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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1906
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- 1906-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1906
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- Deutsch
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3406 Nichtamtlicher Teil. ^ 76, 2. April 1906. nügen sollte, einen Louisd'or, weil er, wie er sagte, »aus Bürgers Werken keinen Profit ziehen, sondern sich mit der Ehre begnügen wolle<. Er verlangte jedoch, daß die Sammlung zu zwei Dritteln aus bisher ungedruckten Ge dichten bestehen müsse. Bürger sagten diese Vorschläge nicht zu, das Honorar war ihm vor allem zu gering, und der Plan blieb vorerst unausgeführt. Bald darauf, 1777, ließ er sein Gedicht »An Themian« als Einzeldruck bei Dieterich erschienen, der ihm dafür ein sehr anständiges Honorar anbot, für das der Dichter aller dings weitere Exemplare seines Opus nahm. Für Beiträge im Almanach zahlte Dieterich 2v Reichstaler pro Bogen, ein sehr beträchtliches Honorar, und Bürger hat denn auch mit ihm 1777 einen recht vorteilhaften Vertrag wegen seiner Gedichte geschloffen. Dieterich trug die gesamten Herstellungskosten, und Bürger selbst hatte einen Reingewinn von 800 Reichstaler. Es war vorher eine Subskription auf diese Ausgabe der Gedichte eröffnet worden, und aus Bürgers Briefwechsel ersehen wir, wie er seine Freunde um Bcihülfe anging und diese bestrebt waren, ihm Abnehmer zuzuführen! der treue Bote vor allem war es, der immer und immer wieder hochgestellte Gönner für den Dichter zu interessieren wußte und schließlich sogar erreichte, daß die Königin von England subskribierte, ein bis dahin unerhörter Fall. Als Bürger diesen erlauchten Namen als Abnehmer seiner Gedichte veröffentlichen konnte, war der Erfolg des Unternehmens gesichert; denn nun war es für den hohen und niedern Adel, für die Beamten usw. ja eine Ehrenpflicht, auch ihren Namen in der Liste gedruckt zu sehen. 2000 Namen waren in dem dem Büchelchen bei gefügten Verzeichnis der Subskribenten enthalten. Der Subskriptionspreis betrug 1 Reichstaler in Gold; das Buch, das zur Ostermesse 1778 erschien, führte den Titel: »Gedichte von Gottfried August Bürger. Mit 8 Kupfern von Chodowiecki. Göttingen, gedruckt und in Kommission bei Joh. Ehr. Dieterich. 1778.< (14. Bl. Subskribenten- Verzeichnis XXII. S. 1 Bl. Inhaltsverzeichnis und 328 S. 8".). Bürger und Dieterich hatten mit den Kupfern zu den Gedichten recht viel Ungelegenheiten und Verdruß; die Briefe Bürgers bekunden das zur Genüge. Bei der Besprechung der persönlichen Verhältnisse Dieterichs zu Bürger werden wir auf diese Ausgabe der Gedichte zurück kommen. Bürger hätte nun, trotzdem er Dieterich in mancher Hinsicht damals bereits verpflichtet war, diesem aus Rücksicht auf Voß und Göckingk dennoch einen Korb gegeben, wenn ihm nicht, wie angeführt, von andrer Seite nahegelegt wurde, die Herausgabe des Almanachs zu übernehmen. Das hat den Ausschlag gegeben. Am 24. Oktober 1777 schrieb Hofrat Brandes an ihn in dieser Angelegenheit und bat ihn dringend um Annahme des Antrags. Georg Friedrich Brandes (1709—1791) war eine in den Hannoverschen Landen sehr bekannte, angesehene und einflußreiche Persönlichkeit, er hat sich sehr um das Aufblühen der Universität Göttingen verdient gemacht und griff wirksam in die Geschichte der Hochschule ein. Seit 1770 war ihm das Ressort der Hochschule direkt unterstellt, er mußte über deren Angelegenheiten Bericht erstatten und war gewissermaßen Kurator der Universität, zu der er auch als Schwiegervater von Professor Hegne in nahen Beziehungen stand. An Brandes hatte sich nun Dieterich in seinen Nöten gewandt, und dieser richtete darauf folgende eindringliche Zeilen an Bürger:*) -Es schreibt mir Herr Dieterich in Göttingen, daß der bis herige Direktor seines Musenalmanachs, Herr Goeking, mit der Arbeit sich nicht weiter befassen wolle, und er deshalb in großer Verlegenheit sei, auch die gantze Ausgabe liegen lassen müsse, wenn