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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1906
- Strukturtyp
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- Band
- 1906-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1906
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- Deutsch
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79, 5. April 1906. Nichtamtlicher Teil. 3533 eine ganze Anzahl von großen Auflagen dieses Meister romans in den verschiedensten Formaten auf den Markt gebracht hatte. Der Absturz der Firma verlief rascher noch als ihr Aufstieg. Bei ihrer Auflösung wurden ganze Eisen bahnzüge voll Bücher aus den stattlichen Geschästslokalen in der Avenue de la Toison d'Or, die sogar mit mehreren Aufzügen und einem Schienenweg versehen waren, in eine Papiermühle nach Gent abgeführt, und nur ein kleiner Teil der enormen Restvorräte aus der Blütezeit des belgischen Nachdrucks wurde durch den Brüsseler Buchhändler Boitte vor dem Einstampfen bewahrt. 3. Der gegenwärtige Stand der Volksbibliotheken in Frankreich. Während über die Bewegung der Volksbibliotheken und Lesehallen in den letzten Jahren aus Deutschland, England und Amerika Nachrichten von bedeutenden, erfreulichen Fort schritten an die Öffentlichkeit gebracht worden sind, gelangten solche aus unserm französischen Nachbarlande äußerst spärlich zu allgemeiner Kenntnis. Zum erstenmal erfahren wir jetzt Genaueres hierüber in einer zusammenhängenden, ver gleichenden Studie des bekannten Universitätsprofessors Historikers CH. V. Langlois, die dieser dem ersten Heft der neu gegründeten Zeitschrift »Uallstin äss Uibliotbtzgnss popu- lsirss« (Verlag von Cornslr» L Cie. in Paris, jährlich 9 Nummern, Abonnements-Preis 3 Frcs.) als Einleitung und Programm vorausgestellt hat. Wir ersehen aus dieser Arbeit, daß das Interesse für Bibliotheken, die berufen sein sollen, die in der Schule er haltene Ausbildung fortzusetzen, in Frankreich schon ziemlich alten Datums ist und die Gesetzgeber der Revolutionszeit bereits ihre Notwendigkeit dadurch anerkannt haben, daß sie durch Beschluß vom 7. Pluviose des Jahres VIII verord- neten, daß jedem Kreise eine »Ueols osntrsls äs äöpsrtsmsntr angegliedert werde, aus denen heute die bestehenden etwa 100 Stadtbibliotheken geworden sind. Ein gleichzeitiger Versuch, in den 543 Distrikten »allen zugängliche« Biblio theken zu schaffen, scheiterte dagegen vollständig. Unter dem König Louis-Philippe wurden neue Vorschläge gemacht, den armen und arbeitenden Klassen Volksbibliotheken zu errichten; die provisorische Regierung von 1848 beschäftigte sich gleich falls mit dieser Aufgabe, und das vom Minister Freslon an sämtliche Präfekten erlassene Rundschreiben betreffs Schaffung von ländlichen Bibliotheken war zwar gut und enthielt praktische Ratschläge hinsichtlich der Auswahl der zu beschaffenden Bücher, wurde aber nicht mehr befolgt, als die früher» Beschlüsse. Inzwischen hatte die private Initiative ebenfalls ein zugreisen versucht. Eine 1850 gegründete »^.ssooistion uni- vsrsslls ponr la konästion äs bibliotbögass oommnvalss« ging ohne Erfolg rasch wieder ein. Dagegen gewann die 1862 ins Leben gerufene »8osi6t6 UvcmlUw« Bedeutung und Um fang. Sie hat durch Rat und tätige Beihilfe (in Geld- und Büchergeschenken» die Bewegung der Volksbibliotheken in nunmehr 45 jährigem Bestehen unterstützt und populär gemacht. Ihr Vereinsorgan, das »UnIIstw äs 1a Sosists Uravlrlin pour lg, xropsAstion äss bibliotbbgnss populmrss st militmrss« , hat seit 1869 bereits 418 Nummern herausgegeben. Auch die »IllZns äs l'snssiAvswsvt« hat seit 30 Jahren viel zur Einrichtung von Volksbibliotheken beigetragen. Im Jahre 1873 wurde die Frage von der französischen Regierung wieder untersucht und dabei fest gestellt, daß in Frankreich 773 r kibliotbögass xopnlmrss« mit 838 032 Werken existierten; im Jahre 1902 bestanden in Frankreich 2911 Volksbibliotheken mit staatlicher