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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1906
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- Deutsch
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99, 1. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 4333 spendet und nie etwas wieder dafür empfängt. Dennoch wollen Reden, wie Deine gewöhnliche: Ich weiß noch nicht, wie ein Heller von ihm aussieht, fast nichts anders sagen. »Du bist Verleger meiner Gedichte gewesen, und hast, wie ich von Herzen hoffe und wünsche, guten Vortheil davon gehabt. In Ansehung der ersten Ausgabe hast Du mir zwar einen guten Accord gewährt, allein der Absatz war auch gewiß nicht klein, und ich hatte Dich in Ansehung der Stärcke der Auflage nicht eingeschränkt. Bey der zweiten Auflage haben wir wie gute Freunde, die auf ihre Gesinnung gegen einander bauen, gar keinen Accord getroffen. Was davon bis jetzt in meine Tasche geflossen ist, will in der Thal nicht viel sagen. Allein dennoch erinnere ich mich nicht, deshalb nur mit einem Worte bisher gegen dich queruliert zu haben. Daß Du indessen keinen geringen Absatz davon gemacht haben mäßest, ist wohl dieß Beweises genug, daß Du gleich nach der ersten Meße eine neue Auflage und in diesen Tagen wiederum, wie ich gewiß weiß, noch eine neue hast nachschießen laßen, ohne mir ein Wörtchen davon zu sagen. Warum Du dieß nicht für gut befunden hast, laße ich dahin gestellt seyn. Indessen kann ich nicht leugnen, daß mir dieß heimliche Verfahren sonderbar genug vorkommt, und unter andern auch wegen der Druckfehler, welche Nachschüße gegen die ächte von mir revidierte Auflage verrathen, sehr unangenehm ist.- -Seit beynahe zwanzig Jahren habe ich den Musenalmanach niit Beiträgen ausgesteuert, die gewiß seinem Absätze nicht nachthsilig gewesen sind. Gegen 15 Jahrgänge habe ich selbst besorgt und der Mus. Alm. hat den besten unter den vielen in Deutschland immer das Gleichgewicht, wo nicht gar bisweilen das Übergewicht gehalten. Bey so bcwandten Umständen, war es ja doch wohl nichts so gar übergroßes, wenn Du mich mit Büchern, Geld und anderen Bedürfnissen unterstütztest, da meine Schuld immer durch Honoraria wieder getilgt, oder vermindert wurde. Bist Du denn der einzige Verleger, der seinem Autor avancirt, oder bin ich der einzige Autor, der sich seines Ver legers auf solche Weise bedient? Mir däucht, ganz andere Männer als ich, die es weit weniger nöthig hatten, wußten Dich ganz anders als ich zu strapaziren, ohne daß es Dir cin- fallen durfte. Dich für ihren Wohlthäter zu halten. -Wenn Du mich frey mit nach Hamburg genommen, mir und den Meinigen manche Galanterie gemacht hast, so habe ich Dir auch den Macbeth, den Münchhausen u. s. w. umsonst ge geben, und manche kleine Gefälligkeit erwiesen, die Du einem Fremden hättest bezahlen mäßen. So wenig Werth ich auch in Ansehung meiner auf so etwas lege, so ist es Dir doch gewiß nicht ohne hübschen Nutzen gewesen. So willkommen ich in Deinem Hause immer war, so warst Du es auch in dem meinigen, wiewohl ich Dich freylich nie so reichlich habe bewirthen können, als Du mich immer bewirthet hast. Ich denke indessen nicht, daß man dergleichen Jemand gerade unter den Wohlthaten anrechnen kann, oder Du würdest ein Wohlthäter aller derer seyn, die je bey Dir gegessen und getrunken, ohne daß sie es wieder quitt gemacht haben. »Noch bin ich so weit nicht von Gott verlaßen gewesen, daß Du nöthig gehabt hättest, mich umsonst zu speisen, zu tränken, zu kleiden, zu beherbergen, und hoffe, es wird auch künftig nicht der Fall seyn. Was soll denn also die großprahlende verachtende Wohlthäter Miene? — Du siehst aus allem diesen, daß wenn wir gegen einander zu Rechnung kommen, für Dich nicht so viel übrig bleibt, daß Du die Backen so gar voll gegen mich nehmen könntest, usw.« In diesem Tone ist der ganze Brief gehalten, zum Schluß bittet Bürger noch um eine Abrechnung. Dieterich wird auf diesen Brief in sehr erregten Worten geantwortet und dabei in besonderer Weise darauf hin gewiesen haben, daß Bürger ihm seinen Sohn entfremde und in seine Gesellschaft ziehe. Der Dichter antwortet unterm 7. April! 2') »Über den Ton Deiner Antwort könnte ich mich wohl be schweren. Denn er ist in der That beleidigend; allein ich will mich dadurch nicht beleidigen laßen.