Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060523
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190605232
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060523
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-05
- Tag1906-05-23
- Monat1906-05
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
118, 23. Mai 1906. Nichtamtlicher Teil. 5183 Waren; Rohgewicht und Gesamtwert. Weitergehende Angaben, wie genaue Bezeichnung des Inhalts, Reingewicht der ganzen Sendung oder jeder Warengattung, Wert jeder Warengattung rc, sind nur in den Zollinhaltserklärungen für das Ausland auf gewöhnlichem Papier ja), und in diesen auch nur dann erforderlich, wenn und soweit die Zollvorschriften für das Bestimmungsland solche An gaben vorschreiben. Die Zollinhaltserklärungen für die Waren- vcrkehrsstatistik auf grünem Papier (b) sind in deutscher Sprache auszufertigen. Diese Angaben brauchen mit denjenigen in den zugehörigen Zollinhaltserklärungen für das Ausland auf gewöhn lichem Papier nicht übereinzustimmen. In welcher Sprache diese auszustellen sind, richtet sich nach den Vorschriften der Be stimmungsländer. Für die richtige Ausfertigung der Zollinhaltserklärungen übernimmt die Postverwaltung keine Verantwortung. Es fallen vielmehr die aus mangelhafter oder unrichtiger Abfassung ent stehenden Folgen lediglich dem Absender zur Last. Jedoch achten die Aufgabepostanstalten darauf, daß die Absender zu den Zoll inhaltserklärungen die richtigen Formulare verwenden, diese auch in der vorgeschriebenen Sprache ausfertigen und die Ausfüllung der Spalten »Bezeichnung des Inhalts-, »Rohgewicht- und »Ge samtwert- nicht unterlassen; ferner wird auch tunlichst dafür ge sorgt, daß die Absender die besondern Zollvorschriften des Be stimmungslandes beachten. Im Verkehr mit den meisten, hauptsächlich in Frage kommen den Ländern ist die Einziehung von nicht postalischen Gebühren (Zollbeträgen usw.) mittels Zollfrankozettel zulässig. Wünscht der Absender eines Kästchens mit Wertangabe, daß seine Sendung dem Empfänger gebührenfrei überliefert werde, so hat er dies auf dem Kästchen durch den leserlichen und in die Augen fallenden Vermerk: »L rewsttrs traue äs äroits äs äouaus- (frei von Zollgebühren zuzustellen) oder: -ä rewsttrs kraue äs äroits äs äouaus st autrss äroits uou-xostaux- (frei von Zoll- und andern nichtpostalischen Gebühren zuzustellen) auszudrücken. Der Absender muß sich aber bei der Aufgabe schriftlich verpflichten, die Gebühren usw. nach Rückkunft des Frankozettels zu berichtigen. Die dem zurück kommenden Frankozettel beiliegenden Zollquittungen werden dem Absender nach erfolgter Zahlung des Betrags mit dem Franko zettel ausgehändigt. Die Gebühr für Kästchen mit Wertangabe muß vom Ab sender im voraus entrichtet werden und setzt sich zusammen aus dem Beförderungsporto und der Versicherungsgebühr unter Ab rundung aufwärts auf eine durch fünf teilbare Pfennigsumme. Nach den meisten Ländern sind auch für Kästchen mit Wertangabe Nachnahme, Eilbestellung, Rückschein, Nachsendung, Adreßänderung und Zurückforderung zulässig. Kleine Mitteilungen. Massenverbreitung guter Volksliteratur. — Unter dieser Überschrift bringt die Zeitschrift -Das Land- vom 1. Mai 1906 eine lesenswerte Betrachtung von ?. Wilh. Schubring. Daraus sei hier das Folgende mitgeteilt: »Vor mir lag die Aufforderung, dem .Verein für Massen verbreitung guter Volksliteratur' beizutreten. Wie sollte man da nicht gern mitmachen wollen! Es ist oft genug, zuletzt wieder beim Erscheinen des Schauerromans .Graf Sade, der Frauen räuber', gezeigt worden, in welche Tiefen der Gemeinheit eine Kolportagebuchhandlung unser Volk zu führen fähig ist. Dagegen müssen wir ankämpfen. Also war ich geneigt, dem Verein für Massenverbreitung guter Volksliteratur beizutreten. »Doch ich wurde bedenklich, als ich von der »Allgemeinen deutschen Bücher- und Bilderlotteric- dieses Vereins hörte. Ich kann nun einmal alle Lotterien nicht leiden und kann von der Vorstellung nicht loskommen, daß nur der durch ehrliche Arbeit erworbene Besitz einer Familie Segen bringt. Ich kann auch nicht finden, daß es wirklich einen Unterschied macht, ob Gold oder Gegenstände von Goldeswert verlost werden; wer das eine em pfiehlt, kann das andere nicht bekämpfen, ja, er erzieht geradezu zur Spielwut, und jeder Verteidiger der Wohltätigkeitslotterien kommt schließlich doch immer auf den Grundsatz hinaus, den er vielleicht oft genug als .schlimme Jesuitenmoral' gebrandmarkt hat: Wenn der Zweck gut ist, sind auch die Mittel gut. Doch ganz abgesehen davon, was kommt denn bei dieser Bücherlotterie heraus? O, wäre ich ein Zeichner, welche lustigen Bilder wollte ich den »Fliegenden Blättern« liefern, und welch schöne Bers chen ließen sich dazu schmieden vom Bauer, der für lange Winterabende auf Erzählungen hoffte und dem der Postbote Lessings Werke als Lotteriegewinn bringt, vom katholischen Priester, der eine evangelische Prachtbibel, vom Juden, der Stein haufens Künstlersteinzeichnung »Der Gekreuzigte- erhält, oder auch vom ergrauten Juristen, der mit einer populären Ge setzeskunde erfreut werden soll. Werden bei einer solchen »Massenverbreitung guter Volksliteratur- Bücher und Bilder nicht geradezu verschleudert, vergeudet? Aber der .glückliche Gewinner' des großen Loses hat das Recht, sich nach eigner Wahl Bücher für 5000 ^ auszusuchen. Gilt da nicht, wenig stens in 99 Prozent aller möglichen Fälle, in erhöhtem Maße, was der Prospekt des Vereins mit — einem gewissen Recht — gegen die Volksbibliotheken sagt: .Die Leute wissen gar nicht, was sie eigentlich fordern sollen. Man denke sich eine Dicnstmagd, die zum erstenmal die großen Regale mit Büchern erblickt, aus denen sie sich eins aussuchen soll, und schließlich das Examen des Bibliothekars — ein Waisenkind, das sich im Dickicht verirrt hat, kann sich nicht unglücklicher und trostloser fühlen!' Ist es anders, wenn man sich so viele Bücher zum Besitz aus suchen soll? Und was soll ein Mensch mit all den Büchern an fangen? Man muß doch schon sehr verständig sein und mit Büchern umzugehen wissen, wenn man einen solchen Schatz, der einem ins Haus hereinschneit, recht zu verwerten weiß. Ich fürchte, selbst unter denen, die sich gebildet Vorkommen, werden die meisten wohl dadurch lernen, in Büchern zu blättern; aber sie lernen nicht, verlernen vielleicht sogar, worauf es ankommt: Bücher zu lesen. Die Wirkung eines solchen Gewinns wird dann auf geistigem Gebiete ebenso zerstörend sein, wie es bei großen Geldgewinnen auf wirtschaftlichem Gebiete der Fall ist und wovon jeder Beispiele kennen wird (sonst vgl. man z. B. »Gleißendes Gold-, eine Volks schrift von C. Bayer, Verlag Bahn, Schwerin). »Doch es ist wahr: Die Lotterie ist ja gar nicht der eigentliche Weg der beabsichtigten Massenverbreitung'; sie ist ebenso wie die Wohltätigkeitslotterien nur Mittel zum Zweck. Man will dadurch das Geld zu einem großen Kolportage-Unternehmen zu sammenbekommen. Die Idee ist ja nicht neu, daß man unter den alten Formen der berüchtigten Romankolportage wirklich gute Schriften ins Volk bringt; ich habe die Idee auch immer für gut gehalten. Aber der Prospekt des Vereins f. M. g. V. ist es gewesen, der mich bedenklich gemacht hat. Es wird nämlich darin ausgeführt, daß jeder Kolportageroman mit Rücksicht auf den Abonnenten sammelnden Kolporteur allermindestens aus 50—60, wenn nicht in die 100 Lieferungen bestehen muß (jede Lieferung gleich 1 Bogen zu 16 Seiten zu etwa 40 Zeilen zu 16—20 Silben*). Nun haben wohl Goethes Romane größtenteils die notwendige Länge, aber nicht den richtigen Charakter, Melchior Meyrs, Sohnreys, auch Roseggers usw. Schriften aber umgekehrt wohl den rechten Charakter **), aber nicht die nötige Ausdehnung. Die vorhandenen Volksschriften haben nicht die für die Kolportage verlangte Länge; das ist wohl der Hauptgrund, weshalb der Verein sagt: Es müssen neue Romane geschrieben werden. Damit das geschieht, macht man Preisausschreiben; aber man kann auch damit keine Kunstwerke aus dem Boden stampfen. Es ist beim ersten Ausschreiben nichts herausgekommen, und es wird auch bei den spätern nichts herauskommen, wenigstens nichts Gutes, ebensowenig wie bei den Preisausschreiben für Mosellteder und vielen andern etwas herausgekommen ist. Solche Preisausschreiben steigern nur die vorhandene Überproduktion an Mäßigem und Schlechtem; und wenn ich lese, wie die verlangten Romane nach der Elle ge messen werden, so ist mir immer wieder angst geworden vor dem daraus entstehenden Langzerren und Breittreten. Ich fürchte, der Verein zur Massenverbreitung guter Volksliteratur wird in Wahr heit ein Verein zur Massenerzeugung mäßiger, um nicht zu sagen schlechter Volksliteratur.- .... *) Ein Roman von 1000 Seiten kostet also etwas über 6 >6, das ist noch nicht teuer; aber ich schätze, daß 1000 Seiten der Wiesbadener Volksbücher etwa die Hälfte kosten werden. **) Die Herren vom Verein für Massenverbreitung guter Volksliteratur scheinen allerdings auch darin noch etwas andrer Meinung zu sein. 677
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder