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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1906
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- Deutsch
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433V Nichtamtlicher Teil. 99, 1. Mai 1906. liegende Gründe eben so wenig als ich in Verfassung der gleichen zu bestellen. Sonst weiß ich, thätet Jhr'S gewiß. Allein Ihr seyd ein mächtiger, vielgeltender Kerl; und ich traue Euch zu, daß Ihr mir vielleicht einen andern Bürgen ausmachen könnt.« Im andern Schreiben finden sich dann folgende Aus drücke: .Unser Merkchen soll schon Aug und Herz kizeln, Du alter Pantalon».°) — »Du bist ein Windmacher von hinten und von vorn.-") — »Der bekränzte Titel ist ein Sch ... titel, movsisur Superklug. Meinetwegen, du alberner Geselle.«") An andrer Stelle") heißt es dann wieder: »Alter Hernmschwärmer«, und im gleichen Briefe: -Die Neäisaveo sagt, Du alter volblütiger KOjähriger Knabe waltest noch einmal taufen lassen. DaS wäre denn doch wol ein Artikel in die Chronik.« Am 15. Juni 1780 wendet sich dann Bürger an Dieterich um Geld. Der Brief ist überschrieben:") »Angst- und Nothschuß um Hülfe. »Mit Zittern und Beben, alter Knabe, schreibe ich diesen Brief; und mit noch mehr Zittern und Beben werde ich deine Antwort erbrechen. ErbrechenI — Nein, das wage ich so ge schwind nicht. Ich gucke erst verstohlen irgend wo durch eine Rize, ob ich mir Leben oder Tobt weissagen tue. Jsts Leben, so tanze ich auf einem Beine; ists Todt, so sind die Pistolen schon geladen, und du kannst dich nach einem andern Autor umsehen. Aber ich mache noch Hocuspocus, da mir das Waßer an die Keele geht. Kurz und gut, ich size, mit Ehren zu melden, in Sch.... bis über die Ohren, und wenn du mich nicht her aushelfen und reinwaschen helfen kannst, so sey mir Gott gnädig. Bei Verlust meiner Ehre muß ich binnen hier und Johannis 500 Rthlr. schaffen und auszahlen. Gegen 300 Rthlr. habe ich zusammen. Das übrige, wenns mir Gott nicht durch ein unmittelbares Wunderwerk giebt, weih ich auf keine Art zu schaffen, als so Gott will, durch dich. Nun urtheile, Pursche, von meiner Angst! Denn da das Schicksal mir seit einigen Monaten her mehr denn einen fatalen Streich gespielt und mich in der sichersten Erwartung betrogen hat, so habe ich fast allen Mut, alle Hoffnungen verloren. »Komm doch bald heraus, lieber Alter! Ich bin ganz allein und balge mich mit Grillen herum. Es ist doch wenig stens Erleichterung, wenn man einem theilnehmenden Freunde klagen kann, wo einem der Schuh drückt. Komm baldl bald! wenn du mich lieb hast.« Dieterich scheint geholfen und das Geld persönlich nach Appenrode gebracht zu haben, wenigstens deutet dies ein weiterer Brief Bürgers vom 23. Juni 1780 an. Er trügt die Anrede: »O du erhabener Prophet Habacuc« und ist recht bezeichnend für den Dichter:") »Stelle Dir vor, was für einen Teufelsstreich ich beinahe begangen hätte. Weil ich seit einiger Zeit mehr denn jemals von den göttingschen Musensäuglingen, die ich oft mein Leben lang nicht mit Augen gesehen, noch mit meinen Ohren nennen gehört habe, heimgesucht werde, so hatte ich bereits Bescheid ertheilen lassen, daß ich nicht zu Hause wäre. Augenblicklich aber fiel mirs auf, daß es vielleicht der große Habacuc mit seinem Brei selbst, oder doch einer seiner Jünger seyn könnte. Ich visirte also verstolen durch die Fensterscheiben und siehe da I wie gedacht, so war's. Ich rathe Dir bei dieser Gelegenheit, mein lieber Alter, wenn Du künftig einmal selbst kommen soltest, daß Du Dich nicht gleich abweisen laßest, sondern Deine Helle Tenorstimme durch die ganze alte Burg erhebest, damit ich in dem Winkel, wo ich etwa stecke und den Athem an mich halte, innen werde, wes Geistes Kind der angekommene Gast sey. Nun Du scharmanter Knabe, solst Du meinen wärmsten Dank für Deinen freundschaftlichen Beistand haben. Ich zweifle ') Strodtmann, Bürgers Briefe II, 269. °) Ebenda. >°) Ebenda