<- -Deinen Sohn haben weder ich noch meine Frau angezogen. Er fand sich in Kospoths Zirkel, als meine Frau mit der Frau von Kospoth Bekanntschaft und Umgang errichtete. Da er sowohl selbst artig und wohl zu leiden, als auch der Sohn eines meiner genauesten und ältesten Freunde war, so konnte und durfte er doch wohl bey den gemeinschaftlichen Unter haltungen und Zeitvertreiben nicht zurückgesetzt werden. Daß es ihm keine Schande brachte unter uns zu seyn, das räumest Du selber ein. Ob es übrigens ein tadelhafter Zeitvertreib für ihn war, statt anderer Streifereien ein Paar Seiten auswendig zu lernen, und einige mahl nach seinen vollbrachten Geschäften in tadelloser Gesellschaft zwey oder drey Stunden zuzubringen, darüber mag ich mit Dir nicht disputieren. Stand Dir das nicht an, so konntest Du es ihm untersagen, und brauchtest weder mit mir zu maulen, noch meine Frau zu häkeln.- Sehr erregt scheint sich Dieterich über den Vorwurf zu haben, daß er von den Gedichten einen Neudruck ohne Wissen des Autors gemacht habe. Er bezeichnet Bürgers Vorwurf als schändlich und lasterhaft und will ihm diesen Vorwurf weder vergeben, noch vergessen, noch verschmerzen, Bürger habe ihn zu sehr in seiner Ehre als Buchhändler gekränkt. Der Dichter begründet seinen Vorwurf aufs neue und be streitet, daß dieser Nachschuß nur auf schlechtem Papier ge druckt worden sei, um, wie Dieterich angeführt hat, dem Nach druck entgegenzuarbeiten; er selbst habe Exemplare auf gutem Papier in Händen gehabt, die eine große Anzahl Druckfehler zeigten, welche die Originalausgabe nie und nimmer habe. Er beteuert dann, daß er nie daran denken werde, wie Pro fessor C. Girtanner zu handeln, der mit Dieterich in eine häßliche und langwierige Zeitungsfehde geraten war, weil dieser während einer längeren Abwesenheit des Verfassers 500 Exemplare des ausverkauften ersten Bandes eines von ihm verfaßten medizinischen Werkes hatte nachschießen lassen. Bürger verwahrt sich also ausdrücklich dagegen, daß er so wie Girtanner handeln könne, selbst nicht, wenn Dieterich ihn noch so sehr kränke. Ec hätte in seinem Briefe nur alles so offen und ehrlich gesagt als bloße Notwehr gegen Dieterichs übertriebene Wohltatsanmaßungen; es wäre un gerecht, zu behaupten, daß er ihm etwas abtrotzen wolle. Er hätte nur auf frühere Versprechungen gebaut und gefordert, was ihm früher versprochen, sei übrigens noch zu einer höheren Miete bereit. Dieterichs Abneigung gegen Bürgers Frau war, wie wir aus der Folge wissen, nur zu berechtigt, und der unglückliche Dichter hatte seine übereilte Heirat mit dem »Schwaben- mädchen« schwer zu büßen. Nach dem Vorgefallenen war es nur erklärlich, daß Dieterich eine Verbindung seines Sohnes mit einer Freundin der Frau Bürger nicht billigen konnte, erfreute sich doch das Michaelissche Haus keines völlig tadel losen Rufs, war doch der Sohn Philipp Michaelis der erste Liebhaber der Frau Bürger, über deren leichte Sitten man in Göttingen die Köpfe schüttelte. Elise Bürger hat aber anscheinend, schon um Dieterich zu kränken, das Liebesver hältnis gefördert; ihrer Mutter schreibt sie am 11. Oktober 1791:-«) In Michaelis' Hause ist auch alles gesund. Wegen der so genannten Brautschaft meiner guten Lotte mus ich ihnen mit wenig Worten die versprochene Geschichte erzählen. Sie machte bei mir Bekanntschaft mit dem jungen Dietrich, ältsten Sohn des Buchführcrs. Dieser junge Mensch verliebte sich in sie, und erhielt ihre Gegenliebe. Natürlich also, daß er bei seinem Vattcr um die Einwilligung ansuchte, und wir alle zweifelten nicht daß er sie erhalten würde. Aber alles Bitten des Sohnes war umsonst — der Vatter wollte keine Geheime Justiz Raths- Tochter für ihn haben, sie hätte zuviel Belesenheit und Ver stand, und zu wenig wirtschaftliche Kenntnisse, dabei zu wenig Vermögen und, kurz er wollte sie nicht; der Sohn flehte und trozte, alles umsonst. Ihre Mutter, die nur wünschte das Glück des Herzens ihrer Tochter zu machen, und sonst aus nichts sah, wurde am Ende doch auch durch das Betragen des Alten gekränkt, und verbot Lotten, den jungen Mann zu sehen; ") Strodtmann, Bürgers Briefe IV. 117. Börsenblatt skr den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. ') Strodtmann, Bürgers Briefe IV. 133. 568
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