Unter stützung und Aufsicht, im Besitz von zusammen 4 166 417 Bänden. Hierzu kommen die Bibliotheken von Paris und Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. die »8sotiovs popnlsirss« der großen Stadtbibliotheken, schließ lich etwa ein Tausend »freier« Volksbibliotheken, ohne staat liche Beihilfe und konfessionslos. Eine zweite, numerisch sehr bedeutende Gattung von Volksbibliotheken stellen die »Libliotbögnss soolsirss«, seit 1880 auch »llibliotbtzgnss xopulmres äss Loolss publignss« genannt, die im Jahre 1860 auf Anregung des Ministers Rouland eingerichtet worden sind, der in Anlehnung an die alte Forderung aus der Revolutionszeit dekretierte, daß in jeder Gemeinde eine Bibliothek im Anschluß an die Schule errichtet und vom Gemeindelehrer verwaltet werde. Der artiger Schulbibliotheken gibt es 43 411, also etwas mehr als die Zahl der Gemeinden Frankreichs, obwohl lange nicht jede Gemeinde eine solche besitzt, mit 6 978 503 Bänden, Schulbücher einbegriffen (1902). Langlois stellt nun aber fest, daß die imponierende Zahl von 100 Stadt-, 3000 Volks- und 40 000 Schul bibliotheken an Bedeutung sehr verliert, sobald man den Inhalt dieser Bibliotheken auf ihre Qualität hin prüft. Denn der Wert von Volksbibliotheken vor allem ist auf der Auswahl der Werke begründet, die man dem Volk zu dessen Fortbildung und Hebung bietet. Da nun diese Volksbiblio theken so gut wie gar kein regelmäßiges Budget besitzen und auf Schenkungen angewiesen sind, so ist ohne weiteres einzu sehen, welchen Gefahren und Einflüssen sie unterworfen sind. Sie enthalten namentlich solche Werke, die von , ihren frühern Besitzern als mehr oder weniger veraltet, bezw. als unbrauchbar abgestoßen worden sind. So enthielt z. B. eine in früherer Zeit vom Verfasser besuchte »Libliotbbgus rnrsls« 400 von einem Priester gestiftete Bände, von denen 100 lateinisch geschrieben waren und der Rest aus Gebetbüchern und theologischen Werken bestand. — Bei den Stadtbibliotheken stehen die Verhältnisse besser. Von den hundert vorhandenen haben immerhin 28 ein Jahres budget von über 10 000 Francs, dagegen ist die Besoldung der Bibliothekare nicht glänzend. Nur 103 von ihnen be ziehen ein Jahresgehalt von 1800 Francs oder mehr. — Ganz ungenügend sind aber die 3000 Volksbibliotheken dotiert. Nur 200 von ihnen (Paris ausgenommen) haben ein Bücherbudget von mehr als 500 Francs. Ein großer Teil des Zuwachses der Volksbibliotheken wird aus den Subskriptionsexemplaren gebildet, die ihnen vom Ministerium des Innern überwiesen werden. Und auch hier wieder entsprechen die dafür ausgeworfenen Be träge nicht einmal den dringendsten Anforderungen und die Höhe der bewilligten Kredite geht merkwürdigerweise zurück, während das gerade Gegenteil der Fall sein sollte. Dieselben betrugen nämlich für die »Libliotbögnss popnlmrss äss Leolss publigass« im Jahre 1884 noch 250000, 1904 nur noch 113000, 1902 waren sie sogar auf 93 000 Francs zurück gegangen. Und was hier wieder die Qualität dieser Art von Bücherzuwachs betrifft, so muß betont werden, daß nur die von den Verlegern unverlangt (ä'otüss) eingesandten Bücher von einer der zwei dafür eingesetzten Kommissionen geprüft werden (Oommission oonsattgUvs äss bibliotbtzgass poxnlairss, oom- muvslss st librss; Oommission äss bibliotböguss äs 1'snssigns- msnt primmrs). Nachdem Langlois so ein klares Bild vom heutigen Stand der Volks-Bibliotheken in Frankreich gegeben hat, zieht er zur Vergleichung und Nachahmung die bestehenden Einrichtungen in den andern großen Kulturländern heran und gibt uns einen Überblick über die Vvlksbibliotheks- bewegung in Deutschland (seit 1895), England (seit 1850) und Amerika, von denen letzteres an erster, England an zweiter Stelle stehe. »Von Zeit zu Zeit«, sagt er mit Bezug hierauf, »empfindet ein Franzose, der von einer Reise nach England und den Vereinigten Staaten zurückkommt und 465
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