel- dem Buchhändler, der *) Strodtmann, Bürgers Briefe 349. **) Strodtmann, Bürgers Briese. I, 363. ***) Strodtmann, Bürgers Briefe. I. S. 378. ff) Strodtmann, Bürgers Briefe. II. S. 19. ffff) Strodtmann, Bürgers Briefe. II. S. 8. Börsenblatt skr den Deutschen Buchhandel. 7». Jahrgang. Euren Freund und Bruder so unwürdig behandelt hat. Ich weiß wohl, daß Ihr auch Göcktngks Freund seyd, aber Göckingk verliert nichts, wenn der Göttinger Almanach auch ein Gedicht weniger hat, denn er sucht nur aus Dietrichs Vorrath das Beste aus, und haftet gar nicht dafür, wie dieser Vorrath beschaffen ist.» Bürger beruhigt ihn darauf und verspricht ihm Bei träge zu senden:*) »Sie können glauben, daß ich es mir zur Ehre rechne, darinnen mit zu prangen. Ob mit vielen Stücken das weiß ich noch nicht. Indessen sollen Sie eine Ballade haben, die nicht schlechter als Lenore oder Lenardo seyn soll, wenn Bote, wie ich hoffe, seine Ansprüche für das Mus. daraus fahren lassen will, da ich ihn mit anderen Sachen, die nicht für einen Alma nach sind, schadloß halten kann. So lange Göckingk Heraus geber des Dieterich'schen Almanachs ist, kann ich mich diesem nicht ganz entziehen. Es kann seyn, daß in diesem bessere Stücken kommen als in den Ihrigen, weil der Dichter das Plus oder Minus in dem Werthe seiner Werke nicht unterscheiden kann». Göckingk schreibt um dieselbe Zeit an Bürger**): »Laßt Euch von Bote und Voß nur nicht rein ausplündern, damit ich in xto. des Alm. nicht noch zu guter letzt mit Schimpf und Schande bestehe. Denkt aber Tag und Nacht darauf, wie wir auch eine vereinigte Arbeit mit Hülse unsrer Vasallen zu Stande bringen mögen. Dahin geht itzt mein Dichten und Trachten.» Dann gehen die Verhandlungen zwischen Voß und Göckingk weiter. Am 2. April 1777 schreibt letzterer an Bürger, der in dieser Sache sein Vertrauter ist:***) »Mit Voß bin ich fertig. Er hat mir 100 Thlr. jährlich ab zugeben versprochen. Ich verdiene zwar gegen Dieterichs jetziges Honorar jedes Jahr SO Thlr. dabey, indeß helf' ich dem armen Teufel zum Werbe, und das ist ja wie Ihr wißt ein köstliches Freundschafts-Stückchen.- Am 19. Juni 1777 wagt Bürger denn endlich darüber an Bote zu schreiben: ff-) «Wie weit mag Voß mit seinem Almanach seyn? — Es ist gut, daß ich den abgefunden habe. Aber nun jammert Göckingk seine Ehre nur noch zum letztenmal zu retten, indem er einen ganzen Ballen elendes Zeug nur vor sich hätte. Seine Mariage mit Voß ist ja, deucht mir, zu Stande gekommen.» Boie bestätigt dies und schreibt unterm 23. und 26. Juni sehr erfreut darüber; im letzten Briefeffff) heißt es: »Vossens und Göckingks Verbindung scheint richtig zu seyn. Vereint werden sie bald vergehen machen, daß ich je einen Almanach herausgegeben. Aber was wird der arme Dietrich nun anfangen? - Die Antwort sollte ihm bald werden. Während Göckingk bei Bürger zum Besuch weilte und auch in Göttingen bei Dieterich war, einem Besuch, von dem er selbst vorher an Bürger humoristisch schrieb ffffff): -In einer förmlichen Karawane ziehen wir dann fürder nach Güttingen und thun uns dort gütlich an dem was Dieterich durch unfern Fleiß und Schweiß erworben hat. Um die Zeit ist ihm schon kund und zu wissen gethan, daß ich den Alm. nicht mehr besorgen mag; ein verteufelter Umstand, der wohl machen wird, daß wir von allen denen Weinen, welche Gleim und Consorten so gern besingen, keine schmecken werden«, hatte Dieterich sich bereits nach einem andern Herausgeber umgesehen und diesen — in Bürger gefunden. Schon am 11. Oktober 1777 teilt Bürger dieses an Boie mit; dem Freunde Göckingk gegenüber hatte er noch nicht den Mut zur Beichte gefunden: -So sehr ich mich im Voraus freue, schreibt er,*f) daß Voß *) Strodtmann, Bürgers Briefe. S. 16. **) Ebendas. II, 19. ***) Ebendaselbst. II, 41. ff) Ebendaselbst. II, 88. ffff) Ebendaselbst S. 91. ffffff) Ebendaselbst. II, 102. *f) Ebendaselbst 160. 438
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