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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1906
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- Deutsch
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waiste Familie von 8 Personen, die außer mir vor der Hand niemand hat, geerbet habe. -Die Ansprüche Ihrer Freundschaft sind unter andern Umständen volkommen gegründet. Ich müste mich schämen, wenn es nötig wäre, sie mir erst vorzudeduciren. Aber unter meinen jetzigen Konjuncturen müssen Sie — so wahr der all mächtige Gott lebtl — stärkern Ansprüchen weichen. »Nach dieser Betheuerung eines Biedermanns fordere ich Sie auf, mich, wenn Sie ein Herz dazu haben, für schlechter zu halten, wenn ich wenigstens für dieses Jahr mit Dietrich schließe. Sobald nur etwas der eiserne Zepter der Notdurst aufhört, meinen Nacken niederzubeugen, so kann und werd' ich wieder handeln, wie ich ohne diesen Druck, ohne Aufhebens davon zu machen, gehandelt haben würde.« Voß hat sich trotzdem, wie es scheint, noch immer mit dem Gedanken getragen, daß Bürger von der Herausgabe des Almanachs absehen würde; am 19. April schreibt Bote noch:*) »Hat V. Dir wieder wegen des Alm. geschrieben? Er glaubt, wie es scheint, daß Du auf diesen Brief die Herausgabe des Dietrichschen nicht übernehmen würdest und köntest. Bahn will ihm sonst den Kontrakt nicht halten. Ist nicht noch ein Mittel übrig?- Zu ändern war nichts mehr; Bürger war an seine Ab machung gebunden und hat dann den Göttinger Almanach bis 1794 ohne Unterbrechung geleitet. Viel Freude hat ihm die Redaktion des Büchelchens nicht gemacht; schon am 18. Juni 1778 schreibt er an Bote:") -Mich ärgerts, daß ich mich mit dem schändlichen Musen- Alm. befaßt habe, wovon ich doch nun dies Jahr nicht los kommen kann. Und das noch vielmehr, da sich nichts ab- scheulichcrs gedenken läßt, als die Beiträge, mit welchen ich bis jezt noch übersündflutet bin. Daß nicht jeder auch sonst wackere Mann Verse machen kann, das ist mir ganz begreiflich; aber wie auch sonst wackere Leute ohne zu hören, zu sehen, zu fühlen, so jämmerliche Verse machen können, das ist mir ewig ein Rätsel. Wofern keine bessere Beiträge kommen, so werde ich einen anderen Weg wählen und die allerabscheuligsten aus- wälen. Denn was extradummes ist auch schön.« Bitter beklagt er sich, daß Voß und Göckingk sich darauf legen, ihm Beiträge wegzukapern. »Das sollen sie doch nicht thun; da ich keinem Sterblichen, weder schriftlich noch mündlich ein gutes Wort um Beiträge gebe.« Der Freund hofft natürlich sofort, daß Bürger den Almanach aufgibt,***) und versucht das Eisen zu schmieden, so lange es warm ist: »Ich wolte, daß der Henker die ganze Almanachsgeschichte holte, Hab ich schon oft gesagt. Ich lege Dir nichts zu Last, weil ich Dich und Deine Beweggründe kenne, aber am Ende wirst Du auch nicht einmal den Vortheil haben. Ich traue nicht, bis Du das Geld selbst in Händen hast. Mit V. und den Andern werd ich noch manchen harten Straus Deinetwegen haben. Das schlimmste ist, daß Bohn sonst lOO Thlr. an G. geben wolte, die er nun nicht giebt, da Du den andern Alm. übernimst. Er fürchtet sich. Daß die Andern werben, ist nicht recht, da Du's nicht thust. Aber laß es gut sein, ich bitte Dich. Mehr als dies Eine Jahr giebst Du Dich doch mit dem Bettel nicht ab. Deine Anzeige hat das Publikum schon vorbereitet, und das: ein Schelm giebt's besser, als er hat, wird hernach das übrige thun.« Bürger antwortet darauf:-s) -Wenn ich das ganze Dieterichsche Musen-Almanachs-Archiv könte in Feuer auflodern sehn, so wäre mir der Spaß lOO Rthlr. wehrt, und für das Vergnügen, alle schlechten Dichterlinge mit Ruthen stäupen zu sehen, könte ich, wenn ich Lord Clive wäre, 1000 K. geben.