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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1906
- Strukturtyp
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- Band
- 1906-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1906
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- Deutsch
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Bedenklichkeiten fand, selbige zu übernehmen, ist die freund schaftliche Verbindung, in der ich mit den Herren Bote und Voß stehe. Ich wollte letzterm nicht gern Eintrag thun. Wenn ich indessen bedenke, daß ich diesem durch meine erste Aufopfe rung nichts gefrommt habe und wahrscheinlich durch eine zweyte wieder nichts frommen werde, so weiß ich mich fast nicht mehr gegen Ew. Wohlgebohren so schmeichelhaftes Angehn zu wehren. Kann daher Ew. Wohlgebohren die An nahme des Antrags ein Beweis seyn wie verehrungswürdig mir dero Befehl und wie unschäzbar dero Gewogenheit sey, so will ich gern die etwa sonst noch dagegen streitenden Hinder nisse aus dem Wege zu räumen mit Herrn Dietrich mich des- falls zu sezen suchen.» Bote kann nicht umhin, Bürgers Gründe zu billigen*): Wegen des Almanachs weiß ich weiter nichts zu schreiben, als was ich geschrieben habe. Ich, und keiner kann Dir's ver denken, wenn Du die Herausgabe übernimmst. Wenn ich ganz von Voß abstrahire, bin ich auch überzeugt, daß die Neben- bulerey für unsere Litteratur nicht anders als ersprießlich seyn kann.« Am 8. Dezember bemerkt dann Boie:**) »Nach Dietrichs Briefe ist es mit Euch beyden richtig« —; aber erst im Januar fand Bürger den Mut, es dem bisherigen Heraus geber und Voß mitzuteilen. Eine Anfrage von Voß kreuzte sich mit seinem Schreiben; dieser hatte von der Übernahme gehört, glaubte aber nicht daran und zweifelte auch dann noch, nachdem ihm Bürger offiziell Mitteilung gemacht hatte. In einer ziemlich umfangreichen Rechtfertigung setzte Bürger die Gründe auseinander, die ihn bewogen, Tuetertchs Angebot anzunehmen; es sind dieselben, die er Boie darlegle und die dieser schließlich billigen mußte. Er führt nochmals Voß und Goeckingk vor Augen, daß Dieterich leicht andre Herausgeber finden würde, daß er aber nun ihn für seinen besten Mann halte, ihm nicht nur auf alle mögliche Art zusetze, sondern sich auch hinter andere gewichtige Leute stecke, um ihn für die Übernahme des Postens zu gewinnen. »Ich bin«, fährt er fort, »von Hannover aus so gut als por koeorixtuw angegangen, die Sache zu übernehmen. Ich kann mich mit Dokumenten hierüber legitimieren. Soll ich nun Dietrichen, den ich in mancher Absicht als Gelehrter brauche, soll ich Leure die Mir schaden und vorrheilen können, dlsgustiren, soll ich ein Honorarium von einigen Hunderten wegwerfen? Und wozu? Um Voßen nichtsl nichrsl zu helfen? Das wäre eine Aufopferung die nach Donlichotischem Heroismus röche.» Göckingk antwortete hierauf,*") daß er über Dinge, die bloß das Gefühl entscheiden können, seiten oder niemals Worte verloren habe. Er sei weit entfernt, ihm aus seinem Betragen »ein Verbrechen« zu machen; es thue ihm aber leid, daß sie über einerlei Sache, die doch keine von den gleichgültigsten sei, nicht einerlei Gefühl hatten. Der Brief spiegelt des Schreibers gereizte Stimmung wider, und eine Verstimmung blieb auch zurück, die erst allmählich gehoben wurde. Im März 1778 fragt Boie bei Bürger an:f) »Sag mir doch, wie stehen die Sachen zwischen Göckingk und Dir? Ich höre, daß er Deine Übernahme des Alm. sehr übelgenommen habe, und daß ihr gänzlich zerfallen seyd. Das solle mir leyd thun. Ich wolle überhaupt, daß ich die Über nahme ungeschehen machen könte, ob ich gleich wohl Deine Gründe weis, und sie wenigstens nicht misbilligen kan. Ich liebe Dich so sehr, daß ich auch Niemand mit einigem Schein etwas wider Dich sagen laßen mögte. So was schmerzt mich, als wenn michs selbst träfe. - Bürger antwortet darauf dem Freunde:^) -Zerfallen bin ich mit Goeckingk gar nicht; hergegen behag *) Strodtmann, Bürgers Briefe. II. 186. **) Ebenda. 