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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1906
- Sprache
- Deutsch
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aber das mag ich nicht, und wäre unverschämt von mir, wenn ich's annähme. Ich wolte, daß ich's auf den Rippen hätte, Du sottest einen ganz andern Kerl an mir finden. Dann thäte ich alles boooris st awicitias causa, und wir wollten ganz was anders beschicken, als so, da einen Gram, Grillen und Sorgen zu Boden schlagen.» Nachdem er Dieterichs Antwort erfahren, schreibt er unterm 4. April:") -Mache Du mir den Macbeth so gut wie möglich zu Gelbe. Ich habe bald wieder ein Schauspiel und zwar im Original fertig. Der Henker weiß, wie mir die Lust zu Schauspielen so auf einmal angekommen ist. Ich glaube, die SO St. Louisd'or, die Du dafür erobern willst, begeistern mich. Ach, Du armer Peter, wenn Du statt SO Louisd'or nur erst SO Thlr. hättest. Ich bitte Dich nur, prostituire mich nicht bei den Komödianten umher. Will einer kurz und gut unter Borbehalt des Mspts. was dafür geben, so ist's gut. Wo nicht, so laß den Bettel drucken. Was Du mir dafür gut thun kannst, das weiß ich thust Du ungefordert und mehr verlange ich nicht. Es ist hinlänglich, daß Du meine Schubbejackerei weißt; auf dem Theater braucht sie ja noch nicht bekannt zu werden.» Lichtenberg griff oftmals vermittelnd ein, und auch in diesem Fall war sein Urteil für Dieterich maßgebend gewesen. Ec schrieb in dieser Angelegenheit: >°) »Mein lieber Dieterich. Das ist ein betrübtes Trauerspiel. Ich meine nicht den Macbeth, sondern des Aintmanns Briefe. Ich habe das aber fürwahr vorausgesehen. Du großer Gott, was ist da zu thun. Wenn ich das Geld hätte, so gäbe ich es gleich hin, allein der Himmel weih, daß ich das nicht kan, und ich weiß auch nicht, wo welches herzuborgen wäre. Wenn Du cs ihm einigermaßen verschaffen kannst, so thue es. Du hast ihn ja doch an der Hand und mußt ihn zum Arbeiten anhalten. Der Macbeth ist vortrefflich. Ich will ihn noch eben behalten, weil doch heute nicht daran gedruckt werden kan. Nur Schade, daß es nur eine Broschüre ist, die nicht viel einbringt und bald nachgedruckt werden wird. Du must auf den ersten Hieb rechnen, und es schön drucken. Vielleicht wäre es gut, es vorher bekannt zu machen, etwa in der Gothaischen Zeitung hinten unter dem Gelehrten Caffecgeschwätz, zumal, daß die Hexenlieder so in Shakespears Geist dargestellt wären, als noch je etwas von diesem Manne in andern Sprachen dargestellt worden ist.» Der Macbeth erschien 1783 im Dieterichschen Verlag. Es ist erstaunlich, daß Bürger, der, wie wir wissen, gerade damals große pekuniäre Sorgen hatte und auch wegen seiner Zukunft im Ungewissen war, unterm 1. No vember 1782 Worte an Dieterich finden kann wie:'») »Mein sehr naseweiser, satirischer, kecker, verwegener, über mütiger u. s. w. Herr Verleger« und weiter im Text: »Ob Sie Maulaffe übrigens wissen, wie er mir gefallen hat oder nicht«, und an andrer Stelle: -Ist Köhler (Dieterichs Schwiegersohn) wieder da? Ist der Kanaster da? Sind Federkiele da? Ist Siegellack da? Ehe das alles nicht da ist, rührt der gnädige Autor keine Feder wieder au. Seih froh, Du Knicker, der Du mich nicht einmal wegen der Spesen für die alten zahnlosen Weiber frei halten willst, daß ich nicht nach noch mehreren Dingen frage.» -Sieh, Du Großpraler, ich schicke Morgen ein Fuder Frucht zu Markte. Das kann ich!!! Kannst Du das auch, Du Lumpenhund? Davon will ich die alten Weiber doch wohl bezahlen, ohne Dich. Willst Du indessen die Dienste der alten Weiber ver richten (denn Du hast ja doch wohl auch keine Zähne mehr), so will ich Dir den Profit gern gönnen.- Oft wurden Geschenke ausgetauscht; Bürger sandte Er zeugnisse seiner Landwirtschaft, Dieterich wartete mit aller hand Delikatessen auf; einmal bedankt sich der Dichter für Austern, ein andermal, am 17. September 1783,»°) schreibt er an Dieterich: ") Strodtmann, Bürgers Briefe. III, 72. Lichtenbergs Briefe. II, 1. ") Strodtmann, Bürgers Briefe. III, 102. -°) Ebenda III, 12t. -O Du über alle maaßen wohlthätiges Männchen! Weil die Pfirschen leider verfault sind, so schickst Du mir schon wieder so schöne Weintrauben! Nun, so viel Beeren ich dies Jahr durch Deine Freigebigkeit genoffen habe, so viel schöne Verlags Artikel jeder wenigstens ein Alphabet stark, sollst Du auch von mir haben, wenn uns nehmlich der Himmel noch ein Tausend- jährchen zusammen leben und wirtschaften läßt. Noch habe ich mich schönstens für die schöne Besorgung der Geburtstags geschichte zu bedanken. Du bist ein gar vortreflicheS Männchen, wenn man Dir nur pfeift, so tanzest Du schon. -Weil die Pfirschen verfault sind, wirst du wohl zur Aus übung des Dir ein für allemal verstatteten Zehntrechts keine Lust gehabt und also auch keinen Botenlohn bezahlt haben. Solchem nach habe ich Dir nur zur Nachricht hiermit melden wollen, daß ich den Boten bezahlen werde. Denn obgleich die Pfirschen ver dorben sind, so ist doch noch ein niedliches englisches Schreib zeug in dem Kästchen und ein Glas mit einer Salbe. Gott weiß, was das für Salbe ist. Das Wort im Briefe kann ich nicht recht lesen, und meine Muthmaßungen gehen bis jetzt nur noch aus Caviar. Sollte das Zeug gut schmecken und etwas wehrt seyn, so wolte ich Dir wohl was schicken, wenn ich nur wüßte, wo ich die Lausesalbe Hineinthun sollte. Diese Herrlichkeiten sind Dir vermuthlich entgangen, indem (Du) mir die obersten verfaulten Ingredienzen beschnobert hast. Künftig schaue auch hübsch auf den Grund. Für die Weintrauben nochmals meinen schönsten Dank! Du glaubst nicht, wie sehr Du mich damit labst. Ich könnte mich, glaube ich, todt darinn eßen. Was tobt! es ist die beste Medizin und mehr wehrt für mich, als die ganze Raths- und Universi täts-Apotheke — Adio, mein wohlthätiges Männchen.» Im Herbst 1784 zog Bürger nach Göttingen, nachdem er seine erste Frau Dorette in Gelliehausen beerdigt hatte, und nahm Wohnung bei Dieterich. Schon vorher hatte ihm dieser dahingehende Vorschläge gemacht, und als Bürger sich den Verhältnissen in Appenrode nicht mehr gewachsen fühlte, griff er auf den Vorschlag zurück.^') -Auf künftigen Johannis stehe ich Dir also mit Leib und Seele zu Befehl, wenn Dir die vorigen Verabredungen noch nicht gereut sind. Du kannst mir alsdann wohl einstweilen für den M. A. 200 Thlr. jährlich geben, die ich meiner Frau cediren will. Dagegen will und kann ich auch alsdann mehr Fleiß daraus verwenden und ihn reichlicher mit meinen Arbeiten ausstatten. Giebst Du mir Logis und sonst noch was, so werde ich Gelegenheit haben, Dir dafür andere Arbeit zu liefern.- Es mag hier der Ort sein, etwas über Dieterichs Haus in Göttingen zu sagen. Es war ein umfangreicher Besitz in der Mühlenpfortengaffe, später Prinzenstraße genannt, in dem sich außer der Buchhandlung, der Druckerei, den Wohn- räumen der Familie noch viele Wohnungen befanden. Lichtenberg erwähnt einmal, daß 50 bis 60 Personen im Hause wohnten. Da es damals Sitte war, daß die Pro fessoren im Hause lasen, so mußten auch große Räume vor handen sein. Lichtenberg allein hatte etwa 120 bis 150 Zu hörer. Aus Lichtenbergs Briefen erfahren wir mancherlei über das Haus und das Treiben darin. Da heißt es ein mal, am 9. Januar 1777 an Scharnhagen:^) -Ich habe mein Logis verändert und bin von einem Ende des Dieterich'schen Hauses an das andere gezogen, wo ich mehr Plaz habe, der mir sehr fehlte. Ich bin jetzt der nächste Nach bar vom Herrn Professor Büttner, so daß wir einander pochen können. Mein Schreibtisch steht gerade über der Druckerpresse, worin die Göttingische Zeitung gedruckt wird, welches mich an fänglich nicht wenig incommodirte, jezt bin ich es gewohnt, und in den Feyerstunden glaube ich, es fehle mir etwas.» Einige Wochen später heißt es an denselben:^) -Ich habe mich so offt über den Mangel an Comödien hier beklagt, und jezt bekomme ich sie gar ins Hauß; eine Gesellschaft von Hannoveranern und Liefländern werden in einigen Wochen ^) Strodtmann, Bürgers Briefe III, 122. ") Lichtenbergs Briefe l, 873. »») Ebenda I, 27S.
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