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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1906
- Sprache
- Deutsch
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3366 Nichtamtlicher Teil. 75. 31. März 1906 wenigstens zum teil wiederzugewinnen. Aber die Pariser Verleger verharrten in ihrer alten Lässigkeit, und so erhob sich der belgische Nachdruck gerade in jener Zeit zu seiner eigentlichen Blüte. Das Haus Laurent bemächtigte sich der Dichter und begann eine Sammlung von Ausgaben in Elzevir-Format, die heute von den Bücherliebhabern sehr begehrt ist. Ein andres Haus, die Firma Msline, tat das Gleiche mit den Romanen. Während die Originaldrucke der französischen Romanschriftsteller, selbst der Balzac, Dumas, Nodier, Vigny, Sand, Sandeau, Msrimse, Sue u. s. w. ihres hohen Preises wegen in Belgien kaum in 200 Exemplaren abgesetzt wurden, setzte jener Verleger den Preis um volle herab, gab den Büchern ein handlicheres Format und sicherte so diesen Nachdrucken einen riesigen Absatz. Ihr Ver kauf nahm bald einen so großen Umfang an, daß fünf große Gesellschaften mit einem Gesamtkapital von 10000000 Franks sich fast gleichzeitig zur Ausübung dieses Geschäftszweiges bildeten. Sie errichteten Kontore und Kommissionshäuser in allen wichtigen Städten Europas und genossen sogar die wohlwollende Förderung der Belgischen Bank. Im Jahre 1847 waren alle diese ursprünglichen fünf Gesellschaften in der einen Firma Msline, Cans L Cie. aufgegangen: der Verlagskatalog dieser Gesellschaft zählte 4000 bis 5000 Num mern. Ein so gewinnbringender Geschäftszweig mußte natürlich die Aufmerksamkeit der Konkurrenz auf sich ziehen, und in der Tat schossen auch bald wieder allenthalben kleinere Geschäfte ähnlichen Charakters in die Höhe. Eins davon war die Firma Lacroix, Verboeckhoven L Cie, die bald den ganzen belgischen Buchhandel beherrschen sollte. Das Ereignis, das diese Firma in die Höhe brachte, war ihre Verbindung mit Victor Hugo. Dieser damals in der Gunst des französischen Publikums höchststehende Dichter war bekanntlich nach dem Staatsstreich Louis Napoleons wegen seiner anticäsaristischen Gesinnung auf die Proskrip tionsliste gesetzt worden und hatte zunächst in Brüssel Zu flucht gefunden. Dort setzte sich die Firma Lacroix L Verboeckhoven mit ihm in Verbindung, und wenige Monate nach Victor Hugos Flucht erschienen bei ihr schon die beiden haßerfüllten Pamphlete »Listoirs ä'uns crime« und »klspolson Is xetlt«, die riesigen Absatz fanden. Ihr Erscheinen in Brüssel verursachte der belgischen Regierung natürlich keine geringe Verlegenheit; sie befürchtete ernstliche Schwierigkeiten mit dem mächtigen Nachbarreich und ließ dem Dichter durch den Bürgermeister von Brüssel nahelegen, in welche mißliche Lage sie sein Aufenthalt im Lande bringe. Victor Hugo verstand den Wink und ging trotz lebhafter Proleste der belgischen Republikaner nach Jersey. Von dort aus ließ er, wiederum im Verlag Lacroix, Verboeckhoven L Cie., seinen berühmten Roman »llss Niss- rsblss«, einen der ersten »sozialen« Romane, erscheinen, der sofort einen beispiellosen Erfolg errang; die Vorzüge des Werks, der Rahm des Dichters und die Gloriole seines politischen Märtyrertums, auch die Rührigkeit des Ver legers mochten daran gleichen Anteil haben. Die »Nissrsblss« fanden in ganz Europa Verbreitung; in Belgien fanden sie in jedes Haus bis in den entlegensten Winkel der Ardennen Eingang. Die Verleger feierten damals den Erfolg der »LliLsrsblss« durch ein großes Bankett, an dem nicht nur die Spitzen des geistigen und politischen Lebens Belgiens und Frankreichs, sondern auch Verehrer des Dichters aus Holland, England, Italien und Spanien teilnahmen. Das Haus Lacroix, Verboeckhoven L Cie. hatte ein Recht zu diesem Fest, denn es war durch den Erfolg der »Nistzrsbles« ein Welthaus geworden. Es errichtete Filialen in Paris, Leipzig