Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060620
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190606204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060620
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-06
- Tag1906-06-20
- Monat1906-06
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6094 Nichtamtlicher Teil. 140, 20. Juni 1906 Gelegentlich wird in einem wertvollen und seltenen alten Werk ein fehlendes Kupfer durch Lichtdruck oder sonst wie faksimiliert und auf altes Papier gedruckt, so daß es vom Original auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden ist. So fand ich z. B. kürzlich in 6. UoskasKsl, ^.robst^ps stvckisqiis pstris Usor^ii cksoobu8 Liiirs ASvio cknos ab ip80 soslpts oornwuviost. (4 psrtss. 6uw 4 tit. st 48 tsb. ssv. Qsnook. XOII sl592j. Usulus Uasrst Uorimb. sxouä. 40.) eine Tafel dieses berühmten Insekten und Früchte dar stellenden Werks in dieser Weise ergänzt. Es ist wohl selbst verständlich, daß Antiquariatskataloge dergleichen Ergänzungen ausdrücklich erwähnen müssen — Der bekannte Kupferstecher Bernard Picart hat eine Sammlung von 78 Blättern, die er später unter dem Titel: »Iwpv8tars8 invoosir^sr herausgab, gestochen, in denen er die Manier italienischer, französischer und niederländischer Künstler, namentlich Rem- brandts, nachahmte Diese -unschuldigen Fälschungen« be- zeichnete er mit dem Namen der betreffenden Künstler. Damals sollen sich einige Leute dadurch wirklich haben täuschen lassen; heute dürfte dies wohl nicht mehr Vorkommen Da es nicht besonders schwierig ist, die Gravierung einer Kupferplatte durch Hinzufügung neuer Arbeiten, durch Entfernung von Einzelheiten, durch Zudecken gewisser Teile der Platte während des Drucks, durch Aufdruck kleiner Gravierungen mit einer besondern zweiten Platte, durch Überarbeiten einer ausgedrnckten Platte, durch Verkleinern oder Vergrößern einer Kupferplatte mehr oder weniger zu verändern, so ergeben sich durch solche Behandlungsweise auch verschiedene Gelegenheiten zur Fälschung eines Kupfer stichs. Monogramm, Ünterschrift, Datum werden gelegentlich hinzugefügt oder gefälscht. Alte abgenutzte Platten werden mit Nadel und Säure wieder zugestutzt und auf altes Papier abgedruckt. Dadurch, daß man die Blätter in einen Absud von Kaffeesatz taucht, erhallen sie den eigentümlichen Ton, der gewöhnlich nur das Werk der Zeit ist. Es dürfte gut sein, manchmal diesen »Bisterton« zu beargwöhnen. In diesem Falle wird man eine Stelle des Papiers leicht mit der Zungenspitze anfeuchten Der Speichel wird bei dem ge fälschten Papier bewirken, daß sich eine hellere Stelle zeigt; man hat also eine Fälschung in der Hand In ebenso plumper wie frecher Weise wird die Schrift alter Kupfer platten mit spanischer Kreide zugedeckt, wodurch man Drucke »vor der Schrift« fabriziert. In der früheren Eugen Felixschen Kunstsammlung befand sich eine von dieser zu einem enormen Preis erwor bene stehende Madonna auf der Mondsichel mit dem Zeichen eines gotischen ? und der Jahreszahl 1451 (Passavant II, S 6), die vor dem Bekanntwerden der Passion vom Jahre 1446 lange für den ältesten datierten Stich galt Sowohl Monogramm wie Jahreszahl dieses Blattes waren gefälscht Ein Abdruck dieser Madonna ohne Bezeichnung und Datum befindet sich in der Riccardiana in Florenz. Infolge eines gefälschten Monogramms hat Bartsch einen Zweifarbenholz schnitt »Christus am Kreuz« (B 57) dem Werke Dürers eingeceiht, während der Urheber Hans Baldung-Grien ist Durch das aus lt zusammengesetzte Monogramm Baldungs geiäuscht, hat Bartsch auch einen Holzschnitt Baldungs mit dem auf dem Boden ausgestreckt schlafenden Stallknecht, den ein altes Weib mit der Fackel weckt, dem Werke des Hans Brosamer eingereiht. Ein Stich des Giovanni Baptista del Porto: »Leda mit dem Schwan« hatte es dem Nicoletto da Modena so angetan, daß er das Monogramm des elfteren auf der Platte tilgte und sein eigenes darauf setzte, um das Werk als das seinige auszugeben. Von Velazquez gibt es ein radiertes Bildnis des Her zogs Olivarez Guzman. Duplessis (Uiswirs äs 1s grsvurs 180) hat dessen Originalität bezweifelt, weil das Blatt Ar beiten des Grabstichels zeigt. Im Berliner Kupferstich- kabinett befindet sich jedoch ein erster Abdruck von der nur radierten Platte, der nur von der Hand des berühmten Malers sein kann. Eine Radierung von Rubens, die heilige Katharina auf Wolken, ist zweifellos von einem professions- mäßigen Stecher (Vorsterman?) überarbeitet. Von den neun zehn radierten Bildnissen von A van Dyck sind in den spätem Drucken die Platten von berufsmäßigen Stechern mit Hinzufügung der Gewänder und Hintergründe mit dem Grabstichel überarbeitet. Rembrandt hat manche seiner Platten nach den ersten Abdrucken nicht bloß einmal, sondern wiederholt verändert, so daß fast die ganze ursprüngliche Komposition umgestaltet wurde. Die Abdrucke der einzelnen Plattenzustände wirken manchmal fast wie völlig verschiedene Blätter (Lippmann, Der Kupferstich Berlin 1905, Georg Reimer). So sind in den zehn Plattenzuständen der großen Auferweckung des Lazarus einzelne Figuren fortwährend geändert. Die sogenannten »Drei Kreuze« zeigen in den frühesten Zuständen die Dar stellung im vollen Tageslicht, während Rembrandt vom vierten Zustand ab die Szene in nächtliches Dunkel gerückt und fast alle Figuren verändert hat. Ähnlich verfährt er bet dem großen »Loos bowo in die Quere« (B. 76), bei seinem »Selbstbildnis« <B 22), usw. Von Rembrandts Blättern sind viele gefälscht, oder sie rühren von seinen Schülern und Nachahmern her. Auf einzelne Platten zu Radierungen von Ferd Bol, einem Schüler Rembrandts, haben spätere Besitzer dieser Platten den Namen Rembrandt gesetzt, um den Abzügen dadurch höhern Wert zu geben :»Der h. Hieronymus«, das »Brustbild eines Offiziers«). Pierre Lombart hat u. a. ein Blatt gestochen, das König Karl I von England zu Pferde mit einem Pagen zeigt. Dieser Stich ist insofern interessant, als nach dem Sturz des Königs dessen Kopf von der Platte entfernt und dafür der Kopf Oliver Cromwells eingesetzt wurde. Crom- well hatte bekanntlich 16t 9 den König aufs Schafott ge schickt. Als Georg Friedrich Schmidt bei Nie. Larmessin d. I. in Paris arbeitete und diesem bei dem Stich der galanten Szenen zu den Erzählungen Lafontaines von Lancret behilf lich war, wurde zwischen Schmidt und Larmessin vereinbart, daß Schmidt die zwölf ersten Abdrucke der vvn ihm dazu gestochenen Platten mit seinem Namen versehen durfte, während die fernern Abdrucke Larmessins Unterschrift er hielten Schmidt lieferte 25 Radierungen nach Rembrandt, brachte auch eine unvollendete Platte Rembrandts in seinen Besitz und machte diese in seiner Weise fertig. Die Platte zeigt das Kniestück eines alten bärtigen Mannes. Schmidt hat auch ein satirisches Blatt: »Das Gefängnis der gewinn süchtigen Kopisten« (Jacoby S. 26) gegen Schleuen und I. G. Schmidt, die Stiche von ihm kopierten, gerichtet. Das Blatt ist äußerst selten, da Platte und Abdrucke seinerzeit konfisziert wurden. Von Raffaels neun Stanzenbildern im Vatikan des Giovanni Volpato sind Blatt 7 und 9 von Raphael Morghen unter Volpatos Leitung gestochen. Vol pato war Lehrer und Schwiegervater Morghens. 1799 er schien in Rom: -1. Osrstsll«, ^i-xwvsutsL. 24 pl. qrsv. osr cko8. lloob. Querfolio. Die Originalausgabe dieser Blätter hat ein Titelblatt in Kupferstich mit dem Porträt von Carstens. Die Kopie hat dagegen ein Titelblatt in Typendruck und ohne Porträt (Andresen l, S. 32). Wie man im gewöhnlichen Leben eigenhändige Unter schriften zuweilen von Amts wegen bescheinigen läßt, so tut man dies vereinzelt auch einmal im Kunsthandel. Vor einiger Zeit war wenigstens eine vom Künstler selbst ge druckte Originalradierung von Bernhard Mannfeld (Fciedrichsruh, das Heim des Fürsten Bismarck) »mit notarieller Beglaubigung der Unterschrift« käuflich. Anläß-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder