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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1906
- Strukturtyp
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- Band
- 1906-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1906
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- Deutsch
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6532 Nichtamtlicher Teil. ^ 79, 5. April 1906. Herren in den Verwaltungsrat berufen, darunter die Buch händler Bruylant und Cornölis-Lebdgue, sowie der bekannte Kunstschriftsteller Octaoe Maus. Diesem Verwaltungsrat wird je ein Abgeordneter für jede dem Verein beitretende Körperschaft beigeordnet, und die nächste Arbeit dieses Gesamtkomitees ist es nun, einen aus neun Mitgliedern zusammengesetzten Vor stand zu ernennen, sowie die Satzungen endgültig zu redi gieren Aus letzlern sei heute nur mitgeteilt, daß die Mit gliedschaft 12 Frcs, für Körperschaften 25 Frcs. beträgt, über die endgültig angenommenen Satzungen sei später be richtet. Wir wünschen dem jungen Verein, der bis jetzt aus etwa 90 Einzelmitgliedern und 10 Fachvereinigungen be steht und nunmehr glücklich über die ersten, großen Schwierig keiten hinweg ist, eine lange Periode gedeihlichen und ein trächtigen Zusammen arbeitens zum Nutzen des belgischen Buchgewerbes und des großen Kreises der Bücherkäufer. 2. Einige Rückblicke auf die Blütezeit des belgischen Nachdrucks. Wie es ein halbes Jahrhundert früher um die Buch industrie und den Verlagsbuchhandel in Belgien aussah, er fahren wir aus einem 20 Seiten umfassenden Artikel »Ua lübraii-is belKk«, den der bekannte Brüsseler Schriftsteller Maurice des Ombiaux in der Februar-Nummer der großen »Ksvus soouoraigus lutsruatiougls« unter der Rubrik »Us, vis eoouoiuiguö« veröffentlicht hat. Diese Arbeit ist eins der außerordentlich seltenen Dokumente über den belgischen Buch handel des vergangenen Jahrhunderts und dürfte auch den nichtbelgischen Fachmann und Literaturfreund interessieren durch die darin zum Ausdruck gebrachte nationalökonomische Rechtfertigung des belgischen Nachdrucks und seines wohl tätigen Einflusses auf die französische Literatur und speziell deren Bücherpreise. Der Nachdruck folgte, wie wir wissen, der Erfindung des Buchdrucks auf dem Fuße. Die Drucker von Lyon und Rouen druckten die Bücher des Aldus Manutius und der Pariser Buch drucker nach und waren sich kaum bewußt, gegen Recht und Sitte zu verstoßen. Im Jahre 1682 durch gesetzliche Verord nungen gehemmt, siedelte der Nachdruck nach Holland über, wo die Nachdrucker ihr Handwerk bis heute ungestört aus üben und früher sogar auf die von ihnen nachgedruckten ausländischen Bücher ein Privileg zum Schutz gegen andre Nachdrucker im Land erhielten. »Die Elzevirs«, sagt des Ombiaux, »die soviel zur Verbreitung und zum Ruhm der französischen Literatur in der ganzen Welt beigetrageu haben, waren Nachdrucker, aber in jener Zeit war man ihnen da für dankbar.« Belgiens Verlagsbuchhandel war nach der ruhmreichen Zeit der Plantin-Moretus unbedeutend geworden. Die geist liche Zensur ruhte schwer auf dem Buchgewerbe und es durfte sich kein Buchhändler oder Buchdrucker ohne die Genehmigung des Erzbischofs von Mecheln und des Rats von Brabant niederlassen. Er mußte sich zur katholischen Religion be kennen und schwören, kein von der Zensur verbotenes Buch zu veröffentlichen oder zu verkaufen. Nur Lüttich erfreute sich einiger Freiheiten und beschäftigte in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zahlreiche Pressen im Dienste von Londoner, Kölner und Frankfurter Buchhändlern. Die Kriege Napoleons machten dem französischen Nachdruck im achtzehnten Jahrhundert dadurch ein Ende, daß sie Belgien in Frankreich einverleibten. Die belgische Revolution von 1830, die zur Unabhängigkeit Belgiens führte und deren Beweggründe die religiöse und sprachliche Verschiedenheit der 1815 Holland willkürlich angegliederten südlichen Provinzen waren, gab den Anfang für ein Aufleben des Verlagsbuch - Handels, der im liberalen Belgien bereitwilligst alle vom reaktionären Regiment in Frankreich verbotenen Pamphlete und Bücher herstellte. Hierzu kamen die hohen Bücherpreise, an denen die Pariser Verleger trotz des größer gewordenen Bildungs- und Lesebedürfuisses festhalten zu müssen glaubten, so daß die Werke der Balzac, Dumas, Nodier, Vigny, Sand, Sandeau in ganz Belgien einen Absatz von höchstens je 200 Exemplaren fanden. Da begannen belgische Verleger, als die ersten Laurent und Möline, an Stelle der teuren Oktavbände die französi schen Erzeugnisse in dem bequemeren Sedezformat (in 180.) nachzudrucken und zum Fünftel des Originalpreises zu ver kaufen. Ihr Beispiel wurde natürlich rasch nachgeahmt, und bald waren fünf große Verlagsgesellschaften gegründet, die zusammen ein Kapital von etwa 10 Millionen Francs auf brachten und sogar von der »ttsuqas äs Rslgiqiisr unterstützt wurden. Im Jahre 1847 hatte die Firma Msline, Cans L Cie. diese große Produktion, mit der die ganze gebildete Welt überschwemmt wurde, an sich gerissen und ihr Verlags katalog zählte 3—4000 Werke. Jetzt begannen aber die Verhandlungen zwischen dem ersten belgischen König Leopold I. und dem Gouvernement des Prinz-Präsidenten Louis- Napoleon, die dem zu so schöner Blüte gelangten Gewerbe ein unübersteigbares Hindernis in den Weg legten. In zwischen war eine andre Verlagsgesellschaft groß geworden, die Firma Lacroix, Verboeckhoven L Cie., die die sämtlichen Verlagsreste der Nachdrucker aufkaufte und durch unermüd liches Verlegen französischer und belgischer Literatur fünf undzwanzig Jahre lang das verlegerische Zentrum des intellektuellen Belgien und eines großen Teils von Frank reich bildete. Von hier kamen die von der Reaktion geachteten Schriftsteller nach Belgien, damals dem Lande des Liberalismus und der Preßfreiheit, und sie fanden bei der Firma Lacroix L Cie. meistens Hilfe und — Honorar. In jener Zeit hat der belgische Verlagsbuchhandel das reichlich wieder gut gemacht, was er durch den Nachdruck ge fehlt haben mochte, und sein großes Verdienst ist es, Victor Hugo in einer Zeit geholfen zu haben, wo er als Flüchtling und mittellos in Brüssel festen Fuß zu fassen bemüht war. Die Firma Lacroix verlegte damals Hugos »Llstoirs ä'an sriins« und »Uspolöou ls kstit« und blieb dem verfolgten Dichter auch treu, als dieser auf Vorstellungen des Pariser- Kabinetts, bezw. des belgischen Ministeriums hin Belgiens gastlichen Boden verließ und nach der englischen Insel Jersey übersiedelte. Hier schrieb Hugo seine unsterblichen »Llieörsblss«, mit der die Firma Lacroix einen in der Ge schichte des Verlagsbuchhandels beinahe beispiellosen Erfolg erzielte. Dieser Erfolg, der neben dem Ruhm des Dichters auch den Namen der Firma in die entlegensten Ortschaften Belgiens und Frankreichs trug, ja in der ganzen Welt ver breitete, gab den Besitzern die Idee ein, das triumphähnliche Erscheinen des Romans durch ein Victor Hugo gegebenes Bankett zu feiern, das als das »Lsuqust äs« Lliskrsblss« ein Ereignis der Literaturgeschichte bedeuten sollte und am 16. September 1862 die Elite des geistigen Belgien und des Heimatlandes Victor Hugos um diesen und seine Söhne scharte und an dem auch die Spitzen der Pariser Behörden teilnahmen. Der deutsch-französische Krieg, dessen siegreicher Ausgang für Deutschland nach des Ombiaux den Anstoß zur flämischen Bewegung, d. h. dem Hervordrängen des germanischen Ele ments in Belgien bedeutete und den französischen Einfluß erheblich abschwächte, hat dem belgischen Verlagsbuchhandel einen empfindlichen Schlag versetzt. Auch die große Firma Lacroix, Verboeckhoven <K Cie. wurde davon betroffen und begann zu sinken. Das Ablaufen ihres Verlagsrechts für die »LlikvrablsL« trug zu ihrem Untergang mit bei, trotzdem sie im letzten Jahre des Verlagsvertrags noch
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