und Livorno und saugte fast alle andern belgischen Verlags- und Nachdrucksgeschäfte auf. Sein Ka talog umfaßte Tausende von Titeln. Jahrelang trug sozu sagen kein Verfasser ein Manuskript vergebens zu Lacroix. Alles wurde genommen, das Gute wie das Mittelmäßige, und mit hohen Honoraren bezahlt. Durch seine große Muni- ficenz machte das Haus Lacroix gewissermaßen wenigstens einen Teil dessen wieder gut, was der belgische Nachdruck vorher an den Schriftstellern gesündigt hatte. An dieser guten Lage des Hauses konnten zunächst auch einige Fehl schläge nichts ändern, z. B. der Mißerfolg eines Führers durch Paris anläßlich der Weltausstellung von 1867, an dem sich die ersten Kräfte Frankreichs auf allen Gebieten der Literatur und Kunst beteiligen sollten und zu dem Victor Hugo gegen ein Honorar von 80 000 Francs — das ist 1000 Francs die Seite — die Vorrede schrieb. Das Werk hatte keinen Erfolg, weil es erst ein Jahr nach Schluß der Ausstellung fertig wurde. Auch Victor Hugos »4?rsvsill8ur8 äs Is. wsr« erschienen noch im gleichen Verlag und erweckten große Hoffnungen auf geschäftlichen Erfolg. Den Umschwung brachte das Jahr 1870. Die Er eignisse dieses Jahres hatten für Belgien ein Aufwachen des Vlamentums und damit eine Verminderung des Interesses an französischer Literatur zur Folge; sie bedeuteten auch das Ende des Hauses Lacroix und Verboeckhoven. So lange freilich der Vertrag auf den Verlag der »Nissrsblss« lief, brachte er dem Hause noch fortgesetzt Riesensummen ein. Noch in dem Jahre des Erlöschens des Vertrages ar beiteten die Pressen Tag und Nacht an allen möglichen Ausgaben des Werks; es gab solche in Quart, in Folio und Oktav, illustrierte und nicht illustrierte, solche in Bänden und in Lieferungen. Alle Märkte wurden damit über schwemmt; die größten Erfolge von heute können neben jenen keinen Vergleich aushalten. Er dauerte noch jahre lang an. Endlich aber erschöpfte sich auch diese Goldgrube und der Glanz des Hauses Lacroix begann zu erbleichen. Seine Magazine waren noch ungeheuer gefüllt; sie wurden durch Aufzüge und eine kleine eiserne Fahrbahn bedient und ent hielten noch so riesige Bestände an Büchern, daß man sie zuletzt als Papier nach dem Gewicht verkaufte. Es waren ganze Eisenbahnzüge nötig, um diese Menge Bücher nach der Papierfabrik in Gent, die sie erstanden hatte, zu bringen. Der Verfall des Hauses Lacroix erfolgte ebenso rasch, wie der Aufstieg glänzend gewesen war. Glücklicherweise waren einige Posten ausgewählter Ausgabe, insbesondre die er wähnte Sammlung Laurent, aus der allgemeinen Vernichtung gerettet worden. Seit dieser Zeit, d. h. seit etwa 25 Jahren, ist das Verlagsgeschäft in Belgien sehr zurückgetreten. Es wird selten ein hervorragend wertvolles Bnch gedruckt, und noch seltener findet es über die Grenzen des Landes Verbreitung. Erst in der letzten Zeit machen sich Anzeichen eines vielleicht bevorstehenden Wiedererwachens des belgischen Buchverlags geschäfts bemerkbar. Kleine Mitteilungen. *L. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Verletzung des Urheberrechts ist am 26. August v. I. vom Land gericht Lübeck der Kaufmann Rudolf Ernst Hegerfeldt zu 100 Geldstrafe und zur Zahlung einer Buße von 50 ^ an die Nebenklägerin, die Firma Rich. Bong in Berlin, verurteilt worden. Der Angeklagte vertreibt Lotterielose und gibt zu Reklamezwecken eine nur gelegentlich erscheinende Zeitschrift, den -Glücksboten-, heraus. Nun hatte im Jahre 1899 die Firma Rich. Rong in Berlin als Beilage zu ihrer Zeitschrift »Für Alle Welt- einen Aquarell-Faksimiledruck eines vom Maler Alfred Schwarz gefertigten Bildes herausgegeben, das dem Angeklagten sehr geeignet für seinen »Glücksboten« er schien. Das Bild stellt eine Familie dar, der von einem Boten ein großer Gewinn ausgezahlt wird. Es handelt sich hier nicht
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