- *) Strodtmann, Bürgers Briefe. II. 27b. **) Ebenda. II, 287. ***) Ebenda. 288. f) Ebenda. 290. So ging es fort. Am 1. Oktober 1778 schreibt der Dichter einmal:*) -Mein Almanach ist in meinen Augen ein Lauseding, wie- wol einige kerngute Stücke darunter sind und andre Leute ihn überhaupt gar nicht schlecht finden. Was würde er ser>n, wenn ich nicht bis zum Schwielenkricgen daran geraspelt hätte? Er ist noch nicht gebunden. Gut und gern gehört so viel als fi^tel darin mein.« Über den Vossischen Almanach urteilt er bald darauf:**) -Voß hat viele trefliche Stücke, aber mitunter so gut Schofel, als ich. Ist der Herausgeber eines Mus. Alm. nicht im Stande, das beste dran zu thun, so ist es kaum möglich, durch ganz Deutschland alle Jahr nur 10 Bogen voll gute Gedichte zusammen zu bringen.« Die Not und dann die Sorge um seine Familie drängten Bürger zur Fortführung des Unternehmens; aber Freude hatte er nicht daran. Als der nächstjährige Almanach für 1780 der Vollendung entgegenging, schreibt er dem Freund am 20. September 1779:***) »Ich sol Dir die Bogen von meinem Mus. Alm. schicken? — Ach! halb und halb ist das mit eine Ursache, warum ich solange mit diesem Briefe gezögert habe. Denn wenn ich an den Mus. Alm. denke, so hängt mir der Schwanz ganz schlapp zwischen den Beinen herunter. In Warheit, ich habe mich ge schämt, Dir die ersten Bogen zu produciren, weil das erträg lichste erst in den lezten Bogen vorkomt. Der Vossische hat diesmal, nach meinem Gefühl, einen Vorzug vor vielen andern Jahren. Indessen — da hast Du 7 BogenI Erbaue Dich dran, so gut als Du kanst.« Sehr erfreut ist er dann, als der Freund den Almanach doch nicht so schlecht findet, wenn er ihn auch nicht für so gut wie den Vossischen hält:fi) -Es ist mir nicht wenig Trost gewesen, daß Du mein Almanächle wenigstens nicht ganz schlecht findest. Indessen unter uns und ohne Ruhmredigkeit gesagt, ein Andrer, der weder Lust noch Vergnügen hätte, das dran zu wenden, was ich an das Lauseding immer verschwenden muß, würde aus solchen Beiträgen, wie ich sie erhalte, einen Alm. componiren, der vielleicht noch ein fünfzig Stufen unter dem schlechtesten Schwickertschen (dem Leipziger Musenalmanach) stünde. Die Herren Verfasser werden oft ihre Kindlein kaum wieder er kennen.« So wiederholen sich die Klagen durch alle folgenden Jahre. Seine beste Kraft widmete der unglückliche Dichter diesem Unternehmen; er mußte es, da er, immer in Geld verlegenheiten steckend, stets bei Dieterich im Vorschuß war, aber er litt sehr darunter, und in seinen Briefen an Boie, Göckingk usw. kommt die Stimmung zum Ausdruck. Da heißt es z. B. 1780 in einem Briefe an Boie:ffff) »Meinen Almanachs-Acker werde ich diesjahr größten Theils mit eignem Miste düngen. Es kommen noch wenig Beiträge ein; und die da einkommen, sind der Schofel alles Schofels.« 1781 an denselben -Ich würde mich, das kannst Du mir glauben, weder mit dem langweiligen Musenalmanach, noch den albernen arabischen Märchen abgeben, wenn es nicht um des Leibes Nahrung und Nothdurft willen geschähe.« Auch in Briefen an Dieterich selbst findet sich manche bittere Klage. Ab und zu nur findet sich der Ausdruck der Zufrieden heit, und es stimmt ihn stets fröhlich, wenn der Almanach gelobt und seine Arbeit anerkannt wird. Und wohl waren solche Lobpreisungen berechtigt, denn der Bürgersche! Almanach, besonders die spätern Jahrgänge, überragte die *) Strodtmann, Bürgers Briese. II, 305. **) Ebenda. 314. '**) Ebenda. 361. fi) Ebenda. 366. -j-j-) Ebenda. UI. 12. j"j"j-) Ebenda. 53.
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