er, bei der jetzigen starken Konkurrentz, die Sache nicht wieder in recht gute Hände bringen könne. Da es mir nun leid seyn solle, wenn diese doch zu Göttingen ihren Ursprung genommene Sammlung, nicht sowohl durch den Wechsel des Geschmacks, als durch ein besseres Glück der Nebenbuhler, auch daselbst ein so frühes Ende nähme, so bin ich nicht nur um des Manns, sondern auch um der Universität willen, desfals be unruhigt, und auf den Wunsch gerathen, daß Ew. Wohlgeb. den patriotischen Endschluß fassen möchten, Sich der Sachen an zunehmen. In dem Voraussatze, daß Herr Dietrich sich dafür schuldig beweisen werde, und im Vertrauen auf dero Freund schaft, nehme ich mir also die Freiheit, darüber den Antrag zu thun, und ergebenst zu bitten, wenn es Ihre Geschäfte irgend gestatten, dieser Bemüyung Sich zu unterziehen. Ich werde es als eine mir selbst erwiesene Gefälligkeit ansehen und solche mit Vergnügen jederzeit erwiedern.» Dieser Aufforderung konnte Bürger nicht widerstehen,' aber bevor er sich entschied, schickte er doch noch den aus Hannover empfangenen Brief an Boie und teilte ihm mit, daß er nun nicht gut anders könne, als das Angebot an nehmen.*) -Zum Henker! Ich thu Vossen keinen Schaden, ich mag die Sacke kehren wie ich will, wenn ich Heynen und Brandes zu Gefallen, den Quark wenigstens ein oder zwey Jahre über nehme. Voß hat ja einstweilen sein Honorar sicher und die besten Dichter an der Hand. Meine Wenigkeit selbst wird er nach wie vor behalten. Und der Versicherung kann er trauen, daß ich weder ein mündliches noch schriftliches Wort darüber verlihren werde, ihm eine einzige Zeile wegzukapern, wie ich denn auch mit keinerlei Correspondenz unmittelbar mich befassen und ein solches öffentlich erklähren werde. Die Dichter oder Dichterlinge mögen ihre Experimente an Dietrich schicken und der kann sie mir zustellen. So wie's nun der liebe Gott bescheert, so raff' ich zusammen. »Ich liebe Voß von Herzen und gönn' ihm überall das beste; aber er kann und darf mirs ohnmöglich verdenken, wenn ich meinen Nuzen, ohne ihm widerrechtlich zu schaden, auch wahr nehme. Denn ich bedarfs in meiner Art, und vollends unter der Last, worunter ich jetzt stecke, fast mehr, als er. Zwey gute Almanache könnte Deutschland auch vollkommen vertragen. Der wahre Kenner und Liebhaber kauft beyde und derjenige, der keins von beyden ist, gar keinen. Im Grunde glaube ich, istS Chimäre, daß ein Alm. dem andern Eintrag thun könne, eben so wenig als Hinzens ganz andere Gedichte den Debit von Kunzens wieder ganz anderen Gedichten schwächen können. Dietrich versichert mich auch, daß er nach Entstehung des Voßischen Alm. keinen Unterschied im Abgänge des seinigen gespürt habe; und doch hat Voß auch seinen Abgang gehabt. Derjenigen Einfaltspinsel werden doch nur wenige seyn, denen ein Musenalmanach weiter nichts, als ein — Musenalmanach ist, und die, wenn sie einen haben, nun den andern entbehren zu können glauben. Solche Pinsel können Voßen Eintrag thun, wenn sein Almanach auch noch so gut und der Dietrichsche noch so schlecht und von einem noch so schlechten Helden gesammelt wäre. Denn ist ihnen dieser näher, als jener, so nehmen sie diesen, gehen vergnügt nach Hause und meinen ganz ruhig, daß sie haben, was sie haben wollten, nehmlich — einen Musen almanach. Sag, ob ich nicht Recht habe? Noch eins! Vielleicht ist das rivalistren unter beyden dem Ruhm und dem Nuzen eines jeden zuträglicher, als das Allein Hahn im Korbe seyn. Letzteres pflegt unvermerkt die leidige Maxime des Gut ge nug! und diese einen sanftigen seeligen Tod nach sich zu ziehen.- Am gleichen Tage, den 6. November, schreibt dann Bürger auch an Brandes und teilt ihm seine Bereitwillig keit mit:*') -Die Ursache, warum ich Herrn Dietrich schon vor einigen Jahren, ehe Herr Goeckingk drann kam, die Herausgabe seines Musen-Almanachs abschlug und warum ich gegenwärtig wieder ') Strodtmann, Bürgers Briefe. II, 16S. *) Strodtmann, Bürgers Briefe. II, 183. *») Ebenda. II, 18b.
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