183. ***) Ebenda. II. 226. s-) Ebenda. II. 261. -ff) Ebenda. 268. lich ist das Ding weder ihm noch Voß. Das glaube ich freilich, aber so wahr Gott lebt! Ich kan mir für jezt nicht anders helfen. Daß ich eine Familie von 8 Personen auf den Hals be komme, die ich unterstüzen muß, müssen die Herren doch auch gelten lassen. Mir kömt von dem Honorar kein rother Heller zu gute. Alles ist dazu von Anfang bestimmt gewesen. Wolte Gott, ich wär' in andrer Situazion. Ich unterziehe mich der Sache wahrhaftig nicht zu meinem Kizel. Ich hätte lieber gern selbst immer eine Hebamme zu meinen eignen Geburten; und ließe die fremden seyn, was sie seyn wollen.» Der Freund erwidert darauf:*) »Deine Ursachen sind edel, Deiner würdig, und Niemand soll Dich ungestraft vor mir tadeln, wenn ich's höre.» Später kann Bürger dann dem Freunde melden, daß er sich mit Göckingk ausgesöhnt habe und sie die Alten seien. Göckingk, der pekuniär besser gestellt war, konnte allenfalls auf die 100 Taler, die er von Bahn für den Almanach em pfangen sollte, verzichten; schlimmer und unangenehmer war die Sache für Voß. Dieser kam dadurch, daß Bürger die Herausgabe des Göttinger Almanachs übernahm, in eine höchst peinliche Lage. Er hatte augenscheinlich in seinem Verleger Bohn die Hoffnung geweckt, daß der Göttinger Almanach, wenn Göckingk die Redaktion niederlege, ein- gehen würde; dieser hatte daraufhin mit Voß auf sechs Jahre hinaus abgeschlossen und Göckingh eine jährliche Ver gütung von 100 Taler zugesichert. Die Weiterführung des Göttinger Almanachs durch Bürger war geeignet, alle Ab machungen hinfällig werden zu lassen. In einem Schreiben vom 14. Februar 1778 setzt Voß dieses Bürger aus einander:**) »Mein Contrakt mit Bohn gründet sich hauptsächlich auf den Vergleich mit Göckingk, der mir die besten Mitarbeiter an seinem Almanach zu versichern versprach. Zu diesen versicherten rechnete ich Sie desto gewißer, La Sie mir in dem Briefe vom 23. Januar schrieben, daß Sie, bloß G. halber, sich dem Almanach nichr ganz entziehen könnten, und in einem anderen, daß Sie an der Verbindung beider Almanache arbeiteten. Bohn kann Ihnen sagen, wie sehr ich mit dadurch den Contrakt bey meiner Schwiegermutter und Braut geltend machte. »Goeckingk kannte mich so wenig als ich ihn. Ich schrieb ihm, daß ich auf meinen Almanach hin heirathen könnte, wenn er ihn durch den seinigen nicht unsicher machte, und bat ihn, sich mit mir zu vereinigen. Ich hatre nämlich gehört, daß G. bloß zur Aufnahme der schönen Wissenschaften sammelte, und sich von Dietrich nur die Kosten bezahlen ließe. Göckingk antwortete, daß er 150 Thlr. o. D. bekomme, und 200 be kommen könnre; aber sich gleichwohl zu meinem Glücke ver einigen wollte, wenn ich ihm von Bohn nur 100 Thlr. aus machen könnte; seine Umstände machten es ihm unmöglich noch mehr auszuopsern. Ich konnte Boyn nur zu diesen hundert Tyalern bewegen, und der Contrakt ward aus obige Bedingung geschlossen. Daß Dietrich einen andern Almanach herausgeben würde, wußten wir; aber keinen Göckingkschen oder Bürgerschen. Und habe ich mich denn jemals vor einem andern gefürchtet? -Nichts von dem, was ich einbüße, und noch einbüßen kann, sobald Sie an die Spitze des Feindes treten. Denn Bohn ist nicht schuldig den Contrakt zu halten, und wär' er's auch, wie könnt' ich ihn zwingen, ein Buch 6 Jahre hindurch zu verlegen, wobei er vielleicht Schaden hätte? -Aber Freund Göckingk, der edle Aufopferer für einen Unbekannten! Wie kann ich Bohnen nur eine Sylbe weiter von den 100 Thlr. erwähnen?« Bürger konnte nicht mehr zurück. Unterm 31. März 1778 schreibt er nochmals an Voß und legt ihm alles kar dar:***) »Indessen will ich Ihnen doch dies noch sagen und Boie kann's bezeugen, daß ich nicht meine oder der zunächstmeinigen Behaglichkeit suche, sondern außerdem die Sorge für eine ver- *) Strodtmann, Bürgers Briefe. 273. "*) Ebenda. II, 229. ***) Ebenda. II. 266.
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