III, 282. ») Ebenda II, 344. ») Ebenda III, 16. ") Ebenda HI, 16. zwar, daß ich von K(ästner) was erhalten werde, indessen wil ich ihn doch wirksamer tribuliren, als Du gethan haben magst. Du kauft lebenslang auf meine Treue rechnen. Nun mir das Herz ein bischen leichter wird, soll es auch mit allem Ernst über den Mus. Alm. her gehen. Sorge nicht, daß er wieder so spät fertig werde, wie vor dem Jahre. Allein troz ollen Avertissements schicken die guten Köpfe dennoch immer ihre Bei träge nicht früh genug ein. Die Schofellieferanten, die da fürchten den Jahrmarkt zu versäumen, sind immer früh genug bei der Hand. Allein soll man denn mit diesen so früh an fangen und sich hernach ärgern, wenn man was besseres an die Stelle hätte sezen können? Wie gesagt: Sorge für nichts! Ich habe nun Luft. »Künftigen Sonntag hoffe ich Dich weiter zu sprechen. »Ich habe immittelst einen Jnterimsschein ausgestellt, der hier etnliegt. »Leb wohl, lieber Habacuc.« Von dem herzlichen Verhältnis zwischen beiden zeugt auch der Brief, den Dieterich am 6. August 1781 an Bürger richtet:") »Liebster Herr Bruder. -Du solst doch der brave, und Ehrliche Mann seyn und bleiben, ob Du mich gleich geängstiget, und gequält hast. — -Wie kaust Du mich das übel nehmen? daß ich ein Paar Baut. Wein geschickt. Ich habe dis Truthühner mir für Geld ausgebethen, es ist aber als wann ich die Bücher, so Du ver langst, auch Schencken solte, ich habe sie gefordert und muß sie bezahlen. Sie leben noch, da aus dem Besuch nichts wurde, die Casselaner gingen fort, und Böhm reifete mit seinem Bruder nach Cassel, ist gestern wieder gekommen, künfftigen Mittwoch abend aber sollen Sie gespeist Werden, und würd Lieut. Böhm mit seinem Bruder bey mir Essen, wilst Du herrein kommen, so bist Du mir wilkommen, und der angenehmste Gast dabey, gefrohrenes so Deinen Gaum Kühlt, solst Du haben. Grüße, und Küsse Deine Frau, und Sage Ihr, Sie solte mir nichts übel nehm, ich wüsste ja, daß Ihr Wein jezo im Keller Fehlte, und Sie mehr Puter und Endten und Hühner auf dem Hoffe lauffend hätte, als Baut. Wein im Keller. Auß Stoltz ist es wahrhafftig nicht geschehen, darin Kenst Du mich nicht. Schcncke mir nur mahl ein Manuspt., Du solst Sehn, ob ichs nicht an nehme mit Freude und Danck.» Ein andermal unterhandelt Bürger mit ihm wegen Her übersetzung des Macbeth. -Hier Freund, ist ein Manuskript, wonach Du doch immer so seufzest-, schreibt er ihm unterm 23. März 1782"); wenn es Dir anders anständig ist, wovon Du mich gleich benachrichtigen mußt. — Was denkst Du dran zu wenden? Mit dieser sonst unverschämten Frage würde ich Dir nicht zu Leibe gehen, wenn mir nicht an einer gewissen Stelle, die Du leicht errathen kannst, der Schuh ganz übermäßig drückte. Ich muß jetzt meine Talente zu Gelbe machen, wo ich nur weiß und kann, und bin in einem solchen Zuge, daß, wenn es so fortgeht, ich Dir bald mit mehr Manuskript übern Hals kommen werde, als Du vielleicht ver langst. Aber noch einen Vorschlag I — Diesen Macbeth, der Dir, trotz allen andern Macbeths auf Erden, gewiß nicht zur Maculatur werden soll, will ich Dir rein weg schenken; wenn Du etwas kannst, woran ich aber leider verzweifle.« — Wir wissen nicht mehr, um was es sich damals gehandelt hat; aber Dieterich hat geholfen. Aus spätem Äußerungen Bürgers geht hervor, daß er ihm den Macbeth ohne Ver gütung überlassen hat. Die nächsten Briefe beschäftigen sich aber noch mit einer eventuellen Honorarfrage. Am 28. März heißt es"); -Aber, Du Hans Affe, was frägst Du wohl nach einem Helden Gedicht (den Homer meinst Du doch?), da Du mir auf meine neuliche Anfrage gar nichts Bestimmtes geantwortet hast, wie denn nun auch der Teufel daraus klug werden mag, was Du mit dem Macbeth vorhast. Das weiß ich wol und traue es Dir vollkommen zu, daß Du mir allen Profit allein ließest, ") Strodtmann, Bürgers Briefe III, 48. '«) Ebenda III, 71. -«) Ebenda